Kein Loser und eine Sache über die ich mich jeden Tag freue, ist der „English Empire“ Revolver, der dem nachfolgenden Test gegenüberstand.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal der Revolver:
Webley & Scott Mark IV-38, Kaliber .38 Smith & Wesson, Geführt von der HONKONG Police (HKP), Baujahr ca. 1942 (Bestimmt nach Waffennummer).
Wie ich schon in meinen Threads Kein Hahn im Panzer erwünscht und Ich war der mit dem Hahn im Korb... berichtete, ist bei mir eine Begeisterung für diese klassischen, englischen Kipplaufrevolver erweckt worden.
Die getesteten Enfield Revolver waren ja nun mal das „House“- Plagiat der Webley & Scott`s. Oftmals sieht man Verkaufsanzeigen, wo Enfield Revolver als Webley´s angeboten werden. Vermutlich ist das auf die fast exakte Nachbauweise zurück zu führen. Denn bei uns hat sich im Laufe der Jahrzehnte wohl das Bild des klassischen Webley´s eingeprägt und wir sehen dann nur, was wir erwarten…..(Bild 1).
Nun galt es zu vergleichen, wie sehr sich das Plagiat von seiner Muse unterscheidet. Aussehen, Mechanismus, Visierung und Griffgestaltung weisen auf den ersten Blick keine Unterschiede auf.
Technische Daten:
Kaliber: .38 Smith & Wesson
Lauflänge: 100 mm
Gewicht: 890gr.
Waffenlänge: 240 mm
Waffenhöhe: 135 mm
Waffenbreite: 35 mm
Trommelkapazität: 6 Patronen
Auch die Tatsache, dass dieser Revolver von der Honkong Police geführt wurde, zeigt keine auffälligen Besonderheiten an diesem Webley MK IV.
Was natürlich von Anfang an auffällig war, sind die unglaublich sauber ausgeführten Bestempellungen des Revolvers. Vergleicht man das mit den „War“ und „post War“ Enfield Ausführungen, dann ist es wirklich eine rechte Augenweide.
Begonnen mit den Beschusszeichen, die wie an der Schnur gezogen am der linken, vorderen Rahmenseite prangen flankiert auf der rechten Rahmenseite vom heroisch wirkenden Firmenlogo Webley & Scotts, sowie die Modelbezeichnung und klarer Angabe des Herstellungslandes an der linken und rechten Rahmenbrückenseite wird der Deckel mit sauber gesetzten Lettern des Fabrikanten und seines Firmensitzes zugemacht (Bild 2 A-E).
Ist diese Sorgfalt aber auch reflektierbar auf Verarbeitung und Präzision des Revolvers?
Nach wie vor ist das grobschlächtig wirkende Kimme am Öffnerhebel für die Abkippvorrichtung angebracht. Hier zeigt sich nur reine Funktionalität, Design liegt da klar im Hintergrund.
Aber, Abzug sowie hinterer und vorderer Griffrahmen sind mit „Straps“ zum besseren Grip versehen. Das ist schon mal die erste Schwelle zum Einstieg in die „Oldie-upperclass“ (Bild 3 a-d).
Öffnet man die Waffe, indem man den Öffnerhebel nach unten Drückt, wird der obere Rahmenbrückenteil freigesetzt und Lauf und Trommel können abgekippt werden. Mit dem Abkippen des Laufes wird sofort der Hülsenauswurfmechanismus in Gang gesetzt, indem sich der Ausstoßerstern anhebt (Bild 4 a-d).
Ist der Revolver geladen, so wird aufgrund des noch vorhandenen Geschosses bei der nicht verschossenen Patrone nur die Hülse (Hülsen) der verschossenen Patronen ausgeworfen (Bild 4 e).
Um den Schützen vor einem unbeabsichtigten Schuss zu bewaren (z.B. durch herunterstürzen des Revolvers), befindet sich der Hahn in seiner Ruhestellung in einer Art Sicherheitsrast. Diese hält den Hahn, der im Gegensatz zum Enfield einen beweglichen Schlagbolzen hat (ähnlich der S&W Revolver), etwa 5mm vom Rahmen entfernt. Erst wenn der Abzug betätigt wird, schlägt der Schlagbolzen durch bis auf das Zündhütchen der Patrone (Bild 5 a+b).
Ganz bemerkenswert ist der kurze und unheimlich weiche Abzugsweg im Double Action (DA) Modus. Man führt den Abzug quasi nur rund 12mm nach hinten und der Schuss bricht. Es wird sich zeigen, wie wertvoll sich diese Eigenschaft beim Schießen unter Zeitbegrenzung ist (Bild 6).
Der Griff des Webley´s weist im Vergleich zum Enfield keine Daumenauflage auf. Fässt sich aber gut. Geziert durch einen styllischen Schriftzug und einer Raute um die Befestigungsschraube (Bei S&W auch DIAMOND genannt) wartet er im satten schwarz auf die Hand seines Bedieners (Bild 7).
Die für den Schusstest von mir verwendete Munition:
Wiedergeladene Patrone, Hülse STARLINE, Zündhütchen Sellier & Bellot SP, Geschoss H&N HP .357/158grain, Treibladung N 320 4,2grain (Bild 8).
Bild Nr. 8 zeigt neben der wiedergeladenen Patrone zum Vergleich noch mal eine Handelsübliche .38 S&W und eine .38 S&W Special jeweils mit Bleigeschoss.
Das Schussprogramm für den Revolver sah so wie folgt aus:
Entfernung 1 Meter:
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Durchschnitts Vo + Eo.
Vo 251 m/s Eo 323 Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Feststellung der Treffpunktlage
- 6 Tief (Spiegel aufsitzen lassen)
Entfernung 15mtr.
Stehend, Freihand
- 10 Schuss nach Treffpunktlage.
Entfernung 15mtr.
Zeitbegrenzung
- 1 x 5 Schuss in 10 Sekunden auf die Duellscheibe SA-Modus
- 1 x 5 Schuss in 10 Sekunden auf die Duellscheibe DA-Modus
Auswertung des Webley Mark IV Revolvers:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
- Betonharter Single Action Abuzg
+ gutes, kontrastreiches Visier
+ gute Handlage, trotz der etwas rutschigen Griffschalen
+ Laden und Entladen der Trommel einfach traumhaft…
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
Webley & Scott Mark IV = 5
Persönliches Fazit:
Der Umstand des Aufdruckes HKP mit einer Nummer, macht den Revolver noch mal um einiges interessanter. Seine Gebrauchsspuren (z.B. am Öffnerhebel) weisen darauf hin, dass dieser Revolver sein Dasein nicht irgendwo in einer Waffenkammer in Asien gefristet hat. Man kann allerdings auch davon ausgehen, dass so ziemlich jeder Webley & Scott Revolver seine eigene spannende Geschichte hat.
Beim Schießen hat der Webley keine großen Unterschiede zu den Enfield´s gezeigt. Bedienung, Visierung sowie das Laden und Entladen der Trommel waren „quasi“ vertraut.
Sein recht zögerlich auslösender SA Abzug schlägt sich allerdings doch auf seine Präzision nieder. Im großen und ganzen hat der Webley sich allgemein bei der Präzision zurückgehalten. Lediglich beim Schießen unter Zeitbegrenzung hat er im DA-Modus das gehalten, was er schon beim trocken Abziehen versprochen hat (Bild 9).
Letztendlich aber kann man nur zu einem Schluß bei diesem Webley kommen:
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