Ich muss dazu sagen, dass auch ein wenig Interesse am chinesischen 112er geweckt wurde, nachdem mir dieses dann doch eher weniger verbreitete Fahrzeug in der letzten Zeit doch ein paar Mal über den Weg gekommen ist. Löwe, T34 und IS-6 sieht man oft, mittlerweile ab- und an auch mal den FCM50t, aber der 112 ist irgendwo doch ein wenig ein Exot, zumindest hatte ich ihn bisher nur selten in Gefechten getroffen. Wenn ich ihn dann aber mal als Gegner hatte, ist mir aufgefallen, dass die Kisten ziemlich zäh sind und den durchschnittlichen WoT Gumbaspieler regelmäßig vor Probleme stellen. Nebengedanke war natürlich, dass meine chinesische Heavycrew auf dem 110er grottenschlecht ist und ich nun zusätzlich ein Premiumfahrzeug zur schnelleren Ausbildung der Besatzung nutzen kann.
Für ein allumfassendes Review habe ich aktuell zu wenig Runden darauf gefahren, ich schildere mal meine bisherigen Eindrücke nach den ersten 16 Runden, die ich am Wochenende hinter mich gebracht habe, sollten sich diese Eindrücke auf Dauer verändern, werde ich zu gegebener Zeit ein Update dazu schreiben, wie gewohnt.
Also Fahrzeug gekauft und die Papierwerte angeschaut… Erster „Schock“: Nur 175mm Penetration, dafür 0,46 Genauigkeit und eine Einzielzeit, die mit 3,4 Sekunden jenseits von Gut und Böse ist, somit der erste Zweifel: „War dieser Kauf wirklich eine gute Idee?!?!?“ Ich beruhigte mich kurz und dann fiel mir ein: „Hm, vergleich mal mit dem IS-6, den du ja in der Garage hast, denn der läuft ja eigentlich auch ganz gut.“ Und siehe da, die oben genannten Werte hat der IS-6 ebenfalls, also dachte ich mir, dass es nicht ganz so schlimm werden kann. Frohen Mutes Premiumtarnung ausgewählt und an Modulen Ansetzer, Richtantrieb und Stabilisator drauf gepackt, bei der Einzielzeit wollte ich keine Kompromisse machen und habe auf eine Optik oder Lüftung bewusst verzichtet. Hilfreich bei dieser Entscheidung war der Umstand, dass der 112er (380m) immerhin 30m mehr Sichtweite als der IS-6 (350m) hat, was definitiv ein Pluspunkt ist. Ich bin generell kein großartiger Heavy Tank Fan, ich mag die blinden, schwerfälligen Kisten nicht sonderlich, mir liegen die leichten und mittleren Panzer wesentlich besser.
Zu guter Letzt nun die Crew von meinem 110er drauf gepackt, die Schnellausbildung eingeschaltet und ab ins Gefecht. Die ersten Gefechte waren sehr ernüchternd, irgendwo schoss mir jeder durch die Karre und ich wurde sehr schnell eingesargt, nach 6 Runden keinen einzigen Sieg und ich dachte mir schon: „Na toll, jetzt hast du noch so einen Schweineeimer in der Garage mehr, mit dem kein Blumentopf zu gewinnen ist und du hast auch noch Geld dafür ausgegeben!“ Ich konsultierte die WoT-Wiki und schaute mir noch einmal die Unterschiede zwischen dem IS-6 und dem 112er an, danach überdachte ich meine Spielweise ein wenig. Für mich war klar, dass ich nicht Unmengen an HEAT-Munition durch die Gegend ballern möchte, sondern weitestgehend mit der normalen 175mm Pen AP-Munition auskommen will, der Sinn eines Premiumpanzers ist bei mir generell das Geldverdienen und nicht das Pushen meiner Statistik, es gibt Leute, die das anders sehen, aber dazu gehöre ich nicht. Aufgefallen war mir, dass der 112 eine sehr gute Geschwindigkeit auf ebener Strecke erreicht, etwa 45km/h auf normalem Gelände und sogar über 50km/h bergab, lediglich an Steigungen bricht er wegen der geringen Motorleistung schnell ein, auf der Geraden kann er hingegen mit manchen Mediumpanzern mithalten. Von nun an, berücksichtigte ich zwei Dinge:
1. Wenn ich nicht gerade der einzige Heavy oder gar Toptier-Heavy war, sondern einer unter vielen Heavies (gerade auch in 9er Gefechten!), entschied ich mich für die üblichen Mediumspielplätze der diversen Maps. Der Gedanke war dabei: Du bist schnell genug dafür und die Gegner sind nicht so stark gepanzert, dass du HEAT-Munition brauchen wirst, ebenso haben die Gegner nicht so starke Kanonen und deine Panzerung dürfte deshalb sehr wirkungsvoll sein. Diese Idee entpuppte sich als goldrichtig und die klassische Heavyrolle nahm ich nun nur noch wahr, wenn ich vom Matchmaking dazu gezwungen wurde.
