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Mosin Nagant

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    #16
    Wenn der Händler "Laufmündung ausgebohrt" in der Inseratbeschreibung angibt, was hat das zu bedeuten? Was meint er damit?
    Sig Sauer P226 X-Six PPC; WS Sig Sauer X-Five; Sig Sauer P320 FullSize; Colt MK IV Gold Cup 70 Series; Tokarev TT-33; Nagant Revolver; Smith & Wesson Mod.586 6"; Smith & Wesson Mod.28-2 4"; Feinwerkbau AW 93; Walther GSP .32S&W & .22lfb; Schmeisser DMR; Sabatti/Mercury Urban Sniper; Mauser K98; Mosin M38; Mosin 89/30; Anschütz Match 64; Le Page Pedersoli Cal. .36; Steyr LP10; Erma EGP 45; Erma EGP 65.

    Wiederladerzeug: Lyman T-Mag II; LEE 1000 Pro; RCBS Rock Chucker II.

    Verbände: DSB; BDMP.

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      #17
      Da könnte ich wie Du nur raten, was gemeint sein könnte und empfehle, beim Verkäufer Details zu erfragen und dann ergänzend um sehr gute Fotos des Mündungsbereichs zu bitten.

      Wenn die Waffe nicht nur ein Belegstück sondern auch für präzise Schüsse geeignet sein soll, muss die Arbeit an der Mündung qualitativ einwandfrei ausgeführt sein.

      Nicht fachgerecht ist z.B. was mir einmal vorgelegt wurde: da wurde die Laufkrone, die durch immer wieder von vorne erfolgte Laufreinigung beschädigt war, von einem Büchsenmacher per einfachem Senker in der Handbohrmaschine nachgearbeitet. Das Schussbild war damit freundlich gesagt mies.
      Erst nachdem ein anderer Büchsenmacher die Krone nochmals mit einem Handsenker mit Führungsdorn (um nicht nur lauf- sondern auch bohrungszentrisch zu arbeiten) nachgearbeitet hatte, schoss die Waffe wie gewünscht präzise.

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        #18
        Bei diesem Lauf wurde die Mündung ein kleines Stück aufgebohrt. Das war früher eine beliebte Methode, um die alte Präzision von Läufen mit Vorweite an der Mündung wieder herzustellen. Die Vorweite, also eine Vergrößerung des Feldkalibers, entsteht oft bei einer unsachgemäßen Anwendung von Putzschnüren und -ketten.
        "Wenn man sieht, was der liebe Gott auf der Erde alles zulässt, hat man das Gefühl, dass er immer noch experimentiert."
        Peter Ustinov

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          #19
          Ahhh... OK, verstehe.
          Danke für die Info.
          Sig Sauer P226 X-Six PPC; WS Sig Sauer X-Five; Sig Sauer P320 FullSize; Colt MK IV Gold Cup 70 Series; Tokarev TT-33; Nagant Revolver; Smith & Wesson Mod.586 6"; Smith & Wesson Mod.28-2 4"; Feinwerkbau AW 93; Walther GSP .32S&W & .22lfb; Schmeisser DMR; Sabatti/Mercury Urban Sniper; Mauser K98; Mosin M38; Mosin 89/30; Anschütz Match 64; Le Page Pedersoli Cal. .36; Steyr LP10; Erma EGP 45; Erma EGP 65.

          Wiederladerzeug: Lyman T-Mag II; LEE 1000 Pro; RCBS Rock Chucker II.

          Verbände: DSB; BDMP.

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            #20
            Mosin Nagant PU "Sniper"



            Hallo zusammen,


            Fell by your gun, oh fell by your gun, tree hundred Nazis fell by your gun!“ So lautet der Refrain des amerikanischen Folk-Sängers Woody Guthrie für das Loblied, welches er 1942 der russischen Scharfschützin Ludmilla Pavlichenko widmete.

            American anti-fascist folk musician Woody Guthrie recorded a song in 1946 entitled "Miss Pavlichenko" as a tribute to Russian sniper Ludmila Pavlichenko


            Heute hätte sie ihren 104. Geburtstag gefeiert!



