Für die Deutschen ungewohnt ist, dass auch das Gewehr einen gebogenen Kammerstengel hat. Aber nicht nur in Deutschland galt der gebogene Kammerstengel eigentlich als Karabinermerkmal. Das findet sich etwa auch in Frankreich oder ab dem Carcano-Gewehr etwa auch in Italien. In den USA ist dagegen der gebogene Kammerstengel auch bei Gewehren verbreitet. In Österreich und der Schweiz erklärt sich der bei Gewehren und Karabiner gleiche gerade Kammerstengel dagegen durch den Geradezugverschluß.
Das 1895 aus dem Lee-Metford Gewehr Mk. II hervorgegangene Lee-Enfield Gewehr Mk. I verfügt über ein herausnehmbares 10-schüssiges Magazin. Irrwitzigerweise war es über ein Kettenglied mit der Waffe verbunden, so dass das Nachladen nicht über den Magazinaustausch erfolgte. Da das Gewehr in seiner Urversion auch über keine Vorrichtung zum Beladen des Magazins über Ladestreifen verfügte, mussten die Patronen einzeln in das Magazin eingeführt werden. Bei dieser Ausführung des Gewehres war dies bereits möglich, wenn sich das Magazin noch in der Waffe befand, da in diesem Magazin die Patronen zweireihig untereinander lagen. Bei der ersten Ausführung des Metford-Gewehres lagen sie noch einreihig untereinander, so dass das Magazin
1. nur acht Schuß fasste und
2. nur beladen werden konnte, wenn es aus dem Magazinschacht herausgenommen wurde.
Aus diesem Grund war das Magazin der Lee-Metford Mk. I bzw. Mk. I* herausnehmbar, auch wenn das Nachladen nicht über den Magazinaustausch erfolgen sollte. Die Lee-Metford Mk. II und das Lee-Enfield Mk. I sind bis auf zwei Details baugleich. Das eine ist der Lauf, dem die Gewehre einen Bestandteil ihres Namens verdanken. Der Metford-Lauf war noch auf Schwarzpulverpatronen ausgelegt, der Enfield-Lauf auf Patronen mit rauchlosem Pulver.
Der zweite Punkt war die sich am Spannstück befindende Sicherung des Lee-Enfield. Zum Sichern wurde das Spannstück ein Stück nach hinten gezogen und der Flügel nach oben gedreht. Zum Entsichern wurde er einfach nach unten gedreht. Völlig ohne Sicherung war das Lee-Metford auch nicht. Dessen Sicherung bestand darin, das Spannstück nur etwa den halben Weg herauszuziehen. In dieser Stellung ist der Verschluß so blockiert, dass er sich nicht einmal mehr öffnen lässt. Diese Vorrichtung allein erschien die Briten aber zu unsicher. Daß sie nicht unbrauchbar ist, zeigt sich daran, dass sie neben einer normalen Sicherung ab 1903 wieder an allen Enfield-Gewehren zu finden ist (und einem in Egun manchmal billig zu einem Gewehr mit scheinbar defektem Verschluß verhilft, das ein Unwissender anbietet).
Wie alle frühen Enfield-Mehrlader verfügt das Gewehr über eine Magazinsperre auf der rechten Seite und eine Weitschussvisierung auf der linken Seite.
Ab 1899 entfiel der Putzstock. Und ab 1907 wurde ein Teil der Gewehre mit der Ladebrücke des No. 1 Mk. III versehen.
Daß die langen Gewehre auf dem Sammlermarkt recht selten anzutreffen ist, liegt daran, dass viele auf die Baumuster No. 1 Mk. I bzw. No. 1 Mk. III umgebaut wurden.
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