Rund 13 Waffensprengungen bekam ich zur Auswertung. Ziel meiner Analyse ist nicht das fehlerhafte Laden von Patronen welches zu unterschiedlichen Druckspitzen führt (das ist nur das Resultat), sondern herauszufinden, wo der Fehler beim Wiederlader entsteht.
Als Parallelanalyse betrachtete ich auch die verschiedenen Herstellungsjahre der von der Waffensprengung betroffenen Waffen. Hier wollte ich mich vergewissern, ob betroffenen Waffen aus ihren Jahrgängen vorher bekannte Materialfehler aufwiesen. Es gab aber bei keiner der mir vorliegenden Waffendaten bekannten Unregelmäßigkeiten oder Rückrufaktionen der einzelnen Hersteller.
Das bedeutet, dass mit an Sicherheit angrenzender Wahrscheinlichkeit, nur eine waffenseitige Materialermüdung eine zusätzliche Begünstigung einer Waffensprengung von sein könnte.
Bewertungsgrundlagen:
Bei den 13 Revolvermodellen, deren Daten mir zur Verfügung standen, handelte es um (Reihenfolge Alphabethisch):
1x Colt Python (Kaliber .357Magnum)
2x Ruger GP 100 (Kaliber .357 Magnum)
2x Smith & Wesson Mod. 586 (Kaliber .357 Magnum)
5x Smith & Wesson Mod. 686 (Kaliber .357 Magnum)
1x Smith & Wesson Mod. 629 (Kaliber .44 Magnum)
2x Taurus Mod. 669 (Kaliber .357 Magnum)
Sämtliche Revolver im Kaliber .357 Magnum waren mit 6 Zoll Läufen versehen, der .44Magnum mit 6 ½ Zoll Lauf.
Alles Waffen, deren Eigner diese mit eigens hergestellter Munition geladen haben. Weiterhin ist keine der Waffen mit dem ersten 10 Schuss einer neuen Laborierung gesprengt worden. Alle erst nach einer mehr oder weniger erheblichen Anzahl (60+) Schuss der hergestellten Patronen, die letztendlich zur Sprengung führten (lt. Aussagen der Betroffenen).
In zwei Fällen wurden Laborierungskomponenten geändert. Einmal die Wahl des Zündhütchens zum zweiten die Wahl der Geschossart. Bei der Auswertung der Angaben über das verwendete Pulver und dessen Menge dieser beiden Fälle, ergab sich aber für mich, eine sich im Toleranzbereich befindliche Veränderung. Das untermauert sich auch darin, dass keine Waffensprengung bei den ersten Schüssen mit der veränderten Laborierung stattgefunden hat.
Die Waffenbaujahrsspange reicht von 1966 bis 1994.
Im Querschnitt betrachtet, bedeutet dieses recht unterschiedliche Belastungszeiten der Revolver in einem Rahmen von einem bis 25 Jahren.
Von den Besitzern der betroffenen Waffen luden:
4 Wiederlader mit einer Einstationenpresse
9 Wiederlader mit einer Mehrstationenpresse
0 Wiederlader mit einer Autoindex- / Progressivpresse
Die Verwendeten Pulversorten waren:
11 x offensives Pulver
2 x progressives Pulver
Davon:
2 x Vihtavuori N 320 (Offensiv)
4 x Vihtavuori N 340 (Offensiv)
1 x Vihtavuori N 105 (Progressiv)
4 x Hogdon HS (Offensiv)
1 x Alliant Unique (Offensiv)
1 x Acurate No. 7 (Progressiv)
Bei Prüfung der Einzelfüllmengen konnte ich jeweils bei den N320 & 340ern Pulvern sowie beim Hogdon HS Vergleichsmengen erstellen. Die anderen Sorten standen mir nicht zur Verfügung. Es wurde bei keiner der erstellten Vergleichsmenge ein Überlaufen der Hülse (Außer .44Magnum N320 / 8,9grain) erreicht.
Die Patronenlänge der .357er variierte zwischen 39,9 – 41,10mm (.44 Magnum 40.10). Die Geschossgewichte betrugen immer 158grain (.44 Magnum 240grain).
Auffällig:
Die brünierten Revolvermodelle wesentlich geringere Sprengungsschäden aufwiesen, als die stainless Modelle. Zeigten erstgenannte in der Rahmenbrücke nur Aufbiegungen, so waren die Rahmenbrücken der stainless Modelle allermeist gebrochen oder gänzlich zerstört.
Der Umstand, dass es sich in der Maße um Smith & Wesson Revolver handelt, ist an dem hohen Marktanteil in dem Segment .
Ich habe diese Daten über einen Zeitraum von fast 9 Jahren gesammelt. Es ist aus verschiedenen Gründen schwierig an diese heranzukommen. Zum ersten passieren, Gott sei Dank, nicht so viele Waffensprengungen, zum zweiten auch nicht immer in meiner unmittelbaren Umgebung und zum dritten ist so manch Betroffener auch nicht bereit über sein Debakel zu berichten. Letztendlich habe ich den Weg über Erzählungen von Dritten oder Forumsbeiträgen zu den „Überlebenden“ gefunden.
Mein persönlich Fazit:
Von den betroffenen Wiederladern haben 4 mit einer Ein – Stationen- und 9 mit einer Mehrstationen – Presse gearbeitet. Es wurde von niemanden eine Autoindex (eine Mehrstationenpresse, die bei jeder Ladehebelbewegung die Kopfplatte dem Matrizensatz oder die Hülsenhalterplatte (Progressiv) automatisch weiterdreht), verwendet.
