Auf dem Weg zur Alle-Hersteller-Sammlung ist meine neue 30M1 ein bunt gemischter Underwood Elliot-Fisher geworden (Bild 1).
Der Hersteller Underwood stellt rund 35 Einzelteile der ca. 46 Einzelteile des 30M1 im eigenen Werk her, was nicht bei allen Herstellern üblich war. Somit sollte man annehmen, dass viele dieser Teile auch zu anderen Herstellern zum Einbau in deren laufenden Carbine Produktionen geliefert wurden.
System, Lauf und Abzug waren aber die einzigen Teile, die nach dem Springfield Armory Kur-Aufenthalt dieser Underwood übriggeblieben sind... das dazu

Aber der Umstand, dass Springfield Armory die Waffe(n) überarbeitet hat, ist mir bisher bei meinen Käufen nicht zum Nachteil geworden, denn das Ziel aus meiner Winchester 30M1 eine wirkliche Winchester 30M1 zu machen, habe ich nach wie vor nicht aus den Augen verloren.
Was also erwartete mich noch in diesem Underwood US Carbine?
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Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal mein neues US Carbine von:
Underwood Elliot-Fisher, Kaliber .30Carbine, Laufprägung Underwood 12/43, Beschuss Normalbeschuss, Beschussamt Köln 2003.
Der äußere Zustand der Waffe ist als wirklich gut zu bezeichnen, wobei es sich bei dem Schaft wahrscheinlich um einen Nachbau oder eine Überarbeitung handelt. Darauf weist der quasi einwandfreie Zustand hin (Bild 2).
Es befinden sich weder sichtbare Trage- oder Nutzungsspuren auf dem gesamten Schaft, nicht einmal Trageriemenabdrücke auf der linken Schaftseite.
An dem Low Wood Ausschnitt kann man die nicht Zugehörigkeit des Handschutzes erkennen (fig.1).
Es handelt sich um einen 30M2 Schaft mit Umschalter-Aussparung (fig.2).
Der Handschutz weist von innen Gebrauchsspuren auf, was man am Holz und dem Hitzeschutzblech erkennen kann. Das ist aber keine Garantie für ein original WK II Teil (fig.3+4).
Grund meiner Annahme ist, dass sich keine einzigen Markierungen oder Prägungen des Herstellers oder des Überarbeiters auf dem gesamten Holz befinden, und das ist doch sehr ungewöhnlich.
Ungewöhnlich ist auch die Verarbeitung der Halteklammer für das Laufband, welche im Inneren des Schaftes fast völlig frei liegt. Und da es die Kontrollen der US-Ordonanzbehörde in sich hatten, wäre dieser Schaft nicht in GI-Hände geraten.
Ziel war es, seinen Soldaten hochwertige und zuverlässige Waffen zu liefern. Somit kann man behaupten, dass es zu WK II Zeiten keine schlechten 30M1 gegeben hat (fig.5).
Der Trageriemen ist aus niederländischer Produktion und somit eine Nachkriegsfertigung, die u.U. die Verwendung der Waffe in der niederländischen Armee vermuten lässt. Kann aber auch irgendwann nachgerüstet worden sein (Bild 3, fig.3+4).
Der Öler ist eine WKII Fertigung von International Silver Company, Meriden, CT.
Somit kommen wir zum Lauf der Waffe. Er weist neben der Underwood Prägung auch die Jahreszahl seiner Herstellung auf, in diesem Fall 12-43 (Bild 4, fig. 1)
Weiterhin kann man unter dem Datum der Herstellung noch die Flaming Bomb erkennen (fig.2).
Interessant ist auch das kleine P, welches 2 Zoll hinter dem Laufband eingeprägt wurde (fig.3). Hier handelt es sich tatsächlich um eine Art Beschussstempel, der nach einem erfolgten Beschuss (ich bin mit aber nicht sicher, ob Beschussmunition verwendet wurde) zumindest aber nach Funktionskontrolle eingeprägt wurde. Die 2 Zoll vor dem Laufband liegende Prägung war eine klare Vorgabe, denn so war sichergestellt, dass diese nicht vom Laufband verdeckt wurde.
