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Wiederladen von Slugs

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    Wiederladen von Slugs

    Hallo zusammen,

    in den folgenden Beiträgen möchte ich euch mal die Herstellung bzw. das Wiederladen von Flintenlaufgeschossen (Slugs, FLGs) näher bringen. Der Sinn für das Selberladen von FLGs ist neben dem Spaß das es macht, natürlich auch der finanzielle Aspekt. Durch Preisvergleiche und Einkauf großer Mengen kostet mich der Schuß nur noch etwas um die 20 Cent. Die Arbeitszeit sollte man dabei natürlich nicht so eng sehen. Ein weiterer Vorteil ist zudem die erhöhte Präzision, da man in der Lage ist die Ladung exakt auf seine Flinte (maßgebend ist die Lauflänge) anzupassen. So konnte ich z.B. eine Ladung entwickeln, bei der auch auf 50m die Slugs nicht quer ankommen und enge Streukreise möglich sind. Ebenso sind „Schlappladungen“ für kurze Distanzen möglich. Natürlich sind nicht nur Slugs machbar. Auch Schrotpatronen mit unterschiedlichsten Schrotdurchmessern und Vorlagen sind leicht realisierbar.
    Als Referenzliteratur empfehle ich die Visierausgabe 8/2009.


    Beginnen möchte ich mit dem benötigten Material:

    Die Patrone besteht aus den Komponenten:
    Hülse
    Zünder
    Pulver
    Schrotbecher
    Geschoss/Slug

    Als Hülse eignen sich fast alle Trap und Skeet-Hülsen mit Metallboden (wer glaubt die Böden seien aus Messing irrt – es ist Blech). Diese sind gut geeignet, da sie bereits werksseitig mit einem Sterncrimp versehen sind. Mit alten Slug-Hülsen habe ich nicht so gute Erfahrung gemacht, da meine Presse nur einen Sterncrimp wieder herstellen kann und keine Bördelung. Auch Hülsen aus sehr dickem Kunststoff machten sich nicht so gut. Ebenso sollte der Hülsenboden komplett aus Metall sein.

    Als Zünder benutze ich Winchester W 209 Schrotzünder. Preisvergleich und der Kauf größerer Mengen lohnt sich!

    Als Pulver wird Kurzwaffenpulver eingesetzt. In den einschlägigen Foren findet man Daten mit N310, N320, N340, Hodgon Universal usw. (meine Ladungen im Folgenden)

    Als Schrotbecher kommt der Winchester Wad WT12 (orange) zum Einsatz. Es sind auch Schrotbecher anderer Hersteller nutzbar. Welcher Becher benutzt werden sollte richtet sich nach dem Geschossgewicht.

    Slugs kann man wie andere Geschosse natürlich fertig kaufen. Da das Geschoss aber den größten Anteil des Preises ausmacht, gieße ich den Slug selber. In dem Visierartikel und auch in den diversen Foren ist der Lyman Sabot Slug (Riesendiabolo/Männerdiabolo) mit 525 grain der klare Favorit.

    Für den eigentlichen Ladevorgang benötig man verständlicherweise auch eine Presse. Dazu reicht die Lee Load-All II völlig aus. Mit dieser Presse kalibriert man die Hülse, stößt das alte Zündhütchen aus und setzt ein Neues. Ebenso setzt man den Schrotbecher und das Geschoss bzw. die Schrotladung und verschließt die Patrone wieder. Die Presse bietet auch die Möglichkeit das Pulver zu dosieren. Dazu verwende ich aber den Redding BR3. Die Presse wirkt mir da zu ungenau.

    Hier ein gut gemachtes Video zur Lee Load All Presse für Schrotpatronen:
    Auf YouTube findest du die angesagtesten Videos und Tracks. Außerdem kannst du eigene Inhalte hochladen und mit Freunden oder gleich der ganzen Welt teilen.


    passend noch ein Video zum Verladen von Slugs:

    Auf YouTube findest du die angesagtesten Videos und Tracks. Außerdem kannst du eigene Inhalte hochladen und mit Freunden oder gleich der ganzen Welt teilen.



