Leider musste ich über die vergangene Zeit mit dieser Äußerung die Erfahrung machen, dass das gar nicht so einfach ist.
Es gibt zwar einen Ersatzteilmarkt in Deutschland und auch der Umgebung, aber die Ersatzteile, die man nach Hersteller sucht, sind rar gesät. Vor allem was Winchester 30M1 Teile angeht.
Findet man z.B. einen größeren Posten gleicher Ersatzteile, der zum Verkauf steht, so steht oftmals dabei, dass auf besondere Wünsche bzw. Herstellermarkierungen keine Rücksicht genommen werden kann.
Andere Händler verkaufen Ersatzteile nur an die Kunden, die dort schon eine 30M1 gekauft haben. Wiederum gibt es auch Händler, die für mit einem W gekennzeichnete Ersatzteile einen Aufschlag verlangen.
Nun denn, einige Ersatzteile kann man auch noch legal in den USA erwerben oder über einen Importeur nach Deutschland bekommen z.B. Verschlüsse oder eine Abzugsgruppe. Aber auch hier sind bei Winchester Bauteilen, schon in den USA, saftige Aufschläge die Regel.
Was also tun…
- Möglichkeit 1: auf seine Chance warten und immer wieder das Internet durchforsten und bei Bulk-Angeboten Händler anschreiben und nach W Kennzeichnungen fragen (inclusive Absagen).
- Möglichkeit 2: Man verwirft Möglichkeit 1 und beginnt etwas Neues
Natürlich ist auch das nicht so einfach und braucht auch seine Zeit.
Ich habe dann bei meinem ersten Versuch mit dieser neuen Idee eine erstaunliche Feststellung gemacht.
Bei meinem persönlichen Schusstest begleitet mich diesmal meine neue 30.M1 Carbine:
Hersteller Inland Division General Motors, Herstellungsdatum 4/44, Britische Beschusszeichen, Kaliber .30 Carbine, 5 Schuss Magazin mit einem Verschlussfang über den Magazin-Zubringer.
Die Idee, als erstes eine Inland Div.* zu kaufen, basiert auf den Besitz eines Oldtimers von mir, der eben auf den Monat genau 38 Jahre später von General Motors gebaut wurde (Bild 1).
*Und natürlich, weil sie grade als aussichtsreichster Kandidat angeboten wurde

Ich habe speziell nach einem 30M1 gesucht, der nicht dem Kriegswaffen-Anscheins-Paragraphen zum Opfer gefallen ist.
Das ist gar nicht so einfach. Der Umbau war genau definiert.
Nur allein an den äußeren Merkmalen, die lt. Umbau nach Kriegswaffenliste (KWL) zur zivilen Schusswaffe vorgeschrieben waren, ist das aber nicht zu erkennen.
Sichtbar waren z.B. die demontierten Kornbacken der vorderen Visierung, sowie das Verschließen des Schaftdurchbruches am Hinterschaft (Bild 2, fig 1+2).
Denn, nach Wegfall des Anscheinsparagraphen, wurden etliche 30M1 Carbine wieder äußerlich ihrem alten Aussehen angepasst. Also Korn mit Kornbacken und Schäfte mit offenem Durchbruch.
Bei meiner ersten 30M1 hatte ich das Glück, dass diese aus den Niederlanden stammte und dort früher in der Armee verwendet wurde. Somit war sie dort vor diesem Gesetz geschützt.
Was ist aber für mich der Ausschlussgrund, nicht jede 30M1, die gut aussieht, zu kaufen?
Nun, unter Punkt 2 der damaligen Verordnung nach KWL zum Umbau in eine zivile Schusswaffe, stand u.a. folgendes:
2) Der Verschluss muss so verändert sein, dass er mit dem original Kriegswaffenverschluss nicht identisch ist und in einem unveränderten militärischen halb- oder vollautomatischen Gewehr nicht funktionsfähig ist.
Bei meiner neuen M1 waren mir auf den Abbildungen, die zuvor in der Anzeige zu sehen gewesen waren, die britischen Beschusszeichen auf der Waffe aufgefallen.
Das ließ mich annehmen, dass diese Waffe nicht nach KWL geändert wurde.
Des Weiteren forderte ich gezielte Detailfotos vom Verkäufer an, um die Wahrscheinlichkeit der Veränderung nach KWL möglichst vollkommen auszuschließen (Bild 3, fig 1-4).
Was bedeutet das aber nun für 30M1, die gem. KWL Abs. 2 geändert wurden?
Ganz einfach, in allen Fällen wurden bei den 30M1 Carbine, die sich auf dem Weg in den Handel befanden, von der linken Seite ein Loch im Bereich der Laufhülse und der linksseitigen Verschlussverriegelung gebohrt.
Jetzt wurde ein Stahlstift in diese Bohrung eingesetzt, der die Verriegelung durch den Originalverschluss verhinderte.
