SchutzMasken.de Brownells Deutschland

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Japanisches Bajonett Typ 30

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Japanisches Bajonett Typ 30

    Wie bereits im Thread "Restauration eines Bajonetts" angekündigt, folgt hier nun die Vorstellung des guten Stücks. Es handelt sich dabei um ein japanisches Bajonett Typ 30 Ausführung A.

    Bajonette des Typs 30 wurden von 1897 bis 1945 von der kaiserlich-japanischen Armee für den Großteil ihrer Waffen genutzt. Die Bezeichnung "Typ 30" rührt - wie bei anderen japanischen Waffen üblich - nicht direkt vom Jahr her. Die "30" bezieht sich dabei auf das Jahr der Einführung des Bajonetts, die nämlich im 30. Jahr der Regierungszeit Kaiser Meijis erfolgte. Kaiser Meiji war übrigens der Großvater des späteren Kaisers Hirohito, der Japan durch den 2. Weltkrieg führte und bis 1989 (!) das Land regierte.

    Die Bajonette des Typs 30 wurden bis 1930 fast ohne Änderungen hergestellt. Ab den 1930er Jahren wurden jedoch Vereinfachungen in der Produktion vorgenommen. Mit Beginn und Fortschreiten des Zweiten Weltkriegs wurden diese Vereinfachungen immer drastischer. Während die frühe Ausführung A (wie sie hier vorgestellt wird) noch viele Feinheiten aufweist und sehr schön verarbeitet ist, wurden spätere Ausführungen oft stark vereinfacht. Der nach vorne gebogene Parierhaken fehlte bereits ab Ausführung B, dieses hatte nur noch eine gerade Parierstange. Der Vogelkopfförmige abgerundete Griff wurde ebenfalls geändert und mit Ausführung B an den Seiten abgeflacht um die Produktion zu erleichtern. Spätere Ausführungen wie die Ausführung J verfügten nur noch über ein grob bearbeitetes Stahlstück als Parierstange und der Griff war extrem klobig, auch die Hohlkehle der Klinge fehlte völlig. Die Metallscheide wurde in diesen späten Versionen oft durch eine Bambusscheide ersetzt um Kosten zu sparen.

    Doch genug Geschichtsexkurs. Kommen wir nun jedoch zu den Details des hier vorzustellenden Bajonetts.

    Wie schon erwähnt handelt es sich um die Ausführung A, der Hersteller ist an den zwei Stempeln auf der Klinge zu erkennen (siehe Bild: "Arisaka Bajonett - 07". Das "K" im Stern steht dabei für "Kaneshiro Sakuganki", also ungefähr übersetzt "Kaneshiro Gesteinsbohrer". Die Firma hatte ihren Hauptsitz in der Präfektur Gifu (unweit von Nagoya) und produzierte in Friedenszeiten eigentlich Bergbaugeräte wie die oben genannten Gesteinsbohrer. Das Nagoya-Arsenal beauftragte die Firma jedoch auch mit dem Bau der Typ 30 Bajonette. Daher findet sich auch der Stempel des Nagoya-Arsenals als Auftraggeber auf dem Bajonett (das kreisförmige Symbol neben dem Stern). Man schätzt, dass ca. 300.000 Bajonette von diesem Hersteller produziert wurden. Die Holzgriffschalen sind bei diesem Modell aus Kirschbaumholz (glaube ich, bin aber kein Holzexperte) und sind miteinander verschraubt (siehe Bild "Arisaka Bajonett - 03+04"). Die Klinge weist im vorderen Drittel eine noch in der Fabrik durchgeführte Schärfung auf (siehe Bild "Arisaka Bajonett - 05+06").

    Auf dem Boden des Griffstückes ist die Seriennummer zu erkennen, nämlich 45628. Das Zeichen vor der Seriennummer ist ein sogenanntes "katakana" Symbol, das die Nummer der Produktionsserie angibt (siehe Bild: "Arisaka Bajonett - 08"). Als die Produktionszahlen der Typ 30 Bajonette in die Höhe schossen, und die Marke von 3,2 Millionen sprengte, beschloss man, zusätzliche Serienmarkierungen einzuführen (vergleichbar mit den Alpha, Beta, Gamma... Zeichen die man von deutschen K 98k Bajonetten aus dem 2. Weltkrieg kennt). Bei diesem Bajonett steht das Zeichen für die 42. Serie, wobei je Serie 99,999 Stück hergestellt wurden. Die Serien stehen nicht zwangsläufig alleine für den jeweiligen Hersteller sondern sind insgesamt zu sehen, denn manchmal teilte man eine bestimmte Produktionsserie auf mehrere Hersteller auf.

    Ebenfalls auf dem Boden des Griffstücks ist über der Seriennummer das Inspektionszeichen zu erkennen, wenn auch nicht so dolle. Daher habe ich ein Bild des Restaurationsvorgangs nochmal mit angehängt, auf dem das Zeichen besser zu sehen ist (siehe Bild: "Bild 18"). Auf der Parierstange und unter den Holzgriffschalen (obiges Bild) sind viele solcher Inspektionsmarken zu finden.
    Dieses Inspektionszeichen steht für das japanische Wort "namae", das soviel wie "Name" oder "Ruhm" bedeutet. Nach traditioneller japanischer "Kun" Lesart, wird das Symbol als "na" gelesen. Wie der gewiefte Hobby-Detektiv nun bereits vermuten mag, steht das Inspektionszeichen "na" somit für den Auftraggeber und Abnehmer des Bajonetts - das Nagoya-Arsenal.