    Soweit so gut! Nun aber zum zentralen Thema: Dem Herstellen der Geschosse!

    Als Material für Flintelaufgeschosse sollte nur Weichblei verwendet werden. Blei aus Geschossen für Magnumpatronen ist härter legiert und weniger gut geeignet. Potentielles Basismaterial ist Dachdeckerblei (Walzblei), Auswuchtblei oder alte Bleirohre aus Abrisshäusern. Ich habe auch schon von davon gelesen, dass Batterien ausgeschlachtet wurden oder beim Abriss eines Röntgenraumes entsprechend große Mengen anfielen. Natürlich kann man auch den Luftgewehrkugelfang plündern. Pro Slug benötigt man nur ca.70 Schuß Luftgewehrdiabolos.

    Bevor das Schrottblei zu Slugs wird empfiehlt es sich einmal alles einzuschmelzen um es von Verunreinigungen zu trennen. Auf Bild 1 sieht man alles, was dazu benötigt wird:

    Hockerkocher als Wärmequelle (7,5kW Propangas)
    Behältnis zum Einschmelzen (hier Edelstahlsalatschale)
    Blecheimer für den abgeschöpften Dreck
    Suppenkelle an einem langen Knüppel zum Umrühren und Abschöpfen
    Beil zum Zerteilen des Bleischrottes
    Muffinbackform
    Kerzenwachs

    Ich denke die letzen beiden Teile bedürfen einer kurzen Erklärung. Die Muffinform eignet sich perfekt zum „portionieren“ des Bleis (Bild 2). Das Wachs dient als Fluxmittel. Bleioxid und anderer Dreck wie Nägel schwimmen einfach auf und lassen sich leicht abschöpfen. Bei der Verwendung von Dachdeckerblei sollte anhängendes Bitumen nicht mit eingeschmolzen werden, da es dazu neigt sich zu entzünden und dabei große schwarze Rauchschwaden zu produzieren.

    Lohn der Arbeit sind handliche „Bleipellets“, die sich zum Gießen leicht wieder einschmelzen lassen (Bild 2). Ganz wichtig: Schutzbrille, Handschuhe und lange Kleindung aus Naturfaser um sich vor Bleispritzern zu schützen!!!


    Zum Gießen der Geschosse:
    Um akzeptable Stückzahlen pro Stunde herzustellen benötigt man einen Schmelzofen mit Bodenauslass. Ich verwende einen Lee Pro 4 (den größten Ofen von Lee). Eine Füllung entspricht etwa 120 Geschossen zu je 525 grain. Um die Verarbeitbarkeit des Bleis zu erhöhen gebe ich das Fluxmittel „Marvelux“ dazu. Dies wird von Stifter’s Gun-Flints vertrieben. Mit etwas Übung sind locker 100 Geschosse pro Stunde machbar. Eine Übersicht meines „Arbeitsplatzes“ siehe Bild 3. Jedes fertige Geschoss findet seinen Platz in dem Fach von einem Eierkarton. Da kann es in Ruhe abkühlen. Das Berühren der heißen Geschosse sollte Vermieden werden, da sie sonst zusammenkleben. Um die Geschosse aus der Kokille zu befördern brauch man noch einen kurzen Holzscheit um die Geschosse zu lösen. Dabei nie auf die Kokille schlagen! Nur auf die Zange! Der restliche Aufbau des Arbeitsplatzes sollte selbsterklärend sein. Auch hier: Schutzbrille + Handschuhe sind unerlässlich!


    Hat man dann soweit alles zusammen, schafft man locker 100 Slugs in der Stunde. Als Ladebretter verwende ich die in Bild 4 gezeigten Selbstbauten. Einfach ein PE-Rohr mit der Bandsäge auf 3,5 cm geschnitten und mit Silikon in einen Holzrahmen eingeklebt. Der Ladevorgang ist in den Videos erklärt.

    Zu meinen Ladedaten:
    Aus meiner Bockdoppelflinte mit ca. 74cm Lauflänge flogen die Mumpeln mit 24 grain N320 sehr gut. Für die kürzere Benelli Nova (ca. 45cm Lauflänge) mussten 21 grain N310 her. N320 war zu langsam und die Geschosse kamen leicht schräg auf 50m an.
    Ladedaten ohne Gewähr! Jeder Wiederlader handelt eigenverantwortlich!


