Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal die Pistole:
HUSQVARNA M/07; Kaliber 9mm Browning Long; Baujahr 1917
Ein Schusstest auf den ich mich besonders freue, da die Waffe schon seit 2004 in meinem Besitz ist und ich mich, bis zum Erwerb der Munition, lediglich auf das zerlegen der Waffe beschränken musste.
Auch bin ich gespannt auf die Leistung der Patrone, deren offizielle Herstellung von 1903-ca.1950 stattfand. Das Kaliber, bzw. die Bezeichnung der Patrone hat schon einen mystischen Klang…. 9mm Browning Long… nie gesehen, selten noch käuflich, fast vergessen, still verschwunden in den Jahren der Entwicklung weiterer Leistungsstarker 9mm Munition für Pistolen.
Dabei sind die Leistungsdaten der Patrone 9mm Browning Long erstaunlicher Weise recht gut. Bei einer Vo von 335 m/s und einer Eo von 405 Joule mit 110gr. Geschoss steht sie im oberen Drittel einiger der gängigsten, handelsüblichen, Pistolenpatronen im Kaliber 9mm (Bild 2).
9mm Br Long : Vo 335 m/s, Eo 405 J
9mm Luger : Vo 365 m/s, Eo 533 J
9mm Makarow : Vo 315 m/s, Eo 300 J
9mm Ultra : Vo 325 m/s, Eo 344 J
9mm kurz : Vo 300 m/s, Eo 260 J
Im Direkten Vergleich mit der Patrone 9mm Luger zeigt sie neben der größeren Hülsenlänge noch einige andere Unterschiede auf. Unter anderem die Geschossdiameter Toleranz der Browning Patrone oder der leicht über den Hülsenkörper hinausragende Patronenboden, obwohl es sich ja eigentlich um eine Patrone für eine Selbstladewaffe handelt. Es wirkt auf den ersten Blick wie der Patronenboden der .45 Auto Rim für Revolver im Kaliber .45ACP. Ein Grund dafür könnte ihre Verwendung auch aus Maschinenpistolen sein (Bild 3).
Der ohnehin gute Verschlussgang der M/07 wird auch durch das Zuführen einer Patrone aus dem Magazin nicht beeinträchtigt.
Technische Daten der Pistole M/07:
Kaliber : 9mm Browning Long
Lauflänge : 127mm
Gewicht : 910gr.
Gesamtlänge : 205mm
Gesamthöhe : 122mm
Gesamtbreite : 38mm
Magazinkapazität : 7 Patronen
Die Pistole die als Rückstoßlader mit Masseverschluss konstruiert wurde, verfügt mit rund 1000gr. Gesamtgewicht über eine stattliche Handlage. Der Griffwinkel und die Grifflänge sind aber nicht für große Hände bestimmt. Mit einer leichten Kopflastigkeit lässt sie sich dennoch gut im Ziel halten.
Ausgestattet mit einem 7 Schuss Magazin bilden die Visiereinrichtung, das abgerundete Verschlussoberteil und die Laufbuchse genetischen Vorläufer des Colt´s 1911. Ebenfalls weist die Handballensicherung, die allerdings nur im gespannten Zustand aktiviert ist, weiteres Erbgut auf….(Bild 4 a-d).
Nunden, es muss erst mal ein Anfang gemacht werden und erlaubt ist, was gelingt. Und gelungen war die FN 1903 (Pistol M/07) zu seiner Zeit, dass steht wohl außer Frage.
Für mich ist es immer wieder interessant ein solches Fossil zu schießen. Verwöhnt durch die Waffen der Moderne, liegt der Reiz wohl im Alter der Waffe und der damit verbundenen, meist im Laufe der Jahrzehnte etwas verwaschenen, Mythen.
Für den Schusstest verwendete ich folgende Muntion:
Fabrikmunition Norma, 9mm Browning Long, 110grain Geschoss
(Inzwischen aber haben einige Munitionshersteller diese Munition wieder im Lieferprogramm….Gott sei Dank…(Bild 5)).
Der Schusstest für die Pistole sah wie folgt aus:
Entfernung 1mtr.
5 Schuss durchs Messgerät
Vo : 322m/s / Eo 373Joule (Durchschnittswert)
Entfernung 15mtr.
5 Schuss zum ermitteln der Treffpunktlage
Treffpunktlage 6 hoch rechts
(aus ursprünglich 5 geplanten Schuss wurden 15 Schuss).
Entfernung 15mtr.
10 Schuss nach ermittelten Haltepunkt
Entfernung 15mtr.
10 Schuss auf die Duellscheibe im 20 Sekunden Modus
Auswertung der Pistole M/07:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
- Schleppender Abzug mit schlecht spürbarem Auslösepunkt
- starre (paradoxe), nicht markierte Visierung, die ein präzises Zielauffassen nicht zulässt
- mäßige Handlage im Schuss, Griff aber etwas zu klein für große Hände
+ Laden des Magazins erweist sich als leicht
+ Keine Probleme mit der verwendeten 9mm Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
M/07 = 3
Persönliches Fazit:
Nachdem ein unglaublicher Funkenregen nach dem ersten Schuss durch das Messgerät über mich erging, war ich doch sehr überrascht wie viel Power die 9mm Browning long in sich hat. Auch wenn das Messergebnis nicht ganz den Standardwert erreicht hat, so war der Rückschlag schon recht ordentlich. Nicht zu vergleichen mit der .45Patrone. Aber ähnlich bissig gleich der 9mm Luger.
Im Verlaufe des Schusstests verfärbte sich die Haut meiner Hände in so ziemlich alle bekannten Grautöne. Der Schmauch trat bei jedem Schuss aus allen Poren der Pistole in die meinigen…
Das Laden des Magazins und das Spannen der Waffe erwiesen sich als äußerst Bedienerfreundlich und es gab keine Zuführungsstörungen.
Dennoch machte mir die Visierung echte Schwierigkeiten. Sie ist so fein, dass ich mich ernsthaft fragte, was will der Schütze mit dieser Waffe treffen?! Nur unter zur Hilfenahme meiner Lesebrille brachte ich mich in die Lage zumindest etwas von Kimme und Korn zu erkennen. Das war auch der Grund, noch eine Duellsequenz anzuhängen.
Bei der Auswertung zeigte sich dann das Paradoxon dieser Visierung, und ich hatte nun den eigentlichen Sinn der Waffe verstanden… (Bild 6 & 7).
Unter dem Strich ist es schon eine brauchbare Waffe, deren lange Zeit in der schwedischen Armee ihre Berechtigung hatte. Es war ein interessanter Test, der mir wieder mal einen Einblick in die Anfänge der 9mm Pistolen verschaffte (Bild 8).
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