Du bist Dir sicher, dass Dir die Erinnerung da keinen Streich spielt?
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G36 soll Probleme machen!?
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Zitat von Lichtgestalt Beitrag anzeigenEs ist doch offensichtlich, dass man nach Lösungen sucht, weil man ein Problem erkannt hat, oder nicht?
Offensichtlich ist nur, dass man versucht, ein beobachtetes Phänomen durch Bearbeiten eines Teilproblems zu lösen.
Dabei wird oft gar nicht erst darauf eingegangen, ob das Problem wirklich das Wirken ist, oder ob es nicht vielleicht doch zuvor das Treffen betrifft. Grade in den aktuellen Einsätzen, in denen der Gegner sowohl im Irak als auch in Afghanistan seine Toten und Verletzten nach Möglichkeit sofort abtransportiert und "verschwinden" lässt, ist eine richtige Einschätzung von Wirkung/Treffern äusserst schwierig. Also kümmert man sich erst einmal um das Problem, dass man konkret "anfassen" und einfach messen kann.
Die tatsächliche Schiessleistung unter Gefechtsbedingungen lässt sich eben deutlich schwieriger simulieren als wundballistische Untersuchungen.
Dabei möchte ich diesen Untersuchungen absolut nicht ihre Richtigkeit absprechen. Nur sind eben die Schlüsse, die daraus gezogen werden nicht immer unbedingt zweckmässig bzw. die Wundwirkung eben erstmal nicht das Problem.
Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass hier auch nicht unerhebliche wirtschaftliche Interessen einiger der Hauptakteure dahinterstehen. Dazu aber gleich noch mehr.
Aber das geht schon in die richtige Richtung, um Deine nächste Frage zu beantworten:
Zitat von Lichtgestalt Beitrag anzeigen@Fox:
Was mich stutzig macht ist, dass beide - sich inhaltlich widersprechenden - Artikel auf der gleichen Seite vorgestellt wurden!?
Es gibt dazu derzeit einen Diskurs. Und keine endgültigen Ergebnisse. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Jim ist wie gesagt Consultant für Waffen- und Munitionshersteller. Bevor er sich freiberuflich betätigt hat, war er lange Jahre im Behördenvertrieb von HK USA und hat auch an solchen Sachen wie dem G11 und dessen ACR-Episode mitgewirkt. Da hat er dann z.B. 4,73mmx33 Munition mit 3,25 Gramm Geschossgewicht propagiert...
Per ist Vorsitzender einer Arbeitgruppe einer ganzen Reihe von NATO-Staaten gewesen, die sich über Entwicklung von Handwaffenkonzepten, Ausbildungskonzepten und auch Munitionskonzepten innerhalb der Teilnehmerstaaten ausgetauscht haben. Seine Schlüsse - die man sicherlich noch weiter ergänzen kann/muss, hier ist ja nur ein kurzer, auf einem Vortrag basierender Artikel wiedergegeben - zeigen dabei die Grundfeststellung, die dabei getroffen wurde.
IMHO ist sorum auch der richtige Ansatz. Ein grösseres Kaliber mit besserer Wirkung kann nur dann einen Effekt haben, wenn sichergestellt ist, dass die Schützen den Feind damit auch wirklich treffen.*
Hersteller wollen Produkte verkaufen, dementsprechend haben die natürlich Interesse an neuen Kalibern und dem gesamten Aufwand, der hinter einem Kaliberwechsel steht. Am Besten wird im Zuge dessen auch noch eine neue Handwaffe oder gar Handwaffenfamilie notwendig.
Bestes Beispiel ist da die MP7 bei der Bundeswehr. Den überwiegenden Teil derer Fähigkeiten hätte man auch mit optimierter 9mmx19 Munition erreichen können und die Fähigkeitslücke mit deutlich geringerem finanziellen Aufwand schliessen können. (Auch) Da hat HK ganz gezielt seine eigene Faktenwelt aufgebaut, um die notwendigen Kreise innerhalb der BW beeinflussen zu können.
