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Die Rolle seines Lebens.....

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    Die Rolle seines Lebens.....

    ....hat die CZ VZOR 52 wohl nie bekommen, aber einen Rollenverschluss. Zur damaligen Zeit für eine Pistole wohl einzigartig. Angelehnt an das System des MG 42, wurde Anfang der 50er Jahre das Model von den Tschechen mit geringsten Fertigkeitstoleranzen, für die Armee hergestellt. In der Zeit von 1952 bis 1954 fanden ca. 200000 Pistolen den Weg zur Ordonanzwaffe.

    Von der Ursprungskonstruktion bis zum endgültigen Model ist aber nicht mehr als der Rollenverschluss übrig geblieben. Ein geplantes Double Aktion Schloss oder das Kaliber 9mm Parabellum, wurden nicht realisiert. Stattdessen, ein Single Action Abzug, Zündstiftsicherung sowie das Kaliber 7,62 Tokarev setzen sich durch. Nicht ganz ohne Zutun der damaligen Sowjetunion, die für die brauchbare Ordonanzpistole im Bereich des -Warschauer Paktes- das Tokarev-Kaliber einforderte (Bild 1).

    Mitte der 1950er Jahre wurde sie dann durch Pistole Makarow abgelöst und 1957 die Produktion des CZ 52 wieder eingestellt. Die verbliebenen Modelle wurden nun u.a. bei der Polizei eingesetzt.

    Zu meinem persönlichen Schusstest begleitete mich diesmal die Pistole:
    CZ VZOR 52 (auch als M52, CZ52 oder Vz52 bezeichnet), Kaliber 7,62 Tokarev und Wechsellauf 9mm Parabellum.

    Nimmt man die Waffe in die Hand, ist man erstaunt über das satte Gewicht, bei seiner schlanken Bauform. Sie wirkt etwas Kopflastig im ungeladenen Zustand und der Griff ist etwas glatt.

    Technische Daten:
    Kaliber: 7,62 Tokarev mit Wechsellauf 9mm Parabellum
    Lauflänge: 120mm
    Gesamtlänge: 210mm
    Gesamthöhe: 140mm
    Gesamtbreite: 30mm
    Magazinkapazität: 8 Patronen
    Gewicht: 970gr.

    Ein unter dem Lauf befindlicher Steuerriegel, der um ca. 20mm verschiebbar um den Lauf liegt, ist bei geschlossener Waffe am Griffrahmen festgesetzt. In der Entriegelungsphase läuft der Lauf mit dem Verschluß ca. 7mm zurück, damit die Rollen aus ihrer Ausnehmung im Verschluss laufen können. Der Rohrrücklaufweg unterscheidet sich auch bei dieser Verschlussvariante nicht von denen der Kurzwaffen mit den Standardverriegelungen (Bild 2).

    Als Sicherungselemente stehen eine automatische Zündstiftsicherung und eine an der linken Griffseite angebrachte Abzugssicherung zur Verfügung. Die Zündstiftsicherung wird über die Abzugsbewegung gesteuert. Sie blockiert den Schlagbolzen so lange, bis der Abzug ganz durchgedrückt wird. Ohne Abzugsbewegung bleibt der Schlagbolzen dauerhaft blockiert.

    Der seitliche Sicherungsflügel blockiert lediglich den Abzug. Der Hahn lässt sich bei gesicherter Waffe Spannen, der Schuss aber nicht auslösen. Auch ein zurückschnellen des Hahnes beim Sichern der Waffe entfällt. Der Hahn muss von Hand entspannt werden.

    Das Zerlegen der Waffe gestaltet sich anfangs als einfach. Zur Entnahme des Verschlusses müssen nur der am Griffrahmen angebrachte Halteblock nach unten gezogen werden. Nun den Verschluss ca. 8mm nach vorn schieben und nach oben abheben (geht fast von alleine).

    Der nächste Eingriff verhält sich etwas problematischer. Der Magazinschuh wird nun in eine Nut auf dem Rollenteil des Laufes geführt und unter starkem Druck ca. 30mm nach vorn geschoben. Sobald die Entriegelung erfolgt ist, das Magazin anheben und so den Lauf mitsamt der Verschlussfeder aus dem Verschluss heben (Bild 3).

    Ihre Baugruppen unterscheiden sich nicht von anderen Selbstladepistolen (Bild 4).

    Ein besonderes feature ist, dass beide Patronenarten (7,62 Tokarev & 9mm Parabellum) von einem Magazin verschossen werden können (Bild 5).

    Ebenfalls das Entfernen der Griffschalen ist ein gadget. Es muss lediglich die Spange, die die Griffschalen von hinten umschließt, mit der Hand entfernt werden. Nun können die Griffschalen einfach ausgehakt werden (Bild 6).

    Das Magazin wird an klassischer Stelle mit einer Spange in der Waffe gehalten und über diese auch entfernt. Allerdings befindet sich auch die bewegliche Fangriemenöse an gleichem Ort, was etwas zu Irritationen beim Magazinwechsel führt.

