manchmal kommt es richtig heftig. So jedenfalls staute sich bei mir eine gehörige Portion Groll an, seit die aktuellen Januar-Ausgaben von Visier und caliber bei mir vorliegen.
Da sitz ich nun und kann nicht anders, als mir hier (in einem der größten Unterforen) mal richtig Luft zu machen.
Bei kritischer Betrachtung stellt sich fast so rasant wie eine .204 Ruger heraus, dass das Geschreibsel sachlich, sprachlich und inhaltlich das Geld nicht wert ist, welches dafür am Kiosk auf-, bzw. vom Konto abgerufen wird.
Fange ich mit der Visier 01/2014 an:
Was bitte schön hat eine vierläufige Pistole mit der Lobpreisung Gottes zu tun? Denn nichts anderes steht dort auf Seite 6. Von solch willkürlich heraus gegriffenen Beispielen semantischer Entgleisung abgesehen, fällt der Blick auf den Schwerpunktartikel zum Thema AR-Gewehr aus Deutschland. Hier wird der Wunsch Vater des Gedankens: „den Amis scharfe Konkurrenz machen“
Ohne die Arbeit der mir bekannten und durchaus geschätzten Büchsenmacher schmälern zu wollen, ist es doch wohl unstrittig, dass es bei AR-15basierten Systemen auch weiterhin nicht ohne das Zeugs aus USA geht. Hat sich an dieser Abhängigkeit durch Pioniertaten der heraus gehobenen Betriebe irgendetwas geändert? Und ob in diesem Zusammenhang ausgerechnet ein Kleinkaliberverschluss zu erwähnen ist, dessen augenscheinlich einzig positives Merkmal der zuverlässige Verschlussfang ist, sei dahin gestellt. Fakt ist, das dieser Verschluss schon seit mehreren Jahren ein gebrauchsuntüchtiges Dasein fristet und letztlich sogar der Erfinder des Ganzen sein Exponat bei eGun für kleines Geld verscherbelt hat. Das Magazin hat früher schon nicht funktioniert, es funktioniert heute nicht und auf den angekündigten Vergleichstest nach Beginn der Serienfertigung wird man mutmaßlich bis zum St. Nimmerleinstag warten dürfen.
Ein weiteres High-Light findet sich dann in der Heftmitte mit dem Artikel über die Lauflänge und die in Abhängigkeit davon zu erwartenden Geschossgeschwindigkeiten. Was zunächst ganz trivial klingt, der korrelierenden Zusammenhang ist so bekannt wie beliebig nachlesbar, entwickelt sich dann doch zu einer Story mit Unterhaltungswert. Wenigsten für den Leser, welcher die verglichenen Gewehre aus der AR-Familie, sowie die mit Stammbaum SG550 genauer kennt, bzw. diese im Schrank stehen hat. Und zwar auch das lange SIG550 Sniper, welches vermutlich mangels Masse durch ein DAR-15 mit ebengleichem Lauf ersetzt wurde. Dass sich beide Systeme vom Antriebskonzept unterscheiden, indirekter bzw. direkter Gasdrucklader, bleibt ebenso unerwähnt, wie die Tatsache, dass beim SIG-System herstellerseits unterschiedliche Gasdüsen zur Verwendung kommen. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass die im Bericht aufgestellte Behauptung der Systemgleichheit der SIG-Gewehre eben so nicht zutrifft. Vielleicht hätte man einfach mal wen Fragen sollen, der sich mit so etwas auskennt, die Firma Hiendlmayer z. B., oder auch in einem älteren Visierheft (10/2007) nachschlagen können. Jedenfalls hat das SIG552 eine ganz andere Gasstange nebst Feder und auch einen anderen Ladehebel. Auf die Gestaltung der Vorderschafthalbschalen verkneife ich mir weiter einzugehen. Die Tabelle mit Geschossgeschwindigkeiten und Streukreisen zu kommentieren, erübrigt sich. Wenigstens dann, wenn man nicht weniger als 10 Jahre eigene Erfahrung auf diesem Gebiet hat, können die Spalten „SK“ getrost als gesteigerter Unterhaltungswert abgelegt werden. Selbiges gilt in gewissem Maße auch für den Bericht zur Savage 110 BA. Wenngleich ich gestehen muss, als Anhänger der .300 WM bin ich aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrung nicht ganz so kritisch, diese belletristisch durchaus gelungene Darstellung aufs Korn zu nehmen. Übrigens, wie praktisch, dass diese Büchse gleich mit einer halbseitigen Anzeige in der ersten caliber-Ausgabe für 2014 bedacht wird. Womit die Brücke zur nächsten Fachpublikation geschlagen wird.