Erst einmal "nur" ein Trainingskonzept zu erstellen und zu etablieren und flächendeckend einzuführen bringt kaum Geld und kann ggf. - entsprechende Wissensträger vorausgesetzt - sogar innerhalb der Truppe ohne teure Hilfe von aussen durchgeführt werden. So geschehen mit nSAK.
nSAK sieht sogar das schnelle Einzelfeuer zum Bekämpfen weit entfernter oder kleiner Ziele gemäß S4G grundsätzlich vor, nur hat man eben diese Wissenträger aus politischen Gründen (schliesslich verliert die InfS durch das ADA-Konzept massiv an Einfluss) recht zügig kaltgestellt. Anstatt dass man die Zeichen der Zeit erkennt und vorne auf der Entwicklungswelle mitschwimmt, blockiert man lieber, wo es nur geht. Daher ist das nSAK-Modul "Schiessen auf weite Entfernungen mit dem Sturmgewehr" bis heute nicht offiziell in der Truppe und existiert derzeit nur als Ausbildungshilfe.
Die wird aber nicht übernommen, weil man ja jetzt eine Handvoll G28 als "DMR762" angeschafft hat, die aber mehr ein halbautomatisches Scharfschützengewehr und für den Einsatz als echtes DMR im abgesessenen, hochmobilen Einsatz integriert in die Gruppe viel zu schwer sind. Sie brauchen eine besondere Ausbildung, so dass am Ende wirklich nur 1 oder 2 Soldaten in der Gruppe in der Lage sein werden, die Fähigkeiten der Waffe übehaupt zu nutzen. Aber auch bei denen stellt sich dann die Frage, ob unter Gefechtsbedingungen die Schiessergebnisse von der Schiessbahn noch Bestand haben werden. Anstatt mehrere zehntausend Euro für etwas auszugeben, was man eigentlich gar nicht brauchte, hätte man auch einfach jeden G36-Schützen in der Gruppe in die Lage versetzten können, mit seinem Gewehr auf 500 Meter schnell und einfach Treffer setzen zu können.
Der Effekt auf dem Gefechtsfeld wäre vermutlich grösser als er mit 7,62-Waffen sein wird - alleine schon aus den Zahlen heraus, zumal der DMR-Schütze eben nicht überall im Gefecht zugleich sein kann.
* Lustige Geschichte dazu: Die Bundeswehr hat das G28 eingeführt. Dafür hat sie aber bis heute kein Einsatzkonzept. Das sollen jetzt genau die Wissensträger mitentwickeln, deren Ausbildungshilfe "Vereinfachtes Schiessen mit dem ZF "für Jedermann"" mit der Begründung nicht in nSAK aufgenommen wurde, dass man ja jetzt ein Gewehr hätte, dass diese Fähigkeitslücke schliessen würde (aber dafür nur suboptimal geeignet ist...). Zum lachen? Evtl. auch einfach nur zum Weinen.
Zitat von Lichtgestalt Beitrag anzeigenWie erklärst Du darüber hinaus das ständige Austesten anderer "Mittelkaliber"?
Ich sehe langfristig auch ein neues, optimiertes Kaliber kommen.
Dann sind wir in etwa wieder da, wo die Briten mit ihrer .280/7mmx43 im Jahr 1949 standen, nachdem sie das deutsche Konzept der Mittelpatrone weitergedacht hatten, die USA ihnen dann aber doch die 7,62x51 aufgezwungen haben.
Ich bin nur nicht sicher, ob dieser Wechsel vor einem Entwicklungssprung hin zu leichteren Patronenkonzepten erfolgt oder erst danach. Bei letzterem könnte das Gewichtsproblem zumindest kompensiert werden.
Denn das Patronengewicht ist heute wichtiger denn je. Einige hier sollten sich vom Gedanken verabschieden, dass der Spiess durch die Stellungen spaziert und ihnen den Munitionsnachschub in die Hand drückt. Die heutige Einsatzrealität der Bundeswehr sieht so aus, dass ich mit meinem OMLT 150+ km von eigenen Truppen entfernt angehängt an irgendwelche afghanischen Einheiten, die ganz andere Munitiontypen verwenden, operiere und wenn es dem Gegner genehm ist auf von ihm gewählte Entfernungen angeschossen und in einen Feuerkampf verwickelt werde, der genau so lange dauert, bist der Feind vernichtet ist oder den Angriff abbricht. Wenn dann keine eigene Hubschrauber verfügbar oder flugfähig sind oder das Wetter das Fliegen unmöglich macht, ein Nachstossen einer QRF aufgrund Wetter-, Feind- oder IED-Lage nicht möglich ist oder der Anmarsch 6-8 Stunden dauert, dann bin ich um jede einzelne Patrone froh. Das Gleiche gilt, wenn ich abgesessen auf Patroullie bin und vom Gegner in ein zehnstündiges Feuergefecht verwickelt werde. Heute wird zumeist reaktiv operiert, die Rahmenbedingungen von Kontakten sucht sich dabei üblicherweise der Gegner aus, der eventuelle Schwachstellen recht schnell erkennt und erbarmungslos ausnutzt.