2. Arbeite mit dem Gelände und schütze deine Lowerplate, dies wurde mir besonders nach dem Lesen des Wiki-Eintrages bewusst! Die obere Frontplatte und der Turm sind ein Bunker, beides hält wesentlich (!) mehr aus, als beim IS-6! Die obere Frontplatte hat 20mm mehr effektive Panzerung als beim IS-6 und keinen Weakspot in Form einer Fahrerluke. Der Turm hat eine bessere Form und kleinere Weakspots (die Kuppeln), geschickt gespielt und Hull Down gestellt, kann man damit jede x-beliebige Kanone bouncen lassen, dass es eine Freude ist, immer schön vor- und zurück zuckeln, es funktioniert! Wenn man nun also die untere Frontplatte in einer Bodenwelle versteckt und die Karre etwa 15 – 20 Grad zum Gegner anwinkelt (ergibt 260mm effektiv!), sowie zwischen den Schüssen ein wenig wackelt, dann kann man auch mehrere Gegner beschäftigen ohne großartigen Schaden zu nehmen. Gut kommt auch, wenn man den Bug leicht nach oben stellt, mittels einer Bodenwelle. In der Tat bin ich mehrfach mit HE-Munition beschossen worden, nachdem die Gegner etliche Abpraller hatten.
Mit diesem beiden Grundüberlegungen im Hinterkopf stürzte ich mich nun in die nächsten 10 Gefechte und was soll ich sagen, nach den ersten 6 Niederlagen gab es nun 10 Siege in Folge, was nach 16 Runden eine vorläufige Winrate von 62,50% auf der Kiste ergibt. Klar, ist Glück dabei, ich habe die Gefechte nicht alleine gewonnen, aber ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich einen ordentlichen Teil dazu beigetragen habe. Der Panzer ist ein mobiler Nahkämpfer, er kann mit Mediums mitziehen und sollte dicht an den Feind gebracht werden, damit der Nachteil der Kanonenungenauigkeit und Einzielzeit keine große Rolle mehr spielt, allerdings muss man im Hinterkopf behalten, dass die Lower Plate aus Gummi ist (schwächer als IS-6!) und die Kiste ein Heavy bleibt, wenn es um Dreh- und Wendegeschwindigkeit geht, also aufpassen, denn wenn einen zwei oder drei Mediums rushen, hat man absolut keine Chance, daher sollte man Rückendeckung dabei haben, wenn man mit dem Gegner auf Tuchfühlung geht.
Die Gundepression ist na ja, keine -10 Grad, wie man es von Amis kennt, aber mit -6 Grad für einen Chinesen ungewöhnlich gut, die Kanone ist definitiv nur im Nahbereich zu gebrauchen, snipen ist nicht und Schüsse über 300m hinaus, kann man sich meist sparen! Allerdings muss man ihr zu Gute halten, dass der Impulswert nicht schlecht ist und man sich im Nahbereich nicht all zu lange mit Einzielen aufhalten muss, eben ein echter Brawler. Der Damageoutput ist mit einem 390iger Standardschaden sehr gut, allerdings ist die Nachladezeit länger als beim IS-6, man liegt im 11 Sekundenbereich mit Ansetzer. Mit der AP-Munition kommt man gerade im Nahbereich auch zuverlässig bei IS-3 und Konsorten durch, sofern man sichere Weakspotkenntnisse hat, bei 9er Panzern sollte man doch ein paar HEAT-Granaten zur Verfügung haben, solange man nicht an Seiten oder Heck des Gegners herankommt. Ich hab in allen 16 Runden ein Creditplus gehabt (auch in den Niederlagen), allerdings schwankend, je nach HEAT-Bedarf, im Mittel würde ich mal 35.000 Credits Gewinn (mit Premium) pro Runde schätzen, höchstes Einkommen waren dreimal oberhalb der 100K Credits (ohne Mun und Reparaturen).
Gerade nach den ganzen Mapumbauten der letzten Patches, ist man mit einem Heavy meist gar nicht so schlecht aufgestellt, der 112 kann dank der guten Endgeschwindigkeit auf Mediumrouten wildern, kann aber bei passender Map und passendem Matchmaking auch das klassische Bollwerk spielen und ganze Gegnerhorden dauerhaft blocken, für mich definitv kein schlechter Allroundpanzer für´s Solospielen, das Teil kannst du eigentlich auf fast jeder Map brauchen. Im Platoon ist es vermutlich etwas schwieriger, weil die Kiste ein beschränktes Matchmaking hat und deshalb nur 8er und 9er Panzer sieht und die Zugkollegen dementsprechend auch wieder Fahrzeuge mit beschränktem Matchmaking bräuchten, denn 7er Panzer mitnehmen, ist ja auch nicht wirklich zielführend.
Erstes Fazit: Ich mag ihn bereits nach kurzer Eingewöhnungsphase und meine 110er Crew hat nun endlich den zweiten Zusatzskill angefangen, wegen der höheren Mobilität mag ich den 112er sogar lieber als den IS-6.
Hier noch die Links zum selber vergleichen:
IS-6:
112:
Gruß
Michael
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