            Rund 2000 weibliche Scharfschützen kämpften während des Zweiten Weltkrieges auf Seiten der Roten Armee, rund 500 überlebten ihren Einsatz und wurden hierfür ausgezeichnet und wertgeschätzt.


            Vorgeschichte

            Die bekannteste Scharfschützin war zweifelsohne eben jene Ludmilla Pavlichenko, welche zu Kriegsbeginn im Juni 1941 noch Geschichtswissenschaften studierte. Als talentierte Sportschützin mit Kleinkalibergewehr hatte sie landesweit viele Preise gewonnen und sah es nun als ihr patriotische Pflicht an, sich freiwillig zum Kampfeinsatz zu melden. Zunächst wollte man sie jedoch nur als Hilfskrankenschwester einsetzen. Das hatte sie aber vorausgesehen und zeigte dem zuständigen Rekrutierungs-Offizier das Diplom der mit Auszeichnung besuchten Woroschilow-Schießschule, was ihn schließlich überzeugte, sie als eine der ersten Frauen zur Scharfschützenausbildung zuzulassen. („Ich sehe schon – Sie wollen sich wirklich die Finger schmutzig machen ...“) Nach kurzer Ausbildung am Mosin Nagant 91/30 mit Zielfernrohr war sie dann im Fronteinsatz und kämpfte vor allem bei der Verteidigung von Odessa und von Sewastopol, wo sie rasch auf beiden Seiten der Front sehr bekannt wurde. Trotz mehrfacher Verwundung in ihrem 10 monatigen Kampfeinsatz konnte sie 309 getötete deutsche Soldaten geltend machen. Vermutlich waren es sogar mehr, aber ohne Zeugen wurden „Abschüsse“ nicht anerkannt.

            Schließlich wurde sie aus dem Fronteinsatz herausgezogen und 1942 zu einer PR-Reise in die USA geschickt, um die dortigen Politiker von einem baldigen Kriegseintritt zu überzeugen. Nach anfänglichen Irritationen mit der Presse („Schminken Sie sich vor dem Kampf? Tragen Sie auch noch etwas anderes als diese Uniform? Die macht sie dick!“ usw.) freundete sie sich sogar mit der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt an. Bekannt wurde sie für den Satz: „Gentlemen, ich bin 25 Jahre alt und habe schon 309 Faschisten im Kampf getötet. Glauben Sie nicht auch, Gentlemen, dass Sie sich schon zu lange hinter meinem Rücken versteckt haben?“ Das machte Eindruck. Nach ihrer Rückkehr nach Russland wurde ihr die Leitung einer Scharfschützenschule übertragen, da man vor allem aus Propagandagründen nicht wollte, dass diese bekannte Soldatin im Kampf fällt. Nach dem Krieg studierte sie Geschichtswissenschaften zu Ende und verblieb bis zu ihrem Tod 1974 als Major und „Heldin der Sowjetunion“ in der Armee.


            Mein Mosin Nagant PU „Sniper“

            Ich fand die Geschichte der Ludmilla Pavlichenko schon immer interessant und habe mir deshalb auch ihre Biographie „Lady Death“ gekauft. Natürlich hat mich dabei auch die Bewaffnung der russischen Scharfschützen interessiert, habe aber bisher nie die Möglichkeit gehabt, ein Mosin Nagant PU „Sniper“ zu erwerben. Es gab einfach auf keiner Börse oder bei eGun eine Waffe, die mich optisch überzeugt hätte.

            Völlig unerwartet bekam ich nun aber einen solchen Mosin Nagant von den Eltern eines vor acht Jahren verstorbenen Studienfreundes samt aller Unterlagen und dem Schriftverkehr zu dieser Waffe. Er hatte offenbar auch sehr lange nach einem passenden Stück gesucht und letztlich - nach der beiliegenden Zielscheibe zu urteilen - eine sehr präzise Waffe erworben. Jetzt wollten sie mir damit eine Freude machen. Und das haben sie!





