…obwohl die Pistole Walther P5 eigentlich kein Loser ist. Schließlich hat sie sich Mitte der 1970er Jahre bei der Auswahl zu einer neuen Dienstpistole im Kaliber 9mm Luger gegen 2 Konkurrenten durchgesetzt und landete auf Platz zwei, knapp hinter der SIG-Sauer P225.
Weiterhin standen zur Auswahl die Hersteller:
Mauser mit der HSP (Verbessertes HSc Model in Kal. 9mm Luger) und
Heckler & Koch mit der PSP.
Dennoch brachte diese Platzierung nicht den gewünschten Durchbruch bei den deutschen Behörden. Nur knapp 10% der Dienststellen des Zolls, der Polizei und anderer, waffenführenden, Dienststellen entschieden sich für diese Waffe.
Trotz ihrer technischen Reife, ihrem modern wirkenden Aussehen, einem kombinierten Verschlussfang- und Entspannhebel sowie einen, zwar nicht verstellbareren, Triggerstop etc., fand die heute noch so beliebte Walther P5 ihre Hauptabnehmer nicht in Deutschland, sondern hauptsächlich im Europäischen Ausland und den Vereinigten Staaten.
Die niederländische Polizei, der niederländische Zoll, Polizeieinheiten in Portugal sowie einige englische Dienststellen und amerikanischen Behörden führten die scheinbar „gescheiterte“ Walther P5 als Dienstwaffe ein. Das bedeutete wohl, dass zumindest das Ausland überzeugt vom diesem Walther Produkt war.
Die Walther P5, ein langgehegter Traum von mir, den ich mir mit meiner unendlichen Geduld in Form einer „neuen“, ungeschossenen Pistole, endlich erfüllen konnte (Bild1).
Im der Reihe meiner persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal folgende Pistole:
Walther P5; Kaliber 9mm Luger; Baujahr (Beschuss) 1980; ungeschossen
Drei verschiedene Versionen wurde von Walther vorgestellt. Zum einen das Grundmodel P5, dann das Model P5 L (mit langem Lauf) und das Model P5 compact.
Die Spur der Modelvariante P5L verlor sich im Nirvana der nicht verwendeten Pistolen Modelle, blühte aber zu einer begehrten Sammlerwaffe auf.
Das Model P5 compact erfreut sich neben dem Model P5 (das die Wahl zur Dienstpistole fand) ebenfalls einer außerordentlichen Beliebtheit.
Eigentlich sieht die P5 wie eine abgesägte Walther P38 aus, könnte man auf den ersten Blick glauben. Aber das ist das Model Walther P5 bei weitem nicht.
Mit einem, allerdings erst im dritten Anlauf bestandenem, Dauertest von 10000 Schuss ohne Verschleißerscheinungen, erwies sie Qualität.
Technische Daten:
Kaliber: 9mm Luger
Lauflänge: 90mm
Gesamtlänge: 180mm
Gesamthöhe: 129mm
Gesamtbreite: 32mm
Gewicht: 810gr.
Magazinkapazität: 8 Schuss
Was mir als erstes an der Waffe auffiel, war die Lage des Auswurffensters. Es befindet sich auf der linken Seite der Waffe. Das hatte ich bei einer Pistole so noch nicht gesehen.
Zuerst dachte ich, es könnte sich um eine Produktion für den Englischen Markt handeln…. allerdings verwarf ich diesen Gedanken sehr schnell wiederJ…
Wie sich der linksseitige Hülsenauswurf auf den Schießvorgang auswirkt ist daher ein zufälliges Produkt für meinen Test (Bild 2 a).
Die augenscheinlichen Parallelen zur P38/P1 verwaschen sich beim genaueren Hinsehen recht schnell.
Ein Blick auf den Verschluss zeigt die fehlende, manuelle, Sicherung der P38/P1. Das linksseitig liegende Auswurffenster und eine große Zahl an Fingerrillen weisen ebenfalls klare Unterschiede zum 38er Model.
