Es wurde entschieden, dass ein inländischer Hersteller mit dieser Aufgabe beauftragt werden sollte. Ende 1945 übernahm Springfield Armory (SA) diese Aufgabe, die mit einem von der US-Ordonanz-Behörde klar definierten Prozess seinen Anfang nahm.
Ziel dieses Prozesses war, alle 30M1 einer vorgegebenen Inspektion zu unterziehen. Diese umfasste die komplette Zerlegung der eingehenden Waffen und einen Wiederaufbau zu ihrer vollen Einsatzfähigkeit.
Hierzu wurden die noch vorhandenen Ersatzteile sowie neu hergestellte verwendet. Unter anderem stellte Springfield Armory selbst, aber auch Rock Island Arsenal (RIA) und eine Vielzahl andere Produzenten, Teile her, die nicht mehr verfügbar waren. Dieses Programm wurde grundsätzlich von Ordonanzpersonal der Regierung geleitet.
Ebenfalls wurde in Europa der belgische Waffenhersteller mit seinem damaligen Namen Fabrique Nationale d'Armes de Guerre (FN) mit gleicher Aufgabe beauftragt, um die in Europa als Nachkriegs-Aufbauhilfe verbliebenen 30M1 zu verwalten. Auch dieses fand unter Leitung von US-Ordonanzpersonal statt.
Einige tausend 30M1 sind dieser Inspektion entgangen… welch ein Glück, denn so behielten sie ihre bis dahin bestehende Originalität, während auf der anderen Seite einige Millionen von M1 Carbine diese verloren.
Nach erfolgter Inspektion wurde der überwiegende Teil der 30M1 Carbine wieder als Ordonanzwaffe in alle Welt verkauft. In Europa z.B. nach Deutschland, Österreich, Italien oder die Niederlande, weltweit auch als Militärhilfe in alle Krisengebiete, die sich nach dem WKII, Korea und Vietnam auftaten.
Der Inspektionsprozess dauerte bis in die 1960er Jahre, da natürlich nicht alle M1 auf einmal zurückgeliefert wurden. Teilweise wurden sie in ihrem Originalzustand in Waffenlagern in und außerhalb der USA über Jahre gelagert und „portionsweise“ reimportiert.
Und das ist der Grund warum es so viele M1 gibt die nach folgendem Rezept zusammengemischt wurden:
Und auch das ist mein Eindruck zum vorläufigen Ende meiner Recherchen.
- Nie zuvor habe ich so viel gelesen, verglichen, fotografiert und recherchiert wie für diese Waffe.
- Nie zuvor habe ich so oft Licht am Ende des Tunnels gesehen, welches sich immer aber als das Licht des herannahenden ICEs herausstellte.
- Nie zuvor habe ich solche Ermittlungsrückschläge erlebt.
- Nie zuvor bin ich unmittelbar nachdem ich aufgegeben habe, wieder angefangen zu suchen, zu lesen und zu vergleichen, nur um mich damit abzufinden zu müssen, dass sich vieles nicht aufklären lässt.
- Nie zuvor habe ich eine Waffe so oft zerlegt, bin plötzlich durch die Gegend fliegenden Federn und Kleinstteilen nachgehechtet und habe einen Großteil meiner Recherchen-Zeit mit einem Magneten kriechend auf dem Teppich verbracht.
Denn wo Winchester draufsteht muss nicht unbedingt Winchester drin sein…
1. Schaft und Anbauteile (Bild 2).
Der Schaft befindet sich in einem sehr guten Zustand. Eigentlich ein Indiz dafür, dass da etwas nicht stimmen kann. Auf der rechten Aussenseite erkennt man den sogenannten Low Wood Schaftausschnitt.
Die im Schaftinneren befindlichen Einprägungen, sowie der Schaftausschnitt auf der linken Innenseite des Schaftes und das Fehlen des Brückenteils zwischen den Schaftwänden unmittelbar vor dem Magazinschacht weisen diesen Schaft als Typ IV Schaft aus, der für ein 30M2 System vorbereitet wurde.
Rückstoßplatte, Schaftkappe, Vorderring und Trageriemen sind nicht von Winchester hergestellt oder durch einen Zulieferer an Winchester geliefert worden. Der Vorderring ist mit KI gekennzeichnet und stammt von Inland Division of Gerneral Motors Cooperation Dayton, Ohio. Die Schaftkappe stammt wahrscheinlich von Saginaw und die Rückstoßplatte ist von Standard Products.
Die in den Schaftdurchbruch eingeprägte Seriennummer deckt sich mit einer Waffennummer einer 30M1, die zwischen Januar 1945 und August 1945 von Inland Division of Gerneral Motors Cooperation gebaut wurde. Was aus dem System geworden ist, ist mir nicht bekannt. Somit handelt es sich um einen Schaft, dessen Herstellungszeitraum sich nicht mit dem Herstellungszeitraum meines M1 Systems deckt.