Das hat er erst mit mehrfach gestaffelten Hinterhalten getan, die die (zu) geringe mitgeführte Munitionsmenge beim Durchstossen schnell aufgebraucht haben, später hat er die Kampfentfernungen erhöht, nachdem er mitbekommen hat, dass kaum noch jemand auf grössere Entfernungen Schiessen gelernt hat.
Derzeit bewegt sich die Entwicklung übrigens wieder weg von den "Intermediate" Patronen wie der 6,8 oder 6,5. Heute heisst es, man benötigt eine Patrone nicht mit einer Leistung zwischen 5,56 und 7,62 sondern mit einer Leistung, die der 7,62 entspricht. Das jedoch ohne die Nachteile dieser Patrone zu besitzen: Hohes Gewicht, hoher Rückstossimpuls, gekrümmte Flugbahn.
Das heisst aber auch, dass jeder Schritt hin zu 7,62 vermeintliche Vorteile der Wundwirkung (wer sagt denn, dass heutige VM-Bundeswehrmunition noch der im Fackler-Test entspricht? Teilweise existieren die Hersteller gar nicht mehr und die Altbestände hat man in den Depots vergammeln lassen) eine ganze Reihe Nachteile mit sich bringt.
Da ist der Ansatz der LCG1 von Per - erst einmal ausbilden und Treffer sicherstellen - der deutlich pragmatischere.
Aber jetzt erst noch einmal zu Deinem nächsten Punkt:
Zitat von Lichtgestalt Beitrag anzeigenWie erklärst Du diese Argumente:
Zu 1 und 7:
Die Bundeswehr hat kein Handwaffenkonzept. Punkt.
Derzeit wird wild und wirr und ohne den notwendigen fachlichen und theoretischen Hinterbau dazugekauft, was sich grade bietet. Dabei lässt man sich eher zu oft von der Industrie bequatschen, was am Ende Beschaffungen mit starkem Geschmäckle ergibt. Das fängt beim Interims-DMR762 an, geht über das G28 hin zum MG5 und der Nachrüstung von MG3. G27, USW-KR und all den anderen Kram mal ganz aussen vor gelassen. Dabei wird dann mit tatsächlich greifbaren, erkannten Problemen des G36 (eben die hier ursprünglich diskutierten Probleme, die aus der Materialwahl entstammen) mehr als unprofessionell umgegangen.
Wann wir ein "modular, non-caliber specific assault rifle" bei der Bundeswehr haben werden, werden wir dann ja sehen...
Auch wenn UK, FRA und die USA kurzfristig DMR eingeführt haben, um Problemen in aktuellen Einsätzen zu begegnen, suchen derzeit alle diese Genannten neue Sturmgewehre in eben dem Kaliber 5,56, das so schlecht sein soll. Parallel dazu werden grade in den USA immer weiter Waffen in diesem Kaliber beschafft.
Die Nummern 3,4 und 5 illustrieren das, was ich weiter oben schon erwähnt habe. Natürlich sind Hersteller an solchen Entwicklungsprogrammen interessiert. Wie Deine Beispiele zeigen, wurden damit in den vergangenen Jahren hunderte Millionen Dollar verdient. Streitkraftseitige Treiber positionieren sich damit für die Zeit nach ihrem aktiven Dienst, schliesslich sind sie nach solchen Projekten gerne gesehene Berater, Projektleiter, Gallionsfiguren für die Industrie. Jim hat das damals genauso gemacht.
Bleiben noch die Punkte 2 und 6.
SOF-Kräfte wollen die eierlegende Wollmilchsau.
