"Der Mythos vom strengen Waffenrecht"
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Ob in München oder in Berlin - innerhalb weniger Tage erschüttern mehrere Bluttaten Deutschland, begangen mit tödlichen Schusswaffen. "In einem halben Jahr spätestens werden wir wieder vor Gräbern stehen", sagt Roman Grafe, Autor und Sprecher der Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen!", im Gespräch mit n-tv.de. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen das Innenministerium.
n-tv.de Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat nach dem Münchner Amoklauf erklärt: "Unsere Waffengesetze sind schon jetzt sehr streng". Reicht das nicht aus?
Roman Grafe: Der Mythos vom strengen deutschen Waffenrecht ist Propaganda, Sportschützenpropaganda im Originalton. Wir bekommen das nach jedem Amoklauf von den politisch Verantwortlichen in der Bundesregierung serviert. Diese billigen Beruhigungspillen vermindern das Risiko nicht. Sie haben nur einen Zweck - den Bürger ruhig zu halten und zu suggerieren Wir kümmern uns.
Gudula Hörr: Wie groß ist denn das Risiko?
Roman Grafe: Nahezu 6 Millionen tödliche Waffen sind in Deutschland in privaten Händen, etwa 1,5 Millionen Privatwaffenbesitzer gibt es. Die allermeisten von ihnen sind nicht amokgefährdet und werden ihren Nächsten nicht erschießen. Einige schon. Wenn wir wirklich ein scharfes Waffenrecht hätten, müssten wir nicht über die Jahre hinweg so viele Tote beklagen. Allein von 1990 bis 2016 gab es in Deutschland mindestens 235* Sportwaffenopfer. Tatsächlich sind es sicher mehr, nur kann die Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen!" nicht alle nachweisen (Dann sollte man es auch nicht behaupten!) und die Innenministerien in Ländern und Bund weigern sich, diese Opferzahlen zu veröffentlichen (Und welches Interesse sollten diese daran haben?)
*Quellenangaben zu den angeblich 235 Opfern in 26 Jahren fehlen hier natürlich. Allein in diesem Zeitraum sind nachweislich 334 Schüler bei Schulunfällen ums Leben gekommen. Durchschnittlich 13 Schüler (!) jedes Jahr: http://de.statista.com/statistik/dat...and-seit-1986/
Gudula Hörr: Wieso?
Roman Grafe: Weil sie öffentliche Kritik vermeiden wollen, weil auch viele Verantwortliche in den Ministerien Legalwaffenbesitzer sind und weil sie der Waffenlobby hörig sind. Sie verschleiern und sie lügen. So haben das Bundesinnenministerium und die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen von Juni 2014 das Parlament belogen


Gudula Hörr: Wie erklären Sie sich, dass sich das Innenministerium so für die Rechte der Sportschützen einsetzt?
Romand Grafe: Der Innenminister und auch alle andere politisch Verantwortlichen in der Regierung sind davon abhängig, dass eine Mehrheit sie wählt.
Ja, das nennt sich schlicht "Demokratie". Und die Mehrheit entscheidet.
Roman Grafe: Schützen-Lobbyisten drohen seit Jahren sehr erfolgreich damit, dass Sportschützen, nimmt man ihnen ihr tödliches Spielzeug weg, anders abstimmen werden. Das gelte nicht bloß für Millionen aktive Schützen, sondern angeblich auch für ihre bis zu 5 Millionen Familienmitglieder.
Ja, genau




Der Buchautor Roman Grafe gründete nach dem Amoklauf von Winnenden mit anderen zusammen die Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen!"
Roman Grafe: Der Deutsche Schützenbund, der als viertgrößter deutscher Sportbund auftritt, ist sehr aktiv und sitzt bei geplanten Waffenrechtsverschärfungen im Innenministerium mit am Tisch - anders als unsere Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen!".
Unser jagdlicher Hegering und unser örtlicher Fischereiverein - die beide für sich bereits mehr Mitglieder haben als die gesamte Initiative Unterstützer hat, sitzen auch nicht mit am Tisch. Und jetzt?

Roman Grafe: Noch am Vormittag des Amoklaufs von München erklärte die CSU-Politikerin und Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier sinngemäß, dass die geplante, ohnehin minimale Waffenrechtsverschärfung in der EU so nicht kommen werde. Ihr und anderen Politikern ihrer Fraktion sei es gelungen, Belastungen von Sportschützen abzuwenden.
"Minimale Änderung"???, interessant! Dann ist es doch eh egal