            Es handelt sich dabei um eine „Ishevsk“-Fertigung von 1944, Schaft und System sind nummerngleich, der Verschluss hat eine andere Nummer. Insgesamt in einem sehr guten Erhaltungszustand. Das Gewehr wurde von Frankonia importiert (FWW-Stempel) und im Juni 1977 in München beschossen. Im Gegensatz zu den Scharfschützengewehren aus der Fertigung des Werkes Tula finden sich auf der Hülsenbrücke von Ishevsk-Gewehren regelmäßig keine besonderen Stempel, welche auf eine vorgesehene Verwendung als Scharfschützenwaffe hinweisen könnte.





            Persönlich bin ich trotzdem der Meinung, dass es sich tatsächlich um ein ehemaliges Scharfschützengewehr handelt, welches sich allerdings nicht mehr im Originalzustand von 1944 befindet. Folgende Merkmale sprechen dafür: Der Schaft und das System sind nummerngleich, wobei die Ausnehmung für das Zielfernrohr definitiv nicht „frisch“, sondern „alt“, farblich gleich und mit dem gleichen Lack versehen ist. Die Montage hat hingegen keine Nummer – hierfür habe ich keine Erklärung. Alle anderen Montagen, die ich bisher auf Börsen gesehen habe, wurden mit Elektroschreiber nummerngleich zur Waffe gemacht. Im nächsten Abschnitt schreibe ich auch noch etwas zum Zielfernrohr. Vermutlich wurde das Gewehr in einem Arsenal überholt. Die Bastelarbeit einer bekannten Firma schließe ich aus, denn diese hätten meiner Meinung nach zur Wertsteigerung garantiert auch noch die Waffennummer auf die Montage graviert. Ist mir aber letztlich auch völlig egal. In diesem Fall mag ich das Gewehr so wie es ist. Entscheidend für mich ist die Herkunft und die offensichtliche Schusspräzision, welche durch die beiliegende Zielscheibe belegt ist.

            Da ich diese Waffe künftig tatsächlich auch jagdlich führen will, befestigte ich zunächst den Gewehrriemen und stellte ihn für mich passend ein, dann wollte ich die ledernen Schutzkappen am Zielfernrohr befestigen. Hierfür gab es nach zeitgenössischen Bildern zwei Möglichkeiten: Entweder, indem man den ebenfalls ledernen Verbindungsriemen zwischen beiden Montageringen und Zielfernrohr durch schob, oder indem man den Riemen durch das Loch in der Montage zog, so dass beide Kappen nach links hängen konnten, wenn sie abgezogen waren und dadurch nicht verloren gingen. Ich entschied mich für die letztere Möglichkeit, musste dann allerdings feststellen, dass der Durchmesser der Objektivschutzkappe augenscheinlich viel zu groß für das Loch in der Montage war. Es dauerte etwas, bis ich den Trick durchschaute: Einfach die Schutzkappe für das Objektiv „einrollen“ so weit das möglich ist und dann vorsichtig der Länge nach durch das Loch drücken. Das bleibt jetzt aber auch so lange wie ich dieses Gewehr habe! Also für immer. Ich sag´s euch!



            Ungewohnt war für mich zunächst auch die Sicherung des Mosin Nagant. Sie lässt sich nur in gespanntem Zustand einlegen, und zwar indem man den Spannknopf zwischen Zeige- und Mittelfinger nimmt, etwa einen Zentimeter kräftig nach hinten zieht und dann 45 Grad nach links dreht. Zum Entsichern den Spannknopf etwa 5 mm nach hinten ziehen und dann 45 Grad nach rechts drehen. Ganz ehrlich: Einfach ist anders, zumal das Okular des Zielfernrohres etwas im Weg ist. Also in einer plötzlichen Gefechtssituation würde mir das persönlich zu lange dauern. Dann lieber die Waffe unterladen und bei Bedarf schnell fertigladen. Oder gleich fertigladen und entspannen, indem man abkrümmt und den Verschluss erst dann schließt. Um schussbereit zu sein, muß man den Spannknopf dann nur noch nach hinten ziehen, wo er dann nach ca. einem Zentimeter einrastet. (Ausprobieren auf eigene Gefahr, das war keine Empfehlung!) Mal sehen, wie ich das im Revier machen werde. Zum Glück greifen ja die Rehlein den Jäger doch relativ selten an. Und aus dem Hinterhalt schon gar nicht.