2. Abzugsrahmen und Abzugsgruppe (Bild 3).
Der Abzugsrahmen ist von National Postal Meter und ist ein frühes Typ II Model.
Das Schlagstück, in diesem Fall ein Typ III, wurde von Winchester hergestellt. Der Abzug hingegen ist ein spätes Model von Ludlow Typograph und der Abzugsstollen, ein Typ II, von Inland Division of Gerneral Motors Cooperation.
Der Sicherungshebel wurde von Mc. Collouch als Nachkriegsprodukt angefertigt. Den Hersteller des Magazinknopfes konnte ich anhand seines Aufdruckes nicht identifizieren.
3. Spannschieber und Verschluss (Bild 4).
Die Markierung des Spannschiebers besteht aus einem H. Ich habe nicht herausbekommen, welcher Hersteller sich hinter dieser Markierung verbirgt. Winchester ist es auf alle Fälle nicht.
Die Markierung des Verschlusses lässt sich International Business Machines (I.B.M) zuordnen. Es ist in diesem Fall ein Typ II Round Bolt Verschluss.
Der Schlagbolzen ist wiederum mit dem H markiert, Auszieher und Ausstoßer tragen keine Markierung, wobei letzterer aufgrund seines Anschliffes als Typ IV eingeordnet werden kann.
4. Lauf & Systemrahmen (Bild 5).
Der Lauf hat die Ursprungsmarkierung des Herstellers Winchester, wurde aber später durch eine Inspektoren-Markierung fast bis zu Unkenntlichkeit überstempelt. Diese Inspektoren-Markierung wurde von mehreren Herstellern verwendet und lässt sich somit nicht unbedingt dem ursprünglichen Hersteller Winchester zuordnen.
Bei dem Stempel 11-61 handelt es sich um einen Monats- und Jahresstempel. Er beweist, dass dieser Lauf einer späteren Revision unterzogen wurde. Aufgrund der Montagemarkierung zu Anpassung des Laufes in die Systemhülse ist anzunehmen, dass dieser Lauf von Winchester montiert wurde.
Eine weitere Markierung in Form eines Plus-Zeichens konnte ich weder der Firma Winchester noch einem anderen Hersteller zuordnen. Seinen Sinn aber wird es wohl haben.
Der Systemrahmen ist mit dem Herstellernamen Winchester markiert. Es handelt sich aufgrund der zwei Montagenuten um ein Typ II Model, der Waffennummer zufolge um ein sehr frühes System, da bei diesem Model die Vorholfeder noch komplett ausgebaut werden kann.
Spätere Typ II Systemrahmen hatten anstelle des Führungsrohres an der rechten Seite eine durgehende Bohrung zur Aufnahme der Vorholfeder und der Vorholstange.
Das Korn ist ein Nachkriegsprodukt von Rock Island Arsenal.
Bei dem hinteren Visier handeltes sich um ein justierbares Typ III Model entweder von Winchester oder Rock-Ola.
Damit endet die Untersuchung meines 30M1 Carbine.
Fazit:
Im Überprüfungsergebnis waren an der Waffe insgesamt 4 Teile von Winchester hergestellt worden., davon sind als Kernteile der Lauf und der Systemrahmen zu nennen. Die restlichen 15 eingebauten Teile stammen von verschiedenen anderen Herstellern und Zuliefern und stammen auch aus Nachkriegsproduktionen.
Alle geprüften Einzelteile eines 30M1 wurden auch durch Winchester hergestellt. Sie waren mit absoluter Sicherheit damals in meinem 30M1, der im Zeitraum September 1942 bis Februar 1944 gebaut wurde, eingebaut.
In diesem Zustand hätte auch dieser 30M1 heute auch eine sehr hohe Verkauf Summe erzielt. Aber leider ist sie, wie so unglaublich viele andere M1 Carbine, der General-Inspektion in den USA durch Springfield Armory und in Europa durch die belgische Firma FN zum Opfer gefallen.
Das einzig beruhigende für mich ist, dass ich dem Verkäufer einen fairen Preis für diesen 30M1 Carbine gezahlt habe.
Ich bin auch sehr froh endlich einen 30M1 Carbine zu besitzen. Es ist schon eine ganz besondere Waffe und sie selbst trifft ja schließlich keine Schuld an der erfolgten Verjüngungskur.
Ich werde damit anfangen nach und nach alle Fremdteile durch Winchester-Produktionen zu ersetzten, denn auf dem Ersatzteilmarkt sind sie alle erhältlich.
Das macht meine 30M1 Carbine zwar nicht wieder zu der Winchester ihrer Zeit, aber wieder zu einer Winchester (Bild 6).
Kommentar