Anfang der 1950er Jahre wurde die Pistole Makarow (auf Walther PP/PPk Basis) in die meisten Armeen des WP eingeführt. Sie hatte die Aufgabe die TT33 abzulösen.
Eingerichtet war sie für die ebenfalls Anfang der 1950er Jahre neu entwickelte Patrone 9mm Makarow (9x18PM). Diese Patrone sollte wohl das östliche Pendant zur 9mm Luger (9x19mm) Patrone darstellen.
Der Geschossdiameter der 9mmPM beträgt 9,25mm (.364in) und macht sie somit nicht austauschbar, was oft fälschlich angenommen wird, zur 9mm Luger die einen Geschossdiameter von 9,03mm (.355-.357in) hat (Bild 2).
Es wurden neben der Pistole Makarow und ihrer Lizenz-und Nachbauten aus China, Bulgarien oder der DDR, zahlreiche weitere Kurzwaffemodelle für die beliebt gewordene Patrone 9x18PM, eingerichtet.
Ihr Vorteil lag bei den geringen Herstellungskosten der Kurzwaffen. Aufgrund der augenscheinlich geringen Leistung der Patrone konnten die gebauten Waffen alle mit Feder-Masseverschlusssystem und starrem Lauf, sowie mit Aluminiumgriffstücken versehen werden.
In der Reihe meiner persönlichen Schusstests haben mich diesmal folgende Pistolen begleitet :
- FEG Mod. R 61 (Entw.1961, Nachfolgemodel der R59, ab 1961-63 im Polizeidienst)
- FEG Mod. PA 63 (Entw.1963, geführt in der ungarischen Polizei u. Armee bis 1996)
- Pistole Makarow (Entw.1952 russ. Fertigung)
Technische Daten FEG R61 (FÉGARMY Ungarn) :
Gesamtlänge : 158mm
Lauflänge : 85mm
Kaliber : 9mm PM
Magazinkapazität : 6 Patronen (+1)
Visierlänge : 112mm
Gewicht : 530gr.
Technische Daten FEG PA 63 (FÉGARMY Ungarn) :
Gesamtlänge : 185mm
Lauflänge : 100mm
Kaliber : 9mm PM
Magazinkapazität : 7 Patronen (+1)
Visierlänge : 125mm
Gewicht : 585gr.
Technische Daten Pistole Makarow :
Gesamtlänge : 160mm
Lauflänge : 93mm
Kaliber : 9mm PM
Magazinkapazität : 8 Patronen (+1)
Visierlinie : 129mm
Gewicht : 725gr.
Allgemeine Merkmale :
Alle drei Pistolen sind auf Basis der Walther PP/PPk Pistolen gebaut und ausgestattet mit einem DA (Double Action) Abzug. Weiterhin verfügen die R61 & die PA 63 über die von Walther entwickelte Schlagbolzensperre, die beim Sichern der vorgespannten Waffe den Hahn vorschnellen lässt, ohne einen Schuss auszulösen. Bei der Pistole Makarow ist ein ähnliches System installiert, welches aber wesentlich einfacher in seiner Konstruktion wirkt.
Im Gegensatz zur Pistole Makarow besitzen die R61 und die PA 63 keinen Verschlussfanghebel. Hier wird der Verschluss ausschließlich über die Magazinmechanik nach dem letzten Schuss gefangen. Desweiteren wirkt die Sicherung der PM entgegengesetzt zu den FEG Modellen und lässt ein Fertigladen im gesichertem Zustand nicht zu (Bild 1b).
Die bei allen dreien montierte Visierung lässt ein seitliches verstellen (nur mit Werkzeug) der Kimmenblätter zu, wobei das Korn fest auf dem Verschluss angebracht ist. Es befindet sich bei keiner der Waffen eine Visiermarkierung.
Erwähnenswert sei noch, dass sich das Magazin der PA63 (7Schuss) funktionsfähig in der R61 (6Schuss) führen lässt und somit die Magazinkapazität um eine Patrone erhöht. Es ragt lediglich um ca. 1cm aus dem Griffstück heraus (Bild 3).
Die Leistungsdaten der 9x18 PM :
Hülsenlänge : 18mm
Geschossgewicht : 6,1gr (94grn)
Mündungsgeschwindigkeit (Vo) : 315m/s
Energieabgabe (Eo) : 305 J.
Zum Vergleich die Leistungsdaten der 9x19mm und 9mm kurz :
Hülsenlänge : 19mm / 17mm
Geschossgewicht : 8,1gr (125grn) / 6,1gr (94grn)
Mündungsgeschwindigkeit (Vo) : 380m/s / 305m/s
Energieabgabe (Eo) : 584 J. / 283 J.