Schaut man sich das Griffstück der P5 an, so erkennt man den Rohrhaltehebel und die Rahmenverstärkung. Das ist aber auch dann schon alles, was an ein P38er Griffstück erinnert. Allein die Tatsache, dass sich der Hülsenauswerfer auf der rechten Seite befindet, zeigt eine neue Aufteilung im Rahmen (Bild 2 b).
Als Verriegelungssystem hat man sich weiterhin des bewährten Walther Schwenkriegelverschlusses bedient, aber der Verriegelungsblock ist kleiner und somit kompakter und stabiler gehalten. Der Lauf ist nicht eingepresst, sondern aus einem Stück. Zusätzlich ist der Lauf der P5 an zwei Stellen gelagert (Bild 3).
Das Sicherungssystem wurde von Grund aus überarbeitet. Verfügten vorherige Walther Pistolenmodelle in der Regel über manuell zu bedienende Sicherungselemente, so besitzt die P5 ein solches nicht.
Ein kombiniertes Schlittenfang- und Entspannsystem an der Pistole, galt als Revolution zu ihrer Zeit. Unabhängig davon, wirken weitere, automatische Sicherungen im Inneren der Waffe.
Beim Fertigladen der Waffe, wird der Hahn gleich in die vorgespannte Stellung gebracht. Durch den Entspannhebel kann dieser wieder in die Spannabzugsposition zurückgeführt werden. Dadurch lässt sich die P5 gefahrlos, fertiggeladen, vom Träger führen.
Besonders interessant ist die Sicherung des Schlagbolzens in Verbindung mit dem Abzug der Waffe. Eine Aussparung im unteren Teil des Hahnes verhindert, wenn dieser ohne Abzugsbewegung aktiviert wird (z.B. aus vorgespannter Position), dass er den Schlagbolzen auslöst. Ebenso wird die Schussauslösung beim Sturz auf den Hahn, bei fertiggeladener Waffe, verhindert. Der Hahn trifft mit seiner Aussparung auf das zum Schützen hin gewandte Ende des abgesenkten Schlagbolzens und bietet diesem somit kein Gegenlager (Bild 4a).
Erst über die Betätigung des Abzuges wird der nach unten abgesenkte Schlagbolzen aus seiner Position um ca. 30 Grad durch den Auslösehebel nach oben angehoben und so vor die Schlagfläche des Hahns geführt. Parallel dazu wird die Schlagbolzenblockierung deaktiviert (Bild 4 b-d).
Das Zerlegen der Pistole gestaltet sich als einfach. Dadurch, dass die „Schnellzerlege-Aussparung“ vom P38er Model übernommen wurde, braucht der Lauf der Waffe nur um rund 7mm eingedrückt werden. Nun kann der Rohrhaltehebel gedreht und der Verschluss mit Lauf vom Griffstück geschoben werden. Jetzt noch der Entriegelungsbolzen eingedrückt, und der Lauf kann vom Verschluss getrennt werden (Das ist natürlich P38/P1 „like“) (Bild 5).
Gut gelöst ist auch die Ausformung des Magazinhalter, die sich unten am Magazinschacht befindet. Man braucht quasi nur mit dem Finger über den Magazinboden „sliden“ und wird dann sicher an den, vertieften, Magazinlösemechanismus geführt. Die zuerst etwas altbacken anwirkende Position des Magazinhalters wurde u.a. zugunsten des Entspannhebels, der Waffenbreite sowie einer möglichst glatten, verhakelungsfreien, Oberfläche gewählt. Somit befindet sich nur ein zentrales Bedienungselement an der Waffenseite (Bild 6).
Der Abzug sowie der Verschlussfang- und Entspannhebel sind gut zu erreichen. Das entspannen des vorgespannten Hahnes erweist sich als sehr leichtgängig. Nicht zu vergleichen mit dem Entspannvorgang der Heckler & Koch USP oder P8.
Bei gefangenem Verschluss kann man nochmals die Lauflagerungen auf dem Griffstück erkennen. Die Griffschalen umlegen das gesamte Griffstück und besitzen einen guten gripp aufgrund eines ausgeprägten checkerings (Bild 7).