    Verwunderlich ist, dass bei dieser Waffe der Magazinschacht nur an einer Seite komplett geschlossen ist. Das ist mir an anderen Pistolen noch nicht aufgefallen (Bild 7).

    Als Schwachpunkt wird der zu weiche Schlagbolzen angegeben. Ein häufiges Leerabschlagen lässt den Schlagbolzen leicht brechen. Auch gilt die Zuführung der 9mm Munition aus dem Kombi-Magazin als sehr unzuverlässig. Gewarnt wird vor dem starken Rückschlag beim Schuss mit der Tokarev Patrone….

    Zum Schusstest verwende ich folgende Munition:
    Kaliber 7,62 Tokarev; Hersteller Sellier & Bellot mit 5,5g Geschoss
    Kaliber 9mm Parabellum; Wiedergeladene Munition: Hülse CBC; Zündhütchen MUROM SP; Treibladung 4gr. N320; Geschoss Blei verkupfert .357/125gr. von H&N.
    Ich entschied mich für die Wiedergeladene Munition, da in der Gebrauchsanweisung der Pistole eine Mündungsgeschwindigkeit mit ca. 305 m/s angegeben wird.


    Das Schussprogramm für die Pistole sah so wie folgt aus:

    5 Schuss durch das Geschwindigkeitsmessgerät
    Entfernung ca.1 Meter:
    ermitteln der Durchschnittsgeschwindigkeit (V1) und der E1
    7,62 Tokarev
    V1 = 445 m/s
    E1 = 544 Joule
    9mm Parabellum
    V1 = 319 m/s
    E1 = 407 Joule

    Entfernung 15 Meter:
    - 5 Schuss, Spiegel aufsitzen lassen
    - Feststellen der Treffpunktlage. (Tokarev 6 tief / 9mm Luger 8 tief)

    Abschlussscheibe Entfernung 15 Meter:
    - je 5 Schuss (nach Haltepunkt)
    Treffer 7,62 Tokarev rot, 9mm Luger blau markiert

    Auswertung der Pistole VZOR 52:
    - Gewicht und Rückschlagenergie weder bei der 7,62 noch der 9mmLuger ausgewogen
    - zu harter Abzug
    + starre Visierung, die ein schnelles Zielauffassen zulässt
    - Mäßige Handlage, Griff erweist sich mit zu glatter Struktur
    + Laden des Magazins erweist sich als sehr leicht
    + Keine Probleme mit der verwendeten 7,62 u. 9mm Munition

    Gesamtpunktzahl von 6:
    CZ VZOR 52 = 3

    Persönliches Fazit:
    Mit ihrer schlanken Bauart unterschätzt man die Leistungsfähigkeit dieser Pistole, die trotz ihres hohen Gewichtes noch erhebliche Rückstoßenergie in Richtung des Schützen aufbaut. Sowohl die Tokarev wie auch die 9mm Patrone, lassen den Bediener schwanken und schnell Respekt vor diesem Tschechen zu bekommen. Und so verliert man den Glauben an den eigentlich Rückstoßschluckenden Rollenverschluss….war aber wäre wohl ohne….

    Während die Tokarev Patrone gewohnt brachial bricht, baut sie einen nicht unerheblichen Lichtkegel auf, dem aber die etwas sanfter auftretende 9mm in nichts nachsteht. Allerdings haucht letztere dem Schützen noch etwas Schmauch- und Pulvermüll entgegen.

    Die Praktikabilität der Waffe ist beeindruckend. Das Zerlegen, der Laufwechsel und das austauschen der Griffschalen ist an allen Orten ohne Werkzeug möglich.

    Die Sicherungsstellung ist genau umgekehrt wie wir es von westlichen Pistolen gewöhnt sind. Somit erfordert das, neben der beim Magazinwechsel irritierenden Fangschnuröse, etwas Übung.

    Zuführungsstörungen vom "Kombi - Magazin" gab es beim Test nicht.

    Das Trefferergebnis ist überaus zufriedenstellend berücksichtigt man den doch sehr harten Abzug und den unglaublichen Blitz- und Schussknall der Tokarev Patrone (Bild 8).

    Alles in allem, trotz der Abzüge, eine durchaus brauchbare Pistole, die mit ihrem präzisem Rollenverschluss leider kein „Trendsetter“ geworden ist.
    Angehängte Dateien
    Gruss
    J.W.
    Irgendwann wirst Du feststellen, dass es etwas nicht mehr gibt obwohl es doch immer da war...
    und das nur, weil DU nicht dafuer gekaempft hast.
    s.o.d.

    #2
    Wieder ein schöner Test einer nicht Alltäglich anzutreffenden Dienstpistole.
    Verbietet Hartschalenfrüchte! Jedes Jahr werden weltweit 150 Menschen von Kokosnüssen erschlagen!

    Mitglied im Komitee gegen die Entführung von Kühen durch Ausserirdische.

