Fake Waffe (Stempelparty) CZ 27

[Motmeister23]

Moin,

heute kam meine CZ 27 (Deko) die ich bei EGun erstanden habe.
Ich wusste schon anhand der Bilder, das diese Gravuren nicht orginal sind, dafür war sie Preiswert ! Also musste ich sie ersteigern.

Auf der Seite (!) steht "Böhmische Waffenfabrik A.G. in Prag" darunter Adler mit HK und WaA 76
Vorne unter dem Schlitten 1944

Auf dem Lauf BRD Adler mit N
Rechte Seite BRD Adler N, Bayern-Wappen, Wappenschild mit KF
Schlitten BRD Adler mit N und Seriennummer 354270 auf dem Griffstück vorne

Da die "lackierung" schon schwach wird erscheint unter der Gravur die orginale Bezeichnung durch : "Ceská .....Strakonice"

Nach Recheren habe ich gehört, das Frankonia diese "Fake" Waffe in den 60er/70er Jahren hergestellt haben soll.

Kennt jemand die Geschichte dieses Umbaus? Und warum hat man sich die Mühe gemacht?

[John Wayne]

Hi Motmeister23,

als Ferndiagnose aus meiner Jagdhütte herraus (ganz ohne Bücher) kann ich folgendes dazu sagen:

Nach der Besetzung des Herstellerlandes im WKII wurden die jeweiligen Waffenhersteller des Landes ohne Verzögerung dazu verdingt, Waffen für die Wehrmacht zu bauen.

Bei der CZ 27 aus Tschechien war es ebenso. Ich habe in meiner Sammlung auch eine (müsste eigentlich in meinem Album Kurzwaffen hinterlegt sein).

Aus dem Aufdruck Ceská Zbrojovka A.S.Praze wurde der Aufdruck BÖHMISCHE WAFFENFABRIK A.G. IN PRAG, auf der linken Verschlusseite "Pistole Modell 27 Kal. 7,65.(einige auch mit der Buchstabenbezeichnung fnh). Sie wurde nach Prüfung durch die Wehrmacht bzw. des Abnahmeamtes, in die Wehrmacht übernommen. Die weiteren Stempel und Buchstaben hören sich wie deutsche, Nachkriegsbeschussstempel an.

Es wurden Unmengen von diesen Pistolentypen hergestellt. Allein ca. 450000 für die in der Zeit von 1939 bis 1945. Parallel gabe es noch das Model 24.

Weiterhin sind natürlich im Laufe der Jahre CZ 27 Modelle aus allen verfügbaren "Defektwaffen" oder aufgefundenen Ersatzteilen zusammengeschustert worden (Hauptsache es kam am Ende eine funktionierende Pistole herraus). So kam natürlich auch eine nicht unerhebliche Anzahl von "Märchenwaffen" auf den Markt.

Letztendlich aber hat sie ihre Geschichte. Modelle aus der Original CESKA Herstellung werden in der Regel zwischen 50-100€ gehandelt. Authentische Wehrmachtsmodelle natürlich wesentlich höher.

Oftmals kann man die CZ27 noch in den alten Edgar Wallace Filmen sehen. Achte mal darauf, wenn mit Blacky Fuchsberger oder mit Heinz Drache Wiederholungen gezeigt werden.

Mehr kann ich aus meinem Wissen von hier aus nicht Beitragen. Aber als Initialfunke für weitere Erklärungen wird es wohl reichen (für mich auf alle Fälle der, dass ich demnächst mal einen Vergleichstest mit meinen CESKA Pistolen machen werde).

[Motmeister23]

John...du bist der Beste !

Die "orginal" WH Waffen haben den Schriftzug oben auf dem Schlitten. Bis jetzt habe ich keine gesehen mit dem Schriftzug auf der Seite.

Nichtsdestotrotz ist sie wirklich ein "Handschmeichler", schlank und edel in der Hand.
Und sehr einfache Technik (z.B. das Griffstück mit Abzug)

Kennt jemand die anderen Stempel?

Habe sie natürlich schon zerlegt und zusammengesetzt. Lecker !

[John Wayne]

Hi Motmeister23,

Die "orginal" WH Waffen haben den Schriftzug oben auf dem Schlitten. Bis jetzt habe ich keine gesehen mit dem Schriftzug auf der Seite

Das wird damit zusammenhägen, dass die ersten Modelle aus der laufenden Produktion des Waffenwerkes noch nicht so schnell auf neuen Schriftzug oben auf dem Verschluss umgestellt werden konnten. Und somit war es erstmal eine Gravur auf der Seite, die die Waffe der Wehrmacht zuordnen ließ.

