Bei mir war es ein "Dicker fetter Ami Jeep". Inspiriert durch "Ein Colt für alle Fälle" hatte ich mich damals schon in den GMC Sierra Grande verliebt. Riesen Räder, eine riesige Ladefläche und ein cooler Colt, der begleitet vom Jugendtraum Heather Thomas damit durch die endlosen Weiten der USA fuhr.
Damals gab es für mich von meinem Vater nur leicht belächelnde Kommentare ala "JaJa, die Amis halt, die brauchen so was" oder "Den kann sich eh keiner leisten".
So bringt man Kinderträume zwar auf den Boden der Tatsachen, aber beenden konnten sie ihn damit nicht.
Die Jahre vergingen und der Boden der Tatsachen erreichte auch mich. Das Geld reichte hinten und vorne nicht, und Prioritäten wechselten schnell. Mal war es die Leidenschaft Motorrad die mich von allem anderen ablenkte, mal das befüllen leerer Tresore, mal die Munitionssammlung. Und manchmal schlicht die besser Hälfte, die einen mit Dingen wie Hauskauf und Kindern drohte.
Nun brauchte es über 30 Jahre, seit Colt mit dem Sierra Grande durchs zweite Programm fuhr, bis bei mir dieser Traum dann doch in die Realität umgesetzt wurde. Ich kaufte mir meinen Ami!
Obwohl ich früher alles was große Reifen hatte und durchs Gelände fahren konnte schlicht als Jeep bezeichnet hatte, sollte es aber kein solcher sein, sondern ein hier eher unbekannter Stahlklotz. In den USA an jeder Straßenecke und manchmal bieder als "Moms Car" bezeichnet, ist er hier ein seltener und nicht zu übersehender Blickfang.
Der Chevrolet Tahoe!
Vollgetankt 2500kg schwer, bestückt mit einem 5,7l V8 und 454 Nm Drehmoment bei entspannten 2800 Umdrehungen. Die Amis bezeichnen dies vorsichtig als "Small Block"!
Meiner verließ im Jahr 1997 das Werk und ging zunächst nach Kanada. Dort wurde er dann schließlich 1998 privat nach Deutschland verschifft. Einen regulären Import gab es seit 1996 nicht mehr, erst das Nachfolgermodell ab 1999 wurde dann auch wieder in Europa vertrieben.
Stand heute hat mein Tahoe ~180000km auf der Uhr und steht optisch sehr gut da. Ja, er hat auch die typischen Ami Wewechen wie ein gebrochenes Dashboard oder den obligatorisch defekten Klimakompressor, aber beschweren darf ich mich nicht, mein Dicker ist ansonsten mangelfrei.
Seit ich den Tahoe habe hat sich auch mein Bild über ´Raum und Zeit´ein wenig verändert. Wer Tahoe fährt will nicht rasen, nicht pünktlich und schnell ankommen. Amifahrer wollen cruisen. Dahinrollen und genießen. Und dieses Bedürfnis bedient der Tahoe perfekt.
Und Raum, ja Raum.....man hat so viel davon!! Manchmal glaubt man vom Fahrersitz bis zum Kofferraum gäbe es gar verschiedene Zeitzonen.
Wenn man sich danach in kleine Europäer quetscht, z.B. in einen VW Passat, einen 5er BMW oder eine E-Klasse, kommt man sich so beengt vor. Und wieso muss ich in solchen Autos den Kinderwagen von meinem Sohn zusammenklappen? Sollte man den nicht immer einfach so in den Kofferraum packen können wie beim Tahoe?
Natürlich ist der Tahoe auch immer wieder für ein Gespräch gut. Lieblings Frage ist natürlich, ob mich mein Tankwart schon dutzt und mit Fanfaren begrüsst. Ja, das tut er. Aber wohl eher weil er sich regelmässig darüber freuen kann bei mir 6000l Heizöl im Haus nachzufüllen.
Auch immer wieder schön der Spruch, wo den mein Begleitfahrzeug wäre. Hier natürlich gemeint der Tanklastwagen, wie mir dann mit albernen Gekicher mittgeteilt wird. Hilfsbereit wie ich bin, habe ich dem letzten dieser armseeligen Sprücheklopfer dann geraten, dass Typen wie er es halt lassen sollen wenn sie sich kein solches Auto leisten können. Und ja, solchen Menschen verschweige ich mittlerweile auch gänzlich, dass unter der Motorhaube eine Gasanlage arbeitet, die für etwa 13,- Euro /100km sorgt. Allein vom jährlichen Wertverlust ihrer "Spritsparautos" kann ich mehrere 100mal Volltanken

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