Man ist, da man ja eine kompakte Waffe benötigt, von 20" M16 hin zum 14" M4, am Ende steht dann der Mk18 Karabiner mit 10,3" Lauf. Die Maschinengewehre brauchen kompakte Läufe und am Ende wundert man sich, dass eine vorgegebene Patrone und damit Kombination aus Geschoss/Gasdruck bei immer kürzer werdenden Läufen nicht mehr gut funktioniert. Also muss natürlich bessere Munition her.
Diese Weisheit kann man aber nicht 1:1 auf alle Truppenteile abbilden oder gar zwischen verschiedenen Streitkräften portieren.
Ein G36 hat z.B. üblicherweise einen 19" Lauf. Die "ich brauch ein K"-Nummer bei der Lieber-tot-als-uncool-Fraktion war recht schnell vorbei, als man in AFG auf einmal doch echte Feuergefechte führen musste. Auf einmal kamen wieder eine Menge G36 aus den Waffenkammern, die vorher niemand anfassen wollte.
Ich fasse noch einmal (mehr oder minder) kurz zusammen:
Das G36 hat tatsächlich Probleme aufgrund seiner Materialwahl. Die sind aber erst aufgefallen, als sich das Einsatzszenario massiv von der Art Konflikt wegentwickelt hat, für dass es ursprünglich mal konzipiert und eingeführt wurde. Die Waffe ansich ist grundsätzlich hochzuverlässig und dürfte eins der ergonomischsten wenn nich das ergonomischste Sturmgewehr sein, das es derzeit gibt. Zum Zeitpunkt der Einführung war das Visierungskonzept sehr geeignet für ein Wehrpflichtigen-Massenheer, die Trefferleistung mit wenig Training war und ist vergleichsweise sehr gut.
Aber genau dieses Training wurde in den letzten 40 Jahren sträflich vernachlässigt. Man ist weltweit irreführenden Statistiken über vermeintliche künftige Kampfentfernungen aufgesessen und hat die Schiessausbildung und deren Weiterentwicklung schleifen lassen und sich auf den Nahbereich konzentriert, weil man ja "künftig in urbanen Gegenden kämpft". Diesen Fehler hat der Gegner jetzt ausgenutzt und die tatsächlichen Kampfentfernungen betragen heute das Doppelte bis Dreifache wie es erwartet wurde, irgendwo in ländlichen Regionen im gefühlten Mittelalter.
nSAK, aber auch die vorhergehende MTT-Schiessausbildungskonzeption der LLBrig haben den Schwerpunkt auf das Schiessen im Nahbereich gelegt, die Folgen bekommen wir heute im Einsatz zu spüren.
Die Industrie, unterstützt durch einige Leute an den richtigen Stellen in der Truppe geben derzeit viel Steuergelder aus, um diese Folgen abzumindern. Dabei wird natürlich sehr gerne das vermeintliche Nonplusultra vermarktet, Kosten lassen sich derzeit mit den Einsatzbedürfnissen ganz toll argumentieren.
Das am Ende evtl. die falschen Waffen und mangelhafte Einsatzkonzepte dabei herauskommen, stört dann erst im Nachgang (ich möchte Wetten, dass der Grossteil der G28 am Ende als Waffen für Scharfschützen/Spotter enden werden, in einigen Bereichen SpezlKr ist das bereits heute der Fall, oder es müssen nochmal ein paar Tausender je Waffe angefasst werden, um ein grade erst eingeführtes DMR "patroullienfähig" zu machen...).
Die Patrone 5,56 hat Nachteile. Die Wundwirkung ist bei ca. halber kinetischer Energie potentiell natürlich geringer als bei der 7,62. Da der überwiegende Grossteil der 7,62x51-Militärmunition auf der Welt aber FMJ-Munition ist, die nicht fragmentiert (das gilt für die BW-Munition ebenfalls), ist der tatsächliche Zugewinn an Wundwirkung doch minimal, da beide Patronen auf grosse Entfernungen das Ziel einfach durchschlagen. Diese Durchschlagsfähigkeit ist aber nicht so gross, dass sie auch nur im Ansatz einen Vorteil gegen denkbare Deckungen in aktuellen Einsatzgebieten bietet. Viel schlimmer noch: Durch das doppelte Gewicht ist die mitnehmbare Munitionsmenge halbiert und man kann es sich gar nicht leisten, auf nicht sichtbare Gegner hinter nicht einschätzbaren Deckungen zu schiessen.
