In der Reihe meiner persönlichen Schusstests begleiteten mich diesmal zwei Winchester Repetiergewehre des Models 94AE in der Ausführung Trapper und Wrangler.
Beide Waffen sind in einem Kurzwaffenkaliber eingerichtet. Die Trapper in Kaliber .45 Long Colt und die Wrangler im Kaliber .44 Remington Magnum (Bild 1).
Eigentlich gleichen sich die beiden wie ein Ei dem anderen. Visierung, Beschriftung, Lauflänge, Art der Patronenzuführung und Magazin (Bild 2).
Lediglich das Model Wrangler besitzt als Repetierhebel den sogenannten „Big Loop“. Es gibt nur wenig Quellen, die über die Entstehung dieser berühmten Form des Repetierbügels berichten.
Bei allen Spekulationen, gibt es eine die als die wahrscheinlichste gilt : Für den Western „Stage Coach“ mit John Wayne aus dem Jahre 1939, wurde ein Winchester 1892 Standard Model mit diesem Repetierbügel ausgestattet.
Leidlich ist nur, dass der Film eigentlich um das Jahr 1880 herum spielt….da ist natürlich eine Winchester 92…..also ich weis nicht….
Seine Form soll nach einer Idee von John Wayne entstanden sein. Es war weniger die Optik die ihn inspirierte als wie die Tatsache des schnelleren Nachladens der Waffe. Wobei man sagen muss, dass sich die Winchester 92er Modelle von vornherein besser Nachladen lassen als wie die 94er Modelle, allerdings ist die Patronenzufuhr nicht so sicher (Bild 3).
Zum Fertigladen der Waffe wird beim Repetiervorgang der Verschlussblock zurückgeführt (der in seinem Rücklauf den Hahn vorspannt), es wird nun parallel zum schließen der Waffe eine Patrone aus dem Röhrenmagazin auf den Zubringer gelegt, die mit dem Verschlussblock ins Patronenlager geführt wird. Jetzt ist der Ladevorgang abgeschlossen (Bild 4 a-e).
Zur Schussauslösung muss nun der Repetierhebel fest an den unteren Hinterschaft gedrückt werden. Eine Abzugsicherung, die dadurch reaktiviert wird, verhindert, dass sich beim Schließvorgang ein Schuss löst (Bild 5).
Keine neue Erfindung von Winchester, denn schon mit der Entwicklung des Henry Rifles 1860, hat es eine Menge tödlicher Unfälle beim Repetieren gebeben. Zwangsläufig befindet sich nämlich der Abzugfinger im Abzugbügel. Beim Schließvorgang klemmt sich nun dieser zwischen Abzugbügel und dem freiliegendem Abzug ein – und dann knallt´s….und wohl nicht zu knapp.
Somit wurden spätere Henry Rifle Produktionen mit einer Abzugsicherung dieser Art versehen.
Technische Daten Model Trapper:
Grundmodel : 1894AE
Kaliber : .45 Long Colt
Gewicht : 2650 gr.
Magazinkapazität : 9 Patronen
Magazinart : Röhrenmagazin
Gesamtlänge : 87cm
Gesamtbreite : 3,5 cm
Lauflänge : 41cm
Schaftmaterial: Nussbaumholz
Technische Daten Model Wrangler:
Grundmodel : 1894AE
Kaliber : .44 Remington Magnum
Gewicht : 2850 gr.
Magazinkapazität : 9 Patronen
Magazinart : Röhrenmagazin
Gesamtlänge : 87cm
Gesamtbreite : 3,5cm
Lauflänge : 41cm
Schaftmaterial: Nußbaumholz
Das rund 200gr. höhere Gewicht der Wrangler, lässt sich auf Bild 6 leicht erklären. Aus dieser Waffe werden keine Patronen für den Sonntagsausflug verschossen…
Durch ihren „Big Loop“ lehnt sich die Winchester Wrangler Version (wohl als Gebrauchswaffe) an das John Wayne Standard Commemorativ Model im Kaliber .32-40 Winchester, an.
Als Munition verwendete ich handelsübliche Patronen von MagTech (.45 LC) und Federal (.44Magn.) (Bild 7).
Leistungsdaten der Patrone .45 Long Colt:
Geschossgewicht : 250grains
Geschwindigkeit (Vo) : 260 m/s
Energie (Eo) : 570 Joule
Entwickelt : 1872 von Colt (Anfänglich mit Schwarzpulver- später dann mit NC-Pulver Ladung).
