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Waffe der Woche - Sten Mk. II Teil 1

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    Waffe der Woche - Sten Mk. II Teil 1

    Die „Waffe der Woche“ ist mit der Sten Mk. II in den nächsten Wochen gewissermaßen auch die Waffe des Monats, da sich in den nächsten Wochen einige Beiträge um diesen Waffentyp drehen.

    Nachdem sich die Briten Mitte 1940 nach langem Zögern mit der Einführung einer Maschinenpistole anfreundeten, ging die Entwicklung Schlag auf Schlag. Auf den Nachbau der deutschen MP 28 –der Lanchester MP- folgten mit der Sten Mk. I bzw. Mk. I* die ersten einfach und schnell zu produzierenden MPs, wobei ihnen der Produktionsaustoß immer noch zu gering erschien.

    Am 9. Juni 1941 folgte mit der Sten Mk. II nun die Waffe, die hinsichtlich Zuverlässigkeit und Produktionsdauer den Vorstellungen der Militärführung am nächsten kam. Nach kurzer Erprobung begann ein Werk der Birmingham Small Arms Company am 29 Juli 1941 mit der Serienproduktion.
    Das angestrebte Nachfolgemodell stand mit der Sten MK. II bereits am 7. August 1941 zur Verfügung. Funktionell unterschied sich die Mk. II vom Vorläufermodell im wesentlichen in folgenden Punkten:

    Um der Verschmutzung des Magazin vorzubeugen konnte das Magazingehäuse um 90 Grad gedreht werden und verschloß so die Auswerferöffnung. Der Lauf war beim neuen Modell zudem austauschbar und hatte nur noch zwei (statt sechs) Züge. Um dies zu ermöglichen wurde das Verschlussgehäuse deutlich verkürzt und mit einem drehbaren Magazingehäuse versehen. Die Länge des Laufmantels wurde gegenüber der Mk. I auf etwa die Hälfte verkürzt, wodurch auch der Riemenbügel in seiner bisherigen Form entfiel. Der neu entwickelte Riemen (folgt nächste Woche) konnte an einem der Löcher des Laufmantels befestigt werden, die zudem als Bajonetthalter fungierten (hierzu übernächste Woche).

    Im Zuge der Dienstzeit mehrfach vereinfacht wurde der Schaft der Sten. Zum Teil haben die Waffen einen einfachen Stahlrohrschaft, der aus mehreren Teilen zusammengeschweißt wurde, und zum Teil etwas aufwändigere Schäfte, die zum Teil noch die Aufnahme des Putzstocks ermöglichten.

    Die Serienproduktion des neuen Modells begann zunächst in der Birmingham Small Arms Company (BSA) im Juli 1941. Im Aufbau der Produktion zeigt sich zugleich, wie unkompliziert die Herstellung war. Bereits einen Monat später betrug der Produktionsaustoß 1.000 Waffen, bis Juli 1942 konnte der monatliche Produktionsaustoß allein in Birmingham auf 20.000 Waffen gesteigert werden – und BSA war nicht einmal der größte Produzent der Waffe. Insgesamt waren mit der Endmontage zu Spitzenzeiten acht Haupt- und 14 kleinere Produzenten befasst. Ihnen standen über 290 Zulieferbetriebe zur Seite, die einzelne Komponenten lieferten. Allein 30 Firmen waren mit der Herstellung von Magazinen beschäftigt und lieferten bis Kriegsende über 50 Millionen Magazine. Größter Produzent in der Endmontage war die staatliche Waffenfabrik in Fazakerley, die allein über 2,5 Millionen Stens aller Varianten fertigte. Die Gesamtproduktion belief sich im Februar 1944 bereits auf über 4 Millionen Stück allein aus britischer Fertigung.
    Und neben der Produktionsgeschwindigkeit hatte die Sten gegenüber der Thompson noch einen weiteren unabweisbaren Vorteil: Für den Preis einer Thompson erhielten die Briten sechs Stens und behielten noch Geld übrig.

    Ihren ersten Großeinsatz erlebte die Sten Mk. II beim Landungsunternehmen britischer und kanadischer Truppen bei Dieppe am 19. August 1942. Auch wenn das Unternehmen scheiterte, schien nach den Einsatzberichten das geeignete MP-Modell gefunden. Die Einfachheit ihrer Produktion erlaubte auch die Belieferung von Verbündeten und Partisanenverbänden. Aus diesem Grund wurde die Produktion Sten in den meisten Commonwealthstaaten erst gar nicht aufgenommen, da die britische Waffenproduktion zur Versorgung aller ausreichte.

    In der Praxis zeigte sich lediglich ein Problem, weshalb die Briten bereits ab 1944 über eine Ablösung der Sten nachdachten:
    Wie bei nahezu allen Maschinenpistolen des Zweiten Weltkrieges entpuppte sich auch der Sten das Magazin als Schwachpunkt. Bei dem im Pressverfahren hergestellten Stangenmagazin verbogen die Magazinlippen sehr leicht, so dass das Magazin nicht wesentlich mehr als 400 Schuß verkraftete. Ein weiterer kritischer Punkt der Magazinlippen war ihr Winkel, dessen Neigung exakt acht Grad betragen musste. Ansonsten konnte der Verschluß die Patrone nicht richtig aufnehmen, was zu Ladehemmungen führte.

