Mit dem Model VZOR 50 brachte Česká zbrojovka eine Pistole auf der Basis der Walther PPk auf den Markt. Eingerichtet für das Kaliber 7.65 Browning stellte sie sich 1950 der Konkurrenz. Ähnliche Features wie bei ihrem Walther Vorbild waren in ihr verbaut. Automatische Zündstiftsicherung, die über die Abzugsbewegung aktiviert wird. Double Action (DA) Funktion und eine Hahnentspannung beim Sichern der Waffe. Das machte sie zu einer Konkurrenz für die bis dahin vorhandenen Pistolen in diesem Segment. Nicht nur technisch sondern auch von der preiswerten Herstellung versuchten die Böhmen zu punkten.
1970 folgte dann das Model VZOR 70, dass bis ca. Mitte der 1980er Jahre gebaut wurde. Dieses Model unterschied sich nicht wirklich von seinem Vorgänger……oder doch?
Zu meinen persönlichen Schusstests begleiteten mich diesmal folgende Pistolen:
- CZ VZOR M 50, Kaliber 7.65 Browning, Baujahr 1965
- CZ VZOR M 70, Kaliber 7.65 Browning, Baujahr 1982
Mit den gleichen Maßen und Ausstattungsmerkmalen schienen sie auf den ersten Blick als wirklich gleichwertig. Lediglich ein optisches „push-up“ zeigt sich augenscheinlich dem Betrachter.
Der Hahn (wobei ich auch schon VZOR 50er mit 70er Hähnen gesehen habe) und der Demontageknopf sind bei der VZOR 70 einer Modifizierung erlegen. Sollte ein Verschlussaustausch und Magazinwechsel möglich sein? (Bild 2).
Technische Daten Mod.50 / 70:
Gesamtlänge : 170 mm
Gesamthöhe : 110 mm
Gesamtbreite : 27 mm
Lauflänge : 92 mm
Visierlänge : 120 mm
Kaliber : 7.65 mm / 7.65 mm
Magazinkapazität : 8 Patronen
Gewicht : 670 gr
Befindet sich der Magazinhalteknopf bei beiden Pistolen an der gleichen Stelle wie bei den Walther PP u. PPk Modellen, so hat man die Sicherung an der linken Griffseite positioniert.
An der Verschlüssen der VZOR 50 & 70 findet man Unterschiede in der Anzahl der Fingerrillen, sowie einer zusätzlichen Herstellerprägung am 70er Model. Die jeweiligen Abnahmestempel befinden sich an gleicher Stelle.
Die VZOR 50 verfügt über eine glatte Verschlussoberseite während die VZOR 70 eine reflexmindernde Verschlussoberseite hat.
Im Inneren der Verschlüsse zeigen sich keine weiteren Unterschiede. Lediglich die VZOR 50 weist einige Verschleißerscheinungen auf (Bild 3).
Die Magazine zeigen unterschiedliche Magazinschuhe, Verschlussfang- Aussparrungen und Zuführer auf. Die sind aber dennoch unter einander austauschbar. Das bedeutet keine spürbare Veränderung an der Funktion der Waffe (Bild 4).
Die Verschlussrundungen sind bei beiden Pistolen mattiert (Bild 5).
Zerlegen lassen sich die beiden Pistolen „fast“ nach Walther Manier. Durch eindrücken der Zerlegehilfe auf der rechten, vorderen Rahmenseite, wird der Verschlussblock entriegelt. Nun zieht man (bei gedrückt gehaltener Zerlegehilfe) den Verschluss der Waffe zurück und trennt ihn durch anheben vom Griffstück - Fertig – Verschluss mit Schlagbolzeneinrichtung, Griffstück mit Abzugs- /Sicherungseinrichtung und Lauf sowie Rückholfeder und Magazin bilden bei beiden Pistolen die Summe der Einzelteile (Bild 6).
