Die Entwicklung dieser Waffe fußte auf dem „Economy“ Gedanken, der die neue 900er VALUE SERIES auf den Markt brachte.
Das erste Model stellte sich dem „Preisbewussten“ Käufer als schnörkellose, abgespeckt spartanische Pistole im Model 915 dar (Bild 2).
Trotzdem erfreute sich das Model 915, auch nach großer anfänglicher Skepsis und einiger Unzulänglichkeiten, starker Beliebtheit bei Polizei und zivilen Schützen. Sie erwies sich auf den zweiten Blick als sehr zuverlässige Selbstladepistole mit einer Magazinkapazität von 15 Schuss.
Alle Modelle aus der 900er VALUE SERIES waren für das Kaliber 9x19mm eingerichtet und mit einem Aluminium Griffstück, einem Karbonstahlverschluss, Schlagbolzensicherung, Magazinsicherung sowie einteiligen Griffschalen aus einem PET/PC-Mix, die den Griffrücken mit umschlossen, ausgestattet.
1994 wurde die Produktion des Mod. 915 nach nur knapp 2 Jahren Herstellungszeit eingestellt. Die Produktionseinstellung des Models 915 kann in Zusammenhang mit dem Gesetzentwurf „Assault Weapons Ban“, der 1994 von Bill Clinton unterzeichnet wurde, gebracht werden.
Das Gesetz beinhaltete, dass Angriffswaffen mit bestimmten Kriterien (z.B. eine Magazinkapazität von mehr als 10 Schuss) in den USA verbot. Eine Liste mit 18 unterschiedlichen Waffen, dessen Verkauf und deren Herstellung für den Zivilen Markt verboten wurde, wurde erstellt….und….
….der illegale Handel u.a. mit Magazinen höherer Kapazität für voll- und halbautomatischen Waffen stieg enorm an. Sie waren nach wie vor verfügbar, da staatlich bewaffnete Dienststellen nicht vom Herstellungsverbot betroffen waren.
Die Gesetzgebung zum Verbot / bzw. zur Einschränkung von voll- und halbautomatischen Waffen („Assault Weapons Ban“) wurde 10 Jahre später wieder aufgehoben. Mehrere Versuche dieses Gesetz in 2004 wieder zu aktivieren scheiterten.…
Es folgten dann im Jahr 1995 die Modelle 909 und 910. Das Model 909 war mit einem 9 Schuss, dass Model 910 mit einem 10 Schuss Magazin ausgestattet.
1996 folgte dann das Kompaktmodel 908 mit einem 8 Schuss Magazin, 3 ½ Zoll Lauf, Kompaktrahmen mit kürzerem Griffstück, sowie Hahn ohne Hahnsporn (Bobbed Hammer).
In der Reihe meiner persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal die Pistole:
Smith & Wesson Model 915 im Kaliber 9x19mm, Baujahr 1993.
Technische Daten Model 915:
Kaliber: 9mm Luger
Lauflänge: 102mm (4 Zoll)
Gewicht: 810gr.
Gesamtlänge: 190mm
Gesamthöhe: 140mm
Gesamtbreite: 33mm
Magazinkapazität: 15 Patronen
Die oben erwähnten Unzulänglichkeiten fanden sich u.a. in einem scharkantigen Sicherungshebel, dessen Form beim Sichern der Waffe oftmals Schnittverletzungen hinterließ. Der Verschlussfanghebel an der linken Waffenseite ist ebenfalls etwas scharfkantig. Auch sollte das gefüllte Magazin nur schwer in die Waffe einführbar sein. Mir persönlich aber machten mehr die kantige Griffschale und das schmale Federdruckblech für den Verschlussfanghebel Verletzungssogen (Bild 3 a+b).
Die 900 Serie war mit einer nur von einer Seite zu bedienenden Sicherung versehen. Während der Pate (5904) mit einer beidseitig zu bedienenden Sicherung ausgestattet war.
Die starre Visierung ist an den Kimmenaußenseiten abgerundet. Das Korn trägt einen White Dot. Beide Visierteile sind per „Schwalbenschwanznut“ eingeschoben. Somit wäre eine seitliche Verstellung der Kimme und des Korns oder der Anbau einer verstellbaren Visierung, unter zu Hilfenahme von Werkzeug, möglich (Bild 4).
Das Zerlegen der Waffe gestaltet sich Anfangs als etwas schwierig. Man muss erst einmal die Motorik erlernen. Mit einer recht verkrampften Handhaltung wird der Verschluss um ca. 3cm nach hinten geschoben. Nun steht der Verschlußfanghebel vor der Aussparung auf der linke Verschlussseite, jetzt muss die Achse des Verschlussfanhebels (die gleichzeitig als Verriegelungsachse dient) von der rechten Verschlussseite mit dem Finger (oder dem Kaffeelöffel, der gerade hilfreich zur Hand liegt) durchgestoßen und auf der linken Verschlussseite herausgezogen werden.
Als nächstes kann nun der Verschluss von der Waffe geschoben werden, dieses geht aber nur im entsichertem Zustand. Verschlussrückholfeder, Führungsstange und Lauf lassen sich nun leicht aus dem Verschluss entnehmen.
Erstaunlich kurz ist der nur ca. 30mm lange Verschlussführungsteil auf dem Rahmen (Bild 5a+b).
