Sie löste das bis dahin vorhandene Model 29M, welches ebenfalls von Rudolf Frommer entwickelt wurde, als Dienstwaffe ab (Bild2).
Basierend auf dem Vorgängermodel sollte diese Pistole in einer wesentlich größeren Menge, schnellstmöglich und kostengünstig hergestellt werden. Oftmals kam bei diesen Produktionsvorgaben unter dem Strich etwas ganz anderes als erwartet heraus.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal die Pistole:
Fémáru Fegyver és Gépgyár RT 37 M (Femaru 37M) Kaliber 9mm kurz, Baujahr 1937/38
Die Wehrmacht war angetan von dieser Pistole und forderte eine modifizierte Version für ihre Truppen bei den Ungarn an. Geändert auf das Kaliber 7,65mm Browning und mit einer zusätzlichen, manuellen Sicherung an der linken Verschlussseite wurden rund 80000 Waffen ausgeliefert. Die unterschiedlichen Codierungen waren : jhv 41 und jhv 43 in insgesamt 3 Variationen.
Technische Daten:
Lauflänge: 110mm
Kaliber: 9mm kurz
Magazinkapazität: 7 Patronen
Gesamtlänge: 187mm
Gesamthöhe: 110mm (ohne Magazin)
Gesamtbreite: 28mm
Gewicht: 770gr.
Die etwas zierlich wirkende Pistole mit Masseverschluss birgt einige interessante technische Features in sich. Unter anderem verfügt sie über eine Handballensicherung, die durch das Spannen des Hahns aktiviert wird und erst nach dem eindrücken durch die Schusshand den Abzug frei gibt (Bild 3 a+b).
Schaut man sich die Mündung der Pistole an, so ist man im ersten Moment etwas überrascht. Eine linksseitige Fräsung im Mündungsbereich führt eine am Lauf befindliche Nocke. Die Fräsung setzt sich innerhalb des Verschlusses bis auf Höhe des Auswurffensters fort. In Kauf genommen wurde bei dieser Art der Konstruktion die erhebliche Verjüngung der Wandstärke auf der linken Verschlussseite (Bild 4 a-c).
Der sehr tiefliegende Schlagbolzen und der kleine Hahn wirken im ersten Moment etwas eigenartig, da dadurch der Verschluss sehr hoch erscheint. Hier hat man wohl bewusst etwas Masse gewinnen wollen, ebenso wie bei dem massiv ausgeformten Verschlussfederführungsgehäuse (Bild 5 a+b).
Zum zerlegen der 37M wird der Verschluss, der über zwei auf der linken Verschlussseite liegende Nuten verfügt, mit dem Verschlussfanghebel in die zweite Nut eingehakt. Die erste Nut dient dem ganz normalen, über den Magazinboden gesteuerten, Verschlussfang.
Der nun aus dem Verschluss herausragende Lauf wird an seiner Nocke um ca. 120 Grad nach rechts gedreht. Dadurch wird der Lauf aus seiner Verankerung im Griffstück herausgeführt (Bild 6).
Jetzt kann der Verschluss wieder ausgehakt werden und mitsamt des Laufes, Verschlussfeder und Führungsstange vom Griffstück geschoben werden.
Dann den Lauf mit seiner Rahmenverankerung durch die innenliegende Fräsung aus dem Verschluss gezogen, noch den Verschlussfanghebel aus dem Rahmen genommen – fertig.
Die Einzelteile bestehen aus dem Verschluss, dem Lauf, dem Griffstück, der Verschlussfeder und Verschlussfederführungsstange sowie dem Magazin (Bild 7 a).
Interessant ist, dass die Femaru zwar nach dem Masseverschlussprinzip funktioniert, aber keinen starren Lauf, der fest mit dem Griffstück verbunden ist, besitzt (Bild 7b).
Am Magazinschacht der Waffe befindet sich neben der Magazinhaltung noch eine Fangschnuröse, wie sie bei damaligen Ordonanzpistolen wohl üblich war. Das 7 Patronen fassende Magazin verfügt über einen großen Bogen am Magazinboden, der die Handlage verbessern und das Griffstück verlängern soll (Bild 8).