    Als vielversprechendster Nachfolger erschien dabei die Pachett-MP – ein Vorläufer der in den 50-er Jahren tatsächlich eingeführten Sterling-MP. Von der Waffe wurde 1944 eine Probeserie von 20 Stück gebaut und mit vier Exemplaren auch im Einsatz getestet. Diese vier Exemplare gingen ausgerechnet an die erste britische Luftlandedivision bei ihrem Einsatz in Arnheim. Wie durch ein Wunder fiel keine der Waffen dem deutschen Kriegsgegner in die Hände.

    Letzterer stand der Sten, nachdem er die ersten Exemplare bereits bei Dieppe erbeutete, äußerst ambivalent gegenüber. Die Waffen wurden zwar in die Kennblätter fremden Geräts unter der Bezeichnung Modell 748e (Mk. I) und Modell 749e (Mk. II) aufgenommen. Als primitiv belächelt verschwanden Beutewaffen jedoch zunächst in den Arsenalen. Erst 1943/44 wurden sie aufgrund von Waffenmangel massenhaft auch an die deutsche Wehrmacht ausgegeben – und bewährten sich dabei so hervorragend, dass schließlich Ende 1944 der Nachbau ins Auge gefasst wurde. Beim „Gerät Potsdam“ handelt es sich dabei noch um eine exakte Kopie der Sten. Das Gerät Neumünster (MP 3008) ist dagegen bereits eine Fortentwicklung, bei der die Magazine der MP 40 verwendet wurden. Damit sollten die Nachteile des Sten-Magazins ausgeglichen werden.

    Die Einfachheit der Konstruktion der Sten Mk. II führte dazu, dass die Waffe bereits während des Krieges mit minimalem Aufwand an Werkzeug von Untergrundkämpfern in ganz Europa nachgebaut wurde – u.a. in Dänemark, Polen, Norwegen, Frankreich und den Niederlanden. Als Waffenhilfe aus Großbritannien kamen sie „per Luftpost“ u.a. an Untergrundkämpfer in Belgien, Jugoslawien und Italien.

    Die Einfachheit der Bauweise sollte sich in der Nachkriegszeit auch rächen als derartige Nachbauten der Sten auch gegen britische Truppen Verwendung fanden - in Palästina, Zypern, Malaysia und Kenia. Auch die irische Untergrundarmee IRA baute die Waffe nach.

    Weitere Kopien und Weiterentwicklungen der Sten sind aus Indonesien und Taiwan bekannt. Selbst in Rot-China fanden die während des zweiten Weltkrieges aus Kanada gelieferten Stens nach Kriegsende noch Verwendung. Zum Teil wurden sie auf das in der russischen PPsh verwendete Kaliber 7,62 x 25 modifiziert. Dafür wurden sie zur Aufnahme des Sudajev-Magazins (http://waffen-welt.de/showthread.php?t=3150) modifiziert.

    Daß auf Basis der scheinbar billigen und primitiven Sten aber auch eine ausgesprochen hochwertige und zuverlässige Maschinenpistole gebaut werden kann, bewiesen Anfang der 90-er Jahre die Kroaten. Die Zaggi Modell 91 ist in Verschluß und Abzugssystem eine nahezu exakte Kopie der Sten. Wie beim Gerät Neumünster wurde das Magazin von der MP 40 übernommen, was leichte Änderungen am Verschluß erforderte.
    Angehängte Dateien

    #2
    Interessant und informativ, wie alle Deine Beiträge.
    Ich freue mich auf die Fortsetzung(en).
    Sie sind unbewaffnet! Das ist gegen die Vorschrift! !(Aeryn Sun zu John Crichton in Farscape)

    Nichts ist gut in Afghanistan! (Margot Käßmann, Heiligabend 2009
    , aktueller denn je)

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      #3
      War der Lauf einfach so befestigt, dass er auch ausgetauscht werden konnte oder war er bewusst austauschbar gestaltet? Ich mein bei einer billig gehaltenen Waffe würde man doch eher die ganze ersetzen als nur den Lauf. Außerdem wird dies wohl nicht oft gemacht worden sein weil bei der Mk. III der Lauf ja nicht austauschbar ist.
      Mut, Tapferkeit, Treue

      Glück ab, gut Land!

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        #4
        Der Lauf war hier bewußt austauschbar gestaltet.

        Die MK. III mit nicht austauschbarem Lauf wurde zwar eingeführt, da sie noch billiger war, aber nach erfolgreicherem Kriegsverlauf wegen der Lauffrage auch sofort wieder aufgegeben.

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          #5
          Wie oft kam es denn vor, dass ein Lauf gewechselt wurde? War das gang und gäbe oder einfach nur nice to have?
          Mut, Tapferkeit, Treue

          Glück ab, gut Land!

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            #6
            Innere Werte

            Wer sich für Details interessiert:
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            Zuletzt geändert von Gunner; 07.07.2011, 18:39.
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