Rock Ola stellte rund 13 der 47 Einzelteile des M1 (Angaben der Gesamtanzahl der Einzelteile schwanken, in diesem Fall individuell von mir ermittelt), inclusive Verschlussrahmen und Lauf, selbst her.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitet mich diesmal meine neue:
US 30M1 Carbine, Hersteller Rock Ola Manufacturing Corporation, Herstellungszeitraum März 44 bis April 44, Start-Seriennummer 6071189, aus einer Serie von 28500 Stück.
Kommen wir gleich zum Ergebnis des Rock Ola Schusstests. Denn das ist nämlich schnell erzählt.
Nachdem ich die Waffe bekam, habe ich sie, wie alle anderen, einer Grundreinigung unterzogen. Für den Schusstest hatte ich eine neue Laborierung hergestellt. Meine vorige habe ich aufgegeben, da ich eine etwas stärkere Ladung brauchte, um endgültig ein repetiersicheres Schießen zu erreichen.
Ich wechselte hierbei nicht nur die Ladung von 11,5 auf 12,2grn N110, sondern auch das Geschoss von Frontier 110grn auf H&N 110grn. Aufgrund der spitzeren Ogive des H&N Geschosses wird beim Geschosssetzen die Hülse in ihrer Form im Bereich des Hülsenmundes nicht ausgedellt.
Die Patronenlänge änderte sich auf 42,45mm von vorher 42,15mm (Bild 2).
Auf dem Schießstand angekommen, kam dann die Ernüchterung. Die Rock Ola kam mit dieser Laborierung nicht zurecht, bzw. es kam gar nicht erst zum Schuss…
Die Waffe verschloss bei keiner einzigen zugeführten Patrone das Patronenlager. Der Schlagbolzen löste zwar aus, aber durch den Sitz der Patrone im Patronenlager setze das Zündhütchen nicht um.
Außerdem ließen sich die Patronen nur durch einen starken Stoß gegen den Ladehebel wieder aus der Waffe entfernen.
Da ich noch 10 fabrikgeladene Patronen mitgeführt hatte, probierte ich diese dann aus. Und siehe da, sie liefen einwandfrei (Bild 3).
Nach den ersten fünf Schuss, die weit rechts lagen, stellte ich die Visierung um. Natürlich erstmal in die falsche Richtung. Somit blieben mir nur noch drei Schuss als Referenz und führten gleichzeitig zum verfrühten Ende des Tests.
Bild 3.gif
Zum Trost verschoss ich dann die neue Laborierung mit meiner 30M1 von Inland (Bild 4).
Bild 4.gif
Ihr Schussbild ist bis jetzt von keiner meiner anderen 30M1 geschlagen worden.
Den Grund der Ladehemmung mit der wiedergeladenen Munition bei der Rock Ola habe ich inzwischen herausgefunden. Die Hülsen waren für dieses Patronenlager nicht weit genug kalibriert.
Das habe ich dann durch Tiefersetzen der Kalibrier-Matrize geändert.
Zumindest beim manuellen Repetieren sind nun keine Ladehemmungen mehr aufgetreten.
Was erzählt uns nun die Rock Ola, hergestellt von der Rock-Ola Manufacturing Corporation aus Chicago, Illinois, aus ihrem Leben?
Durch meine Recherchen finde ich täglich neue Erkenntnisse über die Produktionsgeschichten des 30M1 im Laufe ihres Daseins heraus.
Generell wurde von den Hauptvertrags-Herstellern mindestens der Verschlussrahmen hergestellt. Die Herstellung des Laufes der Waffe war nicht immer der Fall. Rock Ola hat neben dem Verschlussrahmen und anderen Teilen auch einen eigenen Lauf produziert.
Natürlich wird es immer schwieriger gute 30M1 Waffen zu finden. Gibt es dann mal wieder welche, sind sie oft stark überarbeitet und in den allermeisten Fällen mit nahezu neuen Schäften versehen.
Nach wie vor sind wohl die besten Käufe von 30M1 aus privater Hand, sofern diese nicht dem KWKG zum Opfer gefallen sind.
Meine Rock Ola hat z.B. einen komplett neuen Schaft, sehr schön anzusehen, aber keinen Spirit UND schlechte Passungen. Vor allem im Bereich Schaftdurchbruch / Öler / Riemen.
Somit muss man parallel die Augen nach Originalschäften offenhalten, die noch einigermaßen im Schuss sind oder man lässt schlechte Schäfte wieder aufbereiten.