In der Verwendung der Pressenarten sehe ich die größte, handwerkliche Fehlerquote des Wiederladers. Basierend auf der Tatsache das die Laborierungen, die zur Waffensprengung führten, schon länger in Gebrauch waren, wurden diese m.E. verursacht durch unbemerkte Doppelladungen.
Ein weites Indiz zur Untermauerung meiner These ist, dass als Treibladung bei den .357ner Laborierungen in der Masse offensives Pulver verwendet wurde. Was eigentlich eher unüblich ist, da es sehr schwer ist eine Impulsladung mit einem 158 grain Geschoss zu erreichen (Zumindest für die DSB Disziplinen). Die obere Lademenge in ist aller Regel bei 7grain angesetzt ist. Dieses hat zur Folge das eine 1:1 Ladedichte kaum erreicht wird. Es gibt eine Ausnahmeladung von H&N für ein 158grain HSHP Geschoss, wo mit N340er Pulver 8 grain verladen wird. Dennoch hat keiner der betroffenen Wiederlader auch nur annähernd die Obergrenze erreicht.
Einige Wiederlader verwendeten bei Ladungen im Kaliber .357 Magnum N320er Pulver. Hierbei handelt es sich meiner Meinung nach um eine reine Versuchsladungen, und das ist immer sehr gefährlich.
Es ist sicherlich möglich eine gute Ladung mit dieser Komponente zu bekommen, aber wo ansetzen und wo aufhören? Ich habe in meinen Unterlagen und bei meinen Recherchen generell keine Empfehlungen bzw. Laborierungen bei 158grain Geschossen gefunden die mit N 320er Pulver geladen wurden.
Somit lässt sich mutmaßen, dass erstaunlicher Weise die doch eigentlich „sprichwörtliche“ qualitative Handarbeit des Wiederladers, zu seiner Falle wird.
Ebenso die Mehrstationen - Presse, deren Hülsenhalter- oder Kopfplatte nach jedem Ladevorgang von Hand weitergedreht werden muss, schützt diese nicht vor Ladefehlern.
Ich selber lade schon seit 30 Jahren meine Patronen. Ausschließlich Kurzwaffenpatronen. Jahresmengen zwischen 7000 – 8000 Stück.
Bis jetzt kann ich von Glück sagen, noch keine eigene Waffensprengung erleben zu müssen.
Verwenden tue ich vom ersten Tage an eine progressiv Presse von LEE. Ergänzt habe ich diese um eine RCBS Einstationenpresse.
Somit komme ich für mich zu dem Schluss, dass ein Wiederladefehler der zu einer Waffensprengung führt mit einer Autoindex- oder Progressivpresse nahezu ausgeschlossen ist.
Meine persönliche Empfehlung ist:
Bei der Wahl des Pulvers sollte die Ladedichte in den Vordergrund gestellt werden. Beim Verladen von progressiven Pulvern in starken Kurzwaffenpatronen ist eine Lademenge die die Hülse voll ausfüllt eigentlich immer erreicht. Bei einer mit z.B. 11 grain progressiven Pulvers gefüllten Hülse, dürfte eine Doppelladung sofort auffallen.
Grenzwertiger wird es wohl bei offensiven Pulvern werden. Hier sollte man darauf achten, dass die grundsätzliche Pulverfüllung eine Höhe in der Hülse erreicht, die eine Doppelladung sofort über den Hülsenrand fließen lässt (quasi etwas mehr wie halbvoll oder zumindest bei Doppelladung bis zum Hülsenmund füllen). Hier ist die Wahl des Pulvers nur durch „Versuchen“ möglich, nicht durch hören - sagen…Sollte der benötigte Impuls (z.B. DSB) durch Verwendung offensiven Pulvers nicht erreicht werden, so sollte das Geschossgewicht erhöht, die Treibladung wieder am unteren Wert angesetzt, oder ein progressives Pulver gewählt werden.
Grundsätzlichkeiten:
Bei der Wahl der Komponenten sollte man beachten, sobald man eine davon verändert (davon stelle ich Pulver, Geschossart, -gewicht und -material sowie Zündhütchen in den Focus, auch die verwendete Hülse sollte berücksichtigt werden) sich erst wieder Informiert und die Laborierung neu, am unteren Ladevolumen orientiert. Auch die Veränderung der Gesamtpatronenlänge ist hierbei unbedingt zu berücksichtigen. Man muss ja nicht gleich 50 Schuss von einem LOS herstellen. 5 Schuss reichen allemal zum testen.
Man sollte sich nicht auf sein Glück verlassen. Auch wenn es oftmals gut geht. Hat man sich für eine Laborierung entschieden und kann z.B. Doppelladungen durch die Ladedichte ausschließen, so sollte man seine Munition durch ein Messgerät schießen, damit man die Sicherheit des Impulses hat und dann die Finger davon lassen. Fabrikmunition wird auch nicht fortwährend verändert und die Verwendung deren Komponenten bewegt sich immer in Toleranzbereichen.
Sicherlich gibt es funktionierendes Zubehör im Wiederladehandel, was eine mögliche Doppelladung überwachen lässt, aber auch hier muss der Wiederlader genau hinschauen.
Eine wichtige Erkenntnis aus meiner Wiederladepraxis:
Man sollte nicht dem Gedanken aufsitzen, dass zwei gleiche Pressen mit gleichen Werkzeugen und Komponenten auch Patronen gleicher Leistung herstellen…..das stimmt nicht!!
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