In seinen Ursprungsvarianten wurde das Model 64 mit 2 Zoll Lauf auf einem K-Rahmen mit round butt (runder Griffrahmen) und mit seinem 4 Zoll Lauf auf einem K-Rahmen mit eckigem Griffrahmen (square butt) aufgebaut. Die Läufe liefen konisch (tapered barrel) zu.
1974 kam das Model 64-1. Es war mit 4 und 3 Zoll HB (heavy barrel) Läufen ausgestattet. Als DA (double action) und DAO (double action only) Ausführungen starteten sie ihren, uns kaum bekannten, Erfolgskurs durch die amerikanischen Polizei-, Gefängnis- und private Sicherheitsbehörden an. Eine offenbar Law-Enforcement Waffe der Beliebtheitsklasse (Bild 1).
Bei meinen persönlichen Schusstests begleiteten mich diesmal die Revolver:
- Smith & Wesson Model 64, Kaliber .38 S&W Special, Baujahr 1970, ungeschossen
- Smith & Wesson Model 64-1 HB, Kaliber .38 S&W Special, Baujahr 1975
Die anfänglichen Seriennummern der Revolvermodelle wurden in der Prefix D Herstellungsnummernreihe der Modelle 10,12,13,14,45 fortgeführt.
Erst ab 1976 wurde die Modelreihe 64 & 65 mit dem Prefix 1D versehen.
In seiner Edelstahlausführung mit Walnussholzgriffen wirkt der Revolver optisch sehr ansprechend. In wie weit das ein Auswahlkriterium für die Behörden war, mag ich nicht mutmaßen. Hoffe aber, dass primär seine Leistungsfähigkeit und Technik überzeugt hat.
Warum der 64-1 (und seine weiteren Modifikationen) seinen Ruhm im Schatten verbringen musste kann ich mir nur so erklären, dass aufgrund der Modelvielfalt die bei Markteinführung (Mod. 65-1974 , 66-1971 , und 67-1972), zur Verfügung standen oder fast unmittelbar nach Markteinführung des 64-1 produziert wurden, seinen Auftritt in den Hintergrund drängten.
Aus dem, nun zu Edelstahl gewordenen Model 10 mit „tapered barrel“, wurde 1973 u.a. das Model 64-1 Heavy Barrel 4 Zoll „Commemorative Oklahoma Highway Patrol“ hergestellt. 750 Revolver lieferte S&W an die Oklahoma Highway Police, die ihrerseits an ihre besten Polizisten ausgegeben wurden. Viele von diesen ausgezeichneten Polizisten nutzen diese dann auch als Dienstwaffe. Die Besonderheit dieses „Commemorative“ Models war, dass er für das Kaliber .357 Magnum eingerichtet war.
Aus dem Commemorativ Model für die Oklahoma Higway Patrol ging dann kurze Zeit später das Model 65 hervor. Aber trotz stärkerem Kalibers und ähnlicher Varationen, konnte es den Erfolgslauf des 64-1 HB im Kaliber .38S&W Special nicht beeinträchtigen.
Die weiteren Lieferungen des 64-1 HB waren wieder für das Kaliber .38 S&W Special eingerichtet.
Modelle des 64-1 HB im Kaliber .38 S&W Special fanden dann z.B. ihren Weg zu Brinks als DAO Version, zur Detroit Police, Delaware State Police, Metro District of Columbia, Phoenix Police Department, New York Police Department (DA / DAO 2“,3“,4“) oder dem Georgia Parole Board. Auch das benachbarte Ausland erlag dem Charme und der Variationsvielfalt dieses Revolvers. Somit wurden u.a. auch Dienststellen in Süd America mit Revolvern dieses Typs beliefert, sowie die Türkei und der Iran.
In meinem Threat … „Von der Stange bitte....“ habe ich die unterschiedlichen Modelle 10 TB und 10 HB getestet und war wirklich positiv überrascht über das Ergebnis. Letztendlich geht es im Test der 64er Modelle nur noch um die Vervollständigung der Geschichte. Ich denke, er wird genauso erfolgreich verlaufen wie sein erster Teil.
Technische Daten:
Kaliber: .38 S&W Special
Lauflänge: 4 Zoll
Gewicht: 850gr. (TP) / 950 (HB)
Trommelkapazität: 6 Patronen
Gesamtlänge: 230mm
Gesamthöhe: 125mm
Gesamtbreite: 35mm
Bei beiden Revolvern befinden sich die Schlagbolzen im Hahn (Bild 2). Die unterschiedliche Laufbeschaffenheit (Mod. 64 TB / 64-1 HB) macht sich im Gewicht und in der Handlage gut bemerkbar. Ist das Model 64-1 HB recht Kopflastig, so zeigt sich beim Model 64 TB genau das Gegenteil (Bild 3). Was nun für den Schussvorgang besser ist, wird der Test beweisen.