    Bajonette dieses und ähnlichen Typs wurden in China übrigens auch nach dem 2. Weltkrieg noch weiter produziert, jedoch in deutlich schlechterer Herstellungsqualität.

    Grüße

    Thomas
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von SHADOW; 22.04.2010, 16:09.
    Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit. - Benjamin Franklin (11. November 1755)

    #2
    Hallo Thomas,

    interessanter Beitrag, vor allem auch der kleine geschichtliche Hintergrund!

    Passt das Bajonett auf Deinen Arisaka?

    Wenn ja, wo sind die Bilder davon?

    Ich bin kein Bajonettsammler, wie sind diese Bajonette von der Seltenheit her (bei uns in Deutschland) zu bewerten, bzw. wie werden sie gehandelt?


    Gruß

    Michael
    sigpic

    “The 10mm Auto retains more kinetic energy at 100 yards than the .45 ACP has at the muzzle”

    Kommentar


      #3
      Hallo Michael,

      danke für die Blumen.
      Ob es auf mein Arisaka passt konnte ich leider noch nicht testen, das habe ich nicht hier. Passen sollte es aber, die Aufnahme sieht auch genau so aus wie das Gegenstück auf meinem Arisaka. Bilder reiche ich natürlich nach, sobald ich es testen konnte.

      Die Bajonette Ausführung A sind die häufigste Variante. Die Kombination mit dem Hersteller Kaneshiro Sakuganki ist jetzt nicht unbedingt super-selten, aber auch nicht gerade geläufig, also aus Sammlersicht schon interessant.

      Ich habe sehr lange nach einem Arisaka-Bajonett Ausführung A in einem für mich sammelwürdigen Zustand gesucht, da preislich auch in meinem Budget lag. Bei einschlägigen Händlern gab es ab und an welche, diese waren aber sehr teuer für den jeweiligen Zustand. Bei eGun dagegen gab es viele verbastelte Stücke, Fälschungen, Replikas, oder total vergammelte Dinger, so dass nie etwas für mich dabei war. Bis kürzlich. Das auf dem Bajonett dann noch der Nagoya Abnahmestempel war, wie auf meinem Arisaka war da natürlich das Tüpfelchen auf dem "i".

      Preislich bewegen sich die Arisaka-Bajonette hierzulande in eGun zwischen 50 und 100+ Euro, je nach Zustand (wobei aber wie gesagt nicht alle Original sind und der Zustand oft unter aller Kanone aus meiner Sicht). Bei Händlern sind 100-150 Euro nicht unüblich (das war mir aber zu teuer, der Zustand war eher eine 3 und der Hersteller "Tokyo" auch nicht gerade selten). In den USA, wo die Bajonette häufiger gesammelt werden, gehen die Preise schonmal Richtung 250 US $ und mehr. Daher bin ich sehr froh, mit diesem Stück ein regelrechtes Schnäppchen gemacht zu haben, und es dazu noch ein nicht allzu häufig vorkommender Hersteller ist. Außerdem konnte ich noch etwas meine Bastellust an der Restauration befriedigen.

      Gruß

      Thomas
      Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit. - Benjamin Franklin (11. November 1755)

      Kommentar


        #4
        So, nachdem ich am Wochenende Gelegenheit hatte, habe ich das T-30 Bajonett erfolgreich auf mein T-38 Arisaka aufgepflanzt und mal ein paar Fotos davon gemacht (Bild 1+2). Zusätzlich ahbe ich auch noch Fotos anderer Deko-Gewehre samt zugehörigem Bajonett gemacht (Bild 3+4).
        Da ich schon dabei war überzeugte mich mein Bruder, auch ein paar seiner Schätzchen zu fotografieren, diese sind auf Bild 5 zu sehen. Das hintere ist ein japanisches Nodachi Schwert und das vordere eine Art Riesenmachete die er sich hat schmieden lassen. Bild 6 zeigt den Inhalt meiner Bajonetttruhe, wo alle meine Bajonette zugriffsgeschützt und staubsicher verwahrt gelagert werden. Zugegeben, eines davon ist kein Bajonett sondern ein Kukri, das ich mir damals in Nepal für 10 Mark geleistet habe. Aber keines dieser Touri-Dinger die verchromt sind, sondern ein gebrauchtes geschmiedetes dem man den Gebrauch auch ansieht.

        Bild 1+2: Arisaka mit Bajonett
        Bild 3: FR 8 mit Bajonett
        Bild 4: K98 k mit Bajonett
        Bild 5: Nodachi
        Bild 6: Bajonettkiste
        Angehängte Dateien
        Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit. - Benjamin Franklin (11. November 1755)

        Kommentar


          #5
          Hallo Shadow,

          endlich habe ich mal Zeit gefunden deinen Bericht zu lesen:
          Sehr gut geschrieben! Hat wirklich Spaß gemacht. Sicherlich werde ich deine Erkenntnisse auch mal anwenden können.

          Grüße
          mbsoldier

          Kommentar


            #6
            Hallo Thomas,

            vielen Dank für die Bilder - freut mich, dass Dein Bajonett auch zum Arisaka passt! So kommt zusammen, was zusammen gehört.

            Kleiner Fototipp am Rande - Wenn Du mit dem Tageslicht im Rücken fotografiert hättest, wären Deine Bilder ein wenig besser belichtet gewesen.

            Der Schwertständer kommt mir so vertraut vor, scheinbar haben wir den gleichen Lieferanten.

            Gruß

            Michael
            sigpic

            “The 10mm Auto retains more kinetic energy at 100 yards than the .45 ACP has at the muzzle”

            Kommentar

            Lädt...
            X