Daß die Briten die Lanchester noch mit einem Bajonetthalter versahen, mag man mit der Abneigung gegen die Einführung von Maschinenpistolen, die bei der Militärführung durch die Verwendung dieses Waffentyps bei den Gangsterbanden in New York und Chikago entstand, erklären. Der Ruf dieses Waffentyps war so gründlich ruiniert, daß man die Maschinenpistolen als man sich dann doch zu ihrer Einführung entschloß, kurzerhand zu Maschinenkarabinern erklärte – und da war ein Bajonett nicht grundsätzlich verkehrt (auch wenn bei britischen Karabinern die Verwendung eines Bajonetts nicht zwingend war).
Mit der Sten wandelte sich das Verständnis ein wenig. Sie wurde zwar auch noch als Maschinenkarabiner bezeichnet. Bei ihrer Einführung stand jedoch die Produktionsvereinfachung im Mittelpunkt, so daß auf jeden überflüssigen Luxus verzichtet werden sollte. Und als Luxus wurde auch der Bajonetthalter angesehen. Die Einführung eines Bajonetts für die Sten war deshalb zunächst nicht vorgesehen.
Dies änderte sich nach einem Einsatzbericht eines britischen Kommandotrupps unter Leitung von Lord Lovat, der den Verlust eines Mannes als vermeidbar ansah, wenn es für die Sten ein Bajonett geben würde. Im August 1942 wurde deshalb eine Sten mit einem Veränderten Lauf erprobt, auf den man das Bajonett des Gewehrs No. 4 aufsetzen konnte. Der Nachteil dieser Lösung bestand aber darin, daß sich dadurch die Produktionszeit der Läufe nachhaltig verlängert hätte. Der Trick bestand daher darin, ein Bajonett zu entwickeln, das ohne Veränderung an der Waffe montiert werden kann.
Die Lösung kam von dem Artillerieoffizier Hearn-Cooper, der eine Federarretierung vorschlug, die in eines der Löcher des Laufmantels eingriff (Foto 1). Das Bajonett ging in dieser Ausführung auch tatsächlich in Serie. Insgesamt wurden 75.800 Exemplare gefertigt. Die Bajonette wurden auch tatsächlich an Luftlandeeinheiten (Foto 2) und Kommandotruppen ausgegeben und im Einsatz verwendet. Soweit gelegentlich zu lesen ist, daß sie unmittelbar nach Kriegsende eingesammelt und größtenteils vernichtet wurden, ist dies unzutreffend. Die Bajonette blieben mindestens bis 1949 im Bestand und wurden auf Anforderung auch ausgegeben.
Neben diesem tatsächlich eingeführten Exemplar, gab es eine Unzahl von Experimentalvarianten. Tatsächlich noch in nennenswerten Stückzahlen produziert, wurde eine Version, bei der das Bajonett über eine Schraube am Laufmantel befestigt wurde (Foto 3 und 4). Das war zumindest stabiler als die Federversion, barg aber das Risiko, daß die Schraube beim Abmontieren verloren ging, so daß das Modell nicht in Serie ging.
Von einer weiteren Variante ist aufgrund eines Einsatzfotos (Foto 5) bekannt, daß es immerhin ein Realstück gegeben haben muß. Aber das ist leider nicht auffindbar, so daß man hier nur auf Kopien zurückgreifen kann (Foto 6 und 7). Und alle Kopien leiden daran, daß keine Arretierung vorhanden ist. Wenn das auch beim Realstück so war, wäre es kein Wunder, daß es nicht eingeführt wurde. Die Spange (Pfeil auf Foto 6) dient zur Befestigung des Bajonetts an der Stahlrohrschulterstütze, so daß bei Verwendung dieser Schulterstütze eine Scheide für das Bajonett nicht erforderlich ist.
Lediglich als Zeichnungen scheinen reine Stahlrohrbajonette entworfen worden zu sein. Dabei handelt es sich im Stahlrohre, die im vorderen Teil zur Klinge geschliffen wurden und am hinteren Ende wieder –wie das erste Bajonett- über eine Feder am Laufmantel befestigt werden.
Ebenfalls bereits im Zeichnungsstadium hängen geblieben sind indische Überlegungen eines Kampfmessers, das über einen Adapter an allen Versionen der Sten befestigt werden kann.
Als mit der Sten Mk. V 1944 eine MP vorgelegt wurde, an der die No. 4-Bajonette problemlos befestigt werden konnten, endeten die Versuche der Briten endgültig, für die Sten Mk. II ein besseres Bajonett zu entwickeln.
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