Als ich meinen Smith & Wesson Model 19-3 “THE .357 COMBAT MAGNUM“ Revolver aus dem Safe nahm, wurde mir wieder klar, dass er seiner Zeit weit im voraus war. Erst in den späten 1980ern Jahren wurde er eingeholt. Während dieser Zeit war meiner Meinung nach kein besserer Revolver auf dem SERVICE Waffen – Markt erhältlich….und diese Erkenntnis brachte mich wieder „Back to Earth“.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal der "Ausnahme" Revolver:
Smith & Wesson Model 19-3, Kaliber .357 Magnum, Baujahr 1972, ungeschossen.
Das Model 19-3 THE .357 COMBAT MAGNUM ist ein Revolver mit Vergangenheit. Als Dienstwaffe des FBI und anderer Amerikanischer Behörden bis hin zur GSG 9 Einheit, verfügt er über einen unsterblichen Mythos (Bild 1).
Aufgebaut auf einem etwas verstärkten K-Rahmen mit round but (rundem Griffrahmem) und 2 ½ Zoll Lauflänge, wirkt der 19-3er mit seinem hohen, massiven Korn und der verstellbaren Kimme, riesig. Ein Scheinriese, aber doch wuchtig. Zweifelsohne trugen die Einfassung der Ausstoßerstange (shrouded ejektor) und der leicht verstärkte Rahmen ihren Anteil daran (Bild 2).
Ausgestattet mit einem mittelgroßen Targetabzug und einem mittelbreiten Hahn verfügte der COMBAT MAGNUM über eine „Griffige Kombination“ zur kontrollierten Schussauslösung. Durch die Längsrillen im Abzug und dem etwas breiteren, ausgeprägt punzierten Hahn, kontrolliert der Schütze den Revolver über zwei wirkungsvolle Kontaktflächen (Bild 3).
Back-und Frontstraps (eingefräste Rillen im hinteren und vorderen Griffrahmenteil) verbessern noch zusätzlich zu den Griffschalen die Haftung in der Schusshand. So konnte der Revolver auch sehr gut mit seinen originalen Holzgriffschalen geschossen werden. Oftmals aber tauschten die Besitzer diese gegen spezielle Gummigriffschalen aus (Bild 4).
Mit Entwicklung und Platzierung der Modelreihe 19, an der mehr als nur maßgeblich Bill Jordan beteiligt war, ist S&W 1955 wieder mal ein großer Wurf gelungen. Und auch wenn am Anfang am Material der Waffe nachgebessert werden musste, wirkte sich das auf den Verkauf nicht nachteilig aus.
Erst mal bekannt als FBI und Polizeiwaffe, fand das Model 19 Abnehmer in „Special Forces“ weltweit, wenn auch nur in unbedeutenden Kleinmengenabnahmen. Bis weit in 1980er Jahre waren die Modifikationen der Model 19 Reihe begehrte Begleiter bei zahlreichen Einsetzen.
Immer am Puls der besten Waffenentwicklungen entschied sich auch die GSG 9 Einheit in Deutschland für das innovative S&W Mod. 19.
Technische Daten:
Kaliber: .357 Magnum
Lauflänge: 63mm
Trommelkapazität: 6 Patronen
Gewicht: 890gr.
Gesamtlänge: 195mm
Gesamthöhe: 130mm
Gesamtbreite: 36mm
Die Kammern der 6 Patronen fassende Trommel des Revolvers sind angesengt (Counterbored), somit ragen die Patronenböden nicht über die Trommellänge des Revolvers hinaus. Ein Qualitätsmerkmal, auf das S&W (leider) wenige Jahre später vollends verzichtete (Bild 5).
Die verstellbare Visierung war ebenfalls ein Novum. Waren sonst die meisten Dienstrevolver in dieser Größe mit einer eingefrästen Kimme und einem recht flachen Korn versehen, so zeigt sich beim 19-3 genau das Gegenteil (Es sind aber auch kurzeitig 3 Zoll Versionen mit starrer Visierung hergestellt worden). Die Visierlinie auf dem Lauf war mit Längsrillen zur besseren Reflexminderung versehen. Auch aus diesem Grund waren im Korn Rillen eingefräst (Bild 6).
Auffällig ist der unheimlich leichtgängige Spannabzug der Waffe. Beim Schießen unter Zeitbegrenzung soll ein Vergleich der Trefferlage mit vorgespanntem Hahn sowie mit dem Spannabzug stattfinden.
Für den Schusstest verwendete Munition:
Wiedergeladene Patrone .357Magnum; Hülse Remington vernickelt; ZH MUROM SP; Treibladung 7,2grn. N320; Geschoss .357/158grn. H&N HPHS, Blei verkupfert (Bild 7).
Das Schussprogramm für den .357 COMBAT MAGNUM sah so wie folgt aus:
Entfernung 1mtr.
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Durchschnitts Vo & Eo.
Vo = 286m/s Eo = 419 Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Feststellung der Treffpunktlage
- 6 Tief (Spiegel aufsitzen lassen)
Entfernung 15mtr.
Stehend, Freihand
- 10 Schuss nach Treffpunktlage.
Entfernung 15mtr.
Zeitbegrenzung (Vorgespannter Hahn)
- 2 x 5 Schuss in je 10 Sekunden auf die Duellscheibe.
Zeitbegrenzung (Spannabzug)
- 2 x 5 Schuss in je 10 Sekunden auf die Duellscheibe.
Auswertung Model 19-3:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind sehr ausgewogen
+ guter single action und Spannabzug
+ sehr gutes, kontrastreiches Visier
+ gute Handlage
+ Laden der Trommel „reibungslos“.
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
S&W Mod. 19-3 = 6
Persönliches Fazit:
Der .357 COMBAT MAGNUM besticht durch seine gute Handlage und seiner angepassten Kopflastigkeit sowie einem erstaunlich weichen Spannabzug. Mit diesem lässt sich auch ein präziser Schuss auf größere Entfernung über die Spannabzugfunktion erfolgreich durchführen.
Obwohl sehr schwergewichtig, spürt man schon die Kraft die aus der .357 Magnum Patrone kommt. Dennoch, und das zollt wohl der kontrastreichen und stark reflexgeminderten Visierung, ist eine erneute Zielaufnahme unmittelbar nach dem Schuss möglich. Die Waffe schwebt quasi immer Zielbereich.
Die Präzision auf 15mtr. Entfernung war zwar etwas mäßig aber in der Zeitbegrenzung kam der COMBAT MAGNUM wieder zu sich. Egal ob vorgespannt oder mit Spannabzug, hier gab es kein Vertun, die Geschosse finden ihr Ziel. Vor allem war ich über das Treffergebnis mit dem Spannabzug erstaunt. Trotz der kurzen Visierlinie wurden die Schüsse nicht verrissen. Allerdings war der Schmerzfaktor etwas höher wie beim Schuss mit dem vorgespannten Hahn (Bild 8).
1999 wurde die Produktion der Revolver leider eingestellt. Dennoch findet sich in machen S&W Revolvern der Neuzeit noch einiges Erbgut aus dieser Serie.
Natürlich ist es immer eine Gratwanderung von einer Waffe so zu schwärmen. Aber es ist letztendlich der Bediener, der das Unheil bringt. Und so glaube ich, würde auch der letzte Pazifist einen Blick auf “THE .357 COMBAT MAGNUM….“ riskieren...und dafür hat er seinen schönsten Anzug angezogen... (Bild 9).
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