Weiterhin bieten sich für den Beschuss des Gegners oft nur kleine Zeitfenster. Dabei ist dann sowohl der hohe Rückstoss der 7,62 von Nachteil als auch die gekrümmte Flugbahn, die grade auf hohe Entfernungen eine sehr genaue Entfernungsschätzung notwendig macht, die unter Gefechtsbedingungen praktisch unmöglich ist.
Insofern ist eine moderne Schiessausbildung, die die gestreckte Flugbahn der 5,56 mit ihrem riesigen Treffbereich voll ausnutzt, hier vor der Einführung neuer Waffen oder eines neuen Kalibers erst einmal sinnvoller.
Nichtsdestotrotz wird über kurz oder lang hoffentlich ein "neues" Kaliber kommen. Die Briten hatten wie gesagt am Ende des 2. Weltkriegs schon die richtigen Ideen. Sei es mit ihrer .280/7mmx43 oder dem SUIT-Visier (dass dann halt auf ihre SLR/L1A1 in 7,62 musste, da das EM2 nicht eingeführt wurde), dass genau den gleichen "Trick" wie S4G verwendet.
Dieses Kaliber muss dann die Vorteile der 5,56 (gestreckte Flugbahn, geringes Gewicht, geringer Rückstoss) mit den Vorteilen der 7,62 (höhere terminalballistische Leistung, Durchschlagskraft) vereinen. Da sich die Physik nicht so einfach bescheissen lässt, müssen hier Geschosskonstruktion (Taumelverhalten, BC) und Dimensionen perfekt zusammenpassen, um dann in Waffen verschiedenen Typs (PDW, Karabiner, Sturmgewehr, l/mMG, DMR) die jeweils geforderte Leistung zu erbringen. Diese Aufgabe ist so kompliziert, dass sie bisher noch keiner zufriedenstellend gelöst hat und die Staaten dieser Welt nach wie vor noch an Sturmgewehren in 5,56 festhalten.
Viele der bisherigen Entwicklungen (6,8SPC z.B.) sind bereits wieder überholt oder sind durch vorgegebene Rahmenbedingungen künstlich und/oder unnötig eingeschränkt. Wenn ich eine neue Munition einführe, sollte ich auch eine neue Waffenfamilie einführen. Dann kann ich mich von Beschränkungen wie z.B. den Dimensionen des AR-Magazinschachtes befreien und komme möglichen tragbaren Lösungen bedeutend näher. Aus dem Grund entstand auch die Mk17-Entscheidung.
Die Einführung einer neuen Waffenfamilie in Kombination mit neuer Munition ist aber ein gigantischer Schritt, insofern ist es fraglich, ob man den tut, solange die neue Munition nur eine inkrementelle Verbesserung darstellt. Warum nur eine klassische Patrone von 5,56 herauf bzw. 7,62 herabskalieren? Warum keine Polymerhülse um Gewicht einzusparen? Warum keine teleskopierende Munition, um Volumen einzusparen? Warum nicht beides (im LSAT-Projekt arbeitet man ja grade an genau solchen Ansätzen)?
Bis diese Fragen geklärt sind und evtl. notwendige, neue Technologien verifiziert wurden, können noch ein paar Jahrzehnte vergehen. Bis dahin wird man querschnittlich bei Sturmgewehren in 5,56 bleiben und sich mit Training, DMRs (nd noch mehr Training) und schweren Sturmgewehren in 7,62 behelfen.
Ob die Bundeswehr es bis dahin noch mit dem G36 aushält oder noch ein oder mehrere Zwischenschritte kommen? Wir werden es sehen.
Zumindest zeichnet sich grade ab, dass in den nächsten 5-20 Jahren auf dem Gebiet der Sturmgewehre noch einiges tun wird, um die gemachten Einsatzerfahrungen umzusetzen. Viele Länder - auch in Europa - fangen grade an, sich nach neuen (oder alten) Ideen umzusehen.
Da aber kaum noch einer richtig Geld hat, wird das sicher interessante Züge annehmen (Eigenentwicklung, COTS/MOTS, Entwicklungsangebote aus der Industrie?!?).
