Was bewegte Smith & Wesson dazu, obwohl die .38 S&W Special Patrone erfunden und die .357 Magnum quasi in ihrer Fertigstellung stand, 1936 einen DA Revolver im Kaliber .38 S&W neu zu platzieren. Einen Revolver, der bis in die 70er Jahre in diesem Kaliber gebaut wurde und immer den Modelnamen TERRIER trug (Bild 1)?
Aufgebaut auf den damals zweit kleinsten Rahmen (I Frame) mit 5 Schuss Trommel und 2 Zoll Lauf, wurde der Revolver mit der Bezeichnung THE .38/32 TERRIER 1936 auf den Markt gebracht. Die Bezeichnung .38 verwies auf das Kaliber .38 S&W, der Zusatz /32 war ein Hinweis darauf, dass er auf dem Rahmen eines Revolvers im Kaliber .32 S&W (I Frame) aufgebaut war.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal der Revolver:
- Smith & Wesson Model 32-1 TERRIER, Kaliber .38 Smith & Wesson, Baujahr 1970
Der .38/32 TERRIER 2 Zoll folgte 1936 dem .38 REGULATION POLICE, der in seiner 4 Zoll Ausführung seit 1917 im Kaliber .38 S&W gebaut wurde. Dieser bekam 1957 die Modelnummer 33 (Bild 2).
Nach Ende des WKII wurde der .38/32 TERRIER modifiziert. Es wurde der, während des WKII für den S&W MILITARY & POLICE 1905 entwickelten HAMMERBLOCK, als Sicherung in das Model eingebaut. 1948 wurde das Blattkorn gegen ein Rampenkorn ausgetauscht und der Trommelöffner verändert.
1957 bekam der .38/32 TERRIER die Modelbezeichnung 32.
Die Modelbezeichnung wurde nun (wie bei allen Revolvern aus dem S&W Programm), auf der linken, inneren, Rahmenseite eingestanzt. Neben den eingeprägten Modelbezeichnungen wurden auch die Beschusszeichen mit einer „gewissen“ Sorgfalt auf die Waffen aufgebracht wurden (Bild 3).
Mit Veränderung der Rahmengröße (Der I Frame wurde durch den nächstgrößeren J Frame ersetzt) bekam der TERRIER 1961 ein FACELIFTING.
Der durch den J-Rahmen und der kürzeren .38 S&W - Trommel entstandene Trommelabstand zum Lauf wurde durch eine Laufverlängerung von rund 5mm in den Rahmen geschlossen. Somit ergeben sich im Vergleich zweier, eigentlich 2 Zoll Lauf Revolver, unterschiedliche Lauflängen. Ist die Gesamtlauflänge des TERRIERS 51mm so beträgt die Gesamtlänge des THE 38 CHIEF´S SPECIAL Laufes nur 47mm…. Wie viel mm sind den nun 2 Zoll

Durch minimale Veränderung der Trommellänge wurde 1961 aus dem Model 32 die fortlaufende Modelbezeichnung 32-1. Ab 1969 wurde der Buchstabe R als PREFIX vor die Seriennummer gesetzt.
In der Zeit von 1961 – 1974 wurden, außer der Rahmen- und der Trommellängenveränderung, keine wesentlichen technischen Veränderungen durchgeführt. Somit ist das Model 32-1 seinem technischen Ursprung bis zum Ende treu geblieben.
Nach Umsetzung auf den J-Rahmen, ließ sich jetzt der TERRIER von seinen Mitstreitern (z.B. Model 36 und 37 im Kaliber .38 S&W Special) nun nicht mehr auf den ersten Blick unterscheiden.
Die Kaliberangabe auf der rechten Laufseite wirkt für den unbedarften verwirrend. Ist ihm doch im Regelfall der Unterschied zwischen den beiden Patronen .38 S&W und .38 S&W Special nicht geläufig, somit ist genaues Hinschauen erforderlich (Bild 5).
In der 5 Patronen fassenden Trommel lassen sich sehr gut die konischen Verjüngungen erkennen, die das Laden von .38 Special oder .357 Magn. Patronen, verhindern. Sie bilden praktisch das in der Tiefe begrenzte Patronenlager für die .38 S&W Patrone (Bild 6).
1974 stellte Smith & Wesson die Produktion der letzten beiden Revolver (Mod. 33 und 32-1), die für das Kaliber .38S&W eingerichtet waren, ein. Und damit dann auch wohl den Versuch des Herstellers seine fast 100 Jahre alte Kaliberentwicklung über die Zeit zu retten.
Technische Daten:
Kaliber: .38 S&W
Lauflänge: 2 Zoll
Trommelkapazität: 5 Patronen
Gesamtlänge: 158mm
Gesamthöhe: 120mm
Gesamtbreite: 28mm
Gewicht: 540 gr.
Bezüglich des Beschaffens der Munition hatte ich 3 Optionen:
1. U.a. bietet MAGTECH fertige Patronen zum Kauf an
2. STARLINE hat .38S&W Hülsen zum Wiederladen im Programm
3. Als „SELFMADER“ könnte ich die Hülsen aus .38 S&W Spezialhülsen anfertigen
Zu Anfang habe ich mich für Option 3 entschieden (Bild 7).
Dann habe ich mich aber für Option 2 entschieden, da ich denke, dass der Aufwand zu hoch ist eine .38 S&W Spec. Hülse optimal umzufunktionieren. Weiterhin unterscheidet sich die Patronenrandstärke der beiden Hülsen und andere Maße leicht voneinander.