    Kommentare, Fragen, Ergänzungen sind deutlich erwünscht!

    Grüße
    mbsoldier
    Angehängte Dateien

    #2
    Moin

    Das sieht ja aus, wie zuhause. Eine WMF Edelstahlschüssel auf dem Kocher, Eierkartons als "Slugfänger" beim gießen, das gefällt.

    Ansonsten recht herzlichen Dank für die schön bebilderte Darstellung, mit derartigen Berichten kann man etwas anfangen. Klasse gemacht.

    stefan
    Zuletzt geändert von stefan; 26.10.2010, 10:52.
    Erfahrung ist das, was man erlangt kurz nachdem man es hätte gebrauchen können.

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      #3
      Wow! Danke für den ausführlichen Bericht! Ich hab nicht gedacht, das es eigentlich so einfach ist sich die Slugpatronen selbst herzustellen... Jetzt muss ich ja doch noch ne Flinte beantragen
      Verbietet Hartschalenfrüchte! Jedes Jahr werden weltweit 150 Menschen von Kokosnüssen erschlagen!

      Mitglied im Komitee gegen die Entführung von Kühen durch Ausserirdische.

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        #4
        Alter Schwede,das hätt ich nicht gedacht das daß möglich ist.Bin selber Kein Wiederlader,aber wenn ich das so sehe könnt ich mir das echt überlegen,weil ich selber aus meiner Flinte NUR Slugs verschieße,wobei ich auch gleich ne Frage hab.Ich hab die Benelli M 3 Super 90 und als Selbstlader brauchtse etwas "Dampf",also nix Schlappi Ladung ist das ohne weiteres machbar? und könnte mann die geschosse behandeln,damit das anschließende Putzen etwas leichter oder gar wegfällt?Die beschichtung müsste dann wohl sehr abrieb und Hitzefest sein oder?Vieleicht in Papier einschlagen? Teflonband aus dem Heizungsbau?Da müsste doch was gehn.!
        Nur Tote Fische schwimmen mit dem Strom : DSU & Kyffhäuser Kameradschaft Pro Legal Mitgl. German Rifle Association

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          #5
          Hallo Michael,

          sehr interessanter Bericht, vielen Dank dafür!

          Da bekommt man glatt Lust auf´s Selbermachen, vor allem auch, wenn man die Ersparnis bedenkt. (Die Zeitfrage mal außen vor gelassen.)

          Zeig mal Deine Flinte bei Gelegenheit!

          Gruß

          Michael
          sigpic

          “The 10mm Auto retains more kinetic energy at 100 yards than the .45 ACP has at the muzzle”

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            #6
            Zitat von mp40 Beitrag anzeigen
            könnte mann die geschosse behandeln,damit das anschließende Putzen etwas leichter oder gar wegfällt?Die beschichtung müsste dann wohl sehr abrieb und Hitzefest sein oder?Vieleicht in Papier einschlagen? Teflonband aus dem Heizungsbau?Da müsste doch was gehn.!
            Du kannst die Geschosse mit Moly beschichten, flutschen besser und weniger Bleiabrieb im Lauf.

            Gruß
            Wissen hat eine wunderbare Eigenschaft: Es verdoppelt sich, wenn man es teilt.

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              #7
              Habe als ich vom ersten Slugschießen gekommen bin c.a.120 stück,den fehler gemacht,Bürste vorne rinn und dann immer schön gewienert,bis ich die Beschehrung dann gesehen hab wars zu spät.Bleistaub Fingerdick auf dem Verschluss und hinten drinn dick der schmodder.Hab mir dann überlegt wies anderst gehen könnte.Putzstab aus Holz,Silikondüse,spitze abgeschnitten und,hört sich jetzt Brutal an,Kupferbürste und Accuschrauber.Bürste auf den Putzstab geschraubt,die Düse dient als Mündungsschutz,das ganze in den Schrauber und dann die Bürste drehen lassen,im Lauf natürlich.Damit der Bleistaub nicht wieder auf den Verschluss rieselt Lappen ins Patronenlager.Habe mir einen Wartungsbock gebaut,wo ich die Waffe festmachen kann,Der Lauf sieht aus wie neu,nur obs gut ist fürn Lauf weis ich nicht,Kupfer ist ja weicher als Gewehrlaufstahl,da dürfte nichts Passieren,was meint ihr???
              Nur Tote Fische schwimmen mit dem Strom : DSU & Kyffhäuser Kameradschaft Pro Legal Mitgl. German Rifle Association

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                #8
                Super Bericht!