            Eine Besonderheit möchte ich doch noch erwähnen: Der Abzug hat – typisch russisch - keinen Druckpunkt, sondern löst nach geringfügig erhöhtem Widerstand plötzlich butterweich aus. Daran sollte man als Waidmann denken, wenn man sonst einen Abzug mit Druckpunkt nutzt. Es ist ungewohnt.


            Das PU Zielfernrohr 3,5x22

            Wie ja schon geschrieben handelt es sich nach Recherche im Internet beim Zielfernrohr um eine russische PU 3,5x22 Nachkriegsproduktion der Firma NPZ aus Novosibirsk, welche im Gegensatz zum Original aus der Kriegszeit deutlich lichtstärker und zudem (begrenzt) wasserdicht sein soll. Möglicherweise wurde gerade deswegen das ursprüngliche Zielfernrohr im Arsenal getauscht.



            Das Absehen 1 bleibt beim Verstellen auch nicht zentriert, sondern „wandert“. Das war mir bei einem ersten Blick durchs Zielfernrohr schon aufgefallen.

            Eine „Klickverstellung“wie bei den meisten westlichen Produkten gibt es beim PU nicht, folglich muss man bei der Verstellung nach „Gefühl“ vorgehen.

            Vorteilhaft beim Zielen wäre es sicher, wenn man die Höhe der Montage mit einer Schaftbacke ausgleichen würde, aber da ich dies auf keinem einzigen zeitgenössischen Bild gesehen habe werde ich dies auch nicht machen.


            Die Munition 7,62x54R

            Nun habe ich zwar jede Menge Vollmantel-Munition in diesem Kaliber für mein Izmash „Tigr“ (SWD Dragunow) , 70 Schuß Teilmantel-Munition von Sellier und Bellot 11,7g, 180 grains SP habe ich jedoch nur zufällig ganz hinten im Munitionsschrank gefunden. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich so etwas noch habe. Wichtig ist mir neben der Präsision besonders, dass sich die Teilmantel-Munition problemlos zuführen lässt. Von Surplus-Munition wird aufgrund des korrossiven Zündsatzes allgemein abgeraten, da dieser durchaus im Stande ist, den Lauf anzugreifen.Ich lasse es bei dieser Waffe besser auch sein, mir genügt die aufwändige Putzerei beim Tigr.

            Also auf zum Schießstand …


            Kontrollschießen

            Ich begann mit einer 3er Schussgruppe, die mit einem Durchmesser von ca 5 cm auf der 3 links oben lag. Ganz offensichtlich ist die Waffe also mit anderer Munition eingeschossen worden. Mir wurde auch gesagt, dass Geschosse mit 180 grains relativ schwer für das 7,62 er Kaliber seien. Mal sehen, ob ich mir noch andere Patronen für die Jagd besorge.

            Das Einschießen auf 100m war aber dennoch keine Herausforderung, und nach drei Gruppen lagen die Treffer gut in der 9 und der 10. Der Abstand von ca. 5 cm zwischen den äußeren beiden Schusslöchern blieb. Nach einer weiteren Kontrollgruppe ließ ich es so und „nullte“ das Zielfernrohr.

            Obwohl ich die Waffe gut einzog habe ich jetzt trotzdem eine blaue Schulter. Gut zu wissen, aber der Scharfschütze schießt ja üblicherweise sowieso nur ein Mal.


            Auf der Jagd

            Zur Feier des Tages werde ich das Mosin Nagant die nächsten Male mit ins Revier nehmen. Im Vergleich zu meinem herkömmlichen Jagdgewehr (Mauser M03 mit ZF Zeiss 3-12x56 Diarange und Schalldämpfer) muss ich hierbei sicher meine Erwartung etwas zurücknehmen, insbesondere, weil die Rehe meist erst ab 21 Uhr aus dem Wald kommen und ich somit in der Dämmerung schieße. Ich werde nur dann in Anschlag gehen, wenn ich einen Bock zuvor sicher mit dem Fernglas ansprechen kann und er nicht weiter als 100m entfernt ist. Mal sehen ...

