Henry Deringer jr. war der Sohn des Henry Döringer aus Thüringen, der als Büchsenmacher in die neue Welt auswanderte. Später wurde der Name Döringer in Deringer geändert. Nicht ganz unüblich in den jungen Vereinigten Staaten, die Probleme mit dem ö in ihrer Sprache hatten.
Hergestellt in Lauflängen von 25 bis 100mm und in einer Kaliberbandbreite von .33 - .51inch. In der Zeit von 1848 bis 1860 verließen allein 15000 Exemplare die Werkstatt von Henry Deringer jr., meist als Paar-Pistolen. Diese hohe Stückzahl zeigte die große Popularität der Waffe, die fortan das Synonym Derringer trug, egal welcher Hersteller sie gebaut hatte.
Für gut erhaltene original Philadelphia Derringer werden unter Sammlern schon mal gern 8000 US$ gezahlt.
Als die ersten Hinterladerwaffen mit Metallpatronen entstanden, änderte sich auch das Aussehen und die Technik des klassischen Derringers, dessen Boom bis heute noch nicht ganz erloschen ist.
U.a. entwickelte der Waffenhersteller Davis – Industries die D-Serie in seiner uns heute bekannten Form. Aufgeteilt in Kalibergruppen und Lauflängen. Die Standardserie umfasste die Kaliber .22lfb - .32 Auto. Die Big Bore D-Serie umfasste die Kaliber .38 Special und .32 H&R Magnum. Die Long Bore D-Serie umfasste dann die restlichen Brummer…..
Die Möglichkeit eine kleine, meist zweischüssige Waffe, wirksamen Kalibers „im Strumpfband“ zu führen, ließ eine meist „zwielichtige“ Käuferschaft entstehen….(Bild 1).
Bei meinem persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal folgende Pistole:
Hege Derringer; Model Maverick; Zweischüssig; Kaliber .45 Long Colt
Stell einen Korb hinter Dich, denn da wird der Zwerg wohl hinfliegen wenn Du abgedrückt hast… äfften meine Schützenkameraden, als ich den Derringer aus meiner Tasche kramte und zwei, nicht zu übersehende Patronen, in die Waffe lud.
Etwas mulmig war mir schon zu mute. Aber der „Birdhead“ Griff der Waffe soll sich sehr gut halten können. Zumindest mit Daumengrund und Mittelfinger…habe ich gelesen…
Schon immer lag mir ein Derringer im Auge. Rhön, Hege und viele weitere Hersteller bieten brauchbare Replikas an. Durch einen Zufall stolperte ich über den Maverick.
So klein und so groß – wie harmoniert das denn, stellte sich mir die Frage. Waren doch die Erfahrungen mit dem Rückstoß des klassischen Derringer noch gut in Erinnerung, so konnte man nun in der Kaliberpalette von .22lfb bis zum .45LC wählen, was man für seine Zwecke benötigte.
Technische Daten:
Kaliber: .45 Long Colt
Läufe: 2
Lauflänge: 82mm
Gesamtlänge: 150mm
Gesamthöhe: 95mm
Gesamtbreite: 35mm
Gewicht: 550gr.
Eigentlich ist das Funktionsprinzip des modernen Derringers dem einer Bockflinte gleich. Der am Laufbündel vorhandene Haken wird über einen außenliegenden Hebel verriegelt. Der untere Lauf wird nach dem ersten Spannvorgang als erstes gezündet und die Patrone werden über einen „manuell“ bedienbaren Ausheber aus den Patronenlagern herausgezogen. Die Hahnspannpositionen erinnern an einen simplen Single Action Revolver.
Es wird Zeit, sich diese features einmal genauer an zu schauen.
In der Tat, ein auf der linken Seite befindlicher Halteflügel wird mit etwas Kraft in Schussrichtung nach vorn gedrückt. Dadurch wird der Laufhaken entriegelt und das Laufbündel wird nach oben (auch Tip-Break genannt), zum öffnen der Waffe, geklappt (Bild 2).
Zum Laden werden nun die beiden Patronen in die Patronenlager der Läufe gesteckt. Das schließen der geladenen Waffe sollte allerdings vorher geübt werden, da die ungewohnte Laufposition beim schließen die Patronen gerne wieder herausfallen lässt. Hier muss wohl eine spezielle Feinmotorik vom jeweiligen Bediener entwickelt werden (Bild 3).
Die Hahnstellung des Derringers kennt 3 Positionen. Position eins, der Hahn ist nicht gespannt und liegt am Rahmen an. Position zwei, der Hahn kann aus Position eins in das sogenannte Sicherheitsrast geführt werden. Kennt man diese Position vom Single Action Revolver, so weis man, dass in dieser Hahnposition die Trommel geladen wird und eine Schussauslösung nicht möglich ist. Beim Maverick ist lediglich in dieser Position eine Schussabgabe nicht möglich. Sie dient dem sicheren Führen und des kurzen Spannweges, beim Einsatz der Waffe, in die Position drei, der Feuerbereitschaft. Das Spannen des Hahns aus Position eins in Position drei erfordert schon einigen Kraft- und Zeitaufwand (Bild 4).