Leistungsdaten der Patrone .44 Remington Magnum:
Geschossgewicht : 240grains
Geschwindigkeit (Vo) : 410 m/s
Energie (Eo) : 1310 Joule
Entwickelt : 1955 durch Smith & Wesson in Kooperation mit Remington Arms
Das Schussprogramm für die Winchester`s sah so wie folgt aus:
Entfernung 25 Meter (stehend, Freihand):
- 5 Schuss, Spiegel aufsitzen lassen
- Feststellung der Treffpunktlage (Beide lagen Fleck, die Winchester Wrangler allerdings etwas rechts)
- 5 Schuss nach Haltepunkt
Entfernung 25 Meter:
Je 5 Schuss mit jeder Waffe, stehend Freihand
Winchester Trapper rote Markierung, Wrangler weis
Entfernung 25 Meter:
3 Schuss auf eine Coca-Cola Dose*….(worauf denn sonst?!)
*als ich meiner Frau sagte, sie möge mir doch bitte eine Dose Coca Cola vom einkaufen mitbringen, wusste ich noch nicht was mit der Dose passiert war. Erst als ich sie in den Händen hielt, dachte ich, was ist aus dieser Welt bloß geworden….das ist doch keine Dose….oder trinken die Kids jetzt schon Cola aus Dosen im Kindergarten (Bild 8 a).
Woher nun eine klassische Cola Dose herbekommen? Spanien war die Rettung….aus dem Urlaub ins Land geschmuggelt.
Die erste Dose trank ich dann auf der Fahrt zum Schießstand leer. Dort angekommen, erst mal Pullern…..
Die zweite trank ich während des Schießens. Mit nun rund 0,7ltr. Cola im Bauch begann ich den eigentlich wesentlichen Teil des Schusstests.
Auswertung der Winchester Trapper:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen.
- trockener Abzug, aber zu schwergängiger
+ ausgezeichnete Fluchtvisierung, die ein schnelles aufnehmen der Ziele zulässt.
+ gute Handlage
+ Repetiervorgang, Modus langsam : OK – Modus schnell mit der richtigen Technik ebenfalls OK
+ Keine Zuführungsprobleme mit der verwendeten Munition
Auswertung der Winchester Wrangler:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen.
- trockener Abzug, aber zu schwergängig
+ ausgezeichnete Fluchtvisierung, die ein schnelles aufnehmen der Ziele zulässt.
+ gute Handlage
+ Repetiervorgang, Modus langsam : OK – Modus schnell mit der richtigen Technik ebenfalls OK
+ Keine Zuführungsprobleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunkte von 6 möglichen:
Trapper : 5
Wrangler : 5
Persönliches Fazit:
Die Präzision der recht kurzläufigen Waffen ist erstaunlich (Bild 9).
Die Zielaufnahme sensationell. Obwohl ein schießen auf 50mtr. auf die normale Zielscheibe oder der Coca Cola Dose aufgrund des recht groben Korns nicht möglich war. Das Zielscheibe wurde ganz und gar vom Korn verdeckt, und die Cola Dose konnte ich auf die Entfernung gar nicht mehr sehen

Das Repetieren mit den Waffen stellt sich nicht so wie in den uns bekannten „Western“ da. Aber das liegt wohl eher an dem 94 System, dass zugunsten der sicheren Patronenzufuhr, in ihrem Repetiervorgang modifiziert wurde. Dennoch lassen sich die Waffen problemlos mit der richtigen Technik sehr schnell nachladen.
Das schießen an sich ist sehr angenehm, auch wenn einem die .44 Rem.Magn. unmittelbar neben der Wange gezündet wird und einem ein leichter Lufthauch aus dem Patronenlager ins Auge weht. Dennoch ist ein der „Munition“ entsprechendes rückschlagerträgliches Schießen vorhanden. Die Trapper schießt sehr präzise, obwohl sie bei den Dosentreffern nicht so gut lag.
Mit dem ersten Schuss mit der Trapper lag ich etwas zu hoch. Dadurch ist der obere Teil der Dose so aufgekrempelt. Mit dem zweiten Schuss lag ich etwas zu tief. Dadurch die Splittereinschläge an der Seite. Der dritte Schuss hat dann gepasst (Bild 8 B).
Mit der Wrangler war es etwas einfacher. Aufgrund der rechten Treffpunktlage, brauchte ich das Korn nur eine Breite links neben die Dose zu halten. 3 Schuss, drei super Treffer (Bild 8 C).
Aufgrund der so hohen Geschwindigkeit des Geschosses, fiel die Dose nach jedem Treffer immer direkt zu Boden. Während ich den, mit der wesentlich langsameren .45 LC beschossene Dosen, immer 10 Meter hinterher laufen musste.
Es geht schon eine gewisse Faszination von diesen Waffen aus. Ist doch der Name Winchester auch Synonym für alle hergestellten Unterhebelrepetierer geworden…..(Bild 10).
Dieser Test hat mir unglaublichen Spaß gemacht und mich nachhaltig beeindruckt. Und das lag nicht nur an den Coca Cola Dosen….
…und so verließ ich den Schießstand heute demütig und mit Tränen der Freude in den Augen.
Kommentar