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Waffe der Woche - Trainingsgewehr No. 2 Mk. IV* (Grundmodell)

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    Waffe der Woche - Trainingsgewehr No. 2 Mk. IV* (Grundmodell)

    Auf den ersten Blick kommt das Trainingsgewehr No. 2 Mk. IV relativ unspektakulär einher – es wirkt völlig zu Recht wie ein normaler No. 1 Mk. III, dessen Kleinkaliber-Trainingsversion es ist. Die Überschrift lässt jedoch erahnen, daß es –wie immer- bei den Briten doch nicht ganz so einfach ist. Deshalb habe ich die Vorstellung auf mehrere Teile ausgelegt, um die Übersichtlichkeit zu erhalten.

    Die britischen Streitkräfte gehörten bereits um 1850 zu den ersten Armeen der Welt, die ihren Soldaten regelmäßiges Schießtraining verordnete. Und das in der Vorderladerzeit nicht etwa mit dem Ziel, den Ladevorgang zu beschleunigen – Hauptziel war nach der Einführung des Vorderladers mit Minie-Geschoß tatsächlich die Steigerung der Präzision. Hierfür wurde sogar extra eine Schützenschule gegründet, um die entsprechenden Ausbilder heranzuziehen.

    Spätestens mit der Erweiterung des Gefechtsfeldes durch die Einführung des rauchlosen Pulvers (1895) stieß dieses Training auf unerwartete Grenzen. Das hügelige und zerteilte Land bot nur wenige Flächen für geeignete Schießplätze. Eine adäquate Schützenausbildung mit den neuen Dienstgewehren für die gesamten Streitkräfte war so nicht möglich. Lediglich für die in Übersee stationierten Streitkräfte sah dies anders aus.

    Das Problem war bereits mit der Einführung des Martini-Henry-Gewehrs (1871) absehbar geworden. Fortschrittliche Kreise in der Militärführung suchten die Lösung deshalb in Einstecksystemen für Kleinkaliberpatronen. Für das Schießtraining wurden Kleinkaliberläufe in die Originalwaffen eingesetzt, so daß der Gebrauch der Dienstwaffe mit einer kleineren Patrone erlernt werden konnte. Dabei zeichneten sich zwei Probleme ab. Durch das Einsetzen des Einstecklaufes befürchtete man, daß die Züge des Laufs beschädigt werden könnten. Zudem war eine erhöhte Rostbildung an den Originalläufen zu beobachten. Das Schießtraining mit diesen Einstecksystemen wurde deshalb gegenüber den ursprünglichen Vorgaben massiv reduziert – lag aber immer noch über den 20 Übungsschüssen, die die US-Streitkräfte ihren Soldaten ab 1880 pro Jahr zubilligten (und auch das war gegenüber manch anderer Armee fortschrittlich).

    Das sich daraus ergebende Ausbildungsdefizit machte sich während des zweiten Burenkrieges (1899-1902) massiv bemerkbar und fiel dort dem Schöpfer von Sherlock Holmes, Sir Arthur Conan Doyle, auf, der seine Berühmtheit nun zur Verbesserung der Situation nutzte. Conan Doyle gründete eine ganze Reihe von Schützenvereinen für das Militär, in denen das Kleinkaliberschießen regelmäßig trainiert wurde. Zu Beginn wurden alte Martini-Henry-Gewehre von der Firma Greener auf das gerade einwickelte Kaliber .22 lfb umgebaut. Die neue Patrone war gegenüber früheren Kleinkaliberpatronen damals schon preiswert und weckte so auch das Interesse des Militärs. In einer nächsten Stufe begann man ausgemusterte lange Lee-Gewehre, auf diese Patrone umzurüsten. In einer nächsten Stufe wurden die Gewehre dann auf das Maß des No. 1 Mk. III gekürzt und mit dessen Visierung versehen.

    Während des Ersten Weltkrieges begannen die Briten dann sogar mit dem Umbau von ausgemusterten No. 1 Mk. III zu Kleinkaliberwaffen. Diese Entwicklung endete nach dem Krieg mit der Einführung des No.2 Mk. IV* – und das ist nach langer Vorrede das eigentliche Thema.