Eine kontrastreiche, weiß markierte Visierung, deren Kimme seitenverstellbar ist, sowie u.a. die Tatsache des Einsatzes der P5 im James Bond Film „Sag niemals nie“ runden die features der Walther P5 ab.
Neben der 10000 Schuss Haltbarkeitsprüfung, wurde unter anderem ein Maximales Gewicht sowie eine Mündungsgeschwindigkeit von 360m/s vorgegeben. Wie groß die Toleranzen hierbei gehalten wurden, weis einzig und allein der Auftraggeber der Waffe.
Für den Schusstest verwendete ich folgende Munition:
Handelsübliche Munition von Geco – Vollmantel; 124grain Geschoss
Das Schussprogramm wie folgt:
5 Schuss durchs Messgerät zur Ermittlung der V1 und E1
V1 = 342m/s (Die geforderte Vo von 360m/s habe ich nicht erreicht)
E1 = 468Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Ermittlung des Haltepunktes (5 tief nach Seitenkorrektur).
Entfernung 15mtr.
15 Schuss nach Haltepunkt
Entfernung 15mtr.
15 Duellscheibe – Zeitbeschränkung 10Sec/5 Schuss – Waffe vorgespannt und im Voranschlag
Auswertung der Pistole P5:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
- Ein langwegiger DA Abzug, etwas schleppender SA Abzug
+ Verstellbare Visierung, mit gutem Kontrast
+ Nahezu perfekte Handlage, Waffe bleibt beim Schuss sicher in der Schusshand liegen
+ Das Fertigladen der Waffe sowie das füllen des Magazins ist sehr leichtgängig
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
Pistole Walther P5 = 5
Persönliches Fazit:
Es ist für mich in diesem Fall sehr schwer objektiv zu bleiben, da die Pistole Walther P5 schon ewig auf meiner Wunschliste stand. Dennoch will ich es versuchen….
Die Handlage der Waffe ist für mittelgroße Hände ideal. Mit dem ersten Griff hat man die Waffe sicher in der Hand liegen. Im Schuss liegt die Pistole stabil und lässt Ziele schnell wieder auffassen. Etwas störend wirkt das Mündungsfeuer, welches sich in Form eines kleinen Lichtblitzes durch den Schießstand trieb. Für dessen Abhilfe könnte hier aber schon die Verwendung anderer Munition sorgen.
Da sich nur ein Bedienelement an der Waffenseite befindet, sind von vorn herein Bedienungsfehler ausgeschlossen. Geht man davon aus, dass der Schütze mit seiner Waffe vertraut und trainiert ist. Warum heute an einigen Dienstwaffen die Sicherungselemente so umfangreich sind, begründet sich wohl ausschließlich ind der Angst vor Schießunfällen. Bei der Bedienung der Walther P5 erfahre ich ein gefälliges „Zack-Bumm-Bonjour“.
Beim schießen erfüllten sich all meine Erwartungen. Die Treffpunktlage im Präzisionsschuss ist natürlich ausbaufähig. Aufgrund des Haltepunktes 5 hoch, ist es sehr schwer ein gutes Trefferbild beim Überzielen des Spiegels zu erreichen.
Beim Duellschuss entfaltete sich die P5 vollends und bewies, dass diese Disziplin das klare Plus dieser Pistole ist. Kontrollierte Schussabgabe, kaum aus dem Ziel weichend, war es möglich alle knapp 1,5 Sekunden einen sicher gezielten „Schnell“ Schuss abzugeben. Letztendlich der Beweis für mich, dass die Firma Walther seinerzeit ihre Hausaufgaben gemacht hat (Bild 9).
Das linksseitig liegende Auswurffenster hatte beim Schussvorgang für mich kein merkbares "Fremdverhalten" gezeigt. Lediglich musste ich die Hülsen etwas weiter durch den Schießstand zur Mülltonne zusammenfegen.
Interessant war noch, dass man beim Zielvorgang auch beobachten konnte, wie sich mit Abzugsbetätigung der Schlagbolzen langsam anhob. Das war so ein Schauspiel, dass ich so manchen Schussvorgang abbrechen musste.....
ICH BIN BEGEISTERT – Es hat sich gelohnt so lange zu warten….
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