Colt Firearms hat sich in den vergangenen 100 Jahren nicht zurückgelehnt und sich auf seinem Jahrhundertprodukt ausgeruht. Im Gegenteil, auch Colt hat den 1911 immer wieder modifiziert. Unter anderem kamen Modelle aus der US Waffenschmiede mit den Bezeichnungen Colt Commander, Colt Combat oder Colt Combat Elite sowie eine breite Palette an modifizierten 1911 Modellen für den Sportbereich wie z.B. die Gold Cup Serie.
Als Basis diente aber immer der 1911er Urgroßvater. Vorrangig im Kaliber .45 ACP angefertigt, kam nach und nach auch das Kaliber 9mm Luger ins Programm. Smith & Wessen hingegen hat sich mit dem Kaliber 9mm Luger nicht so schwergetan.
In den Vereinigten Staaten hatte das Kaliber 9mm aus Colt Produktion aber immer leichte Startschwierigkeiten. Schon allein die umgangssprachliche, fast mythische Bezeichnung .45er Colt stand der Bezeichnung 9mm Colt immer irgendwie im Wege.
Aber angepasst an die neuen Anforderungen an Polizei-, Behörden- und Militärhandfeuerwaffen der fortschreitenden Jahrzehnte entstanden z.B. die Colt Commander, Colt Defender, Colt Delta, Colt Combat Elite Serie etc.
Ich besitze seit kurzem einen Colt aus der Combat Elite Serie (Bild 1).
Bei der Pistole, die ich euch heute im Vergleich zur Colt Custom vorstellen möchte, handelt es sich um meine:
Colt COMBAT ELITE „Fullsize“, Kaliber 9mm Luger, Hergestellt 1990, Beschuss in Deutschland 1991
Auf den ersten Blick erscheint sie zu 100% identisch dem Colt Custom, den ich in vor kurzem hier vorgestellt habe, denn auch der Combat Elite ist u.a. in einer vollen 1911er Größe auf den Markt gekommen. Das Präfix vor der Seriennummer lautet 9MM.
Vergleichen wir aber erstmal das Model Combat Elite mit dem Custom Model (Bild 2).
Colt Combat Elite 9mm Luger
Gesamtlänge : 220mm
Gesamthöhe : 135mm
Verschlussbreite : 24mm
Griffbreite : 20mm
Lauflänge : 127mm
Laufgewicht : 132g !
Verschlussgewicht : 374g !
Griffgewicht : 538g !
Abzugslänge : 10mm
Auslösepunkt : 9mm !
Gesamtgewicht : 1162g !
Magazingewicht : 74g !
Magazinkapazität : 9 Patronen !
Colt Custom .45ACP
Gesamtlänge : 220mm
Gesamthöhe : 135mm
Verschlussbreite : 24mm
Griffbreite : 20mm
Lauflänge : 127mm
Laufgewicht : 95g
Verschlussgewicht : 385g
Griffgewicht : 524g
Abzugslänge : 10mm
Auslösepunkt : 7mm
Gesamtgewicht : 1136g
Magazingewicht : 68g
Magazinkapazität : 7 Patronen
Ich habe oben eine ganze Menge Daten aufgenommen und es zeigen sich wenige, aber teilweise nicht erklärbare Unterschiede. Bei der entstandenen Differenz zwischen den Einzelgewichten und dem Gesamtgewicht von 44g (Combat Elite) und 46g (Custom) vermute ich zum Teil die Ungenauigkeit meiner Küchenwaage aber auch die fehlende Verschlussfeder, Führungsstange, Laufhalteverschraubung und dem Fanghebel.
Der Verschlussgewicht-Unterschied von rund 6g kann seinen Grund in der allgemeinen Verarbeitung finden. Die Gewichtsunterschiede zwischen den Griffstücken von rund 4g findet sich sicher auch in der Verarbeitung, aber auch in der Brünierung und dem Edelstahl. Das unterschiedliche Gewicht der Läufe ist selbstredend.
Bezüglich der Abzugs-Charakteristik habe ich die Feststellung gemacht, dass beide Abzüge 10mm im Abzugsbügel stehen der Auslösepunkt aber bei der Elite bei 9mm und bei der Custom bei 7mm liegt. Ich denke aber, dass das nicht gewollt ist. Der unterschiedliche Druck- und Auslösepunkt der verglichenen Abzüge wird wohl an den Toleranzen der eingesetzten Federn liegen, bzw. an der Hauptabzugsfeder (Bild 3).
Als einzige optischen Unterschiede kann man eigentlich nur den Combat-Hahn am Combat Elite im Unterschied zum klassischen 1911er Hahn am Custom erkennen. Lässt sich somit der ELITE durch den abgerundeten Hahn verdeckt in der Bekleidung tragen, so findet der klassische Hahn des Custom da wohl seine „widerhakenden“ Grenzen. Das Hahngewicht wird, trotz des unterschiedlichen Designs, gleich sein, um eine sichere Zündung der Patrone zu gewährleisten (Bild 4).
Als nächstes zeigt sich die Duoton-Ausführung des Elite gegenüber des Custom, wobei es auch Combat Elite Colts auch inzwischen in gesamt brünierter Ausführung gibt. Die Visiereinrichtungen sowie die Visierline sind ebenfalls zu 100% identisch (Bild 5).
Somit bleibt als einziger Fakt das unterschiedliche Kaliber. Die Handlage beider Pistolen ist identisch. Man fühlt trotz des 37g Laufgewichtunterschiedes keine größere Kopflastigkeit bei der 9mm Ausführung (Bild 6).
Es scheint sich auch das unterschiedliche Gewicht der gefüllten Magazine nicht spürbar auf die gesamte Balance der Waffen auszuwirken (Bild 7).
Also beschränken sich offensichtlich alle weiteren Unterschiede wohl nur auf die Beschriftungen.
Signifikant aber ist die gewollte Systemgleichheit. Das zeigt sich bei allen Modellen aus dieser Serie, sei es bei den kurzen Defender-Versionen, den ganzen Combat-Versionen, Deltas und Customs. Damit ist garantiert, dass der erfahrene „prime time“ Colt 1911-Schütze z.B. die Combat Elite sowie die Custom ohne Probleme bedienen, zerlegen und wieder zusammensetzen kann.
Der Magazin-Auslösemechanismus liegt an gewohnter Position. Ebenso die Sicherung, obwohl sich jetzt an beiden Waffen ein beidseitiger Sicherungsflügel befindet. Die Funktionsweise der Sicherung ist aber die gleiche geblieben und somit auch die Trageweise der geladenen Pistolen.
Leider muss ich diesmal den Schusstest schuldig bleiben, denn am vergangenen Mittwoch ist unser Schießstand wieder geschlossen worden. Und das kann diesmal dauern…. (Bild 8).
Kommentar