Nach Beendigung des WKII, gab es die Auflage der Siegermächte, dass in dem Nachkriegsdeutschland keine Waffen mehr produziert werden durften.
Das traf u.a. auch die Firma Walther, die ihren Sitz nach Flucht vor der roten Armee, von Zella-Mehlis nach Ulm verlegt hatte. Während dieser Zeit wurden u.a. die 1931 entwickelte Walther PPK (Polizeipistole Kriminal auch oft als Polizeipistole kurz bezeichnet, da sie etwas kürzer ist als die quasi baugleiche Walther PP) durch die Firma Manurhin (Kurzform von: Manufacture de Machines du Haut-Rhin mit Sitz in Müllhausen, Elsaß) in Lizenz weiterproduziert.
Nach Aufhebung des Verbotes, lief bei Walther Ulm 1949 die Produktion wieder an.
In der Reihe meiner persönlichen Schusstests haben mich diesmal folgende Pistolen begleitet :
- Walther PPK aus der Carl Walther Ulm Fertigung im Kal. 7,65mm
- Walther PPK aus der Manurhin Lizenzfertigung im Kal. 7,65mm
Was war das für eine Waffe, für die sich ein Lizenzbau lohnte, eine Waffe die in zahlreichen James Bond Filmen von 007 geführt wurde, nachdem er sie 1962 in
„ James Bond Jagd Dr. No “ gegen seine Beretta Mod. 1934 (die eigentlich eine Beretta Model 418 in Cal. .25Auto sein sollte, aber nicht zu Verfügung stand) eintauschen musste.
Von außen gleichen sich beide wie Zwillinge. Gewicht, Handlage, Abzugverhalten sowie Sicherung und Verschlussführung, alles gleich. Nur durch einen Zufall fand ich im Verschluss einen kleinen, wenn auch feinen Unterschied (Bild 2). Sicherlich werden noch mehrere kleine Unterschiede auf den zweiten Blick auftauchen….
Bei der Bestempelung der beiden Pistolen wurde Werkseitig sowie vom Beschussamt mit Sorgfalt vorgegangen. Alle Beschriftungen und Beschusszeichen sind sehr gut zu erkennen (Bild 3a+b).
Technische Daten Walther PP Ulm:
Gesamtlänge : 155mm
Lauflänge : 83mm
Kaliber : 7,65mm (.32Auto)
Magazinkapazität : 7 Patronen (+1)
Visierlänge : 112mm
Gewicht : 590gr.
Technische Daten Walther PPK Manurhin:
Gesamtlänge : 155mm
Lauflänge : 83mm
Kaliber : 7,65mm (.32Auto)
Magazinkapazität : 7 Patronen (+1)
Visierlänge : 112mm
Gewicht : 595gr (tja, 5gr. schwerer - mindestens 10 nachgewogen….)
Allgemeine Merkmale:
Beide Pistolen verfügen über die Walther Patensicherung die ein Sichern der fertiggeladenen Waffe mit gespanntem Hahn, ohne Schussauslösung ermöglicht.
Zusätzlich verfügen beide über einen Signalstift über dem Hahn, der anzeigt ob sich eine Patrone im Patronenlager befindet (Bild 4).
Bei beiden Pistolen wird Verschluss ausschließlich über die Magazinmechanik nach dem letzten Schuss gefangen, da sie nur über einen innen liegenden Verschlussfanghebel verfügen.
Die bei den Modellen montierte Visierung lässt ein seitliches verstellen (nur mit Werkzeug) der Kimmenblätter zu, wobei das Korn fest auf dem Verschluss angebracht ist. Es befindet sich bei keiner der Waffen eine Visiermarkierung.
Erwähnenswert sei noch, dass sich die einzelnen Baugruppen der Waffen untereinander austauschen lassen.
Die Leistungsdaten der Patrone 7,65mm (.32Auto):
Hülsenlänge : 17,2mm
Geschossgewicht : 4,75gr (73grn)
Mündungsgeschwindigkeit (Vo) : 270m/s
Energieabgabe (Eo) : 180 J.
