Mitte März habe ich nach einem 8-Monats-Kurs beim Bayerischen Jagdverband die Jägerprüfung bestanden und bin jetzt "Jung-Jäger".
Vielleicht hat sich der eine oder andere von euch auch schon mal mit dem Gedanken getragen, den Jagdschein zu machen. Deswegen möchte ich euch kurz erzählen, was euch da in etwa erwartet.
Zunächst mal die Kosten: Der Kurs kostet derzeit € 1250,--, zuzüglich € 280,-- Prüfungsgebühr und nochmals ca. 150,-- an Büchern bzw. Lernhilfen.
Der Zeitaufwand beträgt zweimal drei Stunden die Woche, jeweils von 19.00 bis 22.00 Uhr. Wenn man zuwenig Anwesenheits-Stunden nachweisen kann, wird man zur Prüfung nicht zugelassen.
Der Unterricht (und die Prüfung) unterteilt sich in sechs Teilbereiche:
- Wildbiologie
- Wildbrethygiene / Jagdpraxis
- Jagdrecht
- Wald- und Landbau
- Waffenkunde sowie
- Jagdhundewesen
Zum Lernaufwand kann ich nur so viel sagen: Ich habe jeden Tag eine Stunde "etwas für die Jagd gemacht", d.h. entweder die Nase in die Bücher gesteckt, im "Wild und Hund" geblättert, auf YouTube Jagdvideos angesehen, war auf dem Schießstand oder was auch immer: Hauptsache man bleibt am Ball. Als Stadtmensch hatte ich zuvor nur ein begrenztes Wissen über Flora und Fauna, das hat sich jetzt geändert. Ebenso kann ich jetzt einzelne Hunderassen voneinander unterscheiden, jagdbares Wild aufzählen und etwas über dessen Lebensgewohnheiten sagen. Sogar neue interessante Kaliber für die Jagd habe ich kennengelernt, z.B. die 9,3x62, mein bevorzugtes Kaliber für die künftige Jagd auf Schwarzwild.
Lasst euch nicht verunsichern von Leuten, die die Jägerprüfung als das "Grüne Abitur" bezeichnen. Es sind genau die Leute, für welche schon die Führerscheinprüfung die bisher höchste intellektuelle Herausforderung darstellte. Alles Unsinn.
Die schriftliche Prüfung besteht aus 100 Multiple Choice Fragen, welche aus 1200 vorher bekannten Fragen ausgewählt werden. Wenn man etwas fleissig ist und diese Fragen einige Male durchgeht ist die Prüfung kein Problem. Soweit ich weiss haben sie bei uns alle bestanden.
Die mündliche Prüfung besteht aus den oben angeführten Teilbereichen. In jedem wird man allein 12 Minuten geprüft. Nach meiner Einschätzung recht wohlwollend. Ich war ehrlich gesagt überhaupt nicht aufgeregt und kam locker durch. Die Waffenkunde-Prüfung empfand ich z.B. als netten Plausch über die Vorzüge verschiedener Waffen und Kaliber - dann war die Zeit auch schon um.
Eine echte Hürde stellt hingegen die Waffenhandhabungsprüfung dar. Man wird - ohne Zeitvorgabe - in vier Waffentypen geprüft: Sicherheitsüberprüfung, Fertigmachen zum Schuß, Schuß, "Schrankfertig machen". Bei mir waren es die 98er Büchse, die Bockbüchsflinte, der Revolver und die Pistole (Walther PP). Jeder Kandidat wird dabei von zwei Prüfern genau unter die Lupe genommen. Eine falsche Handhabung oder ein Verstoß gegen Sicherheitsregeln - und man darf in drei Monaten wiederkommen. Bei uns sind hier doch einige gescheitert. Ist eine reine Konzentrationssache.
Nach 15 Minuten hat man es mir aber schon geglaubt (Zitat. "Sehr schön - und damit sind Sie uns auch schon wieder los. Viel Erfolg beim Schiessen!") und ich durfte noch auf die Schießbahn. Auf 100m musste man mit einer Repetierbüchse Kaliber 222 Rem von vier Schuß mindestens drei Mal den 8er treffen. Nach meinem dritten Zehner hat man mir den vierten Schuß erlassen und gegen Unterschrift das Prüfungszeugnis ausgehändigt.
Alles machbar.
Neben dem Vorteil des bedürfnisunabhängigen und unbegrenzten Langwaffenkaufs macht es wirklich Spaß, als Jäger um vier Uhr früh auf einer Kanzel zu sitzen und zuzusehen, wie der Wald langsam zum Leben erwacht. Ein Rehbock, der mir kurzzeitig vor die Büchse gelaufen ist weiß bis heute nicht, dass er an diesem Tag seinen zweiten Geburtstag feiern kann, weil er wieder hinter Büschen verschwunden ist, ohne "breit" zu stehen. Hatte ihn schon im Fadenkreuz...
Also ich kann es nur jedem raten: Macht den Schein, wenn es euch interessiert und ihr euch die Zeit nehmen könnt.
Es lohnt sich!
Waidmannsheil!
Bernhard
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