Für die Schussauslösung stehen zwei, übereinanderliegende, Schlösser zur Verfügung. Diese werden nacheinander, also nach einem erfolgten Schuss, unabhängig von einander gespannt. Das untere Schloss immer zuerst. Allerdings wird die Reihenfolge nicht unterbrochen, wenn die Waffe nach dem ersten Schuss geöffnet und die Hülse entnommen wird. Beim nächsten Spannvorgang spannt sich das obere Schloss. Somit muss man immer auf Stand sein, welches Schloss zuletzt abgeschlagen hat, damit man weis aus welchem Lauf sich der Schuss löst (Bild 5).
Das entnehmen der leeren Hülsen erfolgt nach dem öffnen der Pistole über einen manuell zu bedienenden Hülsenausheber. Hierzu braucht nur der seitlich an den Läufen liegende Mechanismus mit der Hand betätigt zu werden (Bild 6).
Rechnet man von der Lauflänge die Länge des Patronenlagers ab, so bekommt man einen Führungsteil für das Geschoss von rund 49mm. Mit einem so kurzem Führungsteil dürften sich auf 15mtr. Schussentfernung keine brauchbaren Ergebnisse erzielen lassen. Die Visierung besteht aus einem ausgeprägtem Balkenkorn und einer kleinen Nut im Rahmenteil direkt über dem Hahn.
Die Züge und Felder sind gut ausgeprägt und mit einem Blick von vorn lässt sich der Ladezustand der Pistole schnell ermitteln….. (Bild 7).
Für Schusstest verwendete ich folgende Munition:
Handelsübliche Magtech Cowboy Action, mit 250 grain Blei Rundkopfgeschoss
Wiedergeladene Munition:
Hülse Magtech; Anzünder CCi Large Pistol; Treibladung 7,9grain N320; 200grain H&N verkupfertes Blei-Hohlspitz Geschoss, Diameter .452.
Der Schusstest verlief wie folgt:
Je vier Schuss durchs Messgerät zur Ermittlung der V1 und E1 je jeweils verwendeten Patronensorte:
V1 Magtech: 193m/s
E1 Magtech: 301Joule
V1 Wiedergeladen: 181m/s
E1 Wiedergeladen: 213Joule
Entfernung 15mtr.
Je 4 Schuss zum ermitteln des Haltepunktes. Spiegel aufsitzen lassen.
Die Treffgenauigkeit des unteren Laufes des Derringers lag auf 5 tief, während mit dem oberen Lauf die Scheibe nicht getroffen wurde. Haltepunkt auf 15 mtr. mit dem oberen Lauf ca. 1mtr. unterhalb der Scheibe.
Entfernung geändert auf 10mtr.
Je 5 Schuss pro Patronensorte Mitte Scheibe (nur mit dem unteren Lauf).
Auswertung des Derringers Maverick:
- Gewicht und Rückschlagenergie nicht ausgewogen
+ trocken auslösender SA Abzug mit kurzen Weg
+ Starre Visierung mit gutem Kontrast
- Bauartlich bedingte, mäßige Handlage
- Das schnelle Nachladen der Pistole ist gewöhnungsbedürftig
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
Derringer Maverick = 3
Persönliches Fazit:
Die interessanteste Erfahrung in diesem Test war die, dass der obere Lauf der Waffe unglaublich stark von der Treffpunktlage des unteren Laufes abwich. Je nach Entfernung (15-10mtr.) bis zu 100cm.
Ich habe den Schusstest dann auf eine Schussentfernung von 10mtr. verlegt und nur aus dem unteren Lauf geschossen. Das Ergebnis war in diesem Fall hervorragend. Trotz unterschiedlicher Geschossgewichte und Beschaffenheit, gab es keine Unterschiede in der Treffpunktlage (Bild 8).
Das Rückschlagverhalten der Waffe ist mit der verwendeten Magtech Munition ist enorm. Die Waffe ist nur schwer mit der Hand zu kontrollieren. Mit der wiedergeladenen Munition ist der Rückschlag allerdings erträglich.
Der Mündungsfeuerblitz ist auch beachtlich. Mir kam es vor, dass der Feuerball vor der Mündung einen halben Meter Durchmesser hatte.
Es ist durchaus ein Erlebnis mit einem Derringer solcher Größe zu schießen. Der Umstand, dass man nur auf eine kurze Entfernung trifft, ist das Tribut dieser Waffe. Hat man die erste Angst vor der Rückschlagwirkung verloren, die zweifelsohne an der Art der Waffe liegt, so kann man sich durchaus mit einem Derringer anfreunden
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