vor geraumer Zeit schon habe ich mein OA-10 DMR in der Farbe "Magpul Flat Dark Earth" selber lackiert und möchte euch an meinen Erfahrungen nun teilhaben, aber zuerst die Vorgeschichte.
Ursprünglich wollte ich es nicht selber machen, da ich ein sehr gutes bis perfektes Ergebnis haben wollte und ich mir dachte "Lass lieber die Profis ran".
Zuerst hatte ich an eine Beschichtung mit Cerakote gedacht. Leider gibt es in Deutschland nur einen Betrieb, der Waffenbeschichtungen auch für Privatpersonen durchführt. Über diesen Betrieb (ich nenne mal keinen Namen) hatte ich allerdings schon vorher nichts gutes gehört und meine persönliche Erfahrung bestätigt das leider. Nach viel hin und her bekam ich mein OA-10 zurückgeschickt, mit dem Vermerk, aus "Sicherheitsgründen" könne man ab sofort keine OA-10 mehr beschichten. WTF?
Das hätte ich ja noch akzeptieren können, aber den Vogel abgeschossen hatte die Tatsache, dass man mir seitens der Firma eine Erstattung der Overnight-Versandkosten anbot (waren mit rund 45 Euro nicht gerade gering). Also, Rechnung per Email hingeschickt mit der Bitte um Erstattung. Auf die erste Email wurde nicht reagiert, auf die zweite auch nicht. Dann habe ich es gelassen und mir nur gedacht "F*ck U", jetzt mache ich es halt selber!
Und hier fängt mein Erfahrungsbericht übers semi-professionelle Selbstlackieren einer Waffe an.
Da Cerakote für Selbstlackierer etwas schwer zu handhaben ist (beschichtete Metallteile müssen im Ofen ausgebacken werden und mein Ofen ist nicht breit genug für einen 20" Lauf) habe ich mich dafür entschlossen, es mit Duracoat zu probieren. Schön fand ich dabei, dass Duracoat genau die Farbe anbietet, in der ich mein OA-10 lackieren wollte: Magpul Flat Dark Earth.
Das Ergebnis sollte für eine Selbstlackierung aber mehr als nur gut sein, ich wollte es machen wir die Profis. Also habe ich mir aus Aluprofilen, einem Holzbrett und vier Schrankrollen einen fahrbaren Lackierrahmen gebaut (Bilder folgen noch). Zusätzlich habe ich mir einen Trocknungsrahmen gebaut, in den ich die lackierten Teile zum abtrocknen hängen wollte (Bilder folgen ebenfalls).
Als diese Hilfsmittel dann fertig waren, kam auch schon das Paket mit dem Duracoat Shake'N Spray Kit in Magpul FDE. Ich wollte schon loslegen, da fiel mir ein, dass ich in einem US-Forum gelesen hatte, dass Duracoat einen seidenmatten Farbton hat, wenn es nicht mit dem "Flatening Agent", also einer speziellen Mattierungskomponente "geflatet" wird.
Den "Flatening Agent" hatte ich natürlich nicht mitbestellt. Allerdings dachte ich mir, dass ich das Gewehr ja nicht als Scharfschütze verwenden werde (), wo jeder reflektierende Gegenstand sofort zur Entfernung aus dem Genpool beitragen könnte.
Also fing ich ohne den Flatening Agent mit dem Lackieren an. Ich habe meine Waffe so weit es ging zerlegt, damit alle Teile eine vollständige Beschichtung erhalten. Weiterhin habe ich alle zu lackierenden Teile dann mit dem mitgelieferten Entfetter Spray entfettet und trocknen lassen. Auch hier hat der bereits gebaute Trocknungsrahmen schon gute Dienste geleistet. Dann ging es ans Farbemischen und Lackieren.
Im Nachhinein wünsche ich mir aber, ich hätte NICHT das Shake'N Spray Kit genommen, was Duracoat für den Ottonormalverbraucher anbietet, sondern ich hätte noch etwas mehr Geld in die Hand nehmen sollen, um mir eine gute, lösemittelresistente Airbrush-Pistole zu kaufen.