            Sobald ich wirklich damit einen erlegt habe, kommt ein Bericht unter der Rubrik „Jagd“.


            Zusammenfassung

            Ich freue mich sehr darüber, endlich einen Mosin Nagant PU „Sniper“ zu haben! Diese Waffe hat meiner Meinung nach schon ein ganz besonderes geschichtliches Flair. Wichtig ist es aber, sich mit dessen Eigenheiten vertraut zu machen, insbesondere dem Druckpunkt-losen Abzug. Die Verarbeitung innen wie außen sowie der Zustand insgesamt ist im Hinblick auf das Alter des Gewehres absolut in Ordnung und zufriedenstellend. Der Schaft hat kaum eine Macke und die Brünierung ist nahezu vollständig. Vermutlich hat dieser „Sniper“ nicht viel Einsatz an der Front erfahren und die meisten Schüsse mit ihm hat man wahrscheinlich auf dem Schießstand abgegeben. Damit zu jagen wird sicher eine interessante Erfahrung werden.

            So, ich hoffe, diese Übersicht hat euch gefallen. Übrigens: Wer sich für die Geschichte der Ludmilla Pavlichenko interessiert, dem empfehle ich das Video „Red Sniper“, welches ihr Leben und ihren Einsatz zwar etwas verändert, aber zumindest recht action-reich, schildert.

            Red Sniper - Die Todesschützin - Trailer Deutsch. https://filme-wahrebegebenheiten.com/2016/03/24/red-sniper-die-todesschuetzin-ukrainisch-russisches-kriegsd...




            Der Bericht ist meinem Freund Dr. Matthias G. gewidmet.



            Bernhard



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              #21
              Toller Bericht.
              Vielen Danke dafür

              Kommentar


                #22
                Zitat von Der Sheriff Beitrag anzeigen
                Mosin Nagant PU "Sniper"



                Hallo zusammen,


                Fell by your gun, oh fell by your gun, tree hundred Nazis fell by your gun!“ So lautet der Refrain des amerikanischen Folk-Sängers Woody Guthrie für das Loblied, welches er 1942 der russischen Scharfschützin Ludmilla Pavlichenko widmete.

                American anti-fascist folk musician Woody Guthrie recorded a song in 1946 entitled "Miss Pavlichenko" as a tribute to Russian sniper Ludmila Pavlichenko


                Heute hätte sie ihren 104. Geburtstag gefeiert!



                Rund 2000 weibliche Scharfschützen kämpften während des Zweiten Weltkrieges auf Seiten der Roten Armee, rund 500 überlebten ihren Einsatz und wurden hierfür ausgezeichnet und wertgeschätzt.


                Vorgeschichte

                Die bekannteste Scharfschützin war zweifelsohne eben jene Ludmilla Pavlichenko, welche zu Kriegsbeginn im Juni 1941 noch Geschichtswissenschaften studierte. Als talentierte Sportschützin mit Kleinkalibergewehr hatte sie landesweit viele Preise gewonnen und sah es nun als ihr patriotische Pflicht an, sich freiwillig zum Kampfeinsatz zu melden. Zunächst wollte man sie jedoch nur als Hilfskrankenschwester einsetzen. Das hatte sie aber vorausgesehen und zeigte dem zuständigen Rekrutierungs-Offizier das Diplom der mit Auszeichnung besuchten Woroschilow-Schießschule, was ihn schließlich überzeugte, sie als eine der ersten Frauen zur Scharfschützenausbildung zuzulassen. („Ich sehe schon – Sie wollen sich wirklich die Finger schmutzig machen ...“) Nach kurzer Ausbildung am Mosin Nagant 91/30 mit Zielfernrohr war sie dann im Fronteinsatz und kämpfte vor allem bei der Verteidigung von Odessa und von Sewastopol, wo sie rasch auf beiden Seiten der Front sehr bekannt wurde. Trotz mehrfacher Verwundung in ihrem 10 monatigen Kampfeinsatz konnte sie 309 getötete deutsche Soldaten geltend machen. Vermutlich waren es sogar mehr, aber ohne Zeugen wurden „Abschüsse“ nicht anerkannt.