Du siehst also, die Sache ist etwas diffiziler als Ihr es auf den letzten Seiten hier im Thread dargestellt habt.
Hugh, ich habe fertig.Zuletzt geändert von Fox; 28.12.2012, 16:33.
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Zitat von CAG Beitrag anzeigenDas das G36 Verbesserungsbedarf hat, dass haben auch andere schon erwähnt und ja, man hat auch schon bei der Entwicklung mehrere Fehler gemacht, aber die haben nichts mit dem hier vermeintlich erkannten Manko zu tun und können schon gar nicht der Munition angelastet werden.
Mit "dem hier vermeintlich erkannten Manko" meinst Du aber schon die Treffpunkverlagerung unter Temperatureinwirkung, oder?
Da hat das G36 nämlich ganz konkreten Verbesserungsbedarf, auch wenn keine wirkliche Abhilfe möglich ist, ohne nicht grössere Investitionen zu tätigen. Aber vielleicht kommt ja doch mal jemand mit einem funktionierenden Korsett um die Ecke.
Der Punkt ist halt, dass man sich des Problems bewusst sein muss (und es nicht zwanghaft wegdiskutieren sollte) und seinen Umgang mit dem Gewehr entsprechend anpassen muss - das ist wiederum eine Trainingssache und die überschneidet sich interessanterweise mit dem Trainingsaspekt, der hinsichtlich der Waffenwirkung angesprochen wurde.
Wenn ich mit einem summarisch geringeren Munitionsansatz pro Zeiteinheit besser treffe, erhitze ich auch meine Waffe weniger und verringere dadurch wiederum die Probleme des Nichttreffens. Wenn ich treffe, wirke ich auch (auch wenn vielleicht etwas weniger als mit einer grösseren Patrone, mit der ich dann aber praktisch wieder schwerer treffe und einen geringeren Munitionssatz mitführen kann).
So kann man auch mit dem G36 erfolgreich kämpfen.
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Zitat von Fox Beitrag anzeigenJein.
...
Hugh, ich habe fertig.
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Zitat von Fox Beitrag anzeigenMit "dem hier vermeintlich erkannten Manko" meinst Du aber schon die Treffpunkverlagerung unter Temperatureinwirkung, oder?
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Zitat von CAG Beitrag anzeigenNur bedingt, denn die Verlagerung entsteht ja nur dann, wenn die Knifte zu schnell zu heiß geschossen wird.
Zitat von CAG Beitrag anzeigen...wenn die Knifte zu schnell zu heiß geschossen wird. Und DAS wiederum ist dem Können des Benutzers zu verdanken.
Wenn ich die ganze Zeit mit einem halben Gedanken an den Temperaturzustand meiner Waffe beschäftigt bin, ist das nicht unbedingt förderlich.
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Zitat von Fox Beitrag anzeigenNein, die Verlagerung ist schon merklich, wenn die Waffe einseitig zuviel zu stark Sonneneinstrahlung abbekommt. Und in AFG scheint gelegentlich die Sonne.
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Zitat von CAG Beitrag anzeigenDann ist dies ein Konstruktionsfehler, an dem aber immer noch nicht die Patrone schuld ist.
Weiter vorne wurde noch die Diskussion geführt, dass 60 Patronen die Minute ja viel zuviel wären und das G36 ja kein MG sei.
Hier war nochmal festzustellen, dass das Problem zum einen schon früher auftritt, zum anderen dazu noch nichtmal ein hohes Feuervolumen notwendig ist sondern schon äussere Einwirkungen reichen, wenn gleich natürlich nicht mit so gravierenden Auswirkungen.
Die Kaliberdiskussion kam erst später auf.
Zitat von CAG Beitrag anzeigenIn Anbetracht der kleinen Truppenstärke wäre wohl von vornherein der Zukauf einer bereits erprobten Waffe die bessere Lösung ggü. dem G36 gewesen.
Alle damaligen alternativen Optionen hatten jeweils ausreichende Nachteile, das AUG eingeschlossen (und das fängt bei der Bullpup-Bauweise nur an).
Grundsätzlich sind Funktionsprinzip und Aufbau des G36 auch vollkommen in Ordnung. Nur die Materialwahl war die falsche, da hatte HK wohl zu sehr eine höhere Gewinnspanne und die Bundeswehr zu sehr geringe Kosten im Blick.