Das Problem an den Shake'N Spray Kits ist einfach, dass die Sprühdosen viel zu viel Farbe auf einmal auftragen. Da lässt sich nichts machen, selbst wenn man nur ganz leicht auf den Sprühknopf drückt, kommt einfach viel zu viel Farbe heraus.
Ergebnis war, dass bereits beim ersten Sprühgang eine ziemlich dicke Schicht Farbe auf den Teilen war, während durch die Ecken noch die schwarze Grundfarbe der Teile durchschien. Außerdem bildeten sich schon an den Rändern die ersten Tropfen und ich ahnte schon, dass die sich beim Trocknen nicht verflüchtigen, sondern bleiben würden.
Insgesamt habe ich die Waffe mit drei Sprüheinheiten dann so weit bekommen, dass die Ränder nicht mehr schwarz durchschienen. Zwischen den Sprüheinheiten hatte ich gemäß Anleitung eine Wartepause von je 30 Min. eingelegt. Am Ende hatte ich für eine Waffe so viel Farbe verbraucht, wie man laut Duracoat-Anleitung eigentlich für DREI Waffen verbraucht.
Das war das erste Manko.
Das zweite Manko stellte sich beim Zusammenbau der Waffe heraus. Da ich eben so viel Lack verwenden musste, um ein Durchscheinen der schwarzen Grundfarbe zu verhindern, bekam ich Upper und Lower Receiver des OA-10 nicht mehr zusammen. Ich musste an den Auflagestellen mit dem Dremel wieder Farbe abtragen, was man von Außen zwar nicht sehen kann, was mich aber trotzdem ärgerte, da ich selber ja weiß, wie sie in Wahrheit aussieht: nicht ebenmäßig, sondern mit einem Makel.
Das dritte Manko ergab sich auch aus der dicken Farbschicht und ich hatte es schon vorher angedeutet: die Tropfen.
Die Tropfen waren, wie ich befürchtet hatte, immer noch da, als die Farbe nach rund einem Tag soweit ausgehärtet war, dass man sie anfassen konnte.
Also, wieder den Dremel genommen und die Tropfen weggeschliffen. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass sich in den Tropfen kleine, eingeschlossene Luftblasen befunden hatten. Die Stellen, an denen ich nun geschliffen hatte, sahen ein wenig aus wie ein Schwamm. Zum Glück konnte ich das nach vier Wochen etwas abmildern, als ich die Waffe zum ersten Mal eingeölt habe (so lange muss man nämlich warten, bis die Farbe vollends ausgehärtet ist und sie öl- und lösemittelresisten geworden ist).
Es gibt auch noch ein viertes Manko, das aber nur eingeschränkt. Duracoat nennt die Farbe zwar "Magpul FDE", es ist aber nicht wirklich Magpul FDE, zumindest nicht ohne den "Flatening Agent". Das FDE der Plastikteile von Magpul ist deutlich dunkler, wenn man es mit Blitzlicht fotografiert (siehe unten). Unter normalem Licht fällt der Farbunterschied aber überhaupt nicht auf, nur wenn man ganz genau hinsehen würde (siehe Fotos).
Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden, aber auch nicht ganz unzufrieden. Es war einfach das erste Mal, dass ich so etwas selber gemacht habe und ich hatte leider an der falschen Stelle gespart, bei der Airbrush. Da es aber ganz sicher nicht die letzte Waffe sein wird, die ich selber beschichte, sehe ich zukünftigen Projekten positiver entgegen, denn für die werde ich mir definitiv eine gute Airbrushpistole besorgen, mit der ich hauchfeine Schichten auftragen kann.
Ich hoffe, euch mit meinem Erfahrungsbericht für eure Projekte geholfen zu haben. Aber nun, die Bilder, denn ...
P.s.: Ach ja, meine Glock 17 habe ich auch gleich mitbeschichtet. Da sieht es aber richtig gut aus!
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