Ein weiterer UHR von Rossi musste her. Eine klassische Winchester 1892 Replik, runder Lauf, rundes Magazinrohr, leicht, schlank und führig. Möglichst im Kaliber .44 Magnum, da ich schon verschiedene UHR´s in den Kurzwaffenkalibern .38 S&W Special, .45 Long Colt, .44-40 Win, .357 Magnum besitze.
Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal der UHR:
Rossi, Model 92, Unterhebelrepetierer, Kaliber .44 Remington Magnum, Baujahr 1997
Eine genauere Modelbezeichnung befand sich nicht auf der Waffe. Nach meinen Recherchen konnte ich diesen UHR aufgrund kleinerer Abweichungen oder der Kaliberangabe, nicht genau einem Model zuordnen, da ich auch keine Unterlagen über eine vollständige Auflistung der hergestellten Modelle von Rossi besitze. Letztendlich ist das auch gleich, denn mir geht es in erster Linie darum, einen weiteren Qualitätstest eines Rossi UHR´s durch zu führen (Bild 1).
Die Rossi UHR Winchester 92 Replik erscheint im ersten Licht wie sein „großer Bruder M 175“ in einem optisch und technisch identischem Nachbau vieler Winchester 1892 Modelle.
Dennoch weist der Rossi einige kleine Unterschiede auf. Nuancen, die aber durchaus in der fortlaufenden Entwicklung und großen Modelvielfalt der Winchester 1892 modifiziert, und somit auch Teil des Ganzen wurden (Bild 2).
Vielleicht haben aber auch Veränderungen des Vorbesitzers stattgefunden.
Zum Beispiel:
- das auf dem vorderen Laufband liegende, messingfarbene Korn, bei Rossi habe ich nur Ausführungen mit einem Messingfarbenen Einsatz gefunden, die vor dem Laufband auf dem Lauf montiert waren.
- die Visierung, einmal von der Einstellungssteuerkurve aber auch vom Kimmenblatt her. Es wurde z.B. nicht das klassische Buckhorn Kimmenblatt verwendet. Was aber auch bei einigen Winchester 92er Modellen der Fall war.
- den Hinterschaft oder den Abschluss des Vorderschaftes, auch hier gibt es verschiedene Ausführungen von den originalen Winchester UHR´s (Bild 3).
Es stellt sich die Frage, ab welchen Zeitpunkt Rossi dieses Model Nachgebaut hat. Soll heißen, welche Wichester 92 Ausführung als Vorlage diente.
Die Schaftkappe, die vom Ende des Schaftrückens über den Schaftabschluss verläuft, liegt nicht überall gleichmäßig an. Es ist ein leicht überstehender Rand der Schaftkappe zu fühlen was auf einen Verarbeitungsmangel oder die Schonung des Hinterschaftholzes hinweisen kann (Bild 4).
Technische Daten:
Lauflänge: 51cm.
Kaliber: .44 Remington Magnum
Gesamtlänge: 960mm
Gesamtbreite: 38mm
Gesamtgewicht: 2800 gr.
Magazinkapazität: 10 Patronen
Im ungeladenen Zustand lässt sich das Model 1892 gut und leicht repetieren. Das Laden der Waffe über die seitliche Ladeklappe, trotz ihre optisch geringen Größe, ist sehr gut abgestimmt und es lassen sich alle Patronen ohne größeren Widerstand einführen (Bild 5).
Für den Schusstest verwendete ich folgende Munition:
Widergeladene Patronen, Hülse Winchester, Treibladung 8,9grain N320, Zündhütchen S&B Large Pistol, Geschoss H&N Hohlspitz Blei/verkupfert .429/230gr.
Ablauf des durchgeführten Schusstestes:
Entfernung 25mtr aufgelegt
5 Schuss zur Ermittlung der Treffpunktlage (Spiegel aufsitzen lassen)
Treffpunktlage 3 tief.
Weitere 10 Schuss nach Visiereinstellung zum Fleckschuss.
Entfernung 25mtr. aufgelegt
5 Schuss nach eingestellter Visierung
Entfernung 50mtr. aufgelegt
5 Schuss nach eingestellter Visierung
Auswertung des Models Rossi 92:
+ der Rückstoß ist stark aber noch ausgewogen
+ der Abzug ist leichtgängig und löst trocken aus
- die Visierung ist anfänglich zwar gut sichtbar, verschwindet aber auf 50mtr. Schussentfernung, da der notwendige Kontrast vom Messingkorn nicht umgesetzt wird
+ der Schlossgang leichtgängig, Waffe muss beim Repetieren aber gut festgehalten werden
+ das Laden der Waffe mit 10 Patronen ist problemlos, der Widerstand der sich spannenden Magazinfeder ist kaum spürbar
+ keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6
Rossi Mod. 92 : 5
Persönliches Fazit:
Aufgrund der Kürze des durchgeführten Schusstestes kann der aufmerksame Leser wohl feststellen, dass mit der Waffe etwas nicht stimmte. Meine Begeisterung hat sich auch in Grenzen gehalten.
Nicht, weil die Waffe nicht schießt oder nicht sorgfältig repetiert…. Nein, es war einfach irgendwie unspektakulär…auch wenn die Präzision ausreichend ist (Bild 6).
Trotz des leichten Schlossganges ließ sich das Model nur recht ruppig repetieren. Das mag an den Geschossen oder aber auch an dem geringen Gewicht der Waffe gelegen haben. Es fehlte einfach das satte Gewicht. Das Gefühl, dass alle Vorgänge zusammenhängend ein Ganzes ergeben. Das, was mich beim Model 175 so begeistert hat.
Dennoch ist die Rossi M92 keine schlechte Waffe. Alles funktioniert, alles ist abgestimmt, der Rückstoß beachtlich und der Abzug ist gut. Man wird nicht um das Gefühl gebracht mit einer Prime-1892 zu schießen. Das pragmatische der Waffe, welches sie als Gegenstand des täglichen Gebrauches identifiziert, hat schon etwas besonderes. Man merkt es daran, wenn man die Waffe auf dem Schießstand aus dem Futteral nimmt, dass man sich plötzlich in eine andere Zeit versetzt fühlt (Bild 6).
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