Wie ich im Laufe meines Berichtes „Vielleicht liegt es ja am Gewicht“ herausstellte, hatte ich arge Probleme mit einem Unterhebelrepetierer von Uberti.
Dank vieler Tips und dem Hinweis auf einen qualifizierten Händler von unserem Forumsmitglied „Dzilmora“, ist es mir tatsächlich gelungen den, von mir quasi schon abgeschriebenen UHR, wieder auf den Stand zu bringen (Bild 1).
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal der UHR:
Winchester Model 1866 (Uberti Replik); Kaliber .38 S&W Special; Baujahr 1970
Die damals von mir gekaufte 1866 stellte sich nach Lieferung als umgebauter Einzellader heraus. Da dieses der Händler in seiner Beschreibung nicht angegeben hatte, forderte ich von ihm die notwendigen Rückbauteile.
Somit auch die fehlende Magazinfeder. Nach dem Rückbau ließen sich keine fünf Patronen (und diese auch noch mit massiver Gewalt) in die Waffe laden.
Ich vermutete das es an der Feder lag. Nach vielem herumexperimentieren, kürzen, strecken, Wutausbrüchen, verzweifeln, habe ich diese Magazinfeder dann für ihren weiteren Gebrauch versaut. Ich bestellte mir eine neue…und wieder der gleiche Mist
Jetzt aber habe ich die richtige. Bei meinem 1866er handelt es sich um einen UHR von Uberti aus der ersten Generation. Bei diesen Modellen war das Magazinrohr anders gestaltet und es bedurfte einer anderen Feder als in den neueren Modellen.
Während der Wartezeit auf meine Bestellung, zerlegte ich den golden Boy in seine Einzelteile und musste eine recht mäßige Verarbeitung feststellen. Ich machte mich daran, alle Grate und Unebenheiten an den beweglichen Teilen abzuschleifen und zu polieren.
Nach dem Zusammenbau hatte ich das Gefühl, dass das ganze System nun besser lief als vorher. Wie sollte es auch anders sein, ich hatte gefühlt eine halbe Tonne Metallspäne unter meiner Werkbank liegen.
Als nun die Feder eintraf, die der Händler an seiner eigenen 1866st Gen. Ausprobiert hatte, baute ich sie sofort ein. Und prompt konnte ich ohne große Schwierigkeiten 10 Patronen laden. Ich bekam noch den Hinweis, dass die Feder gekürzt werden müsste. Diese tat ich aber erst nach den ersten Schüssen und Repetierversuchen.
Ich kürzte die Magazinfeder um rund 4cm. Somit ließen sich die Patronen noch besser laden und auch repetieren.
Auf dem Bild erkennbar im Vordergrund die passende Zubringerfeder (zylindrisch) Mitte die falsche Zubringerfeder (konisch) im Hintergrund das gekürzte Stück und der Zubringer (Bild 2 a,b,c).
Ein technisches Feature ist die Abzugssicherung der Waffe. Unmittelbar hinter dem Abzug sitz ein Pin. Dieser sperrt nach öffnen des Unterhebels die Abzugsfunktion. Somit ist ausgeschlossen, dass der Schütze wenn er den Unterhebel wieder schließt, unbeabsichtigt den Abzug auslöst. Erst, wenn der Unterhebel dauerhaft fest an den Schaft gedrückt wird, wird die Abzugsfunktion wieder hergestellt. In Ruhestellung bleibt der Abzug gesperrt, da der Unterhebel den Pin nicht berührt (Bild 3 a-c).
Die Visierung, in diesem Falle die Kimme, ist sehr scharf geschnitten und lässt das Ziel gut aufnehmen. Für Schüsse auf größere Entfernungen kann es zusätzlich noch aufgestellt und mittels einer zweiten Kimme justiert werden (Bild 4).
Technische Daten:
Lauflänge: 490mm
Kaliber: .38 S&W Special
Magazinkapazität: 12 Patronen
Gesamtlänge: 970mm
Gesamtgewicht: 3,5Kg
Das Laden der Waffe erfolgt über die seitliche Ladeklappe. Es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Man sollte immer einen Teil der Patronen aus der Ladeklappe herausschauen lassen, um dann diese mit der nächsten Patrone in das Magazinrohr ein zu führen. Erst die letzte Patrone sollte dann mit dem Finger ganz eingeschoben werden, so das sich die Ladeklappe wieder schließt (Bild 5).