Gudula Hörr: Wer darf überhaupt Sportschütze werden?
Roman Grafe: Grundsätzlich jeder. In Schützenvereinen dürfen schon Jugendliche das Schießen mit tödlichen Waffen trainieren. Volljährige Schützen, die ein sogenanntes "Bedürfnis" anmelden, können sich nach einem Jahr im Verein eine eigene scharfe Waffe kaufen (Eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) ist also demnach nicht mehr notwendig? Interessant!).
Unter den Sportwaffen-Besitzern sind - und das ist dokumentiert - Alkoholiker, Drogenkonsumenten, frühere Stasimänner und DDR-Grenzgruppenoffiziere, Neonazis und Salafisten. Was also soll am deutschen Waffenrecht scharf sein?
("sind - und das ist dokumentiert -" Ach so, und deshalb fehlt auch hier wieder die Quellenangabe?)
Roman Grafe: Der Mythos, dass man besonders zuverlässig sein muss, um eine Waffe besitzen zu dürfen, ist Unsinn. Man darf nur nicht nachgewiesenermaßen so unzuverlässig sein, dass man schon verurteilt wurde.
Verstehe, Herr Grafe hätte es gerne umgekehrt. Allein seine unverschämten Behauptungen und sein Bauchgefühl sollen hier nun ausreichend sein. Kriminell ist dann grundsätzlich jeder, bis er das Gegenteil bewiesen hat. Der Nazi-Richter Roland Freisler würde hier wohl auch uneingeschränkt zustimmen.
Roman Grafe: Und selbst wenn jemand wegen schwerer Körperverletzung verurteilt wurde, hat er nach einigen Jahren das Recht, als Sportschütze wieder eine scharfe Waffe zu erwerben.
(Die Frist beträgt bei einem entsprechend schweren Vergehen 10 Jahre!
Herr Grafe hat aber wohl allgemein ein Problem mit unserem Rechtssystem und hält anscheinend auch nichts von Resozialisierung?)
Gudula Hörr: Was fordern Sie?
Roman Grafe: Das, was wir nach den Massakern von Winnenden und Utøya (Utøya liegt in Deutschland?) gefordert haben und was schon vor 100 Jahren verlangt wurde: Keine Mordwaffen als Sportwaffen! Sämtliche tödlichen Sportwaffen, egal welchen Kalibers, müssen verboten werden, wenn wir die Opfer ernst nehmen. In Großbritannien* und Australien wurden nach Amokläufen bestimmte Schusswaffen verboten und die Zahl der Opfer ging schnell deutlich zurück. In Japan, wo seit den 70er-Jahren scharfe Waffen im Privatbesitz grundsätzlich verboten sind, ist das Risiko, durch eine Gewalttat getötet zu werden, halb so groß wie in Deutschland. Man weicht eben nicht auf das nächste Tatmittel aus* - zumal es schwerer ist, mit einem Messer* zu morden als mit einer Pistole.
Seltsam, dass das Messer dann immer noch Tatmitel Nr. 1 ist, gefolgt von stumpfen Gegenständen und auf Platz Nr. 3 die bloße Hand

*Japan: http://www.n-tv.de/panorama/Taeter-d...e18274986.html
*Großbritanien: http://www.citizensreportuk.org/repo...olence-uk.html
Gudula Hörr: Aber viele, wie zuletzt der Münchner Amokschütze, beschaffen sich Waffen auch einfach im sogenannten Darknet, einem anonymen Bereich des Internets.
Roman Grafe: Zu sagen, am Darknet könne man kaum etwas machen und illegalen Waffenhandel habe es schon lange gegeben - das ist zu wenig. Zumal die Waffen, die illegal sind, auch alle einmal legal waren, wie die Glock, die der Attentäter von München benutzte. Fest steht, dass jährlich einige Hundert legale Waffen "verschwinden". Einige gehen verloren, andere werden gestohlen, andere verhökern Sportschützen ins kriminelle Milieu. Es gäbe nicht so viele illegale Waffen, wenn der Besitz tödlicher Waffen in Europa oder zumindest in Deutschland verboten wäre.
Genau, die geschätzten 20 Millionen illegalen Waffen im Umlauf lösen sich dann einfach in Luft auf und über die offenen Grenzen (allein innerhalb Europas) kommen natürlich auch keine neuen mehr nach, weil ja verboten

Gudula Hörr: Doch wieso regt sich so wenig Widerstand gegen die Waffengesetze in Deutschland?
Roman Grafe: Die Waffenlobby ist so stark, wie die Parlamentarier schwach sind. Und die Parlamentarier sind so schwach, wie die Bürger es ihnen erlauben. Die Mehrheit der unbewaffneten Bürger in Deutschland verdrängt die Möglichkeit, dass sie oder ihre Kinder bei einem Amoklauf erschossen werden können. Diese Verdrängung ist eine Ursache dafür, dass seit 100 Jahren, seit dem Bremer Schulmassaker von 1913, alles immer so weitergeht. Und in einem halben Jahr spätestens werden wir wieder vor Gräbern stehen.
Wir stehen täglich vor Gräbern! Allein 2015 hatten wir 3.475 Verkehrstote durch Raserei, Fahrten unter Einfluss von Drogen und Alkohol, Unachtsamkeit, Leichtsinn, Unkenntnis ... Da schert ihr euch nicht drum!
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