                Schließlich wurde sie aus dem Fronteinsatz herausgezogen und 1942 zu einer PR-Reise in die USA geschickt, um die dortigen Politiker von einem baldigen Kriegseintritt zu überzeugen. Nach anfänglichen Irritationen mit der Presse („Schminken Sie sich vor dem Kampf? Tragen Sie auch noch etwas anderes als diese Uniform? Die macht sie dick!“ usw.) freundete sie sich sogar mit der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt an. Bekannt wurde sie für den Satz: „Gentlemen, ich bin 25 Jahre alt und habe schon 309 Faschisten im Kampf getötet. Glauben Sie nicht auch, Gentlemen, dass Sie sich schon zu lange hinter meinem Rücken versteckt haben?“ Das machte Eindruck. Nach ihrer Rückkehr nach Russland wurde ihr die Leitung einer Scharfschützenschule übertragen, da man vor allem aus Propagandagründen nicht wollte, dass diese bekannte Soldatin im Kampf fällt. Nach dem Krieg studierte sie Geschichtswissenschaften zu Ende und verblieb bis zu ihrem Tod 1974 als Major und „Heldin der Sowjetunion“ in der Armee.


                Mein Mosin Nagant PU „Sniper“

                Ich fand die Geschichte der Ludmilla Pavlichenko schon immer interessant und habe mir deshalb auch ihre Biographie „Lady Death“ gekauft. Natürlich hat mich dabei auch die Bewaffnung der russischen Scharfschützen interessiert, habe aber bisher nie die Möglichkeit gehabt, ein Mosin Nagant PU „Sniper“ zu erwerben. Es gab einfach auf keiner Börse oder bei eGun eine Waffe, die mich optisch überzeugt hätte.

                Völlig unerwartet bekam ich nun aber einen solchen Mosin Nagant von den Eltern eines vor acht Jahren verstorbenen Studienfreundes samt aller Unterlagen und dem Schriftverkehr zu dieser Waffe. Er hatte offenbar auch sehr lange nach einem passenden Stück gesucht und letztlich - nach der beiliegenden Zielscheibe zu urteilen - eine sehr präzise Waffe erworben. Jetzt wollten sie mir damit eine Freude machen. Und das haben sie!





                Es handelt sich dabei um eine „Ishevsk“-Fertigung von 1944, Schaft und System sind nummerngleich, der Verschluss hat eine andere Nummer. Insgesamt in einem sehr guten Erhaltungszustand. Das Gewehr wurde von Frankonia importiert (FWW-Stempel) und im Juni 1977 in München beschossen. Im Gegensatz zu den Scharfschützengewehren aus der Fertigung des Werkes Tula finden sich auf der Hülsenbrücke von Ishevsk-Gewehren regelmäßig keine besonderen Stempel, welche auf eine vorgesehene Verwendung als Scharfschützenwaffe hinweisen könnte.





                Persönlich bin ich trotzdem der Meinung, dass es sich tatsächlich um ein ehemaliges Scharfschützengewehr handelt, welches sich allerdings nicht mehr im Originalzustand von 1944 befindet. Folgende Merkmale sprechen dafür: Der Schaft und das System sind nummerngleich, wobei die Ausnehmung für das Zielfernrohr definitiv nicht „frisch“, sondern „alt“, farblich gleich und mit dem gleichen Lack versehen ist. Die Montage hat hingegen keine Nummer – hierfür habe ich keine Erklärung. Alle anderen Montagen, die ich bisher auf Börsen gesehen habe, wurden mit Elektroschreiber nummerngleich zur Waffe gemacht. Im nächsten Abschnitt schreibe ich auch noch etwas zum Zielfernrohr. Vermutlich wurde das Gewehr in einem Arsenal überholt. Die Bastelarbeit einer bekannten Firma schließe ich aus, denn diese hätten meiner Meinung nach zur Wertsteigerung garantiert auch noch die Waffennummer auf die Montage graviert. Ist mir aber letztlich auch völlig egal. In diesem Fall mag ich das Gewehr so wie es ist. Entscheidend für mich ist die Herkunft und die offensichtliche Schusspräzision, welche durch die beiliegende Zielscheibe belegt ist.

