ich möchte Euch heute an einer Auswertung teilhaben lassen, die ich gerade durchführe.
Gegenstand: Verschiedene Laborierungen 7x64;
Fragestellung: Warum weisen einige Laborierungen eklatante Streuungen im V0 auf, andere nicht.
Im Anhang liegt ein Bild einer Exceltabelle. Darin sind die Spalten für Ladedichte und gemessener max-min - Streuung aufgeführt. Hier sind immer nur 5 Schuß gemessen. Ich weiß, eine braiter aufgestellte Messreihe wäre besser. Bislang nehme ich aber immer 5 Schuß. Habe ich störungen, können es auch mal 4 sein.
LadDichte.JPG
Worauf ich hinaus will: Im Übergangsbereich zwischen Schüttladung und Pressladung wird die Streuung groß. Ist dann eine Pressladung sicher erreicht ( Ladedichte > 100%) dann ist die Streuung wieder klein.
Wenn man also in diesem Bereich ist wo man sich den 100% von unten annähert, wirken sich kleine Änderungen in der Setztiefe, Änderungen in der Hülseninnenform etc. eventuell so aus, daß man von "hinreichend unter 100%" nach "Zu nah an 100%" wechselt.
Das wird sichtbar, wenn ich zwei Laborierungen vergleiche, die sich nur in derm Hülsenfabrikat unterscheiden, jedoch dicht an 100% liegen:
LadDichte1.JPG
In der zweiten Messung habe ich keine Ladedichte angegeben, was Excel als "0%" interpretiert. Der Hintergrund: Hier weiß ich nicht, was die RWS-Hülse für ein Volumen hat. Bei der Lapua weiß ich es. Die Ladungen sind ansonsten völlig gleich und zusammen hergestellt. Man sieht aber, daß die 2te Messung ein geringeres Volumen haben muß: Die mittlere V0 ist höher, auch, wenn ich die Extremwerte wegstreiche.
Fazit:
Der Wiederlader muß sich entscheiden, ob eine Schütladung oder eine Pressladung entstehen soll. Dazwischen gibt es ein "toxisches Fenster" von V0-Werten, die nicht Stabil erreichbar sind, indem man die Ladung steigert oder reduziert.
Muß aus anderen Gründen in diesem Fenster eine V0 erzeugt werden, sind andere Schritte nötig.
Was diese Streuung nun beim Schuß bedeutet, hängt von einigen Faktoren mehr ab. (Am Beispiel meines Gewehres "Waldfee").
natürlich: Entfernung.
Wenn ich nur kurze Entfernungen, so bis 300m, zu schießen habe, mache ich mir keine Gedanken über 10 m/s mehr oder nicht.
Wird die Entfernung größer, wird die Höhenstreuung signifikanter.
Wichtig ist auch:
- Steifigkeit des Schaftes
- Steifigkeit des Rohres
- Festigkeit der System - Schaft - Verbindung.
Denn in der V0-Schwankung bildet sich eine Schwankung im mittleren Verbrennungsdruck ab. Die Simulation auf QL zeigt hier, daß die höhere Ladedichte eben auch einen Anstieg von dP/dt erzeugt. Und das bedeutet, daß andere Schwingungsfrequenzen in das System eingekoppelt werden. Es kann aber auch bedeuten, daß ein nur knapp freigestochenes Rohr bei einem Schuß keine Schaftberührung bekommt, beim anderen aber wohl. Ich meine Berührung, bevor das Geschoß die Mündung passiert.
Mit meinem Gewehr in der gezeigten Testreihe bin ich leider bei 101% (=59gr N560) Ladedichte offenbar schon an einem solchen Punkt der Instabilität: Der Schaft dreht sich unter dem Trägheitsmoment des beschleunigten Geschosses signifikant weg und der Schuß bekommt seitliche Ablage.
Nun habe ich die Ladung reduziert.
Weitere Schritte werden sein, so weit zu reduzieren, daß ich über kleinere L6 wieder auf 101% Ladedichte komme, ohne aber V0 über 840m/s zu heben.
Bei gegebenem Trägheitsmoment ist der Rotationsimpuls bis zum verlassen de Rohres ja proportional der V0. Und bis 840m/s ist die Verlagerung durch den Rotationsimpuls hinnehmbar.
Lieber Gruß
Kjell
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