Die Verriegelung der Pistole erfolgt nach einem modifiziertem FN – Prinzip. Auf dem Lauf befindet sich eine Verriegelungsnocke, die sich mit dem Verschluss verriegelt. Der Verschlussfanghebel dienst als Achspunkt für den Verschlussrücklauf. Interessant ist hierbei, dass sich in der Führungsstange der Verschlussfeder ein Pin in Richtung Griffstück befindet, der die durch den Rahmen geführte Achse des Verschlussfanghebels am Laufblock fixiert und somit eine geschlossene oder offene Steuerkurve entfallen lässt. Auch wird ein Kettenglied oder eine einfache Bohrung hierbei nicht benötigt (Bild 6).
Eine weiteres feature an der Waffe ist, dass der Abzugmechanismus bei gesicherter Waffe, oder bei entnommenen Magazin (Magazinsicherung) außer Betrieb gesetzt ist. Das bedeutet das neben der Schlagbolzensicherung, die ein entspannen über den Sicherungsmechanismus ohne Schussauslösung der geladenen Waffe zulässt (Walther Prinzip), absolute Bediensicherheit.
Kein Novum bei Smith & Wesson (siehe Thread : http://www.waffen-welt.de/showthread.php?t=3264 ) aber auch keine Selbstverständlichkeit.
Die einteilige Griffschale, die um das Griffstück der Waffe gelegt ist, weist im Griffrückenbereich ein Checkering auf. Die Seiten sind ebenfalls mit einer rutschhemmenden Oberfläche versehen. Der Magazinschacht ist für ein doppelreihiges Magazin vorgesehen. Aufgrund der „Economy“ Griffschalen ist der Griffumfang auch für kleinere Hände geeignet.
Der vordere Teil des Griffrahmens und des Abzugbügels sind zusätzlich mit eingefrästen Rillen (Straps) zum verbessertem Gripp versehen. Ihr Fertigungsbild zeigt auch hier, dass nur das aller nötigste an Sorgfalt angewandt wurde (Bild 7 a-c).
Zum Schusstest verwendete ich folgende Munition:
Wiedergeladene Patrone; Hülse GECO; Zündhütchen Murom SP; Treibladung N320 – 4,2grain; Geschoss H&N Verkupfertes Bleigeschoss 124grain. Patronenlänge OAL: 29,5mm.
Das Schussprogramm für die Pistole sah so wie folgt aus:
5 Schuss durch´s Messgerät
Entfernung 2 mtr.
V2 = Æ 342m/s
Eo = ca 465 Joule
Entfernung 15 Meter:
- 5 Schuss, Scheibenzentrum
- Feststellung der Treffpunktlage ( 7 hoch)
- 5 Schuss nach Haltepunkt
Entfernung 15 Meter:
15 Schuss (Präzisionsscheibe)
Entfernung 15 Meter:
4x5 Schuss in jeweils 20 Sekunden (Duellscheibe)
Auswertung des Smith & Wesson Mod. 915:
+ Gewicht und Rückschlagenergie ausgewogen
- trockener Abzug mit zu hohem Abzuggewicht für den Präzisionsschuss
+ kontrastreiche, starre Visierung, die eine schnelle Zielaufnahme ermöglicht
+ gute Handlage
+ Bedienelemente gut erreichbar
+ keine Probleme mit der verwendeten Munition oder einführen des Magazins
Gesamtpunkte von 6 möglichen:
Smith & Wesson Model 915: 5
Persönliches Fazit:
Trotz des ungewöhnlich schweren Abzuges, hat sich schon nach den ersten Schüssen bestätigt, dass das Mod.915 eine außergewöhnliche Waffe ist. Das fertigladen der Pistole ging hervorragend. Nichts war von dem doch recht kurzem Führungsteil auf dem Rahmen zu merken und der Verschluss lag völlig „Wackelfrei“ in seiner Führung. Gewöhnungsbedürftig ist, dass zwischen Rahmen und Verschluss ein Lichtspalt vorhanden ist.
Von Verletzungsgefährlichen Bedienelementen keine Spur, auch das Magazin, das sich leicht füllen ließ, passte tadellos in die Waffe.
Der schwergängige Abzug machte sich zwar beim Präzisionsschuss bemerkbar, bewies allerdings bei der DSB-Duelldisziplin hervorragende Qualitäten. Sollte er allerdings auch, da er ja in erster Line einer Zukunft als Dienstwaffe entgegenstand (Bild 8 & 9).
Das Rückschlagverhalten mit der verwendeten Munition war mehr als zufriedenstellend. Schlug die Waffe zwar nach dem Schuss leicht nach links oben, so war doch die erneute, schnelle, Zielaufnahme kein Problem. Der Griff könnte im wahrsten Sinne des Wortes wohl etwas „griffiger“ sein, er fühlt sich recht leblos an und die Economy-straps am vorderen Griffrahmen sind wohl Grund für die Rückstoßbewegung. Mit einem einfachen Pachmayr Griffüberzug dürfte das aber in den „Griff“ zu bekommen sein.
Eine Low Budget Pistole die es in sich hat. Sicherlich ein Gedanke diese Waffe auch als Sportwaffe einzusetzen mit der Option, die Visierung auszutauschen…
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