Bei meinen persönlichen Schusstest begleiteten mich diesmal die Pistolen:
Ceska Model 24, Kaliber 9mm kurz, frühe Ausfertigung, Baujahr 1926
Ceska Model 24, Kaliber 9mm kurz, Baujahr 1937
Ceska Model 27, Kaliber 7,65mm Browning, Baujahr 1949
Die tschechische Single Action (SA) CZ 24 und CZ 27 Pistolen mit außen liegendem Hahn, dessen Rahmenflanken hochgezogen sind, wurden tatsächlich in einer erstaunlich hohen Stückzahl hergestellt. Durch Krieg, Verstaatlichung des Betriebes etc. ist es sehr schwer genaue Bestimmungen durch zu führen. Zumal nach dem Krieg die 27er Modelle vorerst mit Lagerteilen zusammengebaut wurden. Erst später lief die Produktion wieder an und es wurden neu gebaute Teile verwendet. 1940 endete die Produktion der CZ 24 Modelle und 1950 offiziell die Herstellung des Models CZ 27. Es wurden wohl insgesamt rund 800000 Modelle des Typs 24 & 27 hergestellt (Bild 1).
Eine scheinbar lückenlose Bestimmung ist wohl nur bei den Modellen, die nach der Besetzung des Landes für die Wehrmacht hergestellt wurden, möglich. Welche Rolle das Model CZ 24 & 27 in der Wehrmacht spielte, will ich aber in diesem Test nicht beleuchten.
Dem Model 24 mit Holzgriffschalen folgte unmittelbar ein modifiziertes Model 24 mit Bakelitgriffschalen. Die Besonderheit der CZ 24 Modelle war, dass sie nach dem verzögertem Masseprinzip (rotierender Lauf) funktionieren. So wie man es auch von den Savage Pistolen her kennt. Josef Nickl hat bei Mauser dieses Prinzip in den ersten Pistolenmodellen verfolgt. Die Entwicklung dieses Prinzips lässt sich auf Karel Krnka (1858-1926) zurückführen (Bild 2).
Mit dem Nachfolgemodel CZ 27 gab man den Rotationslauf auf, änderte das Kaliber auf 7,65 Browning und stieg wieder auf den simplen Masseverschluss um.
Technische Daten: Mod.24 früh / Mod.24 spät / Mod. 27:
Kaliber: 9mm kurz / 9mm kurz / 7,65mm Browning (.32 Auto)
Magazinkapazität: 8Patr. / 8Patr. / 9Patr.
Lauflänge: 90mm / 90mm / 99mm
Gesamtlänge: 159mm / 159mm / 159mm
Gesamthöhe: 120mm
Gesamtbreite: 30mm / 25mm
Gewicht: 670gr. / 685gr. / 670gr.
Bei allen drei Pistolen wird der Verschluss lediglich nach dem letzten Schuss über den Zubringer des Magazins in hinterer Stellung stehen. Sie besitzen keinen Verschlussfanghebel. Entnimmt man das Magazin in dieser Stellung, schnellt der Verschluss wieder vor und die Waffe ist geschlossen.
Weiterhin besitzen alle drei Pistolen eine Magazinsicherung. Sie bewirkt, dass sobald das Magazin aus der Waffe entfernt wird, kein Schuss mehr ausgelöst werden kann. Auch wenn sich noch eine Patrone im Patronenlager befindet.
Das Zerlegen der Pistolen ist nach dem gleichen Prinzip gehalten. Man drückt einen auf der rechten Waffenseite liegenden Bolzen ein, der dann einen auf der linken Waffenseite liegenden Riegel löst. Diesen kann man nun unter leichtem zurückziehen des Verschlusses aus dem Rahmen entfernen. Jetzt lässt sich der Verschluss samt Lauf vom Griffstück schieben.
Als nächstes kann die Verschlussfeder samt Führungsstange und Verriegelungsblock entnommen werden. Dann wird die Laufbuchse gelöst, der Lauf bis in das vordere Verschlussdrittel gezogen und um 180O gedreht, was durch eine Aussparung im Verschluss möglich ist.