Folgende, Munition habe ich verwendet :
10 Schuss Sellier & Bellot Serienmunition
5 Schuss Sellier & Bellot Militärfertigung
Das Schussprogramm für jede Pistole sah so wie folgt aus :
Entfernung 15 Meter :
- 5 Schuss, Spiegel aufsitzen lassen
- Feststellung der Treffpunktlage (R61 Fleck u.leicht links & PA63 Fleck, Pistole PM 6 hoch rechts)
- 5 Schuss nach Haltepunkt
Abschlußscheibe Entfernung 15 Meter :
- je Waffe 5 Schuss S&B Militärfertigung
Treffer der R61 mit rot gekennzeichnet, die der PA63 mit gelb und der PM mit grün.
Es gab keinen spürbaren Unterschied zwischen der handelsüblichen u. Munition aus Militärfertigung. Lediglich der Schmauchgeruch der letzteren vermittelte einem das Gefühl, es würde irgendwo auf dem Schießstand brennen….
Auswertung FEG R61 (Bild 4) :
- Gewicht und Rückschlagenergie sind nicht ausgewogen, die Waffe ist im Schuss
kaum festzuhalten
- ungetimter, schleppender Abzug
- zu feine Visierung, die ein schnelles Zielauffassen nicht zulässt
- Schlechte Handlage aufgrund des kurzen Griffstückes und des zu kleinen
Abzugbügels
+ Verschluss beim Fertigladen leichtgängig und sehr gut bedienbar
+ Kein Probleme beim Zuführen/Repetieren mit der Verwendeten Munition
Auswertung FEG PA 63 (Bild 5) :
- Gewicht und Rückschlagenergie nicht ausgewogen, Waffe schlägt stark,
Abzugbügel stößt schmerzhaft auf den unterstützenden Zeigefinger
+ Weicher, guter Abzug
- zu feine Visierung, die ein schnelles Zielauffassen nicht zulässt
+ Gute Handlage
+ Verschluss beim Fertigladen leichtgängig und sehr gut bedienbar
+ Keine Probleme bei Zuführen/Repetieren mit der Verwendeten Munition
Auswertung Pistole Makarow (Bild 6) :
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ Weicher, guter Abzug
- zu feine Visierung (wenn auch besser wie R61 u. A 63), die ein schnelles
Zielauffassen nicht zulässt
+ Gute Handlage
+ Verschluss beim Fertigladen leichtgängig und sehr gut bedienbar
+ Keine Probleme bei Zuführen/Repetieren mit der Verwendeten Munition
Gesamtpunkte von 6 möglichen :
R61 = 2
PA 63 = 4
PM = 5
Persönliches Fazit :
Ich bin nachhaltig beeindruckt über die Leistungsstärke der Patrone 9mmPM und die Präzision der 3 Schusswaffen.
Dennoch gibt es kleine Mängel, Mängel aus heutiger Sicht. Zu ihrer Zeit entsprachen die Waffen wohl der Einsatzlage.
Der zu kleine bei Abzugbügel bzw. der zu weit vorn stehende Abzug, lässt ein schnelles einsetzen des Spannabzuges bei der R61 und PA 63nicht zu. Der Abzugbügel der PM bzw. weiter hinten stehende Abzug ist da besser konstruiert.
Die Patrone 9mmPM besticht durch ihren überraschend starken Rückstoß bei der R61 und PA 63. Die PM ist da in einer ganz anderen Liga. Hier war aufgrund der hervorragenden Handlage und Gewichtsverteilung nichts von alledem zu spüren. Man hatte das Gefühl, man schießt mit einer völlig anderen Waffe.
Die Abzugwiderstände der Spannabzüge sind sehr hoch. Wobei der der PM noch gut bedienbar war.
Die Magazine der jeweiligen Waffen lassen sich sehr schlecht laden, sind scharfkantig und nur mit der allernötigsten Sorgfalt hergestellt.. Am schlechtesten schnitt darunter das Magazin der PM ab. Durch die beidseitig freiliegende Magazinfeder und der Verschlussfangmechanik, gelingt es nur mit einer speziellen Handhaltung dieses schmerz- und störungsfrei zu laden (Bild 1c).
Eindeutiger Sieger ist die Pistole PM. Ich habe diese Waffe in allen Belangen völlig unterschätzt. Bedienbarkeit, Handlage, Rückstoßkompensation und Präzision der Pistole Makarow sind beachtlich. Ein hervorragendes Produkt der russischen Waffenschmiede.
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