                Da ich diese Waffe künftig tatsächlich auch jagdlich führen will, befestigte ich zunächst den Gewehrriemen und stellte ihn für mich passend ein, dann wollte ich die ledernen Schutzkappen am Zielfernrohr befestigen. Hierfür gab es nach zeitgenössischen Bildern zwei Möglichkeiten: Entweder, indem man den ebenfalls ledernen Verbindungsriemen zwischen beiden Montageringen und Zielfernrohr durch schob, oder indem man den Riemen durch das Loch in der Montage zog, so dass beide Kappen nach links hängen konnten, wenn sie abgezogen waren und dadurch nicht verloren gingen. Ich entschied mich für die letztere Möglichkeit, musste dann allerdings feststellen, dass der Durchmesser der Objektivschutzkappe augenscheinlich viel zu groß für das Loch in der Montage war. Es dauerte etwas, bis ich den Trick durchschaute: Einfach die Schutzkappe für das Objektiv „einrollen“ so weit das möglich ist und dann vorsichtig der Länge nach durch das Loch drücken. Das bleibt jetzt aber auch so lange wie ich dieses Gewehr habe! Also für immer. Ich sag´s euch!



                Ungewohnt war für mich zunächst auch die Sicherung des Mosin Nagant. Sie lässt sich nur in gespanntem Zustand einlegen, und zwar indem man den Spannknopf zwischen Zeige- und Mittelfinger nimmt, etwa einen Zentimeter kräftig nach hinten zieht und dann 45 Grad nach links dreht. Zum Entsichern den Spannknopf etwa 5 mm nach hinten ziehen und dann 45 Grad nach rechts drehen. Ganz ehrlich: Einfach ist anders, zumal das Okular des Zielfernrohres etwas im Weg ist. Also in einer plötzlichen Gefechtssituation würde mir das persönlich zu lange dauern. Dann lieber die Waffe unterladen und bei Bedarf schnell fertigladen. Oder gleich fertigladen und entspannen, indem man abkrümmt und den Verschluss erst dann schließt. Um schussbereit zu sein, muß man den Spannknopf dann nur noch nach hinten ziehen, wo er dann nach ca. einem Zentimeter einrastet. (Ausprobieren auf eigene Gefahr, das war keine Empfehlung!) Mal sehen, wie ich das im Revier machen werde. Zum Glück greifen ja die Rehlein den Jäger doch relativ selten an. Und aus dem Hinterhalt schon gar nicht.

                Eine Besonderheit möchte ich doch noch erwähnen: Der Abzug hat – typisch russisch - keinen Druckpunkt, sondern löst nach geringfügig erhöhtem Widerstand plötzlich butterweich aus. Daran sollte man als Waidmann denken, wenn man sonst einen Abzug mit Druckpunkt nutzt. Es ist ungewohnt.


                Das PU Zielfernrohr 3,5x22

                Wie ja schon geschrieben handelt es sich nach Recherche im Internet beim Zielfernrohr um eine russische PU 3,5x22 Nachkriegsproduktion der Firma NPZ aus Novosibirsk, welche im Gegensatz zum Original aus der Kriegszeit deutlich lichtstärker und zudem (begrenzt) wasserdicht sein soll. Möglicherweise wurde gerade deswegen das ursprüngliche Zielfernrohr im Arsenal getauscht.



                Das Absehen 1 bleibt beim Verstellen auch nicht zentriert, sondern „wandert“. Das war mir bei einem ersten Blick durchs Zielfernrohr schon aufgefallen.

                Eine „Klickverstellung“wie bei den meisten westlichen Produkten gibt es beim PU nicht, folglich muss man bei der Verstellung nach „Gefühl“ vorgehen.

                Vorteilhaft beim Zielen wäre es sicher, wenn man die Höhe der Montage mit einer Schaftbacke ausgleichen würde, aber da ich dies auf keinem einzigen zeitgenössischen Bild gesehen habe werde ich dies auch nicht machen.


