Folgende Waffen habe ich für meine Vergleich ausgesucht:
Walther TP, Kaliber .22lr Beschussdatum 1967
Walther TPH, Kaliber .22lr, Beschussdatum 1972
BRNO Mod. Z, Kaliber 6,35mm Browning (.25ACP), Beschussdatum 1960
Astra CUP, Kaliber 6,35mm Browning (.25ACP), Beschussdatum 1956
FEG R8, Kaliber 9mm Makarov, Beschussdatum 1962
Beretta Mod. 70, Kaliber 7,65mm Browning (.32Auto) Beschussdatum 1969
Alle 6 Pistolen besitzen einem starren Lauf. Bei einigen lässt er sich ausbauen, bei einigen wiederum nicht. Wie jetzt die verschiedenen Hersteller das Problem mit dem starren Lauf, dem Feder-Masse-Verschluss und der verwendeten Munition gelöst haben, schauen wir uns jetzt einmal an.
Beginnen wir mit dem Model Walther TP (Bild 2).
Dieses Model besitzt ein wirklich interessantes Zerlege-System. Ein kleiner Stift unterhalb der Schlagbolzenhalterung an der Rückseite des Verschlusses muss lediglich nach unten gedrückt werden und schon springt die Halterung heraus und man kann den Verschluss nach vorn in Mündungsrichtung abschieben.
Der Lauf ist in einen Mantel gefasst (fig.1a), der fest mit dem Griffrahmen verbunden ist. Der Lauf selbst ist in diesem Teil fest verstiftet.
Unterhalb des Mantels befindet sich die herausnehmbare Verschlussfeder mit Führungsstange (fig.1b).
Der Verschluss ist auf halber Länge nach oben offen und vorne über einen Steg verbunden.
Die Verschlussführung erfolgt in diesem Fall nicht über dem Lauf, sondern im offenen Teil unterhalb des Laufmantels, wo sich auch die Rückholfeder befindet, der als Führungsschiene dient (fig.1c).
Der Stift, mit dem der Lauf im Laufmantel befestigt ist, verhindert, dass dieser seine Position verändert (fig.2).
Als nächstes schauen wir uns die Walther TPH an (Bild 3).
Das Zerlege-System der TPH gleicht dem Model PP und dem Model PPk. Somit ist das Unterlegen einer Verschlussfeder nebst Führungsstange unterhalb des Laufes nicht möglich. Im zusammengebauten Zustand wird dieser Bereich durch den in den Griffrahmen ragenden Block versperrt (fig.1a).
Somit blieb nur die Möglichkeit, die Verschlussfeder über den Lauf zu verlegen. Der Lauf dient in diesem Fall als Führungsstange (fig.1b).
Der Verschluss ist so geformt, dass dieser, neben seinen Führungsschienen, seine Führung über den Lauf erhält (fig.1c).
Aus dem Griffrahmen ist ein kurzes Aufnahmeteil für den Lauf geformt. Durch diesen wird der Lauf gepresst und am Ende unterhalb des Patronenlagers mit dem Griffrahmen verstiftet (fig.1a).
Die Verschlussfeder wirkt sehr kräftig und überdimensioniert, so dass man sich nicht vorstellen kann, dass ein Schuss im Kaliber .22lr überhaupt repetiert wird…(fig.2b) Aber das ist eben die Kunst. Es funktioniert nämlich erstaunlich gut.
Die Brünner Z ist im Kaliber schon etwas stärker, aber trotzdem die Kleinste in der Testserie (Bild 4).
Nachdem man den Verschluss gefangen hat (fig.1a), zeigt sich im Mündungsbereich ein Stück des Laufes, welches eine starke Rändelung aufweist (fig.1b) sowie ein Stück der Führungsstange der Verschlussfeder (fig.1c).
Mit einer Rechtsdrehung an der Rändelung des Laufes (fig.2a) wird nun der Lauf mit seiner Verzahnung aus dem passgenauen Gegenstück im Griffrahmen gedreht (fig.2b).
Nun kann der Verschluss mitsamt dem Lauf vom Griffrahmen geschoben und der Lauf kann dann mit einer weiteren ¼ Drehung vom Verschluss getrennt werden (fig.3a).
Zurück bleibt der Griffrahmen mit dem Gegenstück zum Fixieren des Laufes (fig.3b), sowie die herausnehmbare Verschlussfeder mit Führungsstange (fig.3c).
