Innovativ wie die Firma war, gelang ihr die Entwicklung eines revolutionären Lenkgetriebes, welches unter dem Akronym JACOX Gear auf dem Markt kam. Hinter diesem Akronym verbargen sich die Anfangsbuchstaben seiner Gründer.
Das erfolgreiche Unternehmen errichtete sieben Produktionsstätten, auch eines in Saginaw, Michigan. Von dort aus wurde u.a. General Motors mit Fahrzeugteilen beliefert.
Unausweichlich stieg Saginaw Steering Gears in die Produktion von Schusswaffen und weiterer Rüstungsgüter ein. Eines der ersten großen Projekte war die Herstellung des Maschinengewehres M1919 M4, welche 1940 begann. 1943 erfolgte der erste Liefervertragsabschluss von rund 365000 30M1 Carbine durch die US-Ordonanzbehörde.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitet mich diesmal mein neues:
30M1 Carbine von Saginaw in Saginaw, Cal. .30Carbine, Herstellungszeitraum May 43-Feb.44 aus einer Serie von 401500 Stück (Bild 1).
Metallverarbeitende Betriebe waren grundsätzlich gut geeignet, ihre Produktion auf die Herstellung von Waffen umzustellen.
Saginaw war durch seine breite Produktpallette an KFZ-Teilen geradezu prädestiniert zur Herstellung von Waffen. Und doch betrug ihr Anteil an der gesamten Herstellungsmenge der 30M1 im Zeitraum Mai 42 – Aug. 45 nur 8,5%. Wobei sie damit Platz vier unter den Herstellern belegten.
Dieser Produktionsanteil von 8,5% basiert auf einem Produktionsausfall, der sich im Laufe der Produktion der 30M1 Carbine ereignete.
Der hauptvertragliche Hersteller Irwin Pedersen, dessen Produktionsstätte sich in Grand Rapids, Michigan befand, brach mit der Produktion seiner mit IP codierten 30M1, aufgrund seiner fehlerhaften Verschlussrahmen (Receiver), unter dem Druck der US-Ordonanzbehörde zusammen.
Hinzu kam, dass die Produktionsmenge absolut gering war und somit nicht entscheidend am Gesamtbedarf an Waffen in Erscheinung trat.
Die Irwin Pedersen Produktionsstätte, gegründet aus dem Möbelfabrikanten Robert I. Irwin und dem Schusswaffenentwickler John D. Pedersen, lag logistisch günstig an der von Saginaw.
Diesen Umstand nutze die US-Ordonanzbehörde, um in neue vertragliche Abkommen mit Saginaw in Saginaw zu treten.
Nach Umstrukturierung des Grand Rapid Werkes, stieg Saginaw in eine zweite Produktionsstätte ein.
Die hier überarbeiteten, gescheiterten IP Modelle, oder neu hergestellten 30M1 Carbine trugen den Herstellercode S‘ G‘ (Teilweise aber auch noch den IP Code), während die aus der Saginaw in Saginaw hergestellten Carbine den Code S.G. trugen.
Somit summierte sich die Herstellung auf die 8,5% und erklärt die erstmal verwirrende Abweichung von der Vertraglich zu liefernden Menge an 30M1 Carbine.
Die Herstellung der S’G‘ Carbine ist ein Kapitel für sich. Wie immer interessant und spannend, wie die ganze M1 Carbine Geschichte.
Ein Teil dieser Geschichte soll sein, dass sich nur eine wenige cm dicke Bohlendecke zwischen den Angestellten und dem im Keller neu errichteten Schießstand befunden haben soll. Somit wurden unten im Keller während der laufenden Produktion die 30M1 eingeschossen, und zwar unter den Füßen der produzierenden Angestellten.
Schauen wir uns einmal diesen 30M1 von Saginaw aus dem Werk in Saginaw an. Ich habe in diesem Bericht nur die wesentlichen, mir neu vorkommenden, Details beleuchtet.
Der Lauf dieser 30M1 ist beschriftet mit SAGINAW S.G. DIV. GERNERAL MOTORS. Saginaw stellte bereits Läufe für Waffen her, aber am Anfang der 30.M1 Produktion standen Saginaw für dieses Model noch keine Läufe zur Verfügung.