Der Lauf selbst muss vor den 1960ern Jahren bei Springfield Armory überprüft worden sein, da ab 1960 das Überarbeitungsdatum gnadenlos in Form von MM – JJ auf den Lauf geknüppelt wurde. Siehe das Vergleichsbild von meinem Winchesterlauf (fig.4).
Schauen wir uns jetzt mal die Waffe an und beginnen mit der Rückstoßplatte (Bild 5).
Die Rückstoßplatte (Recoil Plate) ist mit den Buchstaben RIA gekennzeichnet. Hierbei handelt es sich um ein Nachkriegsbauteil (fig.1).
Die Einprägung S auf dem Systemkasten sowie natürlich die Waffennummer und der Herstellername beweisen die Underwood-Herkunft (fig.2).
Das Visier ist gekennzeichnet mit I.R. Co. 7100060. Es handelt sich um eine verstellbare Visierung Typ II in der geprägten Ausführung und ist eine Nachkriegsanfertigung (fig.3).
Der Bajonettadapter ist gekennzeichnet mit MMQ, Hersteller ist mir bislang unbekannt, es handelt sich aber noch um eine WKII Fertigung (fig.4).
Das Korn weist eine unkenntliche Markierung an seiner Front auf. Es könnte ein L sein. Ist aber dadurch kein Winchester-Bauteil. Winchester markierte entweder gar nicht oder mit einem L auf der rechten Kornseite. Es könnte sich in diesem Fall auch um eine Bearbeitungsspur handeln. Somit lässt sich dieses Korn vorerst nicht zuordnen (fig.5).
Die große Überraschung an diesem US Carbine ist der Abzugsrahmen (Trigger Housing). Er ist mit einem W gekennzeichnet und somit ein Winchester-Bauteil, ein unglaubliches Glück für mich.
In den USA liegt ein solches leeres Trigger Housing bei rund 200-250 $, während sich fast alle anderen Abzugsgehäuse bei 70-150$ einpendeln. Wieder mal ein Volltreffer auf meinem Weg zur kompletten Winchester 30M1 (Bild 6).
Die Teile des Abzugsmechanismus im Einzelnen:
- Trigger Housing: W = Winchester (fig.1).
- Schlagstück: H = Inland Division GM (fig.2).
- Abzug: JU = Underwood (fig.3).
- Unterbrecher: RT = Royal Type Writer (fig.4).
- Magazinhalter: E.I. = Inland Division GM (fig.5).
- Sicherung: Hufeisen & M = MC Colouge Co (Nachkriegs-Fertigung) (fig.6).
- Federn und Bolzen: besitzen keine Markierungen (fig.7).
Bleibt als letztes Spannhebel und Verschluss (Bild 7).
Der Spannhebel ist mit PI gekennzeichnet und somit von Inland Division (fig.1+2).
Der Verschluss, ein Round Bolt, besteht aus Winchester Fertigung, ebenso wie der Schlagbolzen (fig.3+4).
Die Auszieherkralle ist WI gekennzeichnet und weist sich als Zulieferteil aus (fig.5 ).
Fazit:
Mit der Identifizierung der einzelnen Bauteile anhand der Markierungen ist die Arbeit an einem 30M1 noch lange nicht erledigt. Viele Bauteile wurden in der 38-monatigen Herstellungszeit modifiziert. Wie es so üblich ist, wurden sie als Typ I, Typ II, Typ III etc. bezeichnet.
Hier gilt es nun, die jeweiligen Bauteile einer 30M1 ihrer Zeit zuzuordnen. Diesen Aufwand habe ich noch nicht betrieben. Da ich aber bisher von quasi allen Bauteilen meiner Carbines Fotografien besitze, werde ich diese Zuordnung peu à peu abarbeiten.
So dass ich am Ende dokumentieren kann: Aus diesen Bauteilen hat diese 30M1 zu ihrer Zeit bestanden.
Als letztes sei gesagt, dass es schon einen mächtigen Überraschungs-Ei Charakter besitzt, wenn man seine 30M1 in Einzelteile zerlegt. Man ahnt vorher nicht was sich im Inneren befindet und man ist immer wieder erstaunt, obwohl man es ja eigentlich weiß, dass hier schon jemand rumgewerkelt hat.
Und so unscheinbar die 30M1 auch ausschaut, sie hat immer noch einen Joker im System (Bild 8).
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