ich bin froh, dass unser Forum wieder online ist. Damit dieses Jahr einen guten Anfang hat, stelle ich das „Review“ einer Pistole für euch ein, die mich in Erstaunen versetzt und vor unlösbare Rätsel gestellt hat.
Leider muss ich den Schusstest der Waffe nachreichen, da ein Schießen auf unserem Stand bisher auf unbestimmte Zeit nicht erlaubt ist.
Ich hoffe aber trotzdem, dass euch die kleine Geschichte, die sich dahinter verbirgt, gefällt.
Ich kann auch länger……..
Viele von Euch sind im Besitz von Walther Pistolen, sei es die klassische P38, die PP oder PPK`s oder Modelle aus neuerer Zeit. Auch ich bin in Besitz von vielen Walther Pistolen. Ich kann sagen, dass ich bei meinen Tests niemals von diesen Waffen enttäuscht wurde. Wie ich nun zu einer weiteren, interessanten, Walther Pistole gekommen bin trug sich wie folgt zu:
Es war an einem heißen Sommertag vor zwei Jahren als ich, während der Reinigung meines Quads, ein eigenartiges sssssuuuuurrrrr und dann den vertrauten klang meiner Türklingel vernahm.
Mein Nachbar und alter Schützenkamerad Hans stand mit seinem E-Mobil, welches ihm in seinem hohen Alter von 94 Jahren "eingeschränkte" Mobilität verlieh, auf meiner Auffahrt.
"Ich wollte nur sehen ob du zuhause bist" rief er mir zu. "Ich komme gleich wieder"..... sssssssssuuurrrrrrrrr........ und Hans verschwand wieder.
Wenig später tauchte er mit dem mir inzwischen bekanntem ssssssssuuuurrrrr und eine Plastiktüte auf dem Schoß liegend wieder auf. Ich öffnete das Tor und er surrte rein. „Man" sagte er,"so´n Ding wollte ich auch schon immer haben" und schaute anerkennend in Richtung meines Quads. "Bei meinem letzten Canada – Urlaub habe ich solche Fahrzeuge zum ersten mal gesehen."
„Ich tausche aber nicht Hans“ sagte ich und lachte. Er lächelte und sagte im gleichen Atemzug das er es wohl nicht mehr lange mache und er wolle mir eine Waffe zeigen mit der Bitte ihm diese Abzunehmen um seine Erben damit nicht zu belasten.
Hans wickelte aus seiner Aldi-Tüte ein schwarze Kunststoffbox mit der Aufschrift Walther PP/PPK aus. "Hab ich schon" sagte ich. „Warts doch erst mal ab“ sagte Hans. Ich will an dieser Stelle nicht verschweigen schon öfter Überraschungen erlebt zu haben, wenn schwarze Kunststoffboxen geöffnet wurden.
Hans klipste etwas unbeholfen die Verschlüsse der Box auf, öffnete sie und hielt mir die Dose unter die Nase (Er war im WKII Fallschirmjäger gewesen und hatte seine forsche Art nie richtig ablegen können). „Na?!!“ sagte er. Ich musste zweimal hinschauen bevor ich merkte das ich glaubte nicht richtig zu sehen. „Brille“ sagte ich zu Hans.... bebrillt sah ich dann erstaunliches......
Bei meinen persönlichen Schusstest begleitete mich diesmal meine (neue) Pistole:
- Walther PPK/S, Kaliber 7,65mm, Beschussdatum 1989 mit Wechsellauf Kal. 7,65mm (Bild 1).
Die Waffe lag komplett mit zwei Anschußscheiben, 3 Magazinen, Gebrauchsanweisung und Reinigungsstab in ihrer schwarzen Walther Box und sie befand sich in einem TOP-Zustand (Bild 2).
Die Walther PPK/S (S = Sport) wurde hauptsächlich für den amerikanischen Markt gebaut.
Diese Modellvariante gibt es seit 1968. Aufgrund von damals geltenden Gesetzen mussten Sportwaffen, die in die USA exportiert werden sollten, ein definiertes Minimalmaß haben.
Dieses wurde für das PPK/S Modell gelöst, indem die Fa. Walther das Griffstück der Walther PP mit dem Verschluss der Walther PPK kombinierte. In der Regel wurde sie für das Kaliber 9mm kurz (.380 Auto) eingerichtet (Bild 3).