Im Jahr 1943 deckten 30M1 Läufe aus der Buffalo-Arms-Company sowie aus der Marlin Firearms Company fehlenden Bedarf ab. Sie waren allerdings mit dem eigenen Logo markiert. Für zwei Jahre, ab 1943, gab es noch Läufe mit der Markierung BI aus der Brown-Lipe-Chapin Produktion.
Da ich keinerlei der o.g. Beschriftungen oder Markierungen auf dem Lauf gefunden habe, wird er auch nicht aus einer dieser Produktionen stammen. Ausnahme: er wäre unmarkiert geliefert worden, was ich mir aber nicht vorstellen kann.
Die Anzahl der aus den Produktionen stammenden Läufe ist nicht genau feststellbar. Vermutlich handelte es sich um rund 200000 Stück, was 30M1 mit einem dieser Läufe wieder mal in den Zenit der seltenen M1ser befördert.
Dieser Lauf aber scheint schon aus eigener Produktion zu stammen und zeigt lediglich die Zusammengehörigkeit zwischen Saginaw und General Motors an (Bild 2/fig 1-3).
Der Flatbolt-Verschluss ist unmarkiert, zumindest was es die Buchstaben angeht. Lediglich ein sogenanntes Punch Mark ist zu erkennen. Dieses wurde vorrangig von Winchester verwendet. Ob es sich nun um das Punch Mark auf der rechten Verriegelungsnocke oder dem direkt auf dem Verschluss handelt, kann ich nicht sagen (Bild 3/fig. 1+2)
Unterhalb des Abzugsrahmens, kurz vor dem Abzugsbügel, habe ich noch das Flaming Bomb Symbol gefunden. So etwas habe ich bei meinen anderen Modellen noch nicht entdeckt. Lediglich auf dem Lauf meiner Underwood habe ein solches gefunden.
Es handelt sich hier um eine Inspektoren-Markierung, welche von der Ordonanzbehörde verwendet wurde (Bild 4).
Die sorgfältige Beschriftung des Receivers weist mit dem S.G. auf das Werk in Saginaw hin. Es soll aber auch in dieser Serie einen Austausch zwischen den Werken gegeben haben, so dass es sein kann, dass bei der ein oder anderen Waffe ein S‘ G‘ an dieser Stelle auftaucht.
Bei meiner allerdings nicht. Das hätte so einiges erleichtert (Bild 5).
Außerordentlich schön, wenn auch nicht zugehörig, stellt sich der Schaft dar. Seine dunkle Maserung ist im Original sehr gut ausgeprägt und verleiht dieser 30.M1 ein besonders edles Aussehen (Bild 6).
Besonders sauber gelungen ist der Hülsenaufdruck bei dieser Saginaw. Er ist deutlich erkennbar und fällt natürlich ebenso individuell aus wie das seiner 6 Vorgänger (Bild 7).
Der Schusstest fällt überraschend gut aus. Die Schüsse liegen zwar etwas rechts, aber die Schussgruppe an sich ist schon erstaunlich gut und ließ mich nach den ersten fünf Schuss das Risiko eingehen noch weitere fünf Schuss auf die Scheibe abzugeben. Mit einer erstaunlichen Leichtigkeit reihten sie sich in die bestehende Gruppe ein (Bild 8).
Fazit:
Unabhängig vom Schusstest finde ich die Verarbeitung sowie die Bestempelung als wirklich erwähnenswert in ihrer Sorgfältigkeit.
Natürlich bin ich beim Zerlegen und Reinigen wieder auf das übliche Sammelsurium an Teilen gestoßen. Nicht anders als bei all den vorherig untersuchten 30M1 aus meiner Sammlung.
Der Schaft der Waffe hat mich von der ersten Sekunde in seinen Bann gezogen.
Hier wird es mir wohl sehr schwer fallen ihn eines Tages gegen einen baujahr-nahen Schaft auszutauschen. Aber vielleicht könnte ich das bei dieser 30M1 Carbine auch zufälligerweise vergessen…. (Bild 9).
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