    Daß das Gewehr aus einem herkömmlichen No. 1 Mk. III umgebaut ist, erklärt zunächst, daß beide Gewehre optisch kaum zu unterscheiden sind. Selbst die Visiereinteilung blieb unverändert, was von heutigen Schützen etwas Experimentierfreude erfordert bis man den ersten Treffer landet.
    Der einzige Punkt, an dem man beide Waffen äußerlich sicher unterscheiden kann, ist bedingt durch das unterschiedliche Kaliber der Läufe die Mündung. Für die Randpatrone .22 lfb. musste zwar auch der Verschlusskopf verändert werden, doch der ist nicht bei jeder Waffe so schön beschriftet wie bei dieser. Diese Änderung ist daher häufig erst auf de zweiten Blick erkennbar. Für die Randfeuerpatrone wurde das Zündloch aus der Mitte heraus versetzt. Dadurch kann der Originalschlagbolzen nicht mehr genutzt werden. In den Verschlusskopf wird deshalb ein neuer Schlagbolzen eingesetzt (dessen Federung es hier nicht auf das Foto schafft hat), der durch den verkürzten Originalschlagbolzen ausgelöst wird. Der Verschlusskopf der Kleinkaliberausführung hat darüber hinaus eine verlängerte Auszieherkralle. Das Gewehr ist in dieser Form nur als Einzellader nutzbar, wobei die Patrone von Hand in das Patronenlager gesteckt werden muß.

    So viel zur Grundlage. Und jetzt zu dem Punkt, der bereits das Grundmodell zu einem eigenständigen Sammelgebiet macht:

    In seiner ersten Ausführung, die bereits 1916 eingeführt wurde, hieß das Gewehr noch „Rifle, Short, .22-inch, RF Patt. 14 No. 2“. Kennzeichen dieser Waffen war, daß der Originallauf aufgebohrt wurde und dann ein Futterlauf eingesetzt wurde. Auch beim Verschlusskopf handelt es sich um das Großkaliberteil, entsprechend abgeändert wurde. Der Magazinkasten wurde bei diesen Waffen noch vollständig entfernt. Wenn die Patrone abgeschossen war und der Verschluß geöffnet wurde, fiel die leere Hülse durch den Magazinschacht auf den Boden. Der Umbau der Waffen wurde von der Firma A.J. Parker vorgenommen, deren Stempel unter der früheren Herstellerbezeichnung angebracht ist.

    1921 folgte das Gewehr mit der Typenbezeichnung „Rifle, Short, .22-inch, RF Mk. IV“. Bei diesen Waffen sind Läufe und Verschlüsse sind Läufe und Verschlüsse vollständige Neufertigungen. Der Magazinschacht ist immer noch leer. Hergestellt wurden diese Waffen wiederum von der Firma A.J. Parker, aber auch von der staatlichen Waffenfabrik in Enfield und der Birmingham Small Arms Company.

    1925 folgte die Ausführung „Rifle, Short, .22-inch, RF Mk. IV*“. Der Unterschied zu beiden Vorläufermodellen besteht darin, daß jetzt ein leeres Magazingehäuse eingesetzt wurde. Das ewige Aufsammeln der abgeschossenen Hülsen störte den Ausbildungsablauf. Alle vorher hergestellten Gewehre der früheren Typen wurden entsprechend nachgerüstet.

    1926 wurden die Gewehre schließlich in die heute gängige Bezeichnung Gewehr No. 2 Mk. IV* umbenannt.

    Aufgrund der unterschiedlichen Hersteller und Herstellungszeiträume gibt es bei den Briten die wildesten Typenbestempelungen. Fast immer erhalten ist die Ausgangsbestempelung mit Hersteller und Herstellungsjahr. Bei manchen Gewehren ist auch noch die ursprüngliche Typenbezeichnung zu finden – dann findet man den Hinweis auf die Kaliberänderung meist auf der rechten Systemwand. Bei deren ist die Typenbezeichnung geändert. Soweit der Umbau durch die Firma A.J. Parker erfolgte, findet sich deren Stempel häufig auf dem Lauf oder dem Hülenkopf.

    Und damit niemand glaubt, es sei einfach: Es gibt von diesem Gewehren noch australische, indische, kanadische und neuseeländische Abarten. Und auch der Möglichkeit, daraus einen Mehrlader zu machen, wollen wir uns noch widmen.
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    Zuletzt geändert von Melanie_Daniels; 20.02.2012, 18:28.

    #2
    Danke Mel, freu mich schon auf Teil 2 *hechel*

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