Am No. 1 Mk. III (Foto 1 und 2) befinden sich einige klassische Elemente, die noch von den Langgewehren (http://waffen-welt.de/showthread.php?t=1388) übernommen wurden, sowie gegenüber den Langgewehren eine Neuerung. Die Neuerung ist die seitenverstellbare Kimme (Foto 3), die es dem Schützen ermöglichte, die Visierung gegebenenfalls problemlos auch den Windverhältnissen anzupassen. Die Verstellung erfolgt über das Rad an der rechten Seite. Ein solcher Luxus fehlte bei fast allen Vorgängermodellen.
Von den Langgewehren übernommen wurden die Magazinsperre (Foto 4) und das Weitschussvisier (Foto 5 und 6).
Mit der Magazinsperre begegneten die Briten seinerzeit grundsätzlichen Bedenken gegen die Einführung von Repetiergewehren. Konservative Kreise der Militärführung gingen davon aus, daß ein Repetiergewehr den Schützen wegen des einfacheren Ladevorganges zum schnelleren Verfeuern der Munition verleitet. Die Briten sahen in dem Magazin dagegen lediglich eine Reserve für den Notfall. Das Gewehr sollte über die Magazinsperre möglichst nur als Einzellader benutzt werden und nur um Notfall sollte das Magazin –möglichst sogar erst auf Kommando- freigeschaltet werden. Taktisch steckt dahinter noch der Gedanke an die lange Schützenreihe aus der Zeit der Vorderlader. Letzteres steckt auch hinter dem Weitschussvisier für Entfernungen über 2.000 Meter. Niemand war so dämlich, daran zu glauben, daß ein Einzelschütze damit auf größere Entfernungen tatsächlich etwas treffen würde. Im Salvenfeuer erwies sich die Vorrichtung dagegen –etwa bei der Schlacht von Omdurman 1898- als äußerst effektiv.
Diese „Gimmicks“, die seit 1888 an nahezu jedem neuen britischen Infanteriegewehr zu finden waren, hatten einen Haken: Sie verteuerten und verlangsamten die Produktion der Gewehre ungemein – und genau das konnten und wollten sich die Briten während des ersten Weltkrieges nicht mehr leisten. Als man 1915 an einer Produktionsvereinfachung arbeitete, gerieten auch diese Dinge auf den Prüfstand:
Die Magazinsperre kam dabei als erstes unter die Räder. Zweifel an ihrer Sinnhaftigkeit bestanden seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Zeitweise war sie sogar schon fast abgeschafft. Vom Enfield P. 1903 (http://waffen-welt.de/showthread.php?t=2837) wurden in der Anfangszeit nämlich nur Gewehre damit ausgestattet, die für den Einsatz in der Marine vorgesehen waren.
Das Weitschussvisier erwies sich in den Grabenkriegen auch ebenfalls als entbehrlich.
Am längsten stritten die Briten über die seitenverstellbare Kimme, die unbestreitbar Vorteile hatte. Auf der anderen Seite nutze sie eigentlich nur einem gut ausgebildeten Schützen wirklich etwas und dafür waren die Ausbildungszeiten in der Kriegsphase schlicht und ergreifend zu kurz.
Am 2. Januar 1916 wurde deshalb beschlossen, das Gewehr künftig ohne Magazinabschaltung, Weitschussvisier und seitenverstellbarer Kimme zu fertigen. Für die auf dieser Basis produzierten Waffen wurde der bisherigen Typenbezeichnung dann ein * beigefügt.
Da wir es mit den Briten zu tun haben, wäre es zu einfach, wenn die Geschichte jetzt zu Ende wäre. Dabei gibt es im wesentlichen zwei Problemgruppen:
1) Man findet gelegentlich bereits 1915 hergestellte No. 1 Mk. III* aus Fertigung der Birmingham Small Arms Company (BSAC), die aber noch als No. 1 Mk. III bestempelt sind. Das ist kein Witz. Obwohl 1915 die Debatte um die seitenverstellbare Kimme noch andauerte, fertigte die BSAC bereits die ersten Waffen nach komplett neuem Baumuster – im Vertrauen auf Gott und die Einsicht der Abnahmeoffiziere. Daß die Gewehre noch als Mk. III bestempelt sind, liegt daran, daß die Typenbezeichnung noch offen war. Und das hängt mit der nächsten Problemgruppe zusammen.
2) Es wurden auch ab dem 2. Januar 1916 bis 1940 nämlich auch noch Gewehre des Typs No. 1 Mk. III gefertigt – allerdings in geändertem Standard. Man sollte nun meinen, daß die Gewehre über eine seitenverstellbare Kimme verfügen, da darüber am längsten gestritten wurde. Aber wir haben es 1. mit Militärs und 2. mit Briten zu tun. Die Gewehre verfügen, über das, was bei den ersten Diskussionen als am ehesten entbehrlich angesehen wurde – die Magazinabschaltung. Und wieder haben hier treu sorgende Menschen an die arme Marine mit ihrem völlig unzureichenden Waffentraining gedacht.
Faktisch ist nahezu jedes zwischen 1919 und 1940 hergestellte Gewehr zumindest mit dem Schlitz zur Aufnahme einer Magazinsperre gebaut worden. Ob die dann auch tatsächlich eingebaut wurde, steht auf einem anderen Blatt und auf dem Gewehr: Wo sie ab Werk fehlte, ist beim Herstellerstempel bei der Typenbezeichnung nämlich der * angehängt worden. Und wo man den * durchgestrichen vorfindet, wurde wieder eine Magazinsperre eingebaut.
Und damit einem auch das nicht zu einfach vorkommt: In der Grundlage stimmt das so auch für Waffen aus indischer und australischer Fertigung – in den Details gibt es da aber weitere Besonderheiten, die jetzt hier den Rahmen sprengen würden. Daher folgen die zu einem späteren Zeitpunkt.
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