Heute rächt sich das eben.
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Zitat von Fox Beitrag anzeigenHabe ich auch an keiner Stelle geschrieben bzw. behauptet.
Zum Zeitpunkt der Einführung des gab es keine erprobte, bessere Waffe.
Zum 2.) Das möchte ich anzweifeln, das AUG war als STG77 bei Einführung des G36 bereits 20 Jahre beim Bundesheer im Dienst. Des weiteren wären in Frage gekommen: StGw 90, FNC/AK5, AR-70, C7, FAMAS, Ghalil, M16A2/A3 um nur ein paar in EU und der NATO zu nennen, wenn man gewollt hätte, HK selbst hatte mit dem HK33 ja schon vorher ein 5.56 Gewehr im Portfolio. Die Neuentwicklung war also de fakto überflüssig. Sie war aber politisch gewollt, nach dem G11-Debakel.
Und wenn man schon das Rad neu erfindet, dann hätte man eben besser klauen sollen.
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Zitat von Fox Beitrag anzeigenWenn es so ein Video gegeben hätte, wäre mir das eigentlich bekannt.
Du bist Dir sicher, dass Dir die Erinnerung da keinen Streich spielt?.22LfB; .22 WMR; 9x19; 40S&W; .357 Magnum; 5,56x45; 7,5x55; 7,62x51; 7,62x54R; 30-06; 308 Norma Mag; 8x57IS; 8x68S; 16/70; 12/76
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Zitat von CAG Beitrag anzeigen
Zum 2.) Das möchte ich anzweifeln, das AUG war als STG77 bei Einführung des G36 bereits 20 Jahre beim Bundesheer im Dienst. Des weiteren wären in Frage gekommen: StGw 90, FNC/AK5, AR-70, C7, FAMAS, Ghalil, M16A2/A3 um nur ein paar in EU und der NATO zu nennen, wenn man gewollt hätte, HK selbst hatte mit dem HK33 ja schon vorher ein 5.56 Gewehr im Portfolio. Die Neuentwicklung war also de fakto überflüssig. Sie war aber politisch gewollt, nach dem G11-Debakel.
Und wenn man schon das Rad neu erfindet, dann hätte man eben besser klauen sollen.
Du hast nur (zu diesem Zeitpunkt) erprobte, aber nicht zwangsläufig bessere Waffen aufgezählt.
Alle Waffen Deiner Aufzählung haben ihre ganz eigenen Nachteile:
Die einen sind keine Freischwinger (StGw90) und damit schon zu ihrer Einführung eigentlich nicht mehr Stand der Technik, die anderen können nicht einfach Optiken integrieren (Galil) und/oder haben eine bescheidene Ergonomie (Galil, FAMAS) und sind nicht beidseitig problemlos bedienbar (M16, C7, FAMAS, AUG) , manche sind für moderne Maßstäbe (zu) schwer (StGw90, Galil), andere haben die Lebensdauer einer Stubenfliege (M16 bei ca. 6.000 Schuss, G36 bei 25.000-30.000), FAMAS und AUG sind Bullpups ohne Hülsenauswurf nach vorne/unten, dazu ist das Famas nicht unbedingt für seine Zuverlässigkeit berühmt und Ende der 80er zeichnete sich bereits ab, dass MAS nicht mehr lange existieren würde.
Das AR70 galt auch nie als gute Infanteriewaffe und wurde genauso wie das FAMAS und das AK5 nie in nennenswerten Stückzahlen ausserhalb des eigenen Landes vermarktet. Das mag verschiedene Gründe haben, zeigt aber im Ergebnis, dass am Gesamtkonzept/-konstrukt aus Zuverlässigkeit/Bedienbarkeit/Einsatzfähigkeit/Preis etwas nicht gepasst hat.
Von den aufgeführten Waffen blieben also eigentlich nur das C7 und das HK33 übrig, wobei von letzterem dann am ehesten das G41 im Zusammenwirken im NATO-Verbund Sinn ergeben hätte - dann hätte man aber wieder den Hauptstörfaktor Magazin vom M16 übernommen gehabt...