Primär für mich ist allerdings im Moment wichtig, die „Eisen“ mit der richtigen Seriennummer und somit von einem der 10 Hersteller zu bekommen.
Um operative Arbeiten an den Waffen durchzuführen habe ich mir inzwischen folgende Werkzeuge angeschafft bzw. selbst hergestellt (Bild 5).
Neben dem Verschluss-Zerlegewerkzeug (fig. 1), habe ich mir als weiteres Hilfsmittel einen Gas Piston Nut Schlüssel besorgt (fig.2).
Mit diesem lässt sich die Gaspistonmutter an der Gasentnahme des Laufes entfernen. Allerdings muss man dabei SEHR VORSICHTIG sein.
Zu guter Letzt habe ich mir noch einen Kornabzieher gebaut. Zumindest erstmal ein Prototyp, der sich bei einigen M1 schon bewährt hat (fig 3).
Während alle Federn, Bolzen und Schrauben über keine Herstellermarkierung verfügen (Ausnahme die Befestigungsschraube der Rückstoßplatte), kommen doch am Ende 23 markierte Teile in und an der Waffe zum Vorschein. Das bedeutet aber nicht, dass es sich in jedem Fall um Kriegsfertigungen handelt.
Ich habe mir jetzt ein Data-Sheet erstellt, mittels dessen ich für alle meine 30M1 die markierten Einzelteile der Waffe zuordne. Am Ende soll mir das helfen, den Rückbau zu möglichst teiletreuen M1 zu ermöglichen. Das verschiedene Einzelteile der Rock Ola könnt ihr dem Datenblatt entnehmen. (Bild 6).
Erschwert wird der Einzelteil-Austausch durch 30M1 mit neuerem, deutschem Beschuss. Denn nun wird auch der Verschluss der Waffe mit der Waffennummer versehen. Somit lässt sich dieser nicht mehr in eine andere Waffe verbauen (Bild 7).
Nach wie vor aber tauchen immer wieder Überraschungen beim Zerlegen der Waffen auf. Die Rock Ola z.B. besitzt einen Saginaw Abzug. Gekennzeichnet mit S.G., somit ein Abzug aus dem Werk in Saginaw.
Teile von Saginaw aus Grand Rapids (MI) S´G´, die den Vertrag von Irwin Pederson übernommen haben, habe ich bisher noch nicht gefunden und somit bleibt die Spannung beim Zerlegen weiterhin hoch.
Durch das viele Schusstraining mit meiner am besten schießenden Inland Division General Motors, habe ich nun auch gelernt mit der Visierung richtig um zu gehen. Dabei musste ich aber feststellen, dass bei meinen verschiedenen M1 Carbine die Kornbacken nicht immer den gleichen Abstand zum Korn haben.
Die Folge, man hat praktisch bei jeder Waffe ein leicht verändertes Visierbild und muss somit den Abstand des Auges von der Lochkimme über den Anschlag korrigieren.
Man könnte den Kornbackenabstand auf das Maß des am besten dargestellten Visierbildes „biegen“. Zusammenbiegen geht mit dem Korn an der Waffe.
Auseinanderbiegen sieht da schon etwas schwieriger aus. Das geht am besten beim abgebauten Korn. Aber ob das nun wirklich notwendig ist… Ich denke nicht.
Die Herstellerstempel auf der Waffe sind recht dünn gehalten. Auf der Rückstoßplatte und der Laufmündung habe ich sie mit Kreide etwas kenntlicher gemacht. Aber man kann auch anhand der Laufhülsenbestempelung, die von den Herstellern recht individuell gehalten wurden, die Waffe seinem Hersteller zuordnen (Bild 8).
Durch das verstellbare Visier wird i.d.R. der Herstelleraufdruck so verdeckt, dass man diesen nicht auf einem Foto darstellen kann. Lediglich die Waffennummer ist ersichtlich, die dann auch den Hersteller und den Herstellungszeitraum ermitteln lässt.
Fazit:
Im Großen und Ganzen steht die Rock Ola recht gut da. Auch wenn der gänzlich ungestempelte, quasi neue Schaft ihr ein neuwertiges Aussehen verschafft, so bleibt der Stahl der Waffe Kern ihrer Geschichte.
Der Trageriemen stammt, wie schon bei den anderen Modellen, aus niederländischer Fertigung.
Der Öler ist BK gestempelt und stammt von der Firma Blake aus der neuen Welt.
Beweisen muss die umgebaute Musicbox noch ihre Präzision. Sobald die nächste M1 kommt, wird sie dieses auch tun (Bild 9).
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