Da es sich bei beiden Revolvern um Dienstwaffen handelt, findet neben dem statischen Schuss auch ein dynamischer Schusstest statt.
Die vorhandenen Visierungen sind nicht verstellbar. Das Korn des Model 64 zeigt sich als kantig und hoch, während auf dem Mod. 64-1 ein flaches Rampenkorn angebracht hat. Die jeweiligen Kimmen unterscheiden sich nicht. Sie sind in das Ende der Rahmenbrücke eingefräst. Zur Lichtreflexminderung ist auf dem Lauf des 64-1 noch eine Mattierung aufgebracht (Bild 4).
Die Trommel fasst 6 Patronen im Kaliber .38 S&W Special. Sie wirkt aber etwas dünnwandig (Bild 5).
Für den Geschwindigkeits- und Energietest verwendetet Munition:
Patrone 1
Wiedergeladene .38 Special, Hülse GECO, ZH CCi, Treibladung 4,0grn N320, Geschoss .357/158grn H&N Blei verkupfert, Kegelstumpf, OAL 37,5mm
Patrone 2
Wiedergeladene .38 Special, Hülse GECO, ZH Murom SP, Treibladung 4,5grn N320, Geschoss .357/158grn H&N Blei verkupfert, Hohlspitz, OAL 37,1mm
Patrone 3
Wiedergeladene .38 Special, Hülse GECO, ZH Murom SP, Treibladung 4,5grn N320, Geschoss .357/160grn Handmade Blei SWC, OAL 37,1mm
Für den Schusstest verwendete Munition:
Patrone Nr. 2 (Bild 6).
Das Schussprogramm für die Revolver sah so wie folgt aus:
Entfernung 1 Meter:
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Durchschnitts Vo + Eo
Model 64 / 64-1 Patrone 1: Vo 215m/s Eo 236 Joule _ Vo 212m/s Eo 230 Joule
Model 64 / 64-1 Patrone 2: Vo 224m/s Eo 256 Joule _ Vo 230m/s Eo 270 Joule
Model 64 / 64-1 Patrone 3: Vo 271m/s Eo 381 Joule _ Vo 233m/s Eo 283 Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Feststellung der Treffpunktlage
- 64 = 5 tief 64-1= 5 tief
Entfernung 15mtr.
Stehend, Freihand
- je 10 Schuss nach Treffpunktlage.
Entfernung 15mtr.
Zeitbegrenzung
Je 2 x 5 Schuss in 10 Sekunden auf die Duellscheibe.
Auswertung Model 64:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ sehr guter single action Abzug
- Visierung verliert sich auf dunklem Hintergrund
+ gute Handlage, kleine Kopflastigkeit
+ Laden der Trommel „reibungslos“.
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Auswertung Model 64-1:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ sehr guter single action Abzug
- Visierung verliert sich auf dunklem Hintergrund
+ gute Handlage, leichte Kopflastigkeit
+ Laden der Trommel „reibungslos“.
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
S&W Mod. 64 = 5
S&W Mod. 64-1 = 5
Persönliches Fazit:
Das Model 64 zeigte bei allen Geschwindigkeitstests minimalste Schwankungen (bis +/- 5m/s) zeigte aber auch bei den drei unterschiedlichen Munitionsarten verschiedene Rückschlageigenschaften. Am stärksten bei der Patrone mit dem Bleigeschoss. Mit dieser Patrone wurde vom Model 64 aber auch die höchste und stabilste Vo / Eo erreicht.
Beim Model 64-1 machten sich keine unterschiedlichen Rückschlageigenschaften bemerkbar. Allerdings waren die Geschwindigkeitsschwankungen sehr unterschiedlich zwischen den einzelnen Messchüssen (bis zu +/- 20m/s). Auch dieses Model erreichte die höchste Vo / Eo mit Bleigeschoss.
Die Abzüge sind wie immer tadellos. Die Visierungen aber konnten mich nicht überzeugen. Sobald sie auf dunklen Hintergrund stießen, neutralisierten sie sich. Das erklärt auch das großzügige Trefferbild beim Präzisionsschuss (Bild 7).
Beim Schuss mit Zeitbegrenzung zeigte sich ein ganz anderes Waffenverhalten. Draufhalten und einfach abdrücken….bei beiden Waffen überaus erfolgreich (Bild 8).
Alles in allem, was dieser Test ein ganz spröder Vergleich zweier alter Gebrauchswaffen kurz vor der Ausatemzeit der Revolver aus den amerikanischen Behörden.
Der Test hat mich in diesem Fall nicht vom Hocker gerissen, obwohl eigentlich wesentlich mehr AHAAAA erwartet hatte. Nundenn….. für den schnellen Schuss sind sie geeignet und das war ja auch ihr Sinn…draufhalten geht immer…(Bild 9).
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