Gegründet gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Computing-Tabulating-Recording Company (CTR), 1920 umbenannt in I.B.M., beschäftigt sich das Unternehmen von Anfang an mit der Verbesserung von Zahlenkalkulationen.
Langsam, aber sicher näherte sich I.B.M. der heute selbstverständlichen Computertechnik. Aber dieser Weg war weit und schwierig. Mitte der 1960er Jahre schaffte I.B.M. den Sprung in die Raumfahrttechnik und wurde mit ihren technischen- und elektronischen Innovationen ein Muss bei der NASA.
Kann so eine Firma Waffen herstellen? Zweifelsohne ja. Mechanische Geräte zur Tabellenkalkulation, Schreibmaschinen usw. waren die Produkte, die I.B.M. zum Zeitpunkt des Eintrittes der USA in den 2. Weltkrieg herstellte.
Diese Geräte verlangten absolute Präzision, denn sie mussten 100% zuverlässig sein. Und diese Präzision lieferte I.B.M. ausschließlich, was sie später auch zu einem Weltunternehmen führte.
Ein leichtes also, so etwas herzustellen, wie eine 30M1 Carbine.
Bei meinen persönlichen Schusstestes begleitet mich diesmal meine neue:
US 30M1 Carbine, Cal. .30 Carbine, Hersteller I.B.M., Herstellungszeitraum Jan.44-Marz 44., aus einer Serie von 237000 Stück (Bild 1).
Mit 5,7% der gesamt Hergestellten Menge an M1 Carbine folgte I.B.M. nur knapp der Menge von QH&M Co. (5,9%) auf Platz sieben der Hauptauftragnehmer.
19 Einzelteile inklusive des Receivers und des Laufes stellte I.B.M. für die M1 selbst her. Von allen Hauptvertragsnehmern war I.B.M. einer von sechsen, die auch den Lauf in eigener Produktion für die Waffe herstellten.
In seine Bestandteile zerlegt, unterscheidet sich diese 30M1 nicht von seinen Vorgängern. Die Baugruppen sind immer gleich gestaltet. Es gab zwar Modifikationen bei einigen Einzelteilen, aber das Grundprinzip dieses Gewehres blieb nach wie vor unverändert (Bild 2).
Die erste Baugruppe ist für mich immer der Receiver und der Lauf mit seinen Anbauteilen (Bild 3).
Am Receiver von I.B.M. kann man noch mal den Unterschied zwischen der komplett herausnehmbaren Rückholfedereinheit (bei QH&M Co.) und der gebohrten Aufnahme, direkt am Receiver befindlich für die Rückholfeder mit ihrer Führungsstange, sehen (fig.1).
Das Korn stammt von Winchester, da es ein L auf der rechten Kornwange trägt. Die Korne von Winchester sind entweder unmarkiert oder tagen eben das L. Also wieder ein Winchester-Teil mehr.
Das Visier träg das H im Schild und wurde von Winchester sowie I.B.M. verwendet. Zum Entstehungszeitpunkt war diese I.B.M. aber noch mit einem Flip-Sight ausgestattet (fig.2a+b).
Da auch in diesem Fall das Visier an der Waffe lose war, nahm ich es ab und es kam ein wunderschöner I.B.M. Aufdruck zu Vorschein (fig.2c).
Der Laufaufdruck deckt sich in seinem Aufdruck mit dem des Receivers. Auch fand sich das P für proof auf dem Lauf. Eine Jahreszahl, so wie bei meinen anderen 30M1 Läufen, fand ich in diesem Fall allerdings nicht. Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen (fig.3a-c).
Beim Laufband handelt es sich um unseren alten Freund Typ III mit Bajonett Lug. In diesem Fall von Inland Division G.M. (fig.4).
Die Abzugsgruppe, also die wahre Schatzkammer, begrüßte mich erstaunlicherweise wieder mit einem Typ IV Abzugsrahmen, diesmal von Underwood Elliot Fisher. Auch dieser Typ V weist die üblichen Verarbeitungsspuren auf. Machte aber auf den ersten Blick einen besseren Eindruck als der von I.B.M. in der vorigen Waffe… (Bild 4 fig.1a-c).
Das Schlagstück ist ebenfalls von Underwood Elliot Fischer (fig.2). Der Abzug mit seiner SN Markierung stammt von National Postel Meter (fig.3).
Der mit dem M für die Aufnahme von 15 & 30 Schuss Magazinen markierte Magazinhalteknopf ist von Commercial Controlling, die drehbare Sicherung ein PostWar Produkt von Springfield Armory (fig.4 & 5).
Die Abzugsklinke ist nicht gekennzeichnet, was eigentlich zu Kriegsproduktionszeiten unüblich war. Somit wird es sich wohl um eine Nachkriegsproduktion handeln (fig.6).
Dieses Sammelsurium wird gefolgt von der üblichen Entourage an Bolzen und Federn, die eine Schussauslösung erst möglich machen (fig.7).
Beim Verschluss handelt es sich wieder um den m.E. top designten Flat Bolt (Bild 5).
Markiert auf seiner linken Verriegelungsnocke mit OI und einer 2 wurde er von Inland Division geliefert. Im Gegensatz zur QH&M Co. 30M1 besitzt er auf der rechten Verriegelungsnocke kein X. Offensichtlich ist die Zahl 2 dafür verantwortlich (fig.1).
Der Auszieher ist ein weiteres Teil von Inland Division G.M. (fig.2).
Die einzige Überraschung in dieser Teilegruppe ist der Schlagbolzen. Er ist markiert mit NL-Q was auf eine Quality Hardware & Machine Produktion hinweist. Das kann aber nicht möglich sein, da QH&M Co. lt. meinen Recherchen nur den Receiver hergestellt hat. Ich vermute, dass es sich in diesem Fall um ein Zulieferteil handelt, dessen Markierung durch QH&M vorgegeben wurde (fig.3).
Die Verschlussgruppe besteht aus insgesamt sechs Einzelteilen (fig.4).
Als letztes der Spannhebel. Auch diese sind eine Geschichte für sich. Man könnten meinen, dass bei den vielen Versionen, die es im Verlaufe der Herstellung gegeben hat, der 30M1 nie funktioniert hat.
Das aber ist natürlich kompletter Unsinn. Viele Veränderung waren der Produktionsgeschwindigkeit geschuldet, einem besseren Handling oder einer noch einwandfreieren Funktion, die die M1 von Anfang mit sich brachte. Bei diesem war mal wieder, mit seinem unterstrichenen PI, Inland Division der Lieferer (fig.5).
Der Schaft der Waffe tritt mal wieder als seelenlose Schönheit auf (Bild 6).
Die späte M2 Version ist auch in diesem Fall viel zu genau gearbeitet als stamme sie aus einer laufenden und benutzen WKII Ausführung (fig.1a).
Die Anbauteile Rückstoßplatte, Schraube, Öler, Schaftkappe und Schaftkappenschraube zeigen sich auch ohne Überraschung. Die Rückstoßplatte ist erneut eine PostWar Guss-Produktion und die Schraube ist ein nicht brüniertes Ersatzteil, der Öler ist BK also von US Blake geliefert. Auch die Schaftkappe kann keine Begeisterungsstürme hervorrufen. Gänzlich unmarkiert, kann man sich nur anhand der Prägung ihrer Unterseite ein Bild der Herkunft machen. Das ist aber mühselig und vor allem langweilig. Es soll markierte Schaftkappen geben. Ich habe aber bisher an meinen Waffen noch keine entdeckt. Naja, eine Chance habe ich ja noch...(fig.1b).
Interessant ist die Passform des jeweiligen Handschutzes. Legt man den Handschutz bündig auf den Vorderschaft, so macht es den Eindruck, dass dieser nicht zum Ausschnitt vom Vorderschaft passt (fig.2a).
Baut man hingegen Schaft und Waffe wieder zusammen, verschiebt sich das Ganze und es gibt ein völlig anderes Bild (fig.2b).
Ich kann mir kein genaues Bild über den Schaftbau machen. Ich bekomme eher den Eindruck, dass Schaft und Handschutz, zumindest in der PostWar Zeit Produktion, nicht in einem Guss hergestellt wurden. Aber was weiß ich schon…
Was den Laufhülsenaufdruck angeht, so kann diese I.B.M. ebenfalls für sich sprechen (Bild 7).
Beim Schießen gab es nichts Auffälliges, fast nichts Auffälliges. Ich habe 15 Schuss in 3 Schussgruppen abgegeben. Schussgruppe 1 = grün, Schussgruppe 2 (nach Visierverstellung) = gelb und Schussgruppe 3 (nach erneuter Visierverstellung) = rot.
Nachdem ich die ersten fünf Schuss abgefeuert habe, rief ich meine Vereinskameraden und sagte, wer sehen will warum I.B.M zum Mond geflogen ist, solle sich das mal anschauen (Bild 8 grün).
Nach der ersten Visierverstellung war wohl der absolute Wille es noch besser zu machen der Grund für die Streuung (Bild 8 gelb).
Bei der zweiten Visierverstellung lag die Schussgruppe wieder zusammen. Zur Präzision dieser Waffe brauche ich wohl keinen weiteren Kommentar abgeben. Vielleicht nur eine Anmerkung: Damit habe ich nicht gerechnet (Bild 8 rot).
Fazit:
Ich habe mich beim Sammeln meiner 30M1 Carbine wohl für die einfachste Systematik entschieden. Vorerst endet meine Sammlung bei der 30M1 von I.B.M. (Bild 9).
Die Beschaffung des fehlenden 30M1 von Saginaw Grand Rapids ist mit mehr Schwierigkeiten verbunden als ich ursprünglich angenommen habe. Die sich mir bis jetzt alle gebotenen Möglichkeiten habe ich erfolglos ausgeschöpft und denke, hier kann mir nur noch ein Zufall helfen, ein Zufall wie der Erwerb meiner ersten 30M1 von Winchester.
Optional werde ich mich mal in der neuen Welt umsehen und dort nach der entsprechenden 30M1 suchen. Der Import aus den USA soll aber offenbar, zumindest nach meinen ersten Ermittlungen, nicht ganz so einfach sein.
Was ich in den vergangen 8 Monaten, in denen ich mich fast täglich mit den US 30M1 Carbine auseinandergesetzt habe, über diese Waffe erfahren habe war ein unglaublich spannendes und aufregendes Abenteuer. Aber am Ende aber ist das von mir erlangte Wissen nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.
Der US 30M1 Carbine bietet so unglaublich viele Möglichkeiten des Sammelns und so vielschichtig ist auch seine Geschichte.
Und somit endet vorerst an dieser Stelle meine Reise in die Welt der US 30M1 Carbine. Ich bedanke mich herzlich bei meinen Lesern, deren Kommentare und PN´s.
Die Jagd nach der noch fehlenden Saginaw Grand Rapids S´G´ kann beginnen (Bild 10).
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