In meinem Fall war es aber das Kaliber 7,65mm. Ferner war diese Waffe mit zwei Läufen ausgestattet. Die Lauflängen entsprechen einmal dem der PPK (83mm) und dem der PP (98mm).
Zerlegt man die PPK/S, die PP und die PPK in ihre Baugruppen, so ist es schwierig zu erkennen wo die eigentlichen Unterschiede liegen (Bild 4).
Ich habe es auch nicht geschafft herauszufinden in welchem Zusammenhang die Läufe der Waffe zugeordnet wurden. Aber es sind nun mal 2 Läufe vorhanden und jeder mit einer eigenen Anschußscheibe.
Der längere Lauf wurde auf 25mtr eingeschossen und der kürzere Lauf auf 15mtr. Entfernung. Die Unterscheidung der Anschußscheiben findet sich auf deren Beschriftung. Die 15mtr. Scheibe ist mit der Seriennummer der Waffe ohne „S“ beschriftet, die 25mtr. Scheibe mit der Seriennummer und dem „S“ mit dem auch die Seriennummer der Waffe endet (Bild 5).
Die US-PPK/S Lieferungen aus Deutschland waren nur mit dem Standardlauf versehen. Seit 1980 wird die PPK/S u.a. von der Ranger Mfg Co,Inc in Gadsen, Alabama für Interarms in Lizenz hergestellt (Bild 6).
Beide Läufe besitzen ein Patronenlager und eine Zuführungsrampe. Die Läufe werden in die am Griffrahmen integrierte Aufnahme gesteckt und mit einem Splint fixiert. Es befindet sich weder eine Kaliberangabe noch eine Waffennummer auf den Läufen. Lediglich nur das normal oder Nitro Beschusszeichen ist vorhanden. Für den Umbau der Läufe wird ein passender Dorn und ein Hammer benötigt.
Die längere Lauflänge des PP Laufes ragt vorn aus dem PPK Verschluss heraus.
Leider ist es mir nicht gelungen mit meinen Mitteln den Lauf zu tauschen. Ich habe zwar den Splint entfernen können, aber nicht den Lauf. Einer meiner Vorbesitzer hat es wohl schon probiert, allerdings wohl erfolglos und nicht ohne Blessuren an der Waffe.... (Bild 7).
Ich hatte kurzfristig mit dem Gedanken gespielt, dass ich aus meiner PP und PPK eine pseudo PPK/S Konstruieren könnte. Vielleicht gehen da die Läufe ja besser heraus. Aber dann sah ich wieder die Blessuren an der PPK/S und hab den Gedanken schnell wieder verworfen.
Der erstaunlich gute Zustand der Waffe lässt die Vermutung zu das sie, außer des Beschusses, kaum oder gar nicht verwendet wurde. Auf alle Fälle ist es ein interessantes Stück.
Die technischen Daten der Walther PPK/S:
Länge LL 83mm : 15,2cm
Länge LL 98mm : 17cm
Höhe : 11,8cm
Breite : 3,0cm
Gewicht ungeladen LL 83 : 610gr. (errechnet)
Gewicht geladen (8+1) : 682gr. (errechnet)
Gewicht ungeladen LL 98 : 650gr.
Gewicht geladen (8+1) : 722gr.
Magazinkapazität : 8 Patronen 7,65mm
Visier : Kimme & Korn nicht verstellbar.
Persönliches Fazit:
Hält man die PPK/S in der Hand, so fällt einem gleich etwas ganz besonderes auf:
Es fehlt gänzlich das James Bond feeling welches sich bei der Walther PPK sofort nach dem aufnehmen der Waffe einstellt und mich deshalb auch immer wieder verführt nach öffnen meines Safes die PPK kurz mal in die Hand zu nehmen.
Und komischer weise stellt sich o.g. auch nicht ein, wenn man die Manurhin PPK in der Hand hält… (Ich glaube das liegt in diesem Fall an den Griffschalen).
Es ist erstaunlich. Ich denke das es nicht an dem aus dem Verschluss herausragenden Laufende liegt, sondern das Geheimnis im Griffstück in Kombination mit dem Verschluss liegt. Optik und Haptik, wenn auch eher wohl ein Zufall, zeichnen die PPK aus (Bild 8).
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