Somit musste die linke Verriegelungsnocke des Verschlusses so verändert werden, dass sie sich der neuen Situation anpasste. Das bedeutete kürzen der Nocke. Wollte man nun einen Originalverschluss in die Waffe einsetzen, passte dieser nicht mehr.
Einige diese Veränderungen wurden sehr gut durchgeführt (z.B. wurde der Stift so tief gesetzt, dass die Nocke nur unterhalb etwas gekürzt werden musste) andere wurden so dilettantisch durchgeführt, dass jeder von uns das in seiner Werkstatt sicherlich besser hinbekommen hätte.
Sichtbar aber war und ist immer die, zwar durch den Stahlstift verschlossene, Bohrung in der linken Seite des Verschlusslaufes auf Höhe der Laufhülse (Bild 4).
Für mich persönlich ein absolutes NoGo. Ich sage das allerdings jetzt, da ich das alles erst durch die Recherchen über meine erste M1 erfahren habe und der Zufall es wollte und ich das Glück hatte- eben eine solche Waffe nach KWL Abs. 2 als Erstwaffe nicht gekauft zu haben.
Und so verhielt es sich ebenfalls mit meiner neuen 30M1 von GM. Sie ist nicht der Änderung gem. KWL Abs. 2 zum Opfer gefallen.
Ich stelle hiermit nicht die Haltbarkeit oder Schussgenauigkeit der Waffen nach KWL 2 in Frage, sondern mir geht es um die Originalität der Waffe.
Allerdings dürfen die gültigen Beschusszeichen nicht fehlen. Vielerorts wird angenommen, dass die Waffen, z.B. von Waffensammlern, nicht zwingend gültige Beschusszeichen besitzen müssen. Das ist aber eine irrige Annahme.
Nach Rücksprache mit einem Beschussamt wurde mir klargestellt, dass es für Waffensammler keine generelle Beschusspflicht-Ausnahmen gibt.
Einzig und allein entscheidet das Beschussamt, ob (auf Antrag des Eigentümers) der Beschuss für die Waffe ausgesetzt wird. Grund dafür kann nur sein das sich die Waffe in einem so schlechten Zustand befindet, dass der Beschuss diese zerstören und somit ein Stück Kulturgut vernichtet werden würde. Diesen o.g. Zustand stellen aber ausschließlich die Ingenieure des Beschussamtes fest.
Hier erfolgt dann eine Ausnahmegenehmigung mit der bindenden Auflage, mit dieser Waffe nie mehr zu schießen. Heißt, grundsätzlich gilt in Deutschland eine Beschusspflicht für alle Feuerwaffen.
Also ist der Originalitätsanspruch an den Kompromiss gültige Beschusszeichen gebunden.
Berichtete ich in einem meiner vorigen Threads darüber, dass Springfield Armory nach dem WKII von 1945 bis in die 60er Jahre alle aus militärischen Beständen noch verfügbaren 30M1 völlig zerlegte, sie inspizierte und nach dem System Haribo bunte Tüte aus verschiedenen Einzelteilen (Neu- und Gebrauchtteile) wieder zusammengebaut hat. So kam mir dieser von mir sonst so verfluchte Umstand bei meinem 2. Kauf im Gegensatz zu meinem 1. Kauf zugute.
Laufband mit Bajonettaufnahme (Bild 5, fig.1), Magazinlöser (fig.2), Verschluss (fig.6), Auszieher (fig.7) und Schlagbolzen (fig.8) von dem General Motors sind von Winchester.
Mit dem Verschlusszerlegewerkzeug (fig.3,4,5), welches ich mir vor ein paar Wochen besorgt habe, ist der Verschluss in Windeseile zerlegt. Ein unglaubliches Tool.
Alle Teile sind mit einem W oder D in der Raute gekennzeichnet… Deuwel nochmal was für´n Glück.
Bei dem Verschluss handelt es sich sogar um einen noch recht gut erhaltenen Flat Bolt, der seinerzeit (Sept.1942-Feb. 1944) wahrscheinlich auch in meine Winchester eingebaut wurde, da erst ab ca. November 1943 die neuen Round Bolts von der US Ordonanzbehörde genehmigt und von da an in die M1 Carbine eingebaut wurden. Ältere M1 wurden meist Modifiziert (Bild 6).
Somit bin ich dem Rückbau meiner Winchester M1 zur Winchester M1 durch einen erneuten Glücksfall ein sehr großes Stück nähergekommen.
Lauf, Verschlussgehäuse, Spannvorrichtung und Unterbrecher sind bei meiner Neuen von GM. Abzugsgehäuse von National Postel Meter, Schlagstück von Underwood.
Der Schaft und Handschutz von Hillerich & Bradsby Co. Louisville, KY, der von The Standard Products verbaut wurde.
Das verstellbare Visier trägt keine Markierung, obwohl es ein Typ 2 (gefräste Ausführung) ist, die lt. meiner Liste immer eine Markierung haben sollte. Aber ganz ohne Geheimnis geht es wohl nie bei unseren M1´sern. Ich vermute in diesem Fall einen Nachbau.