Die caliber Ausgabe 01/2014:
Ah-Ja. Um Kultobjekte geht es also gleich im ersten Artikel. Wenngleich nicht ganz klar wird, was denn nun genau damit gemeint wird. Ohnehin folgt dem Berichtsteil über das G28 keine begleitende Fotodokumentation. Vermeintliche Innovationen, wie Feuerdämpfer, Gasdüse mit externer Verstellung, sowie der unverlierbare und patentierte Gehäusebolzen bleiben ebenso geheimnisumwittert, wie der auf Minimalmaß reduzierte Übergangskegel und das Patronenlager nebst Gasentlastungsrillen. Liebe Leute, sind das nicht genau die Dinge, die den Leser einer Fachzeitschrift interessieren? Wie sehen die Details aus, warum keine Bilder davon? Wenn dies schon erwähnt wird, dann könnte wenigstens zitiert werden, dass sich diese relevanten Detailinformationen per WWW als Download problemlos abrufen lassen: PVT 02/2012 http://www.heckler-koch.com/de/milit...chreibung.html
Und zwar auch ohne ein Heft am Kiosk zu kaufen.
Dem MR308 G28 Upgrade Kit jedenfalls scheint man unmittelbar mehr Aufmerksamkeit zugewendet zu haben. Leider hat man sich vorher buchstabenmäßig etwas verausgabt, so dass Wortschöpfungen wie „Puffer mit Nachschlagmasse aus Wolfram-Granulat“ unerklärt bleiben. Liebe Autoren, was ist das denn genau und wie wirkt es sich aus? Könnte es sein, dass uns Leser so etwas auch deswegen interessiert, weil wir in unseren anderen AR´s so eine Nachschlagmasse auch schon drin haben. Und zwar schon seit Jahren? Dafür müssen wir dann lesen, wie einmal mehr eine Visierung auf einem HK-Selbstlader „keine Wünsche offen lässt“. Mir schwillt der Kamm, wenn sich solche Behauptungen in mein Hirn hineinbahnen. Mit Verlaub, diese Notvisierung ist nicht mehr als was sie vorgibt. Eine Notlösung. Und das auf einen zivilen Nachrüstsatz. Scheinbar hat HK aus den Missetaten beim SL-8 immer noch keine Konsequenzen gezogen und weigert sich behende dem ambitionierten Schützen eine werkzeuglos verstellbare Visiereinheit anzubieten. Wenigsten die Autoren scheinen sich notlösungstechnisch zufrieden gestellt. - Glückwunsch!
Erwartungsvoll las ich dem weiter hinten im Heft befindlichen Artikel zu einem meiner Lieblingsgewehre entgegen. (Erinnert sei an caliber-Berichte von Manfred Trompeter zum M1A.) Aber schon nach wenigen Zeilen eine unsaubere Darstellung bezüglich der Springfield Armory. Es erwartet ja niemand, dass die wechselvolle Geschichte in einem halben Absatz ausgeführt werden kann. Aber es macht nun einmal einen himmelweiten Unterschied, ob man von der staatlichen Waffenfabrik, oder dem zivilen . Produktionsunternehmen firmierend Inc. mit gleichem Namen spricht, welches selbst wieder eine wechselvolle Geschichte hat. Dass caliber-Artikel zum Kernthema erst nach sich immer wiederholenden Abschweifungen kommen, welche bereits in früheren Ausgaben vorzufinden sind, wundert schon lange nicht mehr. Und ob man die deutsche Begriffsfindungen „Drehrieglverschluss“ und „Bedienhebel/Gastangeneinheit“ für das M1A wirklich gelungen findet, sei ebenfalls gnädig hingenommen. Immerhin dreht der ganz Verschluss und nicht etwa ein Riegel. (Und wenn ja, welcher Riegel überhaupt?) Wenn es dann aber an den Umbau, bzw. den Anbau des EBR Metallchassis geht, hätte ich mir doch eine etwas präzisere und besonders kritischere Darstellung gewünscht. Der Autor erwähnt mit keinem Wort, dass insbesondere die Gasabnahme einer der entscheiden Ansatzpunkte für professionelles Tuning am M1A ist. Auch haben die Bauteile Namen, welche durchaus in Fachkreisen geläufig sind. Bei den Bilduntertiteln ist von einem „Arretierungsring für den Holzschaft“ die Rede und sogleich grummelt es bei mir erneut heftig. Schon einmal etwas von einem „Unitized Gas Cylinder“ gehört? Es wäre ja zumindest erwähnenswert gewesen, ob sich die Befestigungslösung von EBR im Vergleich dazu überhaupt als tauglich erweist. Völliges Vertrauen genießt offenbar auch das als ZF-Montagebasis dienende Oberteil des EBR-Vorderschaftes. Vier Schrauben und diese auch noch nicht einmal unterhalb des Vorderringes erregen bei mir jedenfalls sofort Skepsis.
Die Kritik an derlei Berichten mutiert zur unendlichen Geschichte. Und das, was ich aufgegriffen habe, war mehr oder weniger willkürlich ausgewählt. Da hilft es auch nichts, das seitenfüllend Absehen großflächig dargestellt werden. Wenigstens lassen sich so weitere Schwachstellen in den Reportagen vermeiden.
Ich für meinen Teil habe genug.
Genug von altem Wein in jungen Schläuchen.
Genug von versteckter Werbung.
Genug von fachlich unzureichenden Berichten.
Soll ich es zukünftig so halten, wie mir gestern ein guter Schützenfreund empfahl?
„Hol´ einfach die alten Hefte von vor zehn Jahren vom Dachboden und lese alles noch einmal von vorne!“
Liebe Autoren: Gebt Euch bitte etwas mehr Mühe!
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