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      #3
      Da muß man nix mehr sagen dazu, wie immer
      MfG aus der schönen Pfalz

      Eins ist sicher - die Rente ( Norbert Blüm, anno die 90er, )
      Wir schaffen das ( Angela Merkel 2015, Und wen meint sie mit "wir" ?

      "Bevor isch misch uffreg, is mers egal ....." oder auch "Äner vun uns zwä is bleeder wie isch....."

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        #4
        Auch hier wieder eine sagenhafte Aufarbeitung / Dokumentation und Bilder.


        Es ist wie bei jedem Gesetz»,
        «es wirkt nur bei jenen, die sich daran halten.»

        "Das kann doch nicht sein, dass der Bürger, der sich gesetzmäßig verhält, sich wie ein Idiot vorkommen muss." (Roman Herzog)

        „Die gefährlichsten Massenvernichtungswaffen sind die Massenmedien.Denn sie zerstören den Geist, die Kreativität und den Mut der Menschen, und ersetzen diese mit Angst, Misstrauen, Schuld und Selbstzweifel.“(M. A. Verick)

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          #5
          Vielen, vielen Dank, John!

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            #6
            Gewohnt toller Bericht!

            Ich hatte eine ganze Weile überlegt mir so eine vz.52 zu kaufen, sie stand in Konkurrenz mit Stechkin, Makarov und der Tokarev TT33. (Tja, das Los des Sportschützen, man muss sich leider entscheiden, alles geht nicht.)

            Interessiert hatte mich neben dem Rollenverschluss natürlich besonders das Kaliber 7,62x25, welches ich schon in der TT33 und der vz.52 eines Bekannten erleben durfte. Wie gesagt, ich war wirklich hin- und hergerissen, habe mich aber dann doch für eine Stechkin in 9mm Makarov entschieden, die fand ich einfach interessanter. Ich tröste mich einfach damit, dass ich mit der .357Sig ja bereits eine Flaschenhalspatrone mit "Dampf" im heimischen Bestand habe, auch wenn mich das Fehlen der 7,62 Tokarev immer noch ein wenig wurmt. Aber ich habe bereits recht viele Kurzwaffen auf Sportschützenbedürfnis und eine Zweitwaffe für Ordonanzdisziplinen ist in meinem Fall dann eher unwahrscheinlich.

            Gruß

            Michael
            sigpic

            “The 10mm Auto retains more kinetic energy at 100 yards than the .45 ACP has at the muzzle”

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              #7
              Etwas OT: Michael, Du könntest Dir doch ein PPSh gönnen, dann wäre Dein Wunsch nach 7,62x25 erfüllt. Schießen kannst Du damit ja inzwischen...

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                #8
                Hi Folks,

                Zitat von MrSheepy Beitrag anzeigen
                Wieder ein schöner Test einer nicht Alltäglich anzutreffenden Dienstpistole.
                @MrSheepy
                Vielen Dank.
                Aufgrund dieser Tatsache in der Tat ein wirklich außergewöhnlicher und interessanter Test, der mir zum Teil noch in den Gelenken steckt.

                Zitat von Pfälzer Beitrag anzeigen
                Da muß man nix mehr sagen dazu, wie immer
                @Pfälzer
                Vielen Dank.
                …ich bin manchmal selber sprachlos…

                Zitat von Sonnengott Beitrag anzeigen
                Auch hier wieder eine sagenhafte Aufarbeitung / Dokumentation und Bilder.
                @Sonnengott
                Vielen Dank.
                Das herrichten der Bilder ist oftmals der langwierigste Prozess – und vor allem bekommen meine Waffen dabei die meisten Kratzer ab…weil sie immer mal wieder umkippen beim Stellen.

                Zitat von wozzi Beitrag anzeigen
                Vielen, vielen Dank, John!
                @Wozzi
                Ebenfalls Dank und gern geschehen. Ich freue mich über jeden interessierten Leser.

                @Michael
                Vielen Dank.
                9mm Makarov; 7,62 Tokarev; .357Sig aber auch 9mm Luger sind durchaus alles betrachtungswerte Patronen – aber vor allem ist es interessant aus welcher Waffe sie verschossen werden. Ich habe nun schon die Tok aus der TT 33 & der VZOR 52 verschießen können. Durch die wirklich gegensätzlich Waffentechnik bekommt die Tokarev unterschiedliches Leistungsempfinden. Allerdings ist eines bei beiden gleich….man hat immer irgendwie das ungewisse Gefühl um fünf vor zwölf die Tür vom Löwenkäfig offen gelassen zu haben….

                @all
                Vielen Dank Euch allen für die tollen Bewertungen und die vielen positiven Zuschriften.
                Zuletzt geändert von John Wayne; 08.12.2013, 14:54.
                Gruss
                J.W.
                Irgendwann wirst Du feststellen, dass es etwas nicht mehr gibt obwohl es doch immer da war...
                und das nur, weil DU nicht dafuer gekaempft hast.
                s.o.d.

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