"Wir wussten, dass die Veröffentlichung der Daten kontrovers sein würde, aber wir hatten das Gefühl, dass das Teilen der Informationen über Waffenzulassungen in unserer Umgebung als Reaktion auf die Schießerei in Newtown wichtig wäre." Mit diesen Worten nimmt die Herausgeberin der "Journal News", Janet Hasson, Stellung zu der Veröffentlichung der Karte, die die Lokalisierung von Waffenbesitzern in den Landkreisen Westchester, Rockland und Putnam im Bundesstaat New York ermöglicht.
Insgesamt umfasst die Karte Namen und Adressen von mehr als 44.000 Personen. Die Folge war ein Shitstorm auf Facebook. Von einer Hexenjagd auf legale Waffenbesitzer ist in den sozialen Netzwerken die Rede.
Jackie Price Randt kritisiert auf Facebook, dass selbst verstorbene Waffenbesitzer wie ihr eigener Vater, der bereits seit 21 Jahren tot ist, in der Karte aufgelistet seien. Einige konservative Blogger konterten mit der Veröffentlichung von Adressen der "Journal News"-Herausgeberin sowie weiterer Redakteure, wie die "Washington Post" berichtet.
Kritik auch aus Deutschland
Kritik an der Aktion gab es auch aus Deutschland: Das Innenministerium lehnte eine ähnliche Aktion in der Bundesrepublik ab. Ein Sprecher von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte den "Stuttgarter Nachrichten": "Die Veröffentlichung der Namen von Waffenträgern würde einen Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung bedeuten." Der sei nur auf einer gesetzlichen Grundlage zulässig.
Eine solche Grundlage gebe es gegenwärtig nicht, und es sei fraglich, ob ein solches Gesetz "im Hinblick auf den angestrebten Zweck verhältnismäßig – also geeignet, erforderlich und angemessen wäre".
Die Bekanntgabe der Namen legaler Waffenbesitzer für Jedermann würde zudem die Waffenbesitzer und deren Familien gefährden, sagte der Ministeriumssprecher der Zeitung: "Durch gezielte Wohnungseinbrüche könnten Kriminelle und Extremisten sich Waffen aus privaten Haushalten beschaffen."
Lebensmittelgutscheine gegen Schusswaffen
Die vergangenen zwei Wochen zeigen: Die Reaktionen auf das Schulmassaker von Newtown am 14. Dezember, bei dem 27 Menschen starben, könnten unterschiedlicher nicht sein.
So hat am Mittwoch der Bürgermeister von Los Angeles, Antonio Villaraigosa, erneut zu einer Waffen-Rückkauf-Aktion aufgerufen. Bereits kurz nach dem Amoklauf fanden mehrere Rückkäufe von Waffen im Land statt. In Los Angeles tauschten mehr als 1500 Amerikaner ihre Pistolen und Gewehre gegen Lebensmittel um.
Seit 2009 findet in der kalifornischen Stadt die Aktion Waffen gegen Essensmarken jährlich am Muttertag statt. Als Reaktion auf die Tragödie von Newtown hat der Bürgermeister die Aktion nun vorgezogen. Je nach Waffenart erhielten die Teilnehmer Gutscheine einer lokalen Supermarktkette im Wert von bis zu 200 US-Dollar pro Gewehr.
"Da draußen sind viele Idioten. Du musst dich schützen"
Einem Bericht der "Los Angeles Times" zufolge konnten mithilfe der Aktion in Los Angeles seit 2009 über 8000 Schusswaffen aus dem Verkehr gezogen werden. Der Waffen-Rückkauf sei Teil der vorbeugenden Politik, um die Gewalt auf den Straßen zu reduzieren, so Villaraigosa.
"Es sind zu viele Kinder damit getötet worden", klagte Sam Ferrell gegenüber der "Los Angeles Times". Er war zu der Sammelstelle gekommen, um die Pistole seines Stiefsohns abzugeben. Von seiner eigenen aber will er sich nicht trennen: "Ich brauche meine Waffe, aber nicht jeder, der eine besitzt, tut das".
Auch die Waffenbesitzerin Yet Butler trennet sich nur von einer ihrer zwei Pistolen: "Da sind ein Haufen Idioten draußen, und sie kommen, wenn du schläft. Du musst dich selbst beschützen."
Lehrer bewaffnen sich
In Ohio setzt der republikanische Justizminister Mike DeWine stattdessen auf eine Ausweitung der Sicherheitstrainings für Lehrer. Auch eine Waffenerlaubnis zum Schutz an Schulen schließt DeWine nicht aus, wie der Nachrichtensender "WEWS" berichtet.
Im Januar soll das Training beginnen, bei dem sowohl Lehrer, Beamte als auch Polizisten darin geschult werden sollen, potenzielle Amokläufer frühzeitig zu identifizieren.
Waffen an Schulen: In Texas ist das bereits Realität. Seit 2008 ist es auserwählten Lehrern einer Schule in Harrold erlaubt, eine Waffe bei sich zu tragen. "Wenn du Schule zu schusswaffenfreien Zonen machst, ist es, als ob du Leute dazu einladen würdest, daraus Nutzen zu ziehen", verteidigte sich der Leiter des Schuldistrikts, David Thweatt, auf dem Nachrichtensender "FoxNews.com"."
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