MAN VERSUCHT AUSBILDUNGS- UND AUSRÜSTUNGSMÄNGEL DURCH EIN FLUGBLATT ZU BEHEBEN!
Aus dem Bericht des Wehrbeauftragten vom 24.01.2012.
Drucksache des Bundestages 17/8400
Hier für dieses Forum insbesondere interessant der Abschnitt 4.1.2. Handwaffen / Munition
4.1.2 Handwaffen/Munition
Erhebliche Defizite resultierten im Berichtsjahr aus ei-
nem Mangel an Handwaffen und Munition. Auch hier
wurde versucht, dem Problem mittels Poolbildung zu
begegnen. Eine dauerhafte Verbesserung der Zustände ist
dadurch jedoch nicht erreicht worden. Hinzu kam im Be-
richtszeitraum ein gravierender Mangel an Munition für
die Einsatzvorbereitung. Erhebliche Engpässe gab es bei
gegurteter Gefechtsmunition für das MG 3, Gefechts-
munition für die Pistole P 8 sowie Munition im Kaliber
40 x 46 mm. Dieses Fehl führte zu Einschränkungen bei
der Ausbildung in der Luftwaffe und einem sogenannten
„Engpassmanagement“ im Heer. Trotz aller Bemühungen
im Rahmen dieser Mangelverwaltung fehlte es im Be-
richtszeitraum beispielsweise an der Infanterieschule Ham-
melburg in erheblichem Maße an Munition, Fahrzeugen
und Ausbildern, so dass eine bedarfsgerechte Ausbildung
nur unter größten Schwierigkeiten möglich war.
Nach Aussage des Ministeriums kann der Munitionsbe-
darf für die Einsatzvorbereitende Ausbildung nur mittels
einer starken Kontingentierung der Munition in der allge-
meinen Schießausbildung gedeckt werden. Durch die da-
raus resultierende Einschränkung der allgemeinen
Schießausbildung fehlen einem großen Teil von Teilneh-
mern an der Einsatzvorbereitenden Ausbildung die unver-
zichtbaren Grundfertigkeiten im Umgang mit Handfeuer-
waffen. Dies hat direkte Auswirkungen auf die
Einsatzvorausbildung und damit auf die Sicherheit im
Einsatz.
In diesem Zusammenhang ist zu konstatieren, dass es im
Jahr 2011 – wie auch schon im vorangegangenen Be-
richtszeitraum – im Einsatz zu einer Häufung von Unfäl-
len mit Waffen, unbeabsichtigten Schussabgaben und Fäl-
len von spielerischem Umgang mit Waffen kam. Gerade
auch vor diesem Hintergrund sind Defizite in der Waffen-
ausbildung nicht hinnehmbar. Das Heeresführungskom-
mando hat die Problematik erkannt und versucht, eine
Sensibilisierung der Truppe durch eine Broschüre zu er-
reichen. Dies ist zu begrüßen, kann aber nicht die Ausbil-
dung in Grundfähigkeiten ersetzen.
Der erhebliche Munitionsmangel sowohl im Einsatz als
auch in der Einsatzvorausbildung ist umso unverständli-
cher, als die Bundeswehr nach eigenen Angaben des Bun-
desministeriums der Verteidigung noch immer über erheb-
liche Altbestände an Munition im Kaliber 7,62 x 51 mm
verfügt, deren Beschaffung teilweise bis in die sechziger
Jahre zurückgeht. Diese Bestände weisen allerdings auf-
grund der Lagerung teilweise Korrosionsschäden an den
Patronenhülsen auf.
Aus diesem Grunde wurde entschieden, den gesamten
Lagerbestand von insgesamt 227 Millionen Patronen die-
ses Typs auszupacken, einzeln zu prüfen und schadhafte
Patronen auszusortieren. Bis zur Verfügbarkeit eines
Sichtungsautomaten, voraussichtlich im März 2012, sind
16 Depotmitarbeiter sowie 14 Soldaten mit dieser Arbeit
beschäftigt. Eine bessere, kontinuierliche Bewirtschaf-
tung der Munition hätte diese stupide Arbeit von vornhe-
rein verhindert. Hinzu kommt der entstandene Schaden,
der vom Bundesrechnungshof auf mindestens 63 Millio-
nen Euro beziffert wird.
Kommentar