In der Reihe meiner persönlichen Schusstests begleiteten mich diesmal meine Pistolen:
- H&K SFP9SF NATO, Kaliber 9mmx19, Beschussdatum 2019
- H&K SFP9SF Desert, Kaliber 9mmx19, Beschussdatum 2019
und die H&K meiner Frau
- H&K SFP9SF Standard (der Farbe wegen) Kaliber 9mmx19, Beschussdatum 2019
Tja, H&K hatte still und heimlich eine neue Pistole an mir vorbei entworfen

Naja, dann her mit einer SFP9SF. Was sich ursprünglich als nicht ganz so einfach erwies, denn sie war oftmals vergriffen und es gab dann wieder lange Lieferzeiten usw. usf.. Ich möchte Euch gar nicht schreiben, was ich alles bei der Beschaffung erlebt habe... Ein Buch könnte ich darüber schreiben.
Auf alle Fälle ist es mir nach einiger Zeit gelungen eine H&K SFP9SF RAL 8000 zu ergattern und das noch mit akzeptablen Beschussdatum. H&K hat eine ganze Reihe von SFP Modellen entworfen. Es ist müßig hier alle aufzuzählen. Da bitte ich euch auf die Website von H&K zu gehen und sich dort umzuschauen.
Als erstes habe ich mir also das SFP Model RAL 8000 gekauft. Sie ist in beige gehalten und somit bezeichne ich sie als fortan Desert. Als nächstes fiel mir dann noch eine SFP 9SF NATO in die Hände und für meine Frau beschaffte ich die SFP in schwarz (wie gewünscht). Und so zogen drei H&K SFP 9 SF, Rückstoßlader mit modifiziertem Browningsystem und Single Action Abzug bei uns ein.
Im Gegensatz zur SFP9 TR der Polizei ist die zivil erhältliche Version als SFP9 SF bezeichnet. Als erstes muss man wohl die Bezeichnung entschlüsseln. Das SFP steht für „Striker Fired Pistol“ und das SF für „Special Forces“. TR bedeutet „Technische Richtlinie“.
Die Pistole verfügt über kein außliegendes oder innenliegendes Schlagstück, sondern der Schlagbolzen wird durch eine Feder vorgespannt und löst aus, wenn der Abzug betätigt wird. Man kann es vielleicht ein wenig mit dem Schlosssystem des K98ers vergleichen (kam mir so in den Sinn).
Die Bezeichnung SF sagt aus, dass das Abzugsgewicht bei dieser Version 20-25N beträgt, während es bei der TR Version bei 30-35N liegt. Ebenso ist der Rückstellwert des Abzuges der SF kürzer. Leider habe ich keinen Vergleich zur TR. Auf alle Fälle aber steht der Abzug des SF nach Auslösen des Schusses tatsächlich gefühlt schnell wieder zur Verfügung.
Ansonsten gleichen sich die beiden Waffen auf Haar. Weitere interessante Features sind noch die fluoreszierende Visierung der Pistole. Bedeutet, die whitedots auf Kimme und Korn leuchten in der Dunkelheit nach und erlauben auch eine sichere Zielerfassung bei schlechten Lichtverhältnissen. Weiterhin werden verschiedene Griffschalen mitgeliefert, die ein individuelles Anpassen an die Schützenhand ermöglichen (27 Anpassungsmögichkeiten), die „Ladehilfe“ am Verschlussende sowie die Ausstattung mit einem Polygonlauf.
Schauen wir uns also die Pistole einmal genauer an. Als erstes die Ladehilfe am Ende des Verschlusses: sie sind so simpel wie genial effektiv. An jeder Seite des Verschlusses sind hervorstehende Einlagen eingebracht. Sie werden über eine Nut eingeschoben und dann über das darüber liegende Visier festgesetzt. Will man nun die Waffe laden, greift man einfach die Ladehilfen, die sofort optimal in den Fingern liegen und zieht den Verschluss auf. Trotz dass die SFP eine sehr starke Verschlussfeder hat, ist die Waffe „ratz fatz“ geladen ohne blutige Finger oder andere Blessuren. Die Ladehilfe unterstützt auch das Laden der Waffe ohne hinzusehen oder bei schlechten Lichtverhältnissen. Ebenso unterstützt die die fluoreszierende Visierung bei schlechten Lichtverhältnissen oder Dunkelheit (Bild 2).
Es befinden sich auf beiden Seiten der Waffe Verschlussfanghebel und auf der linken Waffenseite besitzt sie einen Zerlegehebel. Zur Magazinentfernung hat sie beidseitige Auslösehebel wie wir sie schon von der P8 oder USP kennen. Bei meiner SFP Nato habe ich inzwischen eine verstellbare LPA white dot Visierung nachgerüstet (Bild 3).
Sobald der Schlagbolzen gespannt ist, kann man dieses durch eine rote Markierung am Verschlussende erkennen, auf der rechten Waffenseite kann man im Auswurffenster sehen, ob sich eine Patrone im Patronenlager befindet. (Bild 4).
Das Zerlegen der Waffe erweist sich als einfach. Durch den Zerlegehebel, der fest mit dem Griffstück verbunden ist, hat man keine losen Kleinteile mehr, die verloren gehen können.
Magazin aus der Waffe, Patronenlager kontrollieren und den Verschluss fangen, Zerlegehebel nach vorn umlegen, Verschluss von der Waffe schieben, Verschlussfeder und Lauf herausnehmen und fertig (Bild 5).
Der Vorteil des Systems ist der Umstand, dass sich die Waffe beim Zerlegen selbst entspannt. Sobald der Zerlegehebel umgelegt wird, bewegt sich der Abzug ein Stück nach vorn. Dadurch wird der Unterbrecher um ca. 2-3mm gesenkt und gibt somit den Schlagbolzen frei, der sich nun langsam und kontrolliert entspannt (Bild 6).
Die individuelle Griffgestaltung findet ihre Grenzen in der Vermischung der mitgelieferten Griffschalenteile, je 2 L,M,S Griffseitenteile und 3 L,M,S Griffrückenteile. Es ist also durchaus eine Kombination aus linker Griffseite Größe S, rechte Griffseite Größe M und Griffrücken Größe L vorstellbar. So verrückt das klingt, aber durch die 27 Möglichkeiten kann der Schütze die Waffe zweckgebunden ziemlich genau an seine Griffbedürfnisse anpassen. Mit einem Dorn und einem kleinen Hammer wird ein Splint herausgeschlagen und man kann mit der De- und Remontage der Griffteile beginnen. Geliefert wird die Waffe in einer hochwertigen, durch Vorhängeschloss verschließbaren, Kunststoffbox (Bild 7).
Auch farbliche Variationen sind, je nach Saison möglich