Beim Vergleich einer von mir hergestellten Hülse (CBC) und einer gelieferten von STARLINE habe ich folgende Werte (nach Kalibrierung) ermittelt:
Hülse : .38 S&W Spec. / .38 S&W
Hülsenlänge : 29,35 mm / *19,69 mm
Hülsenrandstärke : 1,40 mm / 1,30 mm
Hülsenwandstärke : 0,30 mm / 0,35 mm
Hülsendurchmesser : 9,52 mm / 9,54 mm
Hülsenranddurchmesser : 10,98 mm / 11,04 mm
Zündglockentiefe : 3,00 mm / 3,10 mm
Zündglockendurchmesser : 4,38 mm / 4,41 mm
*zum Wiederladen empfohlene max. Trimmlänge (Originalpatrone 19,5mm)
Ballistik und Maße der Patrone .38 S&W (mit 127grn Geschoss)
Vo: 220m/s Eo: 198 Joule
Hülsenlänge: 19,69mm
OAL (bei 127grn.Geschoss): 28,0mm
Für den Schusstest verwendete Munition:
Wiedergeladene Patrone .38S&W, Hülse Starline, ZH S&B SP, *Geschoss H&N Dia. .357/125grn. Rundkopf, Blei verkupfert, Treibladung 3,2grn. N320, OAL 28,85mm
Für den Geschwindigkeits- und Energietest, verwendete ich noch 5 Patronen SELFMADE .38S&W Spezialhülsen.
*Geschoss verwende ich zum Wiederladen meiner 9mm Luger Patronen
Das Schussprogramm für den Revolver sah so wie folgt aus:
Entfernung 1 Meter:
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Durchschnitts Vo + Eo (Selfmademunition).
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Durchschnitts Vo + Eo.
Vo 198m/s Eo 159 Joule
Vo 211m/s Eo 180 Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Feststellung der Treffpunktlage
- 3 Tief
Entfernung 15mtr.
Stehend, Freihand
- 10 Schuss nach Treffpunktlage.
Entfernung 15mtr.
Zeitbegrenzung
- 2 x 5 Schuss in 10 Sekunden auf die Duellscheibe.
Auswertung Model 32-1:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ sehr guter single action Abzug
+ gutes, kontrastreiches Visier
- mäßige Handlage für kleine bis mittelgroße Hände
+ Laden der Trommel „reibungslos“.
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
S&W Mod. 32-1 = 5
Persönliches Fazit:
Das Wiederladen der Patrone konnte ich ohne Probleme mit einem 9mm Luger Hartmetall Matrizensatz durchführen, nur ein 38er Hülsenhalter wird benötigt. Ich musste die Einstellung der Matrize nicht zu verändern. Lediglich die Treibladungsmenge habe ich von 4,3 auf 3,2grn reduziert. Allerdings stellte ich beim schießen fest, dass diese Laborierung doch etwas mutlos war.
Das Model 32-1 ist sehr handlich und leicht. Er trägt sich fast unbemerkt, lässt sich aber schlecht halten. Wohl aufgrund der runden Griffrahmens (RB=round but). Vermutlich wäre ein eckiger Griffrahmen (SB=square but) die bessere Wahl.
Die Patronen in ihrer „Größe“ sind beim Laden der Trommel recht gewöhnungsbedürftig. Man muss doch etwas gezielter zugreifen und ständig sind einem seine Finger irgendwie im Weg. Nicht vergleichbar mit dem Laden der längeren .38 S&W Spec. oder gar der .357 Magnum (Bild 8).
Mit der feinen Visiereinrichtung lässt sich, sofern man die Griffhaltung fortwährend korrigiert, ein präziser Schuss, unterstützt durch den butterweichen SA-Abzug, durchführen. In der Präzision zeigt er sich aber etwas schwach. Da steht der TERRIER seinen Leistungsstärkeren und moderner laborierten Patronenkollegen nach. Auch in der Disziplin mit Zeitbegrenzung wirkte er mir zu „wackellig“ (Bild 9).
Sein souveränes Schussverhalten verzichtet auf jeglichen Rückschlag, und der Schütze bleibt im Ziel. Es lassen sich in kürzester Zeit 5 Schuss abfeuern. Gefühlt wesentlich schneller als mit einem vergleichbaren Revolver im Kaliber .38 S&W Special. Und da steckt n.E. der TERRIER. Während der .38 S&W Special Schütze nach dem ersten Schuss erneut das Ziel aufsucht, bellt der TERRIER schon seine nächsten 4 Schuss aus seiner „Snub nose“ in Richtung Unheil.
Ein Test, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Seinen großen Reiz fand er zusätzlich darin, dass ich die Munition zum Teil selbst anfertigen musste und ich keine Kenntnisse über ihre Leistungsfähigkeit hatte. Allerdings werde ich die Munition neu laborieren. Bei den 125grn. Geschoss muss ich wohl die Treibladung auf 3,7grn erhöhen und zum Vergleich auch Patronen mit 158grn Geschoss herstellen. Ein fühlbarer Unterschied, trotz unterschiedlicher Geschwindigkeiten, war zwischen meinen „Selfmader´n“ und den gekauften Hülsen nicht feststellbar. Dennoch zeigten die .38 S&W Special Hülsen im Gegensatz zu den .38 S&W Hülsen wesentlich geringere Verbrennungsspuren (Bild 10).
Mit einem Revolver zu schießen der seinen Ursprung 1936 fand und der mit einer Patrone geschossen wird, die vor rund 140 Jahren konstruiert wurde… für mich ein echtes Erlebnis…..
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