                Die Munition 7,62x54R

                Nun habe ich zwar jede Menge Vollmantel-Munition in diesem Kaliber für mein Izmash „Tigr“ (SWD Dragunow) , 70 Schuß Teilmantel-Munition von Sellier und Bellot 11,7g, 180 grains SP habe ich jedoch nur zufällig ganz hinten im Munitionsschrank gefunden. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich so etwas noch habe. Wichtig ist mir neben der Präsision besonders, dass sich die Teilmantel-Munition problemlos zuführen lässt. Von Surplus-Munition wird aufgrund des korrossiven Zündsatzes allgemein abgeraten, da dieser durchaus im Stande ist, den Lauf anzugreifen.Ich lasse es bei dieser Waffe besser auch sein, mir genügt die aufwändige Putzerei beim Tigr.

                Also auf zum Schießstand …


                Kontrollschießen

                Ich begann mit einer 3er Schussgruppe, die mit einem Durchmesser von ca 5 cm auf der 3 links oben lag. Ganz offensichtlich ist die Waffe also mit anderer Munition eingeschossen worden. Mir wurde auch gesagt, dass Geschosse mit 180 grains relativ schwer für das 7,62 er Kaliber seien. Mal sehen, ob ich mir noch andere Patronen für die Jagd besorge.

                Das Einschießen auf 100m war aber dennoch keine Herausforderung, und nach drei Gruppen lagen die Treffer gut in der 9 und der 10. Der Abstand von ca. 5 cm zwischen den äußeren beiden Schusslöchern blieb. Nach einer weiteren Kontrollgruppe ließ ich es so und „nullte“ das Zielfernrohr.

                Obwohl ich die Waffe gut einzog habe ich jetzt trotzdem eine blaue Schulter. Gut zu wissen, aber der Scharfschütze schießt ja üblicherweise sowieso nur ein Mal.


                Auf der Jagd

                Zur Feier des Tages werde ich das Mosin Nagant die nächsten Male mit ins Revier nehmen. Im Vergleich zu meinem herkömmlichen Jagdgewehr (Mauser M03 mit ZF Zeiss 3-12x56 Diarange und Schalldämpfer) muss ich hierbei sicher meine Erwartung etwas zurücknehmen, insbesondere, weil die Rehe meist erst ab 21 Uhr aus dem Wald kommen und ich somit in der Dämmerung schieße. Ich werde nur dann in Anschlag gehen, wenn ich einen Bock zuvor sicher mit dem Fernglas ansprechen kann und er nicht weiter als 100m entfernt ist. Mal sehen ...

                Sobald ich wirklich damit einen erlegt habe, kommt ein Bericht unter der Rubrik „Jagd“.


                Zusammenfassung

                Ich freue mich sehr darüber, endlich einen Mosin Nagant PU „Sniper“ zu haben! Diese Waffe hat meiner Meinung nach schon ein ganz besonderes geschichtliches Flair. Wichtig ist es aber, sich mit dessen Eigenheiten vertraut zu machen, insbesondere dem Druckpunkt-losen Abzug. Die Verarbeitung innen wie außen sowie der Zustand insgesamt ist im Hinblick auf das Alter des Gewehres absolut in Ordnung und zufriedenstellend. Der Schaft hat kaum eine Macke und die Brünierung ist nahezu vollständig. Vermutlich hat dieser „Sniper“ nicht viel Einsatz an der Front erfahren und die meisten Schüsse mit ihm hat man wahrscheinlich auf dem Schießstand abgegeben. Damit zu jagen wird sicher eine interessante Erfahrung werden.

                So, ich hoffe, diese Übersicht hat euch gefallen. Übrigens: Wer sich für die Geschichte der Ludmilla Pavlichenko interessiert, dem empfehle ich das Video „Red Sniper“, welches ihr Leben und ihren Einsatz zwar etwas verändert, aber zumindest recht action-reich, schildert.

                Red Sniper - Die Todesschützin - Trailer Deutsch. https://filme-wahrebegebenheiten.com/2016/03/24/red-sniper-die-todesschuetzin-ukrainisch-russisches-kriegsd...




                Der Bericht ist meinem Freund Dr. Matthias G. gewidmet.



                Bernhard


                Echt toller Beitrag
                Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten

                Kommentar

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