Beim G41/HK33 ist z.B. das Gewicht bei 90mm Unterschied in der Lauflänge in etwa vergleichbar, die genutzte Verschlusstechnik ist in Unterhalt/Wartung aufwändiger als ein Drehkopfverschluss (siehe die ganzen Rollenverschluss-VTA-Abstands-Diskussionen hier und anderswo...) und dabei schmutzanfälliger.
Grade damals war ein COTS/MOTS-Kauf eben nicht so einfach möglich, ohne irgendeinen bereits bekannten Nachteil in Kauf zu nehmen.
Damals waren zumindest grössere Handwaffenprojekte auch überwiegend von Staaten initiiert und finanziert und Waffen wurden nach festen Vorgaben entwickelt.
Heute hat sich das häufig geändert und Hersteller entwickeln neue Waffenmodelle eigenständig bis kurz vor Einführungsreife und gehen dann in mehr oder minder "offen" formulierte Ausschreibungen, in denen nur Fähigkeitsforderungen gestellt werden, die dann erfüllt werden müssen.
Abgenommene Stückzahlen sind heute deutlich kleiner, so dass ein Hersteller ab einer gewissen Grösse heute meist mehrere Staaten als Abnehmer benötigt, um überleben zu können (wenn er nicht grade in den USA oder Russland sitzt, aber selbst da gehen sie ja scheinbar kaputt).
Daneben haben heute einige Industrieländer die Fähgikeit zur grossmaßstäblichen Herstellung von Infanteriewaffen im eigenen Land verloren, so z.B. derzeit UK und Frankreich...
Die rückblickende Diskussion was man damals mit dem Wissen von heute hätte machen sollen bringt uns letztendlich nicht weiter.
Wichtig ist jetzt nur, dass man die gemachten Fehler analysiert, die wirklichen Problemfelder erkennt und entsprechende Maßnahmen daraus ableitet.
Leider sehe ich diesen Schritt derzeit noch nicht wirklich, grade innerhalb der Bundeswehr. Stutenbissige Kommentare von HK helfen da auch nicht wirklich weiter und sind nichts anderes als Nebelkerzen.
Andere Staaten sind da erfreulicherweise weiter und gehen mit ganz anderen Ansätzen an das Thema dran. Es bleibt also spannend...Zuletzt geändert von Fox; 28.12.2012, 22:19.
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Zitat von Fox Beitrag anzeigenIch habe von erprobten, besseren Waffen geredet.Alles was bei Einführung des G36 bereits auf dem Markt war, ist/war meiner bescheidenen Meinung nach bereits besser als selbiges, schon was die Haltbarkeit angeht, ein SG550 zB verzieht sich nicht bei Hitze, auch wenn sein Lauf bei exzessiver Belastung genau so das "glühen" anfangen dürfte, er ist ja auch nicht der dickste. Das wird sich auch nicht ändern, unabhängig vom Thema hier. Das G36 hat einige gravierende Schwachstellen, die zT auch in das Problem des nicht Nicht-Treffens der Nutzer mit rein spielen. Wenn man diese angeht und dabei gleich noch andere Problem mit behebt, könnte das G36A1 zu einem der besseren Gewehre werden. Das beste ist es aus meiner Sicht deswegen noch lange nicht. Generell werden HK-Waffen (ausser der MP5) mE sowieso überbewertet, da haben andere Hersteller einfach schon aus der Erfahrung heraus die Nase vorn.
Zuletzt geändert von CAG; 29.12.2012, 00:14.
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Zitat von nafetshtor Beitrag anzeigenIhr vergesst eins: So ein G36 ist einfach spottbillig zu fertigen!
Und damals war ein Afghanistan von heute noch lange nicht in Sicht.
Zitat von nafetshtor Beitrag anzeigenDas wird wohl ein nicht zu unterschätzender Grund bei der Beschaffung gewesen sein.
Die Differenz eventueller damaliger günstigerer Herstellung floss also in die Taschen von HK, was natürlich wieder ein gewisses Geschmäckle über die Hintergedanken der Konstruktion (Gewinnmaximierung vs. Funktionalität) aufkommen lässt...
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Zitat von Fox Beitrag anzeigenDie einen sind keine Freischwinger (StGw90) und damit schon zu ihrer Einführung eigentlich nicht mehr Stand der Technik
Das SIG hatte nur zwei Fehler: Es kam nicht aus Deutschland, besser gesagt von HK und es war zu teuer.
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