Von der Ursprungskonstruktion bis zum endgültigen Model ist aber nicht mehr als der Rollenverschluss übrig geblieben. Ein geplantes Double Aktion Schloss oder das Kaliber 9mm Parabellum, wurden nicht realisiert. Stattdessen, ein Single Action Abzug, Zündstiftsicherung sowie das Kaliber 7,62 Tokarev setzen sich durch. Nicht ganz ohne Zutun der damaligen Sowjetunion, die für die brauchbare Ordonanzpistole im Bereich des -Warschauer Paktes- das Tokarev-Kaliber einforderte (Bild 1).
Mitte der 1950er Jahre wurde sie dann durch Pistole Makarow abgelöst und 1957 die Produktion des CZ 52 wieder eingestellt. Die verbliebenen Modelle wurden nun u.a. bei der Polizei eingesetzt.
Zu meinem persönlichen Schusstest begleitete mich diesmal die Pistole:
CZ VZOR 52 (auch als M52, CZ52 oder Vz52 bezeichnet), Kaliber 7,62 Tokarev und Wechsellauf 9mm Parabellum.
Nimmt man die Waffe in die Hand, ist man erstaunt über das satte Gewicht, bei seiner schlanken Bauform. Sie wirkt etwas Kopflastig im ungeladenen Zustand und der Griff ist etwas glatt.
Technische Daten:
Kaliber: 7,62 Tokarev mit Wechsellauf 9mm Parabellum
Lauflänge: 120mm
Gesamtlänge: 210mm
Gesamthöhe: 140mm
Gesamtbreite: 30mm
Magazinkapazität: 8 Patronen
Gewicht: 970gr.
Ein unter dem Lauf befindlicher Steuerriegel, der um ca. 20mm verschiebbar um den Lauf liegt, ist bei geschlossener Waffe am Griffrahmen festgesetzt. In der Entriegelungsphase läuft der Lauf mit dem Verschluß ca. 7mm zurück, damit die Rollen aus ihrer Ausnehmung im Verschluss laufen können. Der Rohrrücklaufweg unterscheidet sich auch bei dieser Verschlussvariante nicht von denen der Kurzwaffen mit den Standardverriegelungen (Bild 2).
Als Sicherungselemente stehen eine automatische Zündstiftsicherung und eine an der linken Griffseite angebrachte Abzugssicherung zur Verfügung. Die Zündstiftsicherung wird über die Abzugsbewegung gesteuert. Sie blockiert den Schlagbolzen so lange, bis der Abzug ganz durchgedrückt wird. Ohne Abzugsbewegung bleibt der Schlagbolzen dauerhaft blockiert.
Der seitliche Sicherungsflügel blockiert lediglich den Abzug. Der Hahn lässt sich bei gesicherter Waffe Spannen, der Schuss aber nicht auslösen. Auch ein zurückschnellen des Hahnes beim Sichern der Waffe entfällt. Der Hahn muss von Hand entspannt werden.
Das Zerlegen der Waffe gestaltet sich anfangs als einfach. Zur Entnahme des Verschlusses müssen nur der am Griffrahmen angebrachte Halteblock nach unten gezogen werden. Nun den Verschluss ca. 8mm nach vorn schieben und nach oben abheben (geht fast von alleine).
Der nächste Eingriff verhält sich etwas problematischer. Der Magazinschuh wird nun in eine Nut auf dem Rollenteil des Laufes geführt und unter starkem Druck ca. 30mm nach vorn geschoben. Sobald die Entriegelung erfolgt ist, das Magazin anheben und so den Lauf mitsamt der Verschlussfeder aus dem Verschluss heben (Bild 3).
Ihre Baugruppen unterscheiden sich nicht von anderen Selbstladepistolen (Bild 4).
Ein besonderes feature ist, dass beide Patronenarten (7,62 Tokarev & 9mm Parabellum) von einem Magazin verschossen werden können (Bild 5).
Ebenfalls das Entfernen der Griffschalen ist ein gadget. Es muss lediglich die Spange, die die Griffschalen von hinten umschließt, mit der Hand entfernt werden. Nun können die Griffschalen einfach ausgehakt werden (Bild 6).
Das Magazin wird an klassischer Stelle mit einer Spange in der Waffe gehalten und über diese auch entfernt. Allerdings befindet sich auch die bewegliche Fangriemenöse an gleichem Ort, was etwas zu Irritationen beim Magazinwechsel führt.