Nun kann auch der Lauf aus dem Verschluss entfernt werden. Als letztes kann noch eine Seitenplatte am Griffstück herausziehen, hinter der sich die Abzugseinrichtung befindet. Bei den 24ern Modellen ist diese meist mit einer Madenschraube gesichert. Klingt alles sehr einfach, muss aber schon öfter probiert werden.
Interessant ist die Konstruktion des Verschlusshalteriegels, der den Verschluss auf dem Griffrahmen festsetzt. Nachdem der Bolzen von der rechten Waffenseite eingedrückt wurde, setzt er einen Block frei, der mit zwei Führungsschienen im Griffrahmen liegt und so den Bolzen fixiert. Der Bolzen wird durch eine Nut im Block geführt wird, die somit seinen Sitz definiert (Bild 3 1-6 & A-D).
Die Sicherung der Pistolen liegt auf der linken Griffrahmenseite. Der Sicherungshebel wird zum Sichern der Waffe nach unten gedrückt und kann nur mittels des darunter liegenden Druckknopfes wieder entsichert werden. Gesichert wird die Abzugsstange, über die der Hahn aktiviert wird. Aufgrund der abnehmbaren Seitenplatte kann man sehr gut auf das Abzugs- und Sicherungssystem zugreifen (Bild 4).
Die auf den Verschlüssen aufgebrachte Beschriftung ist bei dem Model 27 seitlich auf dem Verschluss aufgebracht, bei den 24er Modellen auf der Visierlinie eingestanzt.. Nach der Verstaatlichung des Rüstungsbetriebes wurde der Standardaufdruck CESKA ZBROJOVKA A.S. v PRAZE durch CESKA ZBROJOVKA NARODNI PODNIK STRACONICE „Staatlicher Betrieb“ und dem Herstellungsort „Straconice“ ergänzt. Zur Zeit der Herstellung für die Wehrmacht, befand sich Schriftzug in deutsch auf der Waffe.
Die Herstellungsjahre finden sich, neben militärischem Abnahmestempeln, meist auf der rechten Verschlussseite unterhalb der Fingerrillen. Die Fingerrillen unterscheiden sich bei den Modellen 24 & 27. Bei den 24ern sind sie schräg, bei den 27ner senkrecht eingefräst (Bild 5).
Die Verschlüsse der Pistolen weisen entwicklungstypische Unterschiede auf. Bei dem frühen 24er Model ist die Rücklaufspannvorrichtung im Verschluss leicht geschwungen. Die 24er Verschlüsse zeigen im Gegensatz zu den 27ern Modellen mit flachen, runde Verschlussflanken auf.
Weiterhin befindet sich eine Steuerkurve für die Laufrotation - Verriegelung im vorderen Verschlussteil, die bei den CZ 27ner Modellen durch eine weiter vorn liegende Aussparung ersetzt wurde. Ebenfalls wurde das Steuerstück durch einen Verriegelungsblock zur starren Verriegelung mit Nuten, die in Korrespondenz zum Lauf standen, getauscht.
Betrachtet man die Griffstücke, so gibt es auf den ersten Blick keine gravierende Unterschiede (Bild 6 A-E).
Bei den unterschiedlichen Magazinen und deren Kapazitäten zeigte sich bei dem 7 Patronen fassenden Magazin im Kaliber 7,65mm Browning ein hakeliges und dadurch sehr gewöhnungsbedürftiges auffüllen mit Patronen. Das Magazin an sich wird durch eine einfache Spangenvorrichtung am Magazinschacht gehalten bzw. gelöst (Bild 7).
Die für den Schusstest von mir verwendete Munition:
Fabrikmunition Geco .380 Auto 95gr. / 6,15gramm, Vollmantel
Fabrikmunition Geco .32 Auto 72gr. / 4,6gramm, Vollmantel (Bild 8).
Das Schussprogramm für die Pistole sah so wie folgt aus:
Entfernung 1 Meter:
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Durchschnitts Vo + Eo.
CZ 24 früh Vo 291 m/s Eo 251 Joule
CZ 24 spät Vo 283 m/s Eo 247 Joule
CZ 27 Vo 305 m/s Eo 217 Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Feststellung der Treffpunktlage
CZ 24 früh 6 Tief (Spiegel aufsitzen lassen)
CZ 24 spät 6 Tief links (Spiegel aufsitzen lassen)
CZ 27 6 Tief (Spiegel aufsitzen lassen)
Entfernung 15mtr.