Die Beschriftung der Waffe ist sehr sorgfältig durchgeführt worden. Neben dem Beschussjahr folgen die italienischen Beschusszeichen und die Herstellerangabe. Auf dem Laufoberteil befindet sich noch der Schriftzug WESTERNE`S ARMS, der an neueren Modellen wohl nicht mehr aufgebracht wird.
Über die genaue Bedeutung dieses Prägung konnte ich keine Erkenntnisse gewinnen. Auf der linken Systemkastenseite befindet sich noch ein recht massiver Sattelring (Bild 6).
Der Repetiervorgang läuft wie bei allen Winchestergewehren. Mit herunterführen des Unterhebels wird die Zufügungsstange (in der sich der Schlagbolzen und die Auszieherkralle befindet) nach hinten und eine Patrone im Zuführungsblock (Carrier) vor das Patronenlager geführt, gleichzeitig spannt die Zuführungsstange den Hahn der Waffe.
Beim schließen des Unterhebels wird jetzt die Patrone in das Patronenlager geschoben. Ist dies erfolgt, senkt sich nach oben offene Zuführungsblock wieder nach unten und nimmt die nächste Patrone auf (Bild 7).
Für den Schusstest verwendete Munition:
Laborierung 1:
Semi Wadcutter Bleigeschoss, .357/160 grain, Treibladung 4,8grain N320, Zündhütchen S&B Small Pistol
Laborierung 2:
Hohlspitz Blei-Verkupfert Geschoss von H&N, .357/158 grain, Treibladung 4,5grain N320, Zündhütchen S&B Small Pistol
Die Hülsen die ich verwendete waren von unterschiedlichen Herstellern. In der Maße CBC; Geco; S&B; GFL (Bild 8).
Das Schussprogramm für den 1866 sah so wie folgt aus:
Entfernung 25mtr.
10 Schuss aufgelegt zur Feststellung der Treffpunktlage (Spiegel aufsitzen lassen).
Treffpunktlage 8 hoch.
Entfernung 50mtr.
5 Schuss aufgelegt Laborierung 1
5 Schuss aufgelegt Laborierung 2
Auswertung Model Winchester 1866:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind sehr ausgewogen
+ sehr guter, trockener, aber harter Abzug
+ gutes, kontrastreiches Visier
- Auslösen der Abzugfunktion über den U-Hebel sehr gewöhnungsbedürftig
- Laden der Waffe recht Aufwendig.
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
Winchester 1866 repl.: 4
Persönliches Fazit:
Das anpressen des Ladehebels an den Rahmen zur Aufhebung der Abzugssperre ist doch mit einigem Kraftaufwand verbunden. Dennoch ist diese Sicherungseinrichtung von Nöten, da man ansonsten beim schließen des Ladehebels tatsächlich schnell mal einen Schuss auslösen kann, wenn man den Finger im Abzugsbügel hält.
Der Abzug absolut super und löst kompromisslos aus. Ein wesentlicher Beitrag zum präzisen Schuss mit der Waffe. Das Trefferbild ist für die Entfernung über die offene Visierung sehr gut. Die SWC Patronen haben die größere Streuung im Gegensatz zu den Hohlspitz Patronen. Dennoch ist Blei ein Muss für die 1866er (Bild 9).
Ihr hohes Eigengewicht von fast 4Kilo lässt einem allerdings die Waffe schnell recht schwer werden, aber die gesamte Rückschlagenergie wird dadurch locker vom 1866er verdaut.
Der Repetiervorgang ist trotz meiner Poliermaßnahmen immer noch recht ruppig. Am schlechtesten ließen sich die Patronen mit den S&B Hülsen repetieren. Man sollte auch vermeiden das der Lauf beim repetieren nach unten hängt, denn dann kommt es schnell mal zu Verkeilungen vorm Patronenlager. Sicherlich spielt hier auch die Patronenlänge eine Rolle. Mein OAL war in diesem Fall 38,66mm. Hält man die Waffe waagerecht oder leicht nach hinten gekippt, läuft das Zuführen der Patronen fast von selbst.
Ich bin sehr froh, dass meine 1866er wieder funktionsfähig ist. Ich werde weiter versuchen die alte Dame zu „Funktionsoptimieren“. Und wer weis schon, wie gut die ersten original Winchester 1866 waren, sie hatten mit Sicherheit auch ihre Kinderkrankheiten (Bild 10).
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