                Ich hätte noch ne Frage: Woher bekomm ich denn die beschriebenen Komponenten wie
                - Hülsen
                - Schrotbecher
                - Zünder
                am besten in Deutschland? Habt ihr hier einen Tipp?

                Und kann man für Nicht-selber-Gießer die Sabots auch käuflich erwerben?

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                  #9
                  Zitat von EisTee Beitrag anzeigen
                  Und kann man für Nicht-selber-Gießer die Sabots auch käuflich erwerben?


                  Die Lyman Sabot Slugs werden übrigens in den Schrotbecher gesetzt. Eine Verbleiung das Laufes ist also gar nicht möglich.
                  Selber gießen lohnt sich aber auf jeden Fall.


                  Hin und wieder werden bei Egun aber auch günstige angeboten.
                  Hartgummikugeln im Kaliber .68 passen in die 12er, gibt es im Softairbereich.

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                    #10
                    Zitat von Michael Beitrag anzeigen
                    Zeig mal Deine Flinte bei Gelegenheit!
                    …damit du endlich Ruhe gibst!


                    Zitat von mp40 Beitrag anzeigen
                    Ich hab die Benelli M 3 Super 90 und als Selbstlader brauchtse etwas "Dampf",also nix Schlappi Ladung ist das ohne weiteres machbar?
                    Mehr Dampf geht immer! Du kannst dir problemlos eine Laborierung entwickeln, bei der deine M3 repetiert, aber nicht unnötig viel Rückstoss produziert, den du dann als Schütze abfangen musst.

                    Bleiabrieb gibt es durch die Verladung im Schrotbecher quasi nicht.
                    Zitat von lukas-h Beitrag anzeigen
                    Hartgummikugeln im Kaliber .68 passen in die 12er, gibt es im Softairbereich.
                    Muss ich testen!

                    Bei www.pilster.de bekommt man auch Komponenten.

                    Grüße
                    mbsoldier

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                      #11
                      Schöner Bericht!

                      Seit letzten Jahr bin ich selbst begeisterter Wiederlader, auf Geschosse gießen hätte ich nicht wirklich Lust. Ich arbeite ja nun schon in einer Gießerei und da muß ich nicht noch zu Hause gießen. Übrigens der Schmodder auf dem flüssigen Metall nennt sich Krätze und wenn man es entfernt dann wird abgekrätzt.

                      Ilja
                      Don't eat yellow snow!!!

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                        #12

                        Geht doch!

                        Ne Quatsch, danke Dir!

                        Gruß

                        Michael
                        sigpic

                        “The 10mm Auto retains more kinetic energy at 100 yards than the .45 ACP has at the muzzle”

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                          #13
                          Hin und wieder könnt ich sie auch kriegen,die Krätze,wenn die olle nervt!
                          Nur Tote Fische schwimmen mit dem Strom : DSU & Kyffhäuser Kameradschaft Pro Legal Mitgl. German Rifle Association

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                            #14
                            Zitat von EisTee Beitrag anzeigen
                            Und kann man für Nicht-selber-Gießer die Sabots auch käuflich erwerben?
                            Der Preis ist super!

                            Kommentar


                              #15
                              Nur um als Anfänger sicherzugehen, dass ich nicht doppelt kaufe. Gibt es Mehrstationenwiederlader, die die Funktionalität des Ladens normaler Patronen + Schrotpatronen beinhalten? Vermutlich ja nicht.

                              Danke!

                              Camouflage
                              Mitglied: RSUKp RP, VdRBw, BDMP

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