Entwickelt : 1897 von J.Browning
Leistungsdaten zum Vergleich die Patronen 9mm kurz / 6,35mm:
Hülsenlänge : 17mm / 15,5mm
Geschossgewicht : 6,0gr (94grn) / 4,6gr (49grn)
Mündungsgeschwindigkeit (Vo) : 305m/s / 310m/s
Energieabgabe (Eo) : 284 J. / 90 J.
Entwickelt : 1900 J.Browning / 1904 UMCC&FN
Folgende, Munition habe ich verwendet :
GeCo Serienmunition mit 73grn Geschoss (Bild 5).
Das Schussprogramm für jede Pistole sah so wie folgt aus:
Entfernung 15 Meter :
- 5 Schuss, Spiegel aufsitzen lassen
- Feststellung der Treffpunktlage
- 5 Schuss nach Haltepunkt
Abschlußscheibe Entfernung 15 Meter :
- je Waffe 5 Schuss
Treffer der Walther mit rot gekennzeichnet, die der Manurhin mit gelb.
Auswertung Walther PPK Ulm (Bild 6) :
+Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen.
+guter, trockener Abzug – Spannabzug etwas schwer
- feine Visierung, die ein schnelles Zielauffassen nicht zulässt
+ Gute Handlage, unterstützt durch die Magazinverlängerung
+ Verschluss beim Fertigladen leichtgängig und sehr gut bedienbar
+ Kein Probleme beim Zuführen/Repetieren mit der Verwendeten Munition
Auswertung Walther PPK Manurhin (Bild 7) :
+Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen.
+guter, trockener Abzug – Spannabzug etwas schwer
- feine Visierung, die ein schnelles Zielauffassen nicht zulässt
+ Gute Handlage, unterstützt durch die Magazinverlängerung
+ Verschluss beim Fertigladen leichtgängig und sehr gut bedienbar
+ Kein Probleme beim Zuführen/Repetieren mit der Verwendeten Munition
Gesamtpunkte von 6 möglichen :
PPK Ulm = 5
PPK Müllhausen = 5
Persönliches Fazit :
Aua - da schießt man sein halbes Leben mit den schweren Jungs, und da kommt so ne´7,65er daher und es tun einem die Hände weh…
Erst hielt ich die Aussage in „James Bond Jagd Dr. No“ von Major Boothroyd : „…mit einer Durchschlagskraft wie ein Ziegelstein durch eine Fensterscheibe…“ für völlig übertrieben. Wie es in Filmen eigentlich auch immer ist.
Aber jetzt muss ich mal zugeben….Power pur!! Ich habe mich dazu hinreißen lassen an diesem Abend noch weitere 80 Schuss nach dem Test zu machen und so hatte meine 629 ausnahmsweise mal das Nachsehen.
Wenn man es nicht weis, kann man die beiden Pistolen am Schussverhalten nicht unterscheiden, und so muss man sich damit zufrieden geben, dass der Herstellername hier nur beeinflussen kann.
Beide Waffen waren in ihrer Bedienung und beim Schießen einfach hervorragend für ihre Klasse. Es gibt, außer an der Visierung (rein subjektiv) nichts an ihnen zu mäkeln. Die Magazine lassen sich sehr gut laden. Die Präzision der Walther war etwas besser. Aber entscheidend war es nicht (Bild 8).
Eine tolle, schon über 70 Jahre alte Konstruktion die ihres Gleichen sucht. Schade, das es für diese Schusswaffe keine, mir bekannte, offiziellen Wettkampfdisziplin gibt. Hatte sie doch ihrer Zeit den gleichen Stellenwert wie heute die H&K´s, Glock`s, Berettas oder Colts.
Einen eindeutigen Sieger gab es diesmal nicht. Worüber ich zwar verwundert aber nicht enttäuscht bin.
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