schon seit ein paar Monaten war ich auf der Suche nach einen K 98k im Kaliber 8x57 IS, der mich als „Gebrauchswaffe“ beim Reviergang begleiten sollte, wenn ich nur eben kurz die Kirrungen neu bestücken oder die Batterien der Kameras wechseln will.
Zu diesem Zweck benötige ich keine hochwertige Sammlerwaffe, sondern eben nur einen Karabiner in einem Kaliber, mit dem ich im „Notfall“ auch eine Sau entsprechend dem Jagdrecht erlegen kann.
Der K 98k sollte es vor allem wegen des Preises und der zuverlässigen bzw leicht zu bedienenden Sicherung sein. Weitere Kriterien waren der Schichtholzschaft wegen der relativen Unempfindlichkeit gegen Nässe und die Kolbenkappe als besseren Schutz des Schaftes vor Absplitterungen bei unvorhergesehenen Stößen.
Man möchte ja glauben, mit diesen wenigen Anforderungen müsste sich eigentlich schnell was Passendes bei eGun oder sonstwo finden lassen.
Von wegen!
Ein K 98k wird eigentlich unter € 500,-- so gut wie gar nicht mehr angeboten. Das Highlight war für mich ein Büchsenmacher in München, der für seine Waffenumbauten bekannt ist. Mit den oben genannten Kriterien und mit meinem Hinweis auf den vorgesehenen Verwendungszweck brachte der „geschäftstüchtige“ Mitarbeiter zwei Stück zum Tresen, einen für € 900,-- und den anderen für € 1.100,-- (!). Da habe ich doch dankend abgelehnt. Auf die direkte Frage nach einem Karabiner für deutlich weniger bot er dann noch einen jugoslawischen M48 für € 600,-- an. Ihr erratet es schon: Der kam für mich auch nicht in Frage …
Ein paar Tage darauf machte mich ein Freund auf ein Angebot bei eGun aufmerksam: Ein jugoslawischer M98/48, der alle Kriterien erfüllte, die mir wichtig waren.
Ich entschloss mich dann tatsächlich, diesen zu ersteigern, wenn er unter € 500,-- bleiben sollte. Für € 437,-- bekam ich ihn dann auch.
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Beim M98/48 handelt es sich um ehemals bei der deutschen Wehrmacht eingesetzte K 98k, welche nach der Kapitulation in Jugoslawien verblieben waren und die 1948 im Werk Nr. 44 (PREDUZECE 44) „Rote Fahne“ im serbischen Kragujevac überholt wurden. Dieses Werk ist heute als der Staatsbetrieb ZASTAVA bekannt.
Die Überholung bestand regelmäßig darin, die Waffen zunächst mal komplett zu zerlegen. Dann bekamen alle – warum auch immer – einen neuen Lauf im Kaliber 8x57 IS. Der Hülsenkopf wurde überschliffen, dabei verschwanden auch alle Hinweise auf den ehemals deutschen Hersteller, weil der eingestanzte Code damit natürlich entfernt wurde, ebenso die deutschen Beschußstempel. Ich habe jedenfalls keine mehr gefunden. Dafür trug der Hülsenkopf jetzt das jugoslawische Staatswappen und seitlich den neuen Hersteller PREDUZECE 44.
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Bevor die Waffen wieder zusammensetzt wurden, behandelte man das Innere großzügig mit „Cosmolite“, einen rot-braunen Konservierungsfett. Dann bekamen die Karabiner noch eine neue Seriennummer – und ab ins Depot damit. Importiert wurde der Karabiner schließlich vom Zeughaus Hege (Orion) und in Ulm (Hirschgeweih) 1992 (Code KC) beschossen.
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In diesem Jahr weitete sich der Jugoslawienkrieg gerade auf Bosnien und Herzegowina aus. Ob sie vor dem Verkauf wirklich nochmal bei der Auseinandersetzung benutzt wurden glaube ich eher nicht. Da hatte die serbische Volksarmee mittlerweile Besseres.
Eine Studienfreundin aus Serbien erzählte mir aber, dass sie damals an der Oberschule mit Karabinern wie dem M48 und später dem M70 ausgebildet wurden. Zumindest dafür konnte also auch der M98/48 nochmal genutzt worden sein.
Nachdem der bei eGun erstandene Karabiner nun bei mir angekommen war, zerlegte ich ihn, um ihn auf Beschädigungen zu prüfen und zu reinigen. Mir war vor allem wichtig, dass er zuverlässig funktioniert, daher störte es mich jetzt nicht so sehr, dss er offenbar von einem Einzellader wieder zu einem Mehrlader umgebaut worden war. Eine größere Aktion war es aber, das reichlich vorhandene Konservierungsfett zu entfernen. Es gibt nach Recherche im Internet hierfür ja die abenteuerlichsten Mittelchen, ich habe hierfür bei den Metallteilen ganz einfach kochendes Wasser verwendet, bis sich letztlich alles verflüchtigt hatte. Den Schichtholzschaft habe ich hingegen händisch mit einer halben Küchenrolle gereinigt, mit heissem Wasser kurz abgespült und mit Schaftol „extra dunkel“ eingelassen. Das reicht.
So, alles wieder zusammensetzt und Funktionsüberprüfung durchgeführt, alles gut. Auch der Lauf wurde noch dreimal durchgezogen, dann spendierte ich meiner Neuerwerbung noch einen Trageriemen. Originale K 98k Trageriemen kosten mittlerweile um die € 60,-- (wenn sie überhaupt angeboten werden), daher besorgte ich mir über die Firma ZIB eine Nachfertigung von „Mil-Web“ für € 14,90, mit der ich optisch und qualitativ sehr zufrieden bin.
Fazit:
Die Zeiten, in denen man schöne, deutsche K 98k zu akzeptablen Preisen bekommt, sind wohl vorbei. Dennoch spiele ich zumindest dieses Spiel nicht mit. € 500,-- waren früher mal DM 1.000,--. Hättet ihr damals so viel Geld für einen K 98k ausgegeben?
Der M98/48 ist eine reine Gebrauchswaffe. Wie gut er schießt kann ich noch nicht sagen. Vielleicht habe ich wegen des neuen Laufes ja Glück, wer weiß? Ich denke, mir geht es im Moment wie einem Soldaten, dem man damals einen solchen Karabiner in die Hand gedrückt hat: Hauptsache er schießt zuverlässig. Irgendwelche Beschriftungen sind mir dabei völlig egal. Dadurch schießt und trifft er nicht besser.
So – und schon heute Nachmittag begleitet er mich zum ersten Mal wie vorgesehen ins Revier, wenn ich drei neue Kameras aufhänge. Jetzt brauche ich endlich keine Bedenken mehr zu haben, dass mir dabei unbewaffnet die Wildsauen auflauern oder mich die Rehlein beissen. .
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Waidmannsheil und schönes Wochenende!
Bernhard
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