Kommen wir aber jetzt endlich zum Schusstest. Ich hatte wieder ausreichend Munition mitgenommen. Dabei waren wieder Fabrikmunition von PMC und meine drei Laborierungen:
(1) 110grn Frontier RK Geschoss-12,4grn N110-OAL 41,1mm
(2) 110grn Frontier RK Geschoss-11,5grn N110-OAL 41,1mm
(3) 110grn H&N PbCu RK Geschoss-12,4grn N110-OAL 41,5mm
Weiterhin noch mitgelieferte selbstgeladene Munition
(4) 110grn Frontier RK Geschoss-14grn Hodgdon-OAL 41,6-41,9mm
Mit all dieser Munition hatte meine Winchester erhebliche Störungen.
Ich lud für die erste Serie 5 (gleichzeitig meine ersten 5 Schüsse) Fabrikpatronen von PMC (110grn VM RK Geschoss-OAL 42,1mm) und visierte das Ziel auf 50m an.
30M1 GM 12.03.2022 1-5.gif
Der Abzug der Waffe ist gewöhnungsbedürftig, löst aber trocken aus. Die Visierung war klar und deutlich zu erkennen. Ich hatte den Eindruck sie wirkt völlig anders als bei meiner Winchester. Von den ersten 5 Schüssen war ich sehr überrascht. Das Trefferbild lag recht gut zusammen.
Es gab bei dieser ersten Serie keine Ladehemmung. Jetzt kamen die anderen Laborierungen an die Reihe.
Zuerst Nr. 1 und 2. Ich lud jeweils 5 Patronen des Loses in ein Magazin, weil ich gleichzeitig sehen wollte ob bei vollem 10ner Magazin Ladestörungen auftreten. Das war aber nicht der Fall. Laborierung 2 zeigte sich mit einem wirklich gutem Trefferbild.
Laborierung 3 und 4 stellten sich sehr unterschiedlich dar. Während sich Lab. 3 etwas großzügig verteilte, langen die Schüsse von Lab. 4, bis auf eine Ausnahme, gut beisammen.
Ich denke aber das ich in diesem Fall die Laborierung Nr. 2 verwenden werde.
Es gab im Verlauf dieser 20 Schüsse keine Ladehemmung!! (Bild 7).
Schuss 1-5 rot / Schuss 6-10 gelb / Schuss 11-15 grün / Schuss 16-20 blau
Das 5 Schuss Magazin, welches zum Zubehör der GM gehört, stellte sich als geblocktes 2 Schuss Magazin heraus. Als Block wurde ein High TEC-Block eingesetzt. Markiert ist es mit Made in USA und der Zubringer fängt den Verschluss zuverlässig.
Der Magazinboden ist gleich dem des Magazintyps 5. Zwei gleichgroße Löcher sind noch in den Magazinrücken gebohrt (Bild 7, fig 1-5).
Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Ergebnis des Schusstests zufrieden. Im Gegensatz zu meiner Winchester M1 schießt die GM um einiges besser. Das kann natürlich viele Gründe haben, aber eine Portion Glück gehört auch dazu.
Fazit:
Der Schusstest hat mich sehr überrascht, da er so völlig anders ausgefallen ist als mit meiner Winchester.
Das Schießen mit dem Verschlussfang gefällt mir aber nicht besser als das ohne. Sobald der Verschluss gefangen ist, ist ein schneller bzw. einfacher Magazinwechsel nicht möglich. Der Verschluss drückt dermaßen auf den Zubringer, dass man ihn zum Herausnehmen des Magazins zurückführen und festsetzen muss.
Es mag vielleicht gewöhnungsbedürftig sein, für mich war das an diesem Vormittag etwas leidlich. Aber da es sich ja um das Zwei-Schuss-Magazin handelt, ist das nicht ganz so schlimm.
Ich habe im Laufe des Vormittages noch rund 100 Schuss abgefeuert. Natürlich immer abwechselnd mit der GM und Winchester. Als Fazit kann ich kann immer wieder nur sagen, trotz Störungen auf der einen Seite und Präzision auf der anderen Seite, dass Schießen mit den M1 macht unheimlich viel Spaß.
Nach wie vor bin ich immer noch völlig begeistert von den 30M1 Carbine, und ich denke es gibt für jede einzelne der im Zeitraum von Mai 1942 bis August 1945 hergestellten 6,5 Millionen US 30M1 Carbine eine Geschichte mit 4 Kapiteln...
Kapitel 1: ich bin in einem Krieg verwendet worden.
Kapitel 2: Ich bin verloren gegangen oder völlig zerlegt und neu aus Fremdteilen wieder zusammengesetzt worden.
Kapitel 3: ich habe irgendwo auf dieser Welt einen neuen Job bekommen.
Kapitel 4: was ist im 21. Jahrhundert wohl aus mir geworden.
Ich freue mich schon auf das nächste Training... (Bild 9).
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