Somit kann man eigentlich sagen, dass sich keine wirklichen funktionellen technischen Unterschiede zwischen den Waffen befinden.
Das bedeutet für den Schusstest, zwei fast identische Waffen gehen an den Start. Beweist sich hier nur der Unterschied in der jeweiligen Präzision der Waffe…oder ist da doch noch mehr…?!
Bei der von mir verwendeten Munition handelt es sich um:
Handelsübliche GECO Patronen, Vollmantel, Geschossgewicht 4,66g/72grain
Das Schussprogramm für die Pistole sah so wie folgt aus:
5 Schuss durch das Geschwindigkeitsmessgerät
Entfernung ca.1 Meter:
- ermitteln der Durchschnittsgeschwindigkeit (V1) und der E1
V1 = 296 m/s / 307m/s
E1 = 204 Joule / 219 Joule
Die Messungen bei der VZOR 50 waren mit den geringsten Abweichung (+/- 5m/s) beim Nachfolger +- 14 m/s
Entfernung 15 Meter:
- 5 Schuss, Spiegel aufsitzen lassen
- Feststellen der Treffpunktlage. (VZOR 50 = 6 tief; VZOR 70 = 6 tief links)
Abschlussscheibe Entfernung 15 Meter:
- je 5 Schuss pro Waffe (nach Haltepunkt)
- je 5 Schuss pro Waffe nach *Verschluss- & Magazinaustausch
* Der Verschlusstausch funktionierte in meinem Fall NUR in der Kombination VZOR 50 Griffstück + VZOR 70 Verschluss und Magazin.
Auswertung der Pistole VZOR 50:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
+ guter Abzug, mit etwas langem Auslösepunkt
+ starre Visierung, die ein schnelles Zielauffassen zulässt
+ Gute Handlage
+ Laden des Magazins leichtgängig
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Auswertung der Pistole VZOR 70:
+ Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
- Betonabzug der einen Präzisionsschuss kaum zulässt
+ starre Visierung, die ein schnelles Zielauffassen zulässt
+ Gute Handlage
+ Laden des Magazins leichtgängig
+ Keine Probleme mit der verwendeten Munition
Gesamtpunktzahl von 6:
CZ VZOR 50 = 6
CZ VZOR 70 = 5
Persönliches Fazit:
Die Pistolen lassen beide erstaunlich gut laden und der Verschluss zum spannen gut fassen. Auch die Magazineinführung ist ohne verkanten möglich.
Das Laden der Magazine sowie das zerlegen der Waffe erweisen sich als leicht und praktikabel. Lässt sich aber (für den gewohnten Walther PP/PPk Bediener) nicht schneller durchführen als wie bei den Walther PP´s oder PPk´s.
Der Griff zur Sicherung ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig, aber erlernbar.
Das Rückstoßverhalten der Pistolen ist sehr gering und dadurch bleibt die Waffe immer gut im Ziel. Die Visierung ist gut erkennbar, wenn auch auf dunklem Hintergrund anspruchsvoll.
Beide Waffen erweisen sich als brauchbare Pistolen ihrer Zeit, wobei für den Herstellungszeitraum für die VZOR 70 wohl schon der Zug für Waffen dieses Typs abgefahren war.
Die Präzision der beiden Pistolen sowie des Mod.50er/70er Mixes war ebenfalls sehr gut. Bedenke man, dass es sich in erster Linie um ein Massenprodukt mit mäßig durchgeführter Qualitätskontrolle handelt (Bild 7).
Die Gesamtverarbeitung beider Pistolen ist mehr als zufriedenstellend. Was dadurch auch ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis darstellt. Als Massenproduktion schon beachtlich.
Als Testsieger geht die VZOR 50 hervor. Wobei hier lediglich der schwergängige Abzug der VZOR 70 ausschlaggebend war.
Ein Test mit zwei Pistolen, der mich nicht enttäuscht, sondern über die Leistungsfähigkeit der östlichen Waffenhersteller beeindruckt hat.
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