Stehend, Freihand
- 10 Schuss nach Treffpunktlage.
Auswertung Pistolen CZ 24früh / CZ 24 spät / CZ 27:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ sehr leichtgängiger, trockener SA Abzug
+ sehr gutes, kontrastreiches, Visier
+ gute Handlage für klein bis mittelgroße Hände
+ Laden des Magazins bei ganzer Kapazität leichtgängig (- CZ 27)
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
CZ 24 früh = 6
CZ 24 spät = 6
CZ 27 = 5
Persönliches Fazit:
Natürlich war ich mal wieder überrascht über die schlichte Tankstellenware aus dem Waschzuber. Die Abzüge der Pistolen sind sehr gut abgestimmt. Allerdings war der Abzug des Models 24 (Spät) etwas zickig. Was aber auf die Abzugscharakteristik keinen Einfluss hatte. Lediglich die Rückspannung des Abzuges versagte das ein oder andere Mal und so musste ich den Abzug nach dem Schuss wieder in die vordere Stellung bringen.
Etwas gewöhnungsbedürftig war des Ablegen der Waffe zum Magazin füllen. Hat man nur ein Magazin, so muss dieses ja aus der Waffe entnommen werden, dann liegt diese aber mit geschlossenem Verschluss vor einem…. und das bereitete mir doch etwas Unbehagen…
Ebenso gestaltete sich das Fertigladen der Pistolen. Hier zeigte sich die schräge und mehrfache Fingerrilleneinfräsung der 24rer Modelle wesentlich handlicher zur Verschlussrückführung als wie die senkrecht eingefrästen Fingerrillen des CZ 27ner Models.
Die Visierungen sind für den Präzisionsschuss wirklich gut zu erkennen. Leider ist es so, dass bei den Schussbildern nach ermittelten Haltepunkt immer eine größere Streuung vorliegt als bei dem Haltepunkt ermitteln selbst. Dort hatte das Model 24 (früh) mal eben eine Gruppe von 5 Treffern auf rund 5 cm hingelegt…. Ich dachte erst, er wären einige Schusspflaster abgefallen. War aber nicht. Bei den anderen Modellen verhielt es sich ähnlich. Trotz allem, die Ergebnisse sind mehr als zufrieden stellend (Bild 9).
Was wieder signifikant war, ist die Leistung der Patrone 7,65mm Br. Im Gegensatz zu den 9mm kurz, die sich sehr angenehm weich schossen, haben die 7,65er mal wieder ihre ganze Bissigkeit gezeigt. Flogen doch diese Hülsen quer durch den Schießstand, so begnügten sich die 9mm kurz Hülsen mit der unmittelbaren Umgebung des Schießtisches. Dennoch blieben keine der 9mm Hülsen in dem doch recht klein anmutenden Auswurffenster hängen.
Welche Pistole mich nun am meisten beeindruckte, vermag ich gar nicht zu sagen. Sie zeigten, bei all ihrer Schlichtheit, eine solide Schussleistung sowie Funktionssicherheit. Jede von ihnen hatte irgendetwas, was die andere irgendwie nicht hatte…und doch sind sie alle gleich.
Fakt ist, dass es noch unendlich mehr zum Schreiben und zu Fotodokumentieren gibt als das, was ich in meinem Review darstellen konnte. Diese Tschechischen Pistolen sind eben doch mehr als nur die Drei von der Tankstelle… (Bild 10).
Nach wie vor ist es immer noch ein aufregendes Erlebnis eine oder mehrere Pistolen zu schießen, die seit 50 oder mehr Jahren ihr Dasein in einem Safe oder sonst wo gefristet haben. Der plötzliche Abruf ihrer Funktion ohne eine erneute „TÜV“ – Abnahme birgt doch immer unkalkulierbare Risiken für den Schützen… Also denkt immer daran: Augenschutz, Gehörschutz und ggf. Kevlarhandschuhe können den Schützen vor dem schlimmsten bewahren.
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