Nimmt man die Pistole in die Hand, so rutscht sie leicht nach vorn. Die Griffverlängerung durch den Magazinboden verhindert das nicht sonderlich. Es wird sich im Schusstest zeigen müssen, ob sich das beim Präzisions- oder Zeitbegrenzungsschuss nachteilig auswirkt.
Eine Wiederaufnahme der Produktion der zu seiner Zeit sehr populären Femaru 37M schlug allerdings fehl. Zu weit war die Entwicklung von modernen Pistolen fortgeschritten um mit diesem Model in seiner Ursprungsversion Anschluss zu halten. FEG beschloss einen Kurswechsel und stellte, der Entwicklung angepasst, bis weit in das 20. Jahrhundert sehr gute Pistolen her.
Mit meinem Schusstest will ich prüfen warum die Femaru 37M damals, in ihrer Grundversion, Einzug in die Ungarische Armee gefunden hat und weshalb die Wehrmacht ein so großes Interesse an dieser Waffe gefunden hatte. Außerdem könnte interessant werden, wie sich die Gewichtsverlagerung durch den linkseitig stark verjüngten Verschluss, beim Schuss auswirkt.
Für den Schusstest verwendete Munition:
Geco, 9mm kurz, 95grain (6,15gr.) Vollmantel Geschoss
Das Schussprogramm für die Pistole sah so wie folgt aus:
Entfernung 1 Meter:
5 Schuss durch`s Geschwindigkeitsmessgerät zur Ermittlung der Durchschnitts Vo + Eo.
Vo 210 m/s Eo 136 Joule
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zur Feststellung der Treffpunktlage
- 6 Tief links (Spiegel aufsitzen lassen)
Entfernung 15mtr.
Stehend, Freihand
- 10 Schuss nach Treffpunktlage.
Entfernung 15mtr.
Zeitbegrenzung
- 2 x 5 Schuss in 10 Sekunden auf die Duellscheibe.
Auswertung Pistole Model Femaru 37M:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ sehr leichtgängiger, trockener SA Abzug
- zu feines, schlecht nachführbares Visier
- rutschige Handlage
+ Laden des Magazins bei ganzer Kapazität leichtgängig
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
Femaru 37 M = 4
Persönliches Fazit:
Der Fun Factor bei dieser Pistole ist hoch. Doch das war wohl sicherlich nicht das Auswahlkriterium zur Ordonanzpistole.
Eine von mir erwartete „Unwucht“ aufgrund der Verschlusskonstruktion konnte ich nicht feststellen. Das Visier ist unglaublich fein und es ist beim Präzisionsschuss sehr schwer im Ziel zu halten. Dadurch ist auch die Präzision nicht so berauschend. In der Zeitbegrenzung ändert sich das ein wenig (Bild 9).
Dennoch muss man die Pistole nach dem Schuss wieder in der Handlage korrigieren, da sie aufgrund der Griffschalen immer wieder Kopflastig aus der Hand rutscht.
Das Fertigladen der Waffe geht reibungslos. Allerdings muss man den Verschluss sorgfältig bis an den hinteren Anschlag zurückziehen, ansonsten wird keine Patrone zugeführt.
Durch ihre kompakte Bauweise wirkt die Femaru 37M eher wie eine Taschenpistole. Sie lässt sich aber gut bedienen. Ein kleines Manko ist die Zerlegerast. Muss man während des Schießens mit der Pistole diese manuell in den Verschlussfang bringen, sollte man darauf achten, dass man sie nicht in die Zerlegerast geführt hat. Ansonsten gibt es beim erneuten schließen der Waffe eventuell eine „tolle“ Überraschung.
Unter dem Strich ist diesem Falle nicht etwas anderes als erwartet herausgekommen. Was letztendlich die Wehrmacht dazu brachte sie modifiziert zu ordern bleibt mir verschlossen. Führig ist sie, kompakt ist sie und schießen tut sich auch…. o.k. was will man mehr (Bild 10).
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