Also kann es sich hier nur eine sehr frühe Produktion handeln. Allerdings kenne ich nicht die Seriennummern der Waffen von 1937-1945 nicht. Aber die gibt es bestimmt irgendwo. Wenn Deine Waffe nummerngleich ist, wird sich dann auch das Produktionsjahr und der geschichtliche Wert feststellen lassen.

[Motmeister23]

http://www.waffensammler-kuratorium.de/cz27/cz27st.html

Das habe ich zum Thema Stempelung gefunden. "Meine" gibt es dort nicht !
Wie schon gesagt, Frankonia Jagd soll solche neu gestempelt haben in den 60er/70er.

Ich muß dazu sagen: Sehr gut gemacht, und der Griff ist auch orginal "braun" Bakelit. Die "Riffelung" des Schlittens ist auch senkrecht, wie vor 1945

[Motmeister23]

John Wayne hat durch lange Recherchen folgenes festgestellt:
(Zitat mir Erlaubnis von John)


"Griffstück:
Das Griffstück habe ich zugeordnet und bin der Überzeugung das es eines einer original CZ 27 fnh Version ist.

Folgende Hinweise finden sich dafür :

- 6 stellige Waffennummer am vorderen Teil des Griffrahmens
- Jahreszuordnung der Waffennummer auf das Jahr 1944
- Hochglanzfinish
- Fehlende Schraube am hinteren Seitenblech auf der linken Waffenseite

Die neueren Beschusszeichen am Abzugbügel, Verschluss und Lauf sind :

1. Stempel : Normalbeschuss (Nitrocellulose Pulver)
2. Stempel : Beschussamt Mellrichstadt
3. Stempel : verschlüsselte Jahreszahl* der Beschusses (in diesem Fall 1995)

*Das Beschussamt Mellrichstadt führt diese Jahreszahlbestempelung auf Kurzwaffen und KK-Waffen durch.

Der Schlüssel lautet : 0=A / 1=B / 2=C / 3=D / 4=E / 5=F / 6=G / 7=H / 8=J / 9=K /

Der Buchstabe i entfällt, da Verwechslungsmöglichkeiten mit dem Buchstaben J entstehen können. Der Waffenhersteller Walther benutzt diese Codierung auch seit Ende der 70er Jahre.

Gleiches finden wir auch bei der Büchsenpatrone 8x57 iS, wo das i für Infanterie steht. Auf der Patrone ist in diesem Fall aber ein J angegeben.
Somit wäre der Aufdruck auf der Patrone 8x57JS. Während die Schreibweise 8x57iS ist.
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Der Verschluss:

Seiner erkennbaren, hintergründigen Beschriftung nach, ist es eine Nachkriegs Produktion.

Hinweise dafür :

Der Schriftzug „CESKA ZBROJOKA-NARODNY PODNIK“ STRAKONICE

Es gab KEINE früheren Versionen, die diesen Schriftzug trugen.

Der WaA – Stempel ist tatsächlich FALSCH! Es gibt m.E. keinen WaA Stempel mit Hakenkreuz.

Allerdings seine Nummernzuordnung (76) ist auf CZ 27 Modellen, die für die Wehrmacht vorgesehen waren, geprägt worden.

Es war der Literatur nach : WaA 76 (ich hatte vorher irrtümlich angenommen es wäre die 26 gewesen).

Man wollte wohl mit dem HK-Stempel den nicht so versierten Sammler locken. Vor allem im amerikanischen Ausland!!

Es gab einen Stempel mit Adler und Hakenkreuz, hier war der Adler sehr gut zu erkennen. Aber dieser Stempel sagte nur aus, dass es sich um Material der Wehrmacht handelt. Er hatte auch keine Nummer.

Der WaA Stempel hatte einen stilisierten Adler ohne HK darunter plus einer 2-3stelligen Zuordnungsnummer des Prüfers.

Vergleicht man die „deutsche“ Prägung auf der Verschlussseite mit der Prägung der Zahl 1944 auf dem Griffstück, so kann man vom Schriftsatz sagen, dass der Schriftzug nicht aus der Zeit stammt in der die Prägung der Jahreszahl 1944 stattfand.

Somit muss ich völlig erstaunt zu dem Ergebnis kommen, der Verschluss ist nach 1945 gebaut worden und wurde wohl zu Sammlerzwecken (damit man mehr als 50,00 DM dafür bekam) GEFÄLSCHT."

Somit ist das "Geheimnis" dieser "Stempelparty" gelöst ! Nochmal vielen Dank an User John Wayne
Gruß Motmeister23