Verwunderlich ist, dass bei dieser Waffe der Magazinschacht nur an einer Seite komplett geschlossen ist. Das ist mir an anderen Pistolen noch nicht aufgefallen (Bild 7).
Als Schwachpunkt wird der zu weiche Schlagbolzen angegeben. Ein häufiges Leerabschlagen lässt den Schlagbolzen leicht brechen. Auch gilt die Zuführung der 9mm Munition aus dem Kombi-Magazin als sehr unzuverlässig. Gewarnt wird vor dem starken Rückschlag beim Schuss mit der Tokarev Patrone….
Zum Schusstest verwende ich folgende Munition:
Kaliber 7,62 Tokarev; Hersteller Sellier & Bellot mit 5,5g Geschoss
Kaliber 9mm Parabellum; Wiedergeladene Munition: Hülse CBC; Zündhütchen MUROM SP; Treibladung 4gr. N320; Geschoss Blei verkupfert .357/125gr. von H&N.
Ich entschied mich für die Wiedergeladene Munition, da in der Gebrauchsanweisung der Pistole eine Mündungsgeschwindigkeit mit ca. 305 m/s angegeben wird.
Das Schussprogramm für die Pistole sah so wie folgt aus:
5 Schuss durch das Geschwindigkeitsmessgerät
Entfernung ca.1 Meter:
ermitteln der Durchschnittsgeschwindigkeit (V1) und der E1
7,62 Tokarev
V1 = 445 m/s
E1 = 544 Joule
9mm Parabellum
V1 = 319 m/s
E1 = 407 Joule
Entfernung 15 Meter:
- 5 Schuss, Spiegel aufsitzen lassen
- Feststellen der Treffpunktlage. (Tokarev 6 tief / 9mm Luger 8 tief)
Abschlussscheibe Entfernung 15 Meter:
- je 5 Schuss (nach Haltepunkt)
Treffer 7,62 Tokarev rot, 9mm Luger blau markiert
Auswertung der Pistole VZOR 52:
- Gewicht und Rückschlagenergie weder bei der 7,62 noch der 9mmLuger ausgewogen
- zu harter Abzug
+ starre Visierung, die ein schnelles Zielauffassen zulässt
- Mäßige Handlage, Griff erweist sich mit zu glatter Struktur
+ Laden des Magazins erweist sich als sehr leicht
+ Keine Probleme mit der verwendeten 7,62 u. 9mm Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
CZ VZOR 52 = 3
Persönliches Fazit:
Mit ihrer schlanken Bauart unterschätzt man die Leistungsfähigkeit dieser Pistole, die trotz ihres hohen Gewichtes noch erhebliche Rückstoßenergie in Richtung des Schützen aufbaut. Sowohl die Tokarev wie auch die 9mm Patrone, lassen den Bediener schwanken und schnell Respekt vor diesem Tschechen zu bekommen. Und so verliert man den Glauben an den eigentlich Rückstoßschluckenden Rollenverschluss….war aber wäre wohl ohne….
Während die Tokarev Patrone gewohnt brachial bricht, baut sie einen nicht unerheblichen Lichtkegel auf, dem aber die etwas sanfter auftretende 9mm in nichts nachsteht. Allerdings haucht letztere dem Schützen noch etwas Schmauch- und Pulvermüll entgegen.
Die Praktikabilität der Waffe ist beeindruckend. Das Zerlegen, der Laufwechsel und das austauschen der Griffschalen ist an allen Orten ohne Werkzeug möglich.
Die Sicherungsstellung ist genau umgekehrt wie wir es von westlichen Pistolen gewöhnt sind. Somit erfordert das, neben der beim Magazinwechsel irritierenden Fangschnuröse, etwas Übung.
Zuführungsstörungen vom "Kombi - Magazin" gab es beim Test nicht.
Das Trefferergebnis ist überaus zufriedenstellend berücksichtigt man den doch sehr harten Abzug und den unglaublichen Blitz- und Schussknall der Tokarev Patrone (Bild 8).
Alles in allem, trotz der Abzüge, eine durchaus brauchbare Pistole, die mit ihrem präzisem Rollenverschluss leider kein „Trendsetter“ geworden ist.
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