Die technischen Daten der SFP 9 SF:
Länge : 18,6 cm
Höhe : 13,7 cm
Breite : 3,3 cm
Gewicht ungeladen : 710gr.
Gewicht geladen (15+1) : 993gr.
Lauflänge (Polygonprofil) : 10,4 cm
Magazinkapazität : 15 Patronen 9mm x 19
Geschossen habe ich nur mit meiner NATO Ausführung, da ich hier ja die Visierung getauscht habe und ich mir somit auch ein aussagekräftigeres Schussbild versprochen habe.
Verwendete Munition:
GECO 9mm x 19, .355 / 124grn.
Schusstest:
Je 20Schuss Präzision und 20 Sekunden Serie
Entfernung 25mtr. (Bild 9).
Auswertung Model H&K SFP9SF:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
- etwas schleppender SA Abzug mit hohem Gewicht
+ gutes, kontrastreiches Visier (in diesem Fall Verstellbares 3DOT Visier)
+ Handlage gut
+ Laden des Magazins „reibungslos“
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Alle 3 Waffen zeigten ähnliches Abzugsverhalten, wobei das Model meiner Frau noch gefühlt den besten Abzug hatte. Ich denke aber wenn eine höhere Anzahl von Abzugsbewegungen durchgeführt wurden, schleift sich das System mit der Zeit ein.
Auswertung:
5 von 6 Punkte
Persönliches Fazit:
ich persönlich bin mit den Waffen sehr zufrieden. Das Schussverhalten durch die recht starke Verschlussfeder zeigt bei der 20 Sek. Einheit, dass sich die Waffe tatsächlich kaum aus dem Zielbereich bewegt. Brauche ich mit meinen Sportwaffen immer 17 Sekunden für die Übung, beendete ich sie mit der SFP9 i.d.R. schon nach 12-13Sek. ohne das Gefühl zu haben, dass die Schüsse schlecht lagen.
Beim Präzisionsschuss auf 25mtr. muss man sich schon sehr gut konzentrieren, da der schleppende Abzug doch gut kontrolliert werden will, um gute Schussgruppen zu erzielen. Aber wer den Verschleiß nicht erwarteten kann, hat gute Möglichkeiten die Auslöseklinke zu bearbeiten. In der Vergangenheit hat es sich aber gezeigt, dass Geduld in diesem Fall immer der bessere Schmied ist.....
Durch die Ladehilfe, die individuellen Griffgestaltungsmöglichkeiten und die gute Präzision kann ich sagen, dass ich mir am liebsten noch eine kaufen würde.....

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