Die Astra CUB, m.E. die schönste Taschenpistole in meiner Sammlung, kämpft ebenso in der 6,35mm Klasse. Sie ist optisch einer modernen Selbstladepistole nachempfunden, ist aber nur unwesentlich größer als die BRNO „Z“ (Bild 5).
Nachdem der Verschluss mit dem gleichzeitig als Sicherungshebel dienenden Verschlussfanghebel gefangen ist (fig.1), ragt auch hier der Lauf aus dem Verschluss.
Das nun herausragende Laufstück wird, wie bei der BRNO Z, mit einer Rechtsdrehung aus seiner Verzahnung mit dem Griffrahmen gedreht (fig.2a).
Auch in diesem Fall kann man die Verschlussführungsstange, die unter dem Lauf liegt, sehen (fig.2b).
Der Lauf kann jetzt direkt aus dem Verschluss gezogen werden (fig.3).
Nachdem man den Verschlussfanghebel gelöst hat, kann nun auch der Verschluss heruntergeschoben werden.
Im zerlegten Zustand können nun der Lauf (fig.4a), der Griffrahmen mit dem Fixierungsrillen (fig.4b), und die Verschlussfeder mit Führungsstange (fig.4c) und deren Zusammenwirken erkannt werden.
Bei der FEG R61 handelt es sich um das stärkste Kaliber in der Testreihe. Die leistungsstarke Patrone 9mm Makarov steht wohl am Ende der Möglichkeiten der Pistolen mit starren Läufen (Bild 6).
Ihr Aufbau und das Zerlege-System mit sind dem der TPH, PP und PPk identisch. Auch hier wurde die Verschlussfeder über den Lauf gelegt, da der Zerlege-Mechanismus unterhalb des Laufes keine andere Möglichkeit bot (fig.1a).
Lediglich, im Gegensatz zur TPH, liegt die Verstiftung des Laufes im vorderen Bereich des Aufnahmeteils (fig.1b).
Die Problematik, weshalb hier auf eine Verschlussfeder mit Führungsstange verzichtet werden musste zeigt sich in fig.3.
Ist die Waffe zerlegt, befindet sich eigentlich ein ausreichender Spalt zur Aufnahme einer Verschlussfeder nebst Führungsstange zwischen Lauf und Griffrahmen (fig.3a).
Wird die Waffe wieder zusammengebaut, stünde aber diese Konstruktion dem Setzblock im Wege bzw. im zusammengebauten Zustand (Theorie, da technisch nicht möglich) würde der Verschlussfederdruck und die Führungsstange auf den Setzblock drücken (fig.3b).
Die Beretta Model 70 zeigt sich in der Testgruppe von einer ganz anderen Seite. Sie ist eingerichtet für die Patrone 7,65mm. Es gibt sich aber auch in .22lr und 9mm kurz (.380Auto) (Bild 7).
Zerlegt man die Waffe, so erhält man die klassischen Baugruppen incl. der Verschlussfeder mit Führungsstange (fig.1a).
Zerlegt wird die Pistole mittels des Beretta-typischen Drehhebels (fig.2a). Im Griffrahmen zeigt sich eine Schiene, die zur Aufnahme des Laufes dient (fig.2b).
Das Gegenstück zu dieser Schiene befindet sich am unteren Teil des Laufes in der Länge des Patronenlagers (fig.3a).
Der Lauf wird nun einfach in die Schiene geschoben (fig.3b) und findet seinen Anschlag am Magazinschacht (fig.3c).
Im Unterschied zu den anderen Pistolen bildet bei der Beretta der Verschluss beim Zerlegen der Waffe eine komplette Einheit bestehend aus Verschluss, Lauf, Verschlussfeder und Führungsstange. Die Führungsstange wird sogar, wie bei Pistolen mit Laufverriegelung, unterhalb des Laufes eingehakt (fig.4).
Fazit:
Bei allen sechs Pistolen führt der Lauf beim Schuss keine Verriegelungsbewegung durch, egal ob sie fest oder lösbar mit dem Griffrahmen verbunden sind.
Die Leistungsdaten der Patronen für die verschiedenen Pistolen könnten nicht unterschiedlicher sein und jede Patrone hat ihre Eigenheiten, welche zur reibungslosen Funktion der Waffe berücksichtigt werden musste (Bild 8).
Der Vergleich zeigt, dass die Hersteller der Waffen sich immer wieder etwas einfallen ließen, um mit verschieden Konstruktionen ein jedes System möglich zu machen. Beginnend mit einer leistungsschwachen Patrone im Kaliber .22lr bis hin zur leistungsstarken 9mm Makarov (Bild 9).
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