Das der spanische Waffenhersteller Astra so einige Waffen konstruiert und produziert hat, ist uns wohl allen bekannt. Wohl weniger bekannt ist das letzte Produkt aus der Ordonanzpistolenreihe, beginnend mit dem Model 400. Die Taschenpistole Astra 4000 „Falcon“. Heute wird sie zu Spotpreisen zum Verkauf angeboten. Ein traumatisches Schicksal oder ein Zeichen der Zeit?
Die permanente Weiterentwicklung und Verbessung der Ordonanzwaffenserie führte bis hin zur Konstruktion der Taschenpistole Astra Mod. 4000 Falcon ab 1956, da es sich abzeichnete das die Pistolen den Status als verwendete Ordonanzpistolen verloren.
Gebaut bis Mitte der 1960er Jahre hielt das Ganzstahlmodel Falcon die Fahne hoch, bevor es durch das Astramodel 5000 (auch als Constable bezeichnet) abgelöst wurde, dass bei Astra eine Epoche von Selbstladepistolen einleitete.
Siehe auch Threat:
Astra Modell A 5000
Astra Modell A 70
Astra Modell A 80
Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Pistolen des Typs 400, 600, 800“Condor“ sowie 300, 3000 & 4000“Falcon“, mit ihrer etwas eigenwilligen Form, nicht nur den spanischen Markt beherrscht… und….den Anschluss an die Entwicklung moderner Faustfeuerwaffen verpasst…?!.
In der Reihe meiner persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal folgende Pistole:
- ASTRA, Model 4000 „Falcon“, Kaliber 7.65 Browning
Eingerichtet für die Kaliber .22lfb, 7.65 Browning und 9mm kurz, hat meine Ausführung der Falcon im Kaliber 7.65 Browning mit einem 8 Schuss Magazin für die damalige Zeit eine passable Magazinkapazität (Bild 1).
Technische Daten:
Gesamtlänge : 170 mm
Gesamthöhe : 110 mm
Gesamtbreite : 27 mm
Lauflänge : 95 mm
Visierlänge : 120 mm
Kaliber : 7.65 mm
Magazinkapazität : 8 Patronen
Gewicht : 670 g
Ausgestattet mit einem Single Action (SA) Abzug und einer Magazinsicherung, weist das Model 4000 seinen Magazinhalteknopf am unteren, seitlichen, linken Griffstück auf.
Die vorhandene Sicherung sperrt die Abzugsstange. Durch die eingebaute Magazinsicherung, ist ein verschießen einer im Patronenlager befindlichen Patrone ohne eingeführten Magazin, nicht möglich. Eine klassisches Erbe einer Ordonanzpistole.
Der Magazinschacht sowie der Sicherungshebel haben scharfe Kanten, die man bei der Bedienung der Waffe auch zu spüren bekommt. Man kann somit behaupten, dass man die Betätigung der Sicherung und das Einführen des Magazins auch im dunkeln durchführen kann (Bild 2).
Ebenfalls ist das Magazin mit einigen „Mängeln“ behaftet. Um die Patronen vom Magazin zu entladen, muss man schon einige Kraft aufwenden. Erst nach der 3. entladenen Patrone ist ein weiteres, leichtes, Entladen möglich. Weiterhin ist die Magazinlippe auf der linken Seite offen, da die Magazin-Ladestandanzeige bis dort hochgeführt wird. Das hat zur Folge, dass man die Patrone nicht einfach über den Zubringer nach hinten schieben kann, sondern muss die Patrone über den offenen Teil der linken Magazinlippe führen. Dies wirkt sich ebenfalls negativ auf den Lade- und Entladevorgang aus (Bild 3).
Eigentlich recht verwunderlich, da die sonst mit sehr aufwendigen Details angefertigte Waffe, einen wirklich hochwertigen Eindruck vermittelt. Allein die Beschriftung des Laufes und des Verschlusses weisen auf eine sorgfältige Arbeit hin. Ebenfalls sind die Griffschalen mit schönen Details versehen (man schaue sich nur den Schriftzug Falcon genauer an…m.E. Kunst an der Waffe, wirklich toll) (Bild 4).
Das zerlegen der Waffe gestaltet sich anfangs als recht schwierig. Nachdem man die Pistole entladen hat, muss nun die Laufführungshülse mit einem Schraubendreher oder dem Magazinschuh eingedrückt und die Laufhülsenmutter um 900 gedreht werden. Nun rauscht einem erst ein mal die Verschlussfeder entgegen.
Jetzt muss der Verschluss zurückgezogen und an einer bestimmten Stelle gehalten werden, damit der Lauf aus seiner Verzahnung im Griffstück gedreht werden kann und beide Teile nun vom Griffstück geschoben werden können. Die Verzahnung des Laufes mit dem Griffstück ist vom Browning Model 1903 bekannt.
Klingt eigentlich ganz Einfach, ist aber erst nach mehreren Versuchen ohne „Wutausbrüche“ und verfluchen der gesamten spanischen Waffenindustrie, möglich (Bild 5 a-d).
Als Ganzstahlwaffe mit einem ordentlichen Gewicht sowie einer feinen, aber gut sichtbarer Visierung, bin ich nun auf den Schusstest gespannt. Wie verhält sich die letzte der Baureihe, die damals modernste ihrer Art….
Folgende Munition habe ich für den Schusstest verwendet:
Handelsübliche Munition von Geco, 4,7g Vollmantel Rundkopf.
Das Schussprogramm für die Pistole sah so wie folgt aus:
5 Schuss durch das Geschwindigkeitsmessgerät
Entfernung ca.1 Meter zum ermitteln der Durchschnittsgeschwindigkeit V1 und E1
V1 = 301 m/s
E1 = 213 Joule
Entfernung 15 Meter:
- 5 Schuss, Spiegel aufsitzen lassen
- Feststellung der Treffpunktlage (3 tief rechts).
Abschlussscheibe Entfernung 15 Meter:
- 15 Schuss (nach Haltepunkt)
Auswertung der Pistole ASTRA 4000:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ guter Abzug, mit etwas langem Auslösepunkt
+ starre Visierung, die ein schnelles Zielauffassen zulässt
+ Gute Handlage
- Laden des Magazins erweist sich als schwierig
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
ASTRA 4000 „Falcon“: 5
Persönliches Fazit:
Trotz der schmalen Fingerrillen, die sich an der Seite des Verschlusses befinden, lässt sich die Pistole hervorragend Fertigladen. Durch den ausgeprägten Biberschwanz und dem großen Griffstück, hat die Waffe eine sehr gute Handlage (zumindest bei „mittelgroßen“ Händen).
Das Laden des Magazins sowie das zerlegen der Waffe wird sich wohl nach mehrmaliger Anwendung zu Routine entwickeln. Somit sind die m.E. aufgezeigten Mängel nicht über zu bewerten.
Das Rückstoßverhalten der Waffe ist nahezu perfekt. Beim Schuss ist die Waffe sehr gut zu kontrollieren. Die Visierung ist gut erkennbar und lässt einen präzisen Schuss auf eine Entfernung von 15mtr. allemal zu.
Das Trefferergebnis ist erstaunlich, obwohl der Haltepunkt, in diesem Fall 4 tief links, schwer zu halten war. Hier muss sich die Falcon nicht hinter moderneren Taschenpistolen nicht verstecken (Bild 6).
Die Falcon erweist sich als gute Taschenpistole die auch mit größeren Waffen durchaus in Konkurrenz treten kann. Vielleicht hat sie ja auch nur der Optik wegen den Kampf gegen die Moderne verloren…was ich aus heutiger Sicht gar nicht verstehen kann….